Need for Speed: Hot Pursuit 2 - Test, Rennspiel, GameCube, PC, XBox, PlayStation2

Need for Speed: Hot Pursuit 2
01.11.2002, Mathias Oertel

Test: Need for Speed: Hot Pursuit 2

Wenn man sich die Spiele auf der Xbox anschaut, haben Rennspiele einen vergleichsweise übergroßen Anteil. Andererseits eignet sich die von allen gepriesene Hardware auch besonders gut für dieses Genre. Insofern können sich Xbox-User berechtigte Hoffnungen machen, dass sich Need for Speed Hot Pursuit 2 als neuer Standard im Arcade-Racing etablieren kann - zumal sich die PlayStation 2-Fassung auf Anhieb auf Platz 1 im Genre schieben konnte. Ob dieses Kunststück auch auf der Xbox gelungen ist, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Wer ein bisschen über den System-Tellerrand schaut, dem wird auffallen, dass sich die Xbox-Fassung deutlich von der PS2-Version unterscheidet. Das ist auch kein Wunder, denn während die PS2 von Black Box Games bearbeitet wurde, wurde diese Version intern bei EA in Phoenix entwickelt.

Anderes Team, gleiches Spiel?

Gleich geblieben ist freilich die Grundauswahl. Denn Hot Pursuit 2 vereint zwei Spiele in einem: Heiße Straßenrennen, die Ihr nur gegen Gegner und entgegenkommenden Verkehr bestreitet, und im Hot Pursuit-Modus gnadenlose Jagden mit Gegnern und Polizei, die Euch immer schwer auf den Fersen ist. Dabei schreckt sie auch vor schwerem Geschütz nicht zurück und jagt Euch mit Straßensperren und explosiven Fässern abwerfenden Helikoptern bis zum Letzten.

Dementsprechend finden sich zahlreiche Unterschiede, die das Gameplay nicht gerade positiv beeinflussen.

Die Hauptaufgabe liegt für Einzelspieler in der Bewältigung des Missionsbaumes, der mit jeweils 33 Missionen auf Euch wartet. Die Aufgaben reichen dabei von einfachen Zeitrennen bis hin zu Meisterschaften und K.O.-Rennen. Im Hot Pursuit-Modus warten zusätzlich noch Aufgaben auf Euch, bei denen Ihr eine bestimmte Anzahl von Rasern dingfest machen müsst.

Doch hier hören die spielerischen Gemeinsamkeiten schon weitestgehend auf. Der Missionsbaum ist zwar deutlich übersichtlicher als auf der PS2, ist aber auch deutlich linearer. Zudem gibt es für erfolgreich absolvierte Missionen auch keine Autos oder Strecken zum Freispielen. Stattdessen kriegt Ihr je nach Platzierung im Rennen Punkte, die Ihr wiederum nützen könnt, um die insgesamt zwölf Strecken -die in vier Variationen (vorwärts, rückwärts, jeweils gespiegelt) und die über 40 Fahrzeuge freizuschalten. Im Endeffekt erfüllen die Punkte zwar den gleichen Zweck wie auf der PS2, doch auf Sonys Konsole kam durch die direkten Belohnungen eine höhere Motivation auf.

Unterschiede en masse!

Auch in den freien Rennen (der Herausforderung) sind starke Unterschiede spürbar, die sich vor allem in der Optionsvielfalt äußern. So kann man den Verkehr zwar aktivieren, aber nicht die Stärke festlegen. Auch eine Möglichkeit, Schäden an oder aus zu stellen, wurde nicht eingebaut.

Auch die Abhängigkeit, bestimmte Missionen nur beim Erreichen einer bestimmten Platzierung freizugeben, sucht man vergeblich. Schafft man wenigstens die Bronze-Medaille werden die nächsten Wettbewerbe ohne Einschränkung freigeschaltet.

Natürlich könnt Ihr auch gegen menschliche Fahrer antreten. Doch obwohl die Konsole eigentlich über Vier-Spieler-Unterstützung verfügt, könnt Ihr nur gegen einen menschlichen Fahrer antreten und ihn zu einem normalen Rennen, einem Rennen mit Cop-Jagd oder einem Kampf Cop gegen Raser herausfordern. Allerdings fehlt die Möglichkeit mit einem menschlichen Cop-Fahrer gegen einen Verkehrssünder anzutreten, wodurch dem Multiplayer-Modus definitiv ein wenig der Reiz genommen wird.Probleme mit der Polizei

Dadurch reduziert sich Hot Pursuit völlig unnötig zu einem weitestgehend durchschnittlichen Arcade-Racer mit Standard-Optionen. Dabei zeigt die PS2 doch eindrucksvoll, dass es auch anders gehen kann.

