Speed Challenge - Test, Rennspiel, GameCube, PC, PlayStation2

Speed Challenge
16.11.2002, Paul Kautz

Test: Speed Challenge

Die Formel-1-Rennen der Zukunft sind schnell, sehr schnell - noch rasanter als die heutigen Pendants und wesentlich spektakulärer: es wird gerempelt, es wird gecrasht, es geht immer wieder was zu Bruch. Und trotzdem sind sie ungefährlicher; jedenfalls für die Fahrer, die wohlbehütet außerhalb der Strecke in ihren virtuellen Cockpits sitzen und die Boliden fernsteuern. So jedenfalls sieht die Jacques Villeneuves-Vision eines perfekten Rennspiels aus. Ob der gute Mann nur phantasiert, oder ob die Idee tatsächlich etwas taugt, steht im Test.

..dann natürlich von noch mehr Geschwindigkeit. Speed Challenge (ab 14,95€ bei kaufen) entstand nach einer Idee und unter tatkräftiger Mithilfe des laut eigener Aussage leidenschaftlichen Zockers Jacques Villeneuve - der nebenbei bekanntermaßen auch noch ein hervorragender Formel-1-Pilot ist. Das Ergebnis war bis vor kurzem noch als <4PCODE cmd=DGFLink;name=Virtual Racer;id=3116> bekannt, konnte uns in der PC-Version bereits überzeugen, und bietet neben pfeilschneller Grafik auch herausfordernde Rennen rund um die Welt - zusammen mit einigen nicht serienmäßigen Neuerungen im Rennspielgenre.

Wenn Rennfahrer träumen...

Frischwind Nr. 1 ist die Tatsache, dass alle sechs wählbaren Fahrzeuge standardmäßig dieselben Leistungsdaten haben. Sinn des Ganzen ist, dass die Rennen durch fahrerisches Können und nicht durch die bessere Maschine gewonnen werden. Selbstverständlich haben handwerklich begabte Raser trotzdem einigen Spielraum zum Tunen: Ob Lenkungswinkel, Flügelposition, Übersetzungsverhältnis oder Wagenhöhe - ein paar km/h mehr lassen sich immer noch herauskitzeln.

Alles neu macht der Jacques

Neu hinzugekommen ist auch der Autopilot, der Euch aus verfahrenen Situationen wieder sicher auf die Strecke bugsiert - allerdings unter der Bedingung, dass Ihr langsamer als 100 km/h seid. Während der automatische Helfer den Wagen wieder ausrichtet, steht es Euch frei, mal eben die Reifen zu wechseln. Neuerung Nr. 3 ist das »Targeting«-System, welches Euch erlaubt, einen bestimmten Gegner aufs Korn zu nehmen und somit stets seine Rundenzeiten, Geschwindigkeit und weitere Informationen im Auge zu behalten. Das automatische Reparatursystem schließlich macht genau das, was der Name sagt: es repariert Euren Wagen während der Fahrt. Das ist natürlich nur für Spieler nützlich, die das detaillierte Schadensmodell nicht abgeschaltet haben.

Für jede Strecke stellt das Programm acht fertige Einstellungen zur Verfügung, Ihr könnt Euren Wagen natürlich auch selbst bestmöglich an die Strecke anpassen.

Die in Speed Challenge verwendete Grafik-Engine hat vor allem einen Vorteil: hohe Geschwindigkeit. Ihr könnt die glänzenden Wagen aus acht Kameraperspektiven betrachten, sämtliche Anzeigen ein- und ausschalten sowie (mangels Rückspiegel) einen schnellen Blick nach hinten werfen.

Auf Speed getrimmt

Die Geschwindigkeit ist jederzeit rasend hoch, so dass Euch nicht viel Zeit bleibt, die netten Details zu erhaschen: Dreck, Gras und Gischt spritzen realistisch auf, die Cockpit-Perspektive rattert wild und gelegentlich rauschen Flugzeuge oder Helikopter durchs Bild. Das (meist frei einstellbare) Wetter ändert sich schon mal während des Rennens und bei Regen ziehen die Boliden lange Schweife hinter sich her - das Papp-Publikum passt da nicht so recht in die Szenerie und wirkt gleichermaßen aufgesetzt wie leblos. Außerdem fehlen die feinen Grafikeffekte der <4PCODE cmd=DGFLink;name=PC-Version;id=3266>: Realistische Schatten und verwaschene Lensflares, viel mehr gibt es auf dem GameCube nicht zu bestaunen. Die Akustik macht lediglich durch Unauffälligkeit auf sich aufmerksam: Die entweder in Mono oder Stereo präsentierte Mischung aus Rock- und Techno-Klängen nervt nicht; die Soundeffekte sind Formel-1-typisch hoch jaulend.

In Sachen Spielmodi dürfte Speed Challenge jeden Geschmack befriedigen: Natürlich gibt es die obligatorischen Optionen »Schnelles Rennen« (beliebige Strecke gegen bis zu 15 Gegner) und »Zeitrennen«, in dem man gegen die Uhr fährt. Beim »Grand Prix« müsst Ihr eine komplette Rennsaison überstehen, inklusive (optionalen) Trainingsfahrten, Qualifikation und exzessivem Tuning. Gewonnene Rennen bringen Punkte und schalten die nächsten Strecken frei.

