Blinx - The Time Sweeper - Test, Plattformer, XBox

Blinx - The Time Sweeper
05.11.2002, Marc

Test: Blinx - The Time Sweeper

Waren Jump&Runs bis dato der PlayStation 2 und dem GameCube vorbehalten, will Blinx - The Time Sweeper nun einen Großangriff auf die Konkurrenz starten, um Freunde des Genres für die Xbox zu gewinnen. Ob aber die vierte Dimension - die Zeit - ausreicht, um die Karten im hart umkämpften Genre neu zu mischen, verrät unser Test.

Kater Blinx ist ein ganz normaler "Zeitfeger" und Hausmeister in der Zeitfabrik. Dort repariert er kleinere Zeitanomalien und sammelt verlorene Zeitkristalle. Doch als er erfährt, dass eine Bande von Ganoven die Prinzessin entführt hat, macht er sich sofort auf den Weg, um die holde Schönheit aus ihrer Gefangenschaft zu befreien.

Staubsauger statt Maschinengewehr

Da aber Hausmeister nur in den seltensten Fällen Waffen in ihren Gerätschaften haben, nimmt Blinx kurzerhand seinen Staubsauger TS 1000 mit auf sein Abenteuer. Mit dessen Hilfe kann er neben Kristallen auch Steine, Mülltonnen und sogar ganze Parkbänke einsaugen.

Bei Gefahr wird einfach auf Gegenschub geschaltet und schon fliegen den Gegnern auf Knopfdruck die eingesaugten Dinge um die Ohren. Leider passen immer nur fünf Gegenstände in den Staubsaugerbeutel, so dass Vorsicht geboten ist, wenn mehrere Gegner hinter der nächsten Ecke lauern.

Besiegte Monster hinterlassen die sehr beliebten Zeitkristalle. Sammelt Ihr mindestens drei derselben Sorte ein, bekommt Ihr eine neue Zeitkontrolle spendiert. Habt Ihr es vollbracht, vier gleiche Symbole zu sammeln, winken sogar zwei Kontrollen als Belohnung. Diese ähneln den Funktionen eines Kassetten- oder Videorekorders und lassen sich nach Belieben einsetzen: Kommt Ihr beispielsweise um eine Ecke und könnt Euren Lauf gerade noch vor der Horde von Gegnern stoppen, solltet Ihr schnellstmöglich eine Zeitlupenfunktion einsetzen, um Herr der Lage zu werden. Während Ihr Euch nun in ganz normaler Geschwindigkeit weiterbewegt und schießen könnt, schleichen Eure Widersacher nur noch im Schneckentempo durch die Gegend - wirklich eine leichte Beute!

Meister der Zeit

Eine andere Situation: Ihr seht wertvolle Zeitkristalle, die hoch oben über einer Statue schweben. Leider hat die Statue nichts Besseres zu tun, als genau vor Euren Füßen einzustürzen. Wer nun an die hoch oben blinkenden Kristalle kommen will, der muss entweder sehr hoch springen können, oder aber sich einfach auf den Kopf der Statue stellen und die Rückspultaste drücken. Wie von Geisterhand baut sich die Statue nun Stück für Stück wieder auf und nimmt Euch mit in die Höhe. Oben angekommen, reicht ein kleiner Sprung, und schon habt Ihr Euer Ziel erreicht.

Leider sind die Orte und Situationen, an denen man die Zeitfunktionen sinnvoll einsetzen kann, nur in den seltensten Fällen offensichtlich. So gerät dieses geniale Feature schnell in Vergessenheit, und man bewegt sich einfach saugender- und springenderweise durch die Levels.

Im Laufe des Spiels kommt Ihr immer wieder an Stellen, an denen Euer TS 1000 hoffnungslos überfordert ist. Glücklicherweise findet Ihr in jedem Level kleine Goldkristalle, die Ihr im Laden um die Ecke gegen einen neuen Staubsauger oder aber andere nützliche Gimmicks, wie z.B. Zeitkristallhalter oder neue Klamotten eintauschen können.

Mehr Power gefällig?

Habt Ihr erst einmal ein stärkeres Modell unterm Arm, sind auch 16 Tonnen schwere Gewichte ein Kinderspiel, die Ihr einfach einsaugen und so neue Wege und Abkürzungen schafft. Wem dies noch nicht reicht, der kann seinen Apparat auch zum Festsaugen und Hangeln an Decken, Vorsprüngen und Wänden zweckentfremden.