Multiplayer-Fun?

Doch schauen wir erst einmal, was gleich gelieben ist: Zwar gibt es auf der Xbox generell weniger unterschiedliche Strecken als auf der PS2, doch die vorhandenen sind fantastisch designt. Die Mischung aus Hügeln und Tälern sowie langen Geraden und anspruchsvollen Kurven ist ausgewogen und schlichtweg genial - zumal jede Strecke über zahlreiche Abkürzungen verfügt, von denen sich einige besser, andere weniger gut dazu eignen, an Polizei und Gegnern vorbeizuziehen. Doch selbst, wenn sich eine Alternativ-Route als zeitaufwändiger als erwartet erweist, kann sie immer noch ihren Zweck erfüllen, um die Polizei abzuschütteln.

Hat man die grundlegenden Spielunterschiede gerade verkraftet, wartet beim ersten Betreten der Strecke ein weiterer Schock: Auch spielerisch tun sich wahre Unterschiedsabgründe zwischen der vorliegenden Fassung und der PS2-Version auf.

Denn hier wartet schon der nächste Unterschied auf Euch: Im Gegensatz zur PS2-Fassung macht die Polizei nicht mehr Jagd bis zum bitteren Ende auf Euch. Solltet Ihr es schaffen, aus dem Blickbereich der Polizei zu kommen, läuft ein Balken runter, der dafür sorgt, dass die Polizei die Verfolgung aufgibt, wenn Ihr es schaffen solltet, den Balken bis ganz unten zu bringen.

Weiterhin ist das Verhalten der Polizei bei Weitem nicht mehr so vorhersehbar wie auf der PS2. Das liegt aber nicht nur daran, dass der Radar-Warner herausgefallen ist. Auch die KI der Polizei ist vollkommen unberechenbar.

Während bei der PS2 weitestgehend sicher ist, dass die Polizei auf den ersten Raser Jagd macht, der an ihr vorbei zieht, könnt Ihr hier auch schon mal mit Höchstgeschwindigkeit an einem wartenden Streifenwagen vorbeiziehen, ohne dass der auch nur einen Finger rührt. Der nächste Streckenposten sieht Euch dann schon im Rückspiegel und beginnt die Jagd, obwohl Ihr noch nicht einmal in der Nähe seid. Dadurch wird Hot Pursuit 2 vollkommen unberechenbar und verliert deutlich an Spaß.

Im Gegensatz zur PS2 gibt es auf der Xbox auch nur noch ein Fahrmodell, das in etwa dem arcade-lastigen Klassik-Modell auf Sonys Konsole entspricht. Dementsprechend steuern sich die Wagen sehr direkt, schaffen aber trotzdem die Gratwanderung zwischen Realismus und Spielspaß.

Denn auch das Ticketlimit wurde gnadenlos heruntergesetzt. Statt drei Mal wie auf der PS2 dürft Ihr hier der Polizei nicht ein Mal ins Netz gehen, da das Rennen ansonsten gelaufen ist - bedauerlich, aber wahr!

Der Asphalt glüht - aber nur noch schwach

Ein ausgefeiltes Schadensmodell sucht man ebenfalls vergeblich. Zwar gibt es bei entsprechenden Anstrengungen optische Schäden, doch so weit, dass das Fahrverhalten beeinflusst wurde, haben wir es in den zahlreichen Rennen nie geschafft.Auch andere kleine Details der PS2-Fassung haben nicht den Einzug geschafft: Dazu gehören unter anderem die Zeitabstands-Anzeige zu den Gegnern und vor allem die beiden Gebietskameras, die man hier schmerzlich vermisst. Denn obwohl die Rundum-Ansicht größtenteils nur kosmetischer Natur war, hat sie genau so zur Atmosphäre beigetragen wie die "Strecken-Vorschau", die Euch über die kommenden Abschnitte informierte.

Der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen ist ebenfalls nicht so ausgewogen, wie wir ihn auf der PS2 kennen gelernt haben. Grundsätzlich sind die Missionen leichter zu bewerkstelligen, insofern man sich leichte fahrerische Talente und vor allem Streckenkenntnis aneignet.

Wieso EA Phoenix diese Kameras nicht eingebaut hat, entzieht sich meiner Vorstellungskraft.

Wenigstens die Sprung- und Unfallkameras haben den Sprung in diese Version geschafft und können hier und da für Stimmung sorgen.

Denn so reduziert sich Hot Pursuit 2 auf einen gerade mal leicht überdurchschnittlichen Arcade-Racer, der hauptsächlich vom Cop-Modus, dem ausgefeilten Streckendesign und dem großen Namen lebt.