Rasend um die Welt

Im »Championship«-Modus fahrt Ihr ein Rennen nach dem anderen in festgelegter Reihenfolge. Der wichtigste Modus zum Kennenlernen des Programms ist aber »Special«. Hier warten 23 Tests mit je drei Schwierigkeitsgraden auf Euch, bei denen Ihr unter verschiedenen Bedingungen stets auf dem Siegerpodest landen sollt. Mal flitzt Ihr nur über nordamerikanische Strecken, mal komplett ohne Fahrhilfen. Andere Tests spielen bei Regen, bei wenig Grip, ohne ABS und so weiter. Diese Prüfungen sind teilweise sehr schwierig, dienen aber dazu, das Beherrschen der Wagen in jeder Situation zu üben. Die Steuerung ist hier sehr hilfreich und gibt keinerlei Grund zur Klage: Mit dem linken Analogstick des komplett belegten Gamepads habt Ihr die schliddernden Wagen schnell unter Kontrolle.

Dabei ist lediglich der rechte Stick ein potenzieller Gefahrenherd: Mit diesem betrachtet Ihr nämlich die anderen Wagen und fahrt derweilen blind - was sich natürlich schnell negativ auf die Rundenzeit auswirkt. Gehorchen die Pferdestärken schließlich bedingungslos Euren Anweisungen, dürftet Ihr auch mit den elf Strecken vertraut sein: Jacques Villeneuves Traum lässt Euch unter anderem in Ägypten die Pyramiden umfahren, in Frankreich die Champs-Elysées hinabrasen und in Indien am Taj Mahal vorbeidüsen. Die Strecken entsprechen größtenteils tatsächlichen Straßenzügen und sind meist knifflig aufgebaut. Verschieden gefärbte Pfeile, die auch auf den Boden gemalt sind, zeigen zuverlässig, in welche Richtung die nächste Kurve geht, und welche Form bzw. Stärke sie aufweist. Merkwürdig ist nur, dass der Straßenwinkel scheinbar keinen Einfluss auf die Wagengeschwindigkeit hat.

Die Entwickler gaben sich größtmögliche Mühe, Speed Challenge sowohl für Sonntagsfahrer als auch für beinharte Piloten interessant zu machen. So könnt Ihr nicht nur die Rundenzeit und sowohl Stärke als auch Anzahl der Computerfahrer einstellen. Ihr habt auch die Wahl zwischen manueller und automatischer Schaltung und dürft auch Kollisionen und das Schadensmodell ein- und ausschalten. Darüber hinaus gibt es nach jedem Rennen praktische Statistiken, und neuerdings auch ein Replay. Die maximal 15 Computergegner sind nicht die hellsten, machen aber auch Fehler und versuchen, die Ideallinie zu halten. Falls Ihr mehr Wert auf ein menschliches Gegenüber legt, könnt Ihr maximal zu zwei auf einem vertikal geteilten Splitscreen gegeneinander antreten.

Gut im Griff

Fazit


Im Vergleich zur famosen <4PCODE cmd=DGFLink;name=PC-Version;id=3266> hinterlässt die GameCube-Fassung des witzige Rennspiels leider keinen so ausgereiften Eindruck: Hauptmanko ist die deutlich abgespeckte Grafik, die neben niedriger Auflösung auch weitaus weniger Details ihr Eigen nennt. Und natürlich wird der Multiplayermodus schmerzlich vermisst, in dem man gegen den BAR Honda-Fahrer höchstpersönlich antreten konnte. Und dennoch: Jacques Villeneuves Vision eines perfekten Rennspiels macht sehr viel Spaß, bietet herausfordernde Spielmodi und steckt voller guter Ideen. Leider scheitert die Perfektion dann doch an etwas so simplem wie Abwechslung: Denn im Wesentlichen beschränkt sich Eure Tätigkeit auf Rasen und das Ertüfteln der perfekten Tuning-Einstellungen. Selbst die Special-Modi verlangen stets nur das Gewinnen, wenn auch immer unter anderen Bedingungen. Doch Revolutionen hat keiner verlangt, so dass jeder Rennspielfan aufgerufen sei, diesem »anderen« Spiel, fernab von NASCAR- und Formel-1-Lizenzen, eine Chance zu geben. Zumal das Spiel auf dem GameCube mangels wirklicher Konkurrenz einzigartig ist.

Pro

  • <li>sehr schnelle Grafik</li><li>gute neue Ideen</li><li>einfache Steuerung</li><li>viele Tuningmöglichkeiten</li><li>herausforderndes Streckendesign</li><li>moderate Systemvoraussetzungen</li><li>viele Spielmodi</li>

Kontra

  • <li>belanglose Akustik</li><li>insgesamt detailarme Grafik</li><li>auf Dauer abwechslungsarm</li><li>Straßenwinkel hat keinen Einfluss</li>

Wertung

GameCube