Loons - Das höllische Casting - Test, Geschicklichkeit, XBox

Loons - Das höllische Casting
04.12.2002, Jens Bischoff

Test: Loons - Das höllische Casting

Nach dem Soloauftritt des Tasmanischen Teufels in Taz Wanted hat Infogrames beim Xbox-exklusiven Loons – Das höllische Casting alias The Fight for Fame gleich vier bekannte Loney Tunes am Start. Allerdings sind sich Taz, Sylvester, Bugs Bunny und Daffy Duck darin alles andere als wohlgesonnen, geht es doch schließlich darum, seine Cartoon-Kameraden quer durch die Traumfabrik zu prügeln, um sich selbst für die Titelrolle in einem zwielichtigen Hollywood-Streifen zu qualifizieren.

Die Ganoven Rocky und Mugsy haben sich einen fiesen Plan ausgedacht: Um ein angesehenes Hