Madden NFL 2003 - Test, Sport, PlayStation2, XBox, GameCube, PC

Madden NFL 2003
28.10.2002, Mathias Oertel

Test: Madden NFL 2003

Mit der neuesten Auflage der Madden-Serie von EA haben Konsolen-Besitzer ein echtes Highlight im Schrank stehen. Doch wie sieht es mit der PC-Fassung aus? Kann EA auch auf Rechenknechten die alte und neue Referenz stellen? Welche Verbesserungen gab es im Vergleich zur letztjährigen Version? Wo muss man Eingeständnisse machen? Fragen über Fragen, die wir in unserem Test beantworten werden.

Neben den schon bekannten wie Freundschaftsspielen und dem 30-jährigen Franchisemmodus wartet mit dem Mini-Camp ein neuer, äußerst spaßiger Spielmodus auf Euch: Denn hier müsst Ihr in Trainingssituation verschiedene Aufgaben erfüllen. Das Spektrum reicht dabei von zielgenauen Pässen bis hin zum sauberen Field Goal-Kick und gibt Euch somit ausreichend Gelegenheit, Euch auf die harten Matches vorzubereiten. Schafft Ihr es, die Aufgabe zu erfüllen, wird die passende Spielsituation freigegeben, in der Ihr das eben gelernte unter den entsprechenden Rahmenbedingungen in die Tat umsetzen müsst.

Alte Qualität und neue Features

Schon beim Anblick des Hauptmenüs wird klar, dass die Entwickler sich vorrangig auf den Online-Modus konzentriert haben: in einem Browser-Stil gehalten, habt Ihr schnellen Zugriff auf alle verfügbaren Spielmodi.

Nicht nur die Madden-Cards wurden nicht integriert, auch einen Editor zum Erstellen eigener Spielzüge (in den Konsolenfassungen vorhanden) sucht man vergebens. Wieso dieses Feature auf dem PC nicht integriert wurde, lässt sich nicht nachvollziehen. Genauso wenig wie das Herausnehmen des Football 101, das vor allem Anfängern in den Konsolenfassungen die Angst vor der Spielzugvielfalt nahm und jeden Spielzug mit Vor- und Nachteilen erklärte.

Doch so motivierend die zahlreichen Spielmodi auch sind, ein wesentlicher Aspekt für Einzelspieler ist herausgefallen: die Madden-Karten, die in den Vorgängern die Motivationskurve steil nach oben steigen ließen.

Das ist äußerst schade, zumal die Karten in den Konsolen-Fassungen vorhanden sind und dort ein ums andere Mal für einen erneuten Griff zum Pad sorgen.

Doch auf dem PC kämpft man sich ohne die interessanten Belohnungen durch die Spiele und Modi, wodurch sich Madden relativ schnell zu einer nicht belanglosen, aber auf lange Sicht doch recht eintönigen Angelegenheit für Einzelspieler entwickelt.

Da hilft es auch nicht mehr, dass die Spieler einen starken Editor für Spieler spendiert bekommen und sich eigene Logos und Musiken ins Spiel importieren können.

Da fehlt doch was!

So richtet sich die neueste Auflage der Madden-Serie deutlich an Fortgeschrittene und Profis.

Die werden trotz eingeschränkter Features auch eine Menge Spaß mit dem Spiel haben, auch wenn die Unterschiede zum Vorgänger dadurch fast schon mit der Lupe zu suchen sind.

So erhaltet Ihr bei Erfolgen Tokens, die Ihr in einem Shop für neue Ausrüstung Eures virtuellen Alter Egos einlösen könnt. So können sich Spieler einen wahren Helden erschaffen, der Gegnern sofort klar macht, wie viel Erfahrung Ihr im Online-Football mitbringt.

Online-Held

Wie schon beim Kollegen NHL 2003 scheint EA dieses Jahr auch in der Football-Saison den Online-Spielern den Vorzug zu geben.

Die werden dafür auch mit einem hervorragenden Match-Making-System und einem innovativen Token-System (das offensichtlich die Madden-Karten ersetzen soll) hervorragend bedient.

Auch die Steuerung lässt keine Wünsche offen: Egal ob per Pad (vorzugsweise Sidewinder von Microsoft), Tastatur oder neu als Maus-/Tastatur-Kombo habt Ihr jederzeit alles im Griff. Vor allem die Maus-/Tastatur-Variante kann dabei Akzente setzen, denn die Kamera ist im Vergleich zu den Standardansichten deutlich näher am Geschehen und kann enorme Stimmung verbreiten und so für den letzten Kick sorgen.

