Rune - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation2

Rune
07.11.2000, Jörg Luibl

Test: Rune

Gleich tanzt der Hammer! Im neuen 3D-Ego-Fighter von Take 2 kämpft Ihr Euch durch die raue Sagenwelt der Wikinger. Obwohl das Spielprinzip nichts Neues bringt, besticht Rune (ab 33,99€ bei kaufen) vor allem durch seine nordische Endzeit-Atmosphäre...

Gleich tanzt der Hammer! Im neuen 3rd-Person-Fighter von Take 2 kämpft Ihr Euch durch die raue Sagenwelt der Wikinger. Obwohl das Spielprinzip nichts Neues bringt, besticht Rune vor allem durch seine nordische Endzeit-Atmosphäre: Es ist düster, es ist dunkel und es gilt das Gesetz des Stärkeren. Um es kurz zu machen: Rune rockt!

Ragnar, Sohn des Jurt, ist ein junger Krieger und muss sich seinen Ruhm noch hart erkämpfen. Bisher konnte er sich zwar tapfer im Zweikampf ("Holmgang") beweisen, und wurde sogar als Jüngster in die Kriegerschar der "Odinsklinge" aufgenommen. Aber noch gilt er für manche Neider nicht als vollwertiges Mitglied, weil er sich bisher in keiner richtigen Schlacht bewiesen hat.

Story

Als jedoch ein befreundetes Dorf von dunklen Wikingern angegriffen wird, scheint sich Ragnar endlich die Gelegenheit zu bieten, die eigene Tapferkeit mit Axt und Schild unter Beweis zu stellen. Voll gerüstet eilt die "Odinsklinge" auf die Langschiffe, doch in der Bucht wartet bereits der abtrünnige Conrack. Dieser hat den alten Göttern entsagt und dient mittlerweile Loki, dem dunklen Gott der Lügen.

Mit schwarzer Magie wird das Langschiff in Brand gesteckt; die ganze Besatzung stürzt in die eisigen Fluten des Fjords.Obwohl das Spiel auf einer linearen Story beruht, sorgen solche filmischen Zwischensequenzen und das willkürliche Eingreifen der Götter für eine hohe Spannungskurve.

Die beiden Langschiffe nähern sich, Äxte und Schwerter werden gezückt, Kampfgeschrei ertönt...aber statt der erhofften Schlacht kommt es für Ragnar und seine Mannen zur Katsatrophe:

Doch die Götter sind dem jungen Recken hold. Allvater Odin höchstpersönlich rettet Ragnar das Leben und betraut ihn sogleich mit einer heiklen Aufgabe: Gott Loki schart nämlich immer mehr Wikinger um sein dunkles Banner und versucht die verehrten Runensteine zu zerstören. Sollte ihm dies gelingen, kann er die magische Barriere, die ihn noch in der Unterwelt gefangen hält, zerstören und dann naht das Schicksal der Götter, die letzte Schlacht: Ragnarök.

Leider gibt es auch kein genreübliches Tutorial zur Handhabung der Steuerung und der Kampftechnik. Man sollte sich daher schon im ersten Level, dem Dorf Wotankeld, ausgiebig mit der Bewegung und den Waffen vertraut machen. Denn schon nach dem ersten Übungskampf findet sich Ragnar in der nordischen Unterwelt (Hel) wieder. Gerade hier muss Ragnar à la Tomb Raider klettern, springen und schwimmen.

Gameplay

Insgesamt wird sich Ragnar auf seiner Reise durch 25 Level kämpfen. Da kein Automapping integriert wurde, dürften schon die ersten Level die Suche nach dem Ausgang für so manchen Einsteiger zur Odyssee werden lassen.

Aber es geht auch direkt zur Sache: Zwar stören einen zu Beginn nur Riesenkrabben und Würgepflanzen, aber vor allem letzteren sollte man aus dem Weg gehen: Zu schnell wird man von den Tentakeln gepackt und wild durch die Luft gewirbelt. Die fiesen Kobolde verlangen Ragnar dann schon den Einsatz von Schild und Schwert ab. Aber aufgepasst: Ein Schild schützt nicht ewig und sollte mit der Zeit ausgewechselt werden. Es finden sich insgesamt 15 Nahkampfwaffen im Spiel, darunter Breitschwerter, Keulen, Äxte und Hämmer.

Mit seiner Runenmagie kann Ragnar die Waffen zu mächtigen Artefakten aufrüsten, die Flammen züngeln lassen oder ganze Gegnerscharen mit Kälteschocks begrüßen. Gelangt Ragnar in den Besitz einer Kraftrune, wird er zum Berserker und mäht im Blutrausch alles nieder was sich bewegt. Angesichts einer Übermacht an Gegnern, deren Bekämpfung durchaus in wilde Klick-Orgien ausarten kann, sollte Ragnar manchmal auf die Ehre verzichten und sich lieber in Bäumen verstecken; peinlich, aber effektiv: Isolierte Gegner und ein Hinterhalt bringen manchmal eben mehr als ungestümer Kampfgeist.