Jak & Daxter oder Ratchet & Clank (beide PS2) zeigen, dass das Leveldesign eines Jump&Runs keinesfalls langweilig und nur aus einzelnen Gängen bestehen muss. Die Designer bei Artoon waren sich dessen scheinbar noch nicht bewusst, und so steuert Ihr Blinx vom Anfang bis zum Ende durch Gänge und Räume, die strikt lineare und viel zu kleine Levels bilden. Die Architektur der Gebäude ist zwar recht ausgefallen - alles ist windschief und erstrahlt in einem knalligen Comicflair -, aber nach spätestens dem dritten Abschnitt hat man die Hoffnung aufgegeben, dass dem Auge mal etwas komplett anderes geboten wird. Zwar sieht man statt des normalen Steinbodens mal venezianische Kanäle oder schlammige Gänge, aber trotzdem kommt einem alles vertraut vor. Einzig die leicht surreale Atmosphäre kann dem Spiel noch ein paar Pluspunkte verleihen.

Immer gerade aus, dann links und die Treppe hoch

Hörte sich bisher noch alles recht innovativ und interessant an, so kommen wir nun zu den Punkten, die einem den Spielspaß gehörig vermiesen und die Gesamtwertung nach unten drücken.

Ein weiterer Punkt, der Blinx - The Time Sweeper gegenüber der Konkurrenz blass aussehen lässt, ist die fehlende Seele des Spiels und eine Fortführung der Story, die das Gameplay vorantreiben würde. Ihr werdet einfach auf die Reise geschickt und seid nach dem Start auf Euch allein gestellt. Würde Kater Blinx nun wenigstens mit Euch spielen oder ein paar charismatische Züge haben, so würde die Motivationskurve nicht innerhalb von Minuten in den Keller fallen. So aber würde man das Gamepad am liebsten nach dem zweiten Level weglegen und sich einem anderen Game widmen.

Immer wieder kommt es vor, dass Ihr durch eine Tür oder um eine Ecke geht, hinter der Ihr fast schon postwendend eines Eurer Bildschirmleben aushaucht. Grund hierfür ist die schlechte Kameraführung, die Euch den nötigen Einblick in den nächsten Abschnitt des Levels verwehrt, und Ihr so nichts ahnend in das lauernde Monster lauft. Leider verschafft auch die manuell mögliche Justierung nicht den nötigen Überblick. Noch schlimmer wird es, sobald Ihr einen Endgegner aufs Korn nehmt. Versucht Ihr, einen Sicherheitsabstand zu diesem aufzubauen, lässt sich die Kamera plötzlich gar nicht mehr nachjustieren und Ihr laufen blind in irgendeine Richtung.

Sture Kamera und nervige Musik

Als hätte man nicht schon genug Frustmomente mit dem Leveldesign erlebt, so setzten die Kameraführung und der extrem nervige Sound dem Ganzen die Krone auf:

Musikalisch ist Blinx - The Time Sweeper für europäische Ohren fast schon eine Zumutung! Wir sind hier in der Redaktion schon einiges gewohnt, aber als mich die Kollegen nach zehn Minuten recht unmissverständlich baten, die Musik doch bitte leise oder am besten ganz abzustellen, war wohl klar, dass Asiaten einen anderen Musikgeschmack haben müssen. Am besten lässt sich das Gedudel wohl mit Fahrstuhlmusik umschreiben - allerdings in Highspeed.

Glücklicherweise sind die Soundeffekte recht gut gelungen, so dass Ihr nicht komplett auf den Ton verzichten müsst.

Fazit

Nach Blinx´ erstem Auftritt auf der diesjährigen E3 in Los Angeles waren nicht nur wir, sondern die gesamte Fachpresse begeistert. Vor allem die Umsetzung der Zeitkomponente schien zu funktionieren und für ein völlig neues Spielprinzip zu sorgen. Doch die Hoffnungen wurden jäh zerstört und so muss die Xbox wohl noch länger auf ein gutes Jump&Run warten - wirklich schade! Was aber am meisten ärgert ist die Tatsache, dass die Entwickler eine so gute Idee, wie die vierte Dimension in ein Spiel zu integrieren, durch schlechtes Leveldesign und eine verkorkste Kamera verspielt haben. Ich für meinen Teil ziehe ein Spielchen mit der PS2- und GameCube-Konkurrenz auf jeden Fall vor.

Pro

  • <li>neue Dimension - die Zeit</li><li>skurrile Welt </li><li>Staubsauger als Waffe</li><li>simple Steuerung</li>

Kontra

  • <li>langweiliges Leveldesign </li><li>Zeitfunktionen nicht ausgereizt</li><li>Blinx hat keine Persönlichkeit</li><li>nervige Musik</li><li>schlechte Kameraführung</li><li>nur sechs verschiedene Zeitmonster (plus Endgegner)</li><li>insgesamt zu kurz</li><li>Spiel hat keine Seele</li>

Wertung

XBox