NHL 2003 - Test, Sport, PlayStation2, PC, XBox, GameCube

NHL 2003
30.10.2002, Mathias Oertel

Test: NHL 2003

Es ist wieder einmal an der Zeit, seine Schlittschuhe anzuschnallen, sich einen Stock zu schnappen und auf Puckjagd zu gehen: Die erfolgreiche NHL-Serie von Electronic Arts geht in die nächste Runde. Und nachdem bereits der American Football-Kollege Madden in diesem Jahr gewaltig zulegen konnte, waren wir gespannt, ob auch NHL 2003 (ab 10,90€ bei kaufen) mit ähnlich effektiven Verbesserungen auflaufen kann. Mehr dazu im Test!

In den über zehn Jahren NHL-Geschichte, die Electronic Arts bisher geschrieben hat, hat sich die NHL-Serie vor allem grafisch gewandelt und sich an die jeweilige Hardware angepasst, während das Gameplay weitestgehend unangetastet blieb. Zwar gab es immer wieder leichte Abweichungen in Richtung Arcade respektive Simulation, doch unter dem Strich wussten die Spieler immer genau, was sie mit NHL erwartet: schnörkellose, rasante Action.

Arcade vs. Simulation

Insofern halten sich die spielerischen Neuerungen zum exzellenten Vorgänger auch in Grenzen. So wurde erwartungsgemäß an der KI gefeilt, die Euch bei NHL 2003 in den vier Standard-Spielmodi Freundschaftsspiel, Turnier, Karriere und Playoffs so fordert wie nie zuvor.

Allerdings bieten diese Spielmodi wenig Überraschungen und sind mittlerweile nur noch Standard. Motivierende Abhilfe hätte frische Variationen schaffen können, wie sie zum Beispiel beim American Football-Kollegen Madden mit dem Mini-Camp vorhanden sind.

Doch Eishockey-Cracks werden sich daran vermutlich wenig stören und an den neuen Gameplay-Features laben, von denen vor allem die neue "Deke-Funktion" erwähnenswert ist. Denn jetzt ist es Euch möglich, unter Zuhilfenahme des rechten Sticks die Stockhand separat zu steuern, wodurch neue Puckführungs-Möglichkeiten eröffnet werden. Und es macht richtig Spaß, mit ein wenig Übung den gegnerischen Torwart mit einem Deke zu foppen und dann den Puck einzutunken.

Dass sich der Rest der Steuerung als gewohnt gut und direkt präsentiert, ist man von der Serie zwar schon seit Jahren gewöhnt, soll hier aber doch Erwähnung finden, da es genügend Beispiele gibt, wo bei Fortsetzungen die Steuerung deutlich schlechter war als beim ursprünglichen Spiel.

Die Dekes haben noch einen weiteren Vorteil: Mit jedem erfolgreichen "Dribbling" füllt sich Eure Gamebreaker-Anzeige auf. Ist sie randvoll, könnt Ihr per Knopfdruck den Gamebreaker auslösen. Nun wird Eure Umgebung quasi auf Zeitlupe geschaltet, während Euer Spieler sich in Normalgeschwindigkeit weiterbewegt.

Gamebreaker-Time

Doch der vermeintliche Vorteil, der sich daraus ergeben soll, löst sich recht schnell in Wohlgefallen auf. Denn meistens verpufft der Gamebreaker auf Grund einer unglücklichen Kameraperspektive und den sich immer noch in Schussrichtung befindlichen Gegnern.

Im Gegensatz zu der PC-Fassung gibt es in den Konsolen-Fassungen durch besondere Leistungen Punkte, die Ihr gegen NHL-Karten-Pakete eintauschen könnt. Diese Karten erweisen sich aber nicht nur als gefundenes Fressen für Jäger und Sammler.Ihr könnt mit den Karten auch Gimmicks, Boni und Cheats aktivieren, wodurch sich unter Umständen der Spielverlauf im entscheidenden Moment zu Euren Gunsten dreht.

Hier war die Lösung im Vorgänger besser, wo bei einem "Breakaway" auf eine ähnliche

Perspektive geschaltet wurde, die jedoch weitaus stimmungsvoller war.

Überhaupt wurden die spektakulären Sequenzen, die in NHL 2002 noch für viel Stimmung gesorgt haben, gnadenlos entfernt. So zum Beispiel die grandios in Szene gesetzten knallharten Bodychecks, die beim Vorjahresmodell für Atmosphäre gesorgt haben.

Zwar ist die Eishockey-Stimmung immer noch da, fällt aber deutlich schwächer aus als im letzten Jahr.

Kartenflut und Statistikwahn

Und natürlich haben die Entwickler auch wieder einen ganzen Haufen Optionen zur Verfügung gestellt, so dass die Spieler die Puckjagd den eigenen Bedürfnissen anpassen können. Vom Abschalten einiger oder aller Regeln bis hin zur Puckphysik reicht dabei die Palette, so dass sich sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene und Profis gefordert fühlen können.