Sollte sich die Lebensenergie bedrohlich dem Tiefstand nähern, kann man unterwegs Früchte sammeln, Met trinken oder Tiere jagen; Echsen verschlingt Ragnar übrigens am liebsten roh. Wenn man im Laufe des Spiels in die Festung der dunklen Wikinger gelangt, wird man schnell merken, dass das Kampfsystem eher nervöse Mausfinger anspricht als anspruchsvolle Kampfkünstler. Und so funktioniert Hack & Slay: Mit der rechten Maustaste den Schild hochreißen, ausweichen und mit der linken Maustaste zuschlagen. Wenn man Glück hat, trifft man den Hals und lässt Köpfe rollen -bei den Zombies ist das sogar die einzige Möglichkeit zu bestehen. Wenn man zu langsam ist, kann man schon mal die Reisetasche für Walhalla packen. Das spannende -aber hektische- Kampfgeschehen beruht teilweise zu stark auf dem Prinzip Zufall und verhindert, dass Rune zur angekündigten Nahkampf-Referenz wird.

Humanhead Studios haben sich intensiv mit der Kultur der Nordmänner beschäftigt und sich größtenteils an architektonische und stilistische Vorbilder der Wikingerzeit gehalten. So finden sich z.B. auf den Querbalken und Türen mancher Langhäuser schöne Holzschnitzereien in der nordischen Flechtband-Ornamentik. Trotzdem betont Chef-Entwickler Timothy Gerritsen: "[but] Rune is an action game - it`s not the Discovery Channel - so we have to keep it fun and interesting." Aus diesem Grund müssen sich die Wikinger-Kenner unter Euch wieder mal über die unhistorischen Hörnerhelme ärgern.

Grafik /Sound

Die Level sind wirklich beeindruckend und abwechslungsreich gestaltet. Hier wurde das ganze Potenzial der aufgepeppten Unreal-Engine genutzt. Gerade im Hinblick auf Grafik und Sound haben die Entwickler wirklich ein atmosphärisches Meisterstück vollbracht: Die ganze Nahkampf-Action gewinnt erst durch das sehr gute Leveldesign und den abwechslungsreichen Sound an Klasse. Man fühlt sich teilweise an das bedrohlich-dunkle Flair von Heretic 2 erinnert - kein Wunder, denn zahlreiche Mitglieder des Humanhead-Teams haben an der Heretic-Reihe mitgearbeitet.

Insbesondere die Hintergrundmusik und der Sound sorgen für die düstere Endzeit-Atmosphäre: Stimmen flüstern geheimnisvoll in Runenhainen und künden vom drohenden Unheil, traurig-melodische Passagen begleiten Ragnar in der Unterwelt, und wenn Euch urplötzlich ein brachialer Orchestersound zusammenzucken lässt, dann könnt ihr sicher sein, dass gerade ein Eistroll aus der Deckung jagt - wahrscheinlich hinter Euch.

Zwei Multiplayer-Modi werden offiziell unterstützt: Zum einen das RuneMatch, wo jeder gegen jeden kämpft, und zum anderen das TeamMatch, wo sich Spieler zu Kriegshorden zusammenschließen und gegeneinander antreten. Gespielt werden kann per TCP/IP über LAN (Local Area Networks), Modem oder das Internet.

Multiplayer

Fazit

Wer 3D-Grafik und beinharte Action mag, und schon immer mal den Hammer tanzen lassen wollte, der liegt mit Rune genau richtig. Ragnars Kämpfe sind aufregend und imposant in Szene gesetzt. Aber Vorsicht: Einsteigerfreundlich ist Rune aufgrund des fehlenden Tutorials und des hohen Schwierigkeitsgrades nicht gerade. Das Spiel erinnert auf den ersten Blick an Heretic 2 und Die-by-the-Sword. Letzteres hatte zwar ein sehr gewöhnungsbedürftiges, aber dafür innovatives Kampfsystem - da muss Rune leider passen. Hätten die Entwickler mehr Gewicht auf selbiges gelegt (Trefferzonen, verschiedene Attacken, Kombinationen etc.), wäre Rune sicher ein 4Players-Award vergönnt gewesen. Trotzdem schlägt Rune die derzeitigen Konkurrenten, wie etwa FAKK 2, dank der spannenden Story und der einmaligen Spiel-Atmosphäre.

Download Rune-Demo

Interview mit Timothy Gerritsen: www.gameslice.com/features/rune/index.shtml

Wertung

PC