Allerdings ist das Spiel nur 60 Tage kostenfrei spielbar. Danach könnt Ihr die Online-Zeit wie bei NHL 2003 nur durch ein weiteres EA Sports-Spiel um weitere 60 Tage verlängern oder müsst eine Gebühr berappen.

Das ist zum einen umständlich und zum anderen für Gelegenheitsspieler äußerst nervig. Denn unter Umständen möchte ich mir nicht unbedingt FIFA oder NHL kaufen müssen, nur um weitere kostenfreie Tage zur Verfügung zu haben.

Und ob die Online-Features einen "Premium-Service" rechtfertigen, muss jeder selbst entscheiden.

Gute KI und Steuerung

Natürlich macht das Spiel gegen menschliche Gegner am meisten Spaß, doch die ausgereifte KI, die im Vergleich zu den Vorgängern nochmals verbessert wurde und Euch stets fordert.

Grafisch macht die Fassung dieses Jahres ebenfalls einen sehr guten Eindruck und wurde nochmals verbessert. So wurde zum Beispiel die Anzahl der verschiedenen Animationen nochmals erhöht, wodurch die Bewegungen so realistisch und variantenreich wie noch nie ausfallen.

Auf der Höhe der Zeit

Auch die Stadien sind gewohnt gut gestaltet und sind bis auf den letzten Platz mit animierten Zuschauern gefüllt, die allerdings wie gehabt aus Papp-Kameraden bestehen, was sich aber nicht negativ auf den Gesamteindruck auswirkt. Denn Nahaufnahmen der Zuschauer finden so gut wie nie statt.

Und dass bei Madden die Präsentation inklusive der teilweise spektakulären Wiederholungen TV-Standard erreicht und teilweise sogar darüber hinaus geht, nimmt man angesichts der sich ständig nach oben drehenden Grafikschraube fast schon gleichmütig zu Kenntnis.

Dass allerdings bei all den ausgefeilten Animationen und hervorragenden Texturen und Wettereffekten die Hardware-Anforderungen erfreulich niedrig ausfallen, ist lobenswert und sollte anderen Entwicklern ein Beispiel sein.

Gut, aber Englisch

Da sich Madden NFL 2003 (ab 4,99€ bei kaufen) sowieso in erster Linie an Kenner der Sportart richtet, wird es die meisten kaum stören, dass die fachkundigen Kommentare von Al Michaels und John Madden nicht übersetzt wurden.

Die teilweise brachialen Soundeffekte und die gute Zuschauerkulisse können ebenfalls überzeugen und werden durch einen sehr guten und äußerst stimmigen Rock-Soundtrack abgerundet.

Fazit


Neben den herausragenden Konsolen-Fassungen wirkt die PC-Version von Madden NFL 2003 ein wenig fade, was vor allem die Einzelspieler betrifft. Weniger Spielmodi und vor allem der Verlust der Madden-Karten nimmt für Einzelspieler ein wenig der Motivation, die einzig von dem sehr guten Franchise-Modus aufrechterhalten wird, der allerdings durch den fehlenden Spielzug-Editor wieder gemindert wird. Dabei stimmt eigentlich das Umfeld: technisch auf der Höhe der Zeit, eine hervorragende KI und unabhängig von der gewählten Steuerungsart bietet Madden immer die perfekte Kontrolle. Doch unter dem Strich ist die Fassung dieses Jahres nur ein laues Grafik- und Roster-Update. Glücklicherweise hat EA beim motivierenden Online-Modus mit den Tokens nicht geschlampt und entschädigt die Mehrspieler-Fans mit einem neuen innovativen System. Dass man allerdings nur 60 Tage kostenlos spielen kann, dämpft die Euphorie ein wenig. Madden ist und bleibt zwar die ungeschlagene Referenz, ist aber nur Hardcore-Fans und Spielern zu empfehlen, welche die aktuellen Mannschaften brauchen und die häufig online spielen.

Pro

  • <li>sehr gute KI</li><li>Mini-Camp-Modus</li><li>starke Online-Features</li><li>sehr gute Steuerung</li><li>schöne detaillierte Grafik</li><li>hervorragende Soundkulisse</li><li>eigene Logos und Musiken möglich</li>geringe Hardware-Anforderungen

Kontra

  • <li>nur in Englisch</li><li>umständliches Online-Kosten-Modell</li><li>keine Madden-Cards</li><li>weniger Single-Player-Modi als in den Konsolen-Fassungen</li><li>kein Spielzug-Editor</li>

Wertung

PC