Wie man es von EA gewöhnt ist, gibt es auch in NHL 2003 wieder einen umfangreichen Statistikteil, der Euch jederzeit darüber Aufschluss gibt, wer der Beste auf dem Eis ist.

Ganz mutige Spieler werden sich ein eigenes Team zusammenstellen, um gegen die weltbesten Mannschaften anzutreten. Und wer dabei genügend Zeit und Muße mitbringt, wird sich mit dem komfortablen Editor eigene Spieler bauen, um den Mannschaftsroster aufzufüllen und den gegenwärtigen Superstars zu zeigen, wer der Meister ist. Leider hält sich die Anzahl der verschiedenen Bauteile doch in Grenzen, so dass es nur den wenigsten gelingen wird, einen Spieler zu erstellen, der ihnen ähnlich sieht.

Superstar im Eigenbau

Es ist kaum zu glauben, aber die Entwickler haben es tatsächlich geschafft, die bereits sehr gute Grafik der letztjährigen Fassung zu verbessern. Zwar gibt es nur wenige neue Animationen und Texturen zu bewundern, doch die vorhandene Grafikpracht wurde an allen Ecken und Enden verfeinert und liefert jetzt ein noch geschmeidigeres Aussehen.

Noch schöner, noch besser, gleiche Probleme

Darauf müssen Spieler in diesem Jahr verzichten. Der dafür wieder eingeführte englische Kommentar ist zwar auch passend, steht meist in direktem Zusammenhang mit dem Spiel und sorgt auch hier und da für einen Lacher, doch die grandiose Atmosphäre, die von Version 2002 aufgebaut werden konnte, hat sich verabschiedet.

Auch die allgemeine Präsentation lässt wenig zu wünschen übrig: Die Menüstruktur ist durchdacht, die Mannschaftsvorstellungen sind stimmig und die Wiederholungen fernsehreif wie immer.

Doch natürlich gibt es auch ein paar Wermutstropfen, die den Gesamteindruck schmälern. Dass die beeindruckenden Checks und Gamebreaker heraus gefallen sind, haben wir schon erwähnt.

Auch bei den Zuschauern hat sich nicht viel getan. In der normalen Spielansicht bestehen sie immer noch aus unschönen Papp-Kameraden. Und werden die Zuschauer in Großaufnahme gezeigt, bewegen sich die Polygon-Figuren vor einer teils mageren Kulisse.

Doch unter dem Strich ist und bleibt die Grafik von NHL 2003 beeindruckend, ohne den Spieler jedoch vom Spielgeschehen abzulenken - genau so, wie es sein muss.

Wieso Englisch?

Ein Highlight von NHL 2002 war der deutsche Kommentar, der witzig, fachkundig und meistens zur Spielsituation passend die Aktionen auf dem Eis ergänzte.

Wenig zu kritisieren gibt es jedoch an den Soundeffekten, die wie immer hervorragend sind und einem wirklich das Gefühl vermitteln, inmitten eines hart umkämpften Spieles zu sein.

Auch bei der Musik hat sich EA nicht lumpen lassen und für den Soundtrack u.a. Songs von Papa Roach, Jimmy Eat World und Queens of the Stone Age lizenziert, die wunderbar zum brachialen Kampf um den Puck passen.

Fazit


Auch wenn die spielerischen Ergänzungen und Neuerungen durchaus sinnvoll sind: Die diesjährige Auflage der NHL-Serie kann nicht so überzeugen wie die Fassung des letzten Jahres. Zwar wurde nochmals an der Grafik gefeilt, wodurch der Eishockey-Dino so gut aussieht wie nie zuvor, doch da zum Beispiel die spektakulären Check-Sequenzen des Vorgängers fehlen, wurde die Atmosphäre-Schraube leicht zurückgedreht. Auch die Tatsache, dass der Kommentar nur noch in Englisch vorhanden ist, sorgt für leichte Enttäuschung. Zwar ist NHL 2003 die spielerisch ausgereifteste Variante der Serie, doch in punkto Präsentation ist ein deutlicher Rückschritt zu spüren. Vielleicht sollten die Entwickler mal im eigenen Hause bei den Kollegen von Madden über die Schulter schauen - denn hier findet alljährlich eine konsequente Weiterentwicklung der Serie statt.

Pro

  • <li>rasante Eis-Action</li><li>verbesserte KI</li><li>neue Deke-Funktion</li><li>über 180 NHL-Karten</li><li>sehr gute Animationen</li><li>klasse Soundkulisse</li><li>passabler Spieler-Editor</li><li>eigene Teams möglich</li><li>umfangreiche Optionen</li><li>ausufernde Statistiken</li>

Kontra

  • <li>nur englischer Kommentar</li><li>Präsentation nicht mehr so spektakulär</li><li>Standard-Einstellungen nicht optimal</li><li>Gamebreaker-Funktion weitestgehend sinnlos</li>

Wertung

PlayStation2