Leider wird dadurch selbst der ausgefeilteste Missionsbaum zu einem auf Dauer eintönigen Pflichtprogramm.

In einem Punkt ist man der PS2-Fassung voraus: Fast schon EA-typisch hat man Statistiken eingebaut, die einen über das Erreichte auf dem Laufenden halten. Neben erreichten Medaillen, erhaltenen Strafzetteln und Eurer persönlichen Höchstgeschwindigkeit sind aber nur Standardwerte betroffen.

Woran dann? Die aufwändigen Partikel- oder Lichteffekte sowie Details wie Nebelbänke können es auch nicht sein, denn im Vergleich zur PS2 wurden die auf ein Minimum herabgestuft. Dadurch wirken die grundlegend gut designten Strecken steriler und unbelebter als beim Sony-Bruder, was sicherlich nicht nötig gewesen wäre.

Schön, aber...

Wer nach der PS2-Version auf der scheinbar überlegenen Xbox ein Grafikfeuerwerk erwartet, wird sich verwundert die Augen reiben. Denn insgesamt zwar farbenfroher und schärfer als auf der PS2, wird die Xbox von unverständlichen Problemen heimgesucht.

Die sind vor allem in der Bildwiederholrate zu finden, die in manchen Momenten gewaltig in die Knie geht und ein Ruckeln an den Tag legt, das man so nicht erwarten würde.

Doch nur an den hervorragend aussehenden Fahrzeugen, in deren Lack sich sogar die Umgebung spiegelt, kann es nicht liegen.

Soundeffekte wie Motorengeräusche, quietschende Reifen usw. sind ebenfalls passabel, kommen aber letzten Endes nicht über guten Durchschnitt hinaus. Vor allem die Motorengeräusche wirken allesamt etwas blechern. Die Sprachausgabe, die vor allem im Hot Pursuit-Modus zum Einsatz kommt, ist wiederum sehr gut gelungen.

Auch die unspektakuläre Wiederholung, die nur eine Kameraperspektive bietet, drückt man schnell weg und wünscht sich sehnlichst eine PS2.

Rock Me, Baby

Wer mit Rockmusik nichts anfangen kann, sollte die Musiklautstärke runterfahren. Denn mit Tracks von z.B. Uncle Kracker, Bush, Course of Nature und Rush steht eine brachiale, aber letzten Endes vollkommen passende Musikuntermalung auf dem Programm.

Allerdings fallen die Sprachsamples ingesamt nicht so zahlreich und witzig aus wie auf der PS2. Zudem ist die Standard-Einstellung der Soundmischung nicht ganz optimal. Im Gegensatz zum PS2-Vorbild muss man schon ein bisschen mit den Optionen spielen, bis man eine Einstellung gefunden hat, die allen Soundelementen den gleichen Stellenwert einräumt.

Fazit


Xbox-Besitzer werden sich verwundert die Augen reiben. Denn außer dem ausgefeilten Streckendesign, der guten Steuerung und den grundlegenden Spielmodi ist kaum etwas von dem übrig geblieben, was bei der PS2-Fassung für den Award gesorgt hat. Grafisch auf den ersten Blick zwar recht eindrucksvoll, können sich Ruckler hier und da nicht verstecken - was um so unverständlicher ist, wenn man sich die Detailfreude auf der PS2 anschaut, die auf der Xbox bei Weitem nicht erreicht wird. Dass bei dieser Fassung ein anderes Team verantwortlich ist, merkt man dem Spiel schon vom ersten Moment an an. In jeder Hinsicht schwächer als die PS2-Version kann sich Hot Pursuit 2 zwar als recht kurzweiliger, aber letzten Endes wenig langlebiger und nur leicht über dem Durchschnitt liegender Genre-Vertreter präsentieren. Schade, denn hier werden zahllose Möglichkeiten verschenkt und Fans, die neidisch auf die PS2 schauen müssen, gnadenlos hinters Licht geführt.

Pro

  • <li>zwölf Strecken in vier Varianten</li><li>mehr als 60 Missionen</li><li>gutes Streckendesign mit zahlreichen Abkürzungen</li><li>gute Soundkulisse</li><li>gute Steuerung</li><li>Statistiken</li>

Kontra

  • <li>Multiplayer nur für zwei Spieler</li><li>auf Dauer sehr eintönig</li><li>Action-Kameras der PS2-Fassung fehlen</li><li>willkürliches Polizeiverhalten</li><li>PS2-Fassung mit durchdachteren Features</li><li>gewisse optische Details der PS2-Version fehlen</li><li>kein Cop-Modus für Multiplayer</li><li>Grafik-Ruckeln</li>

Wertung

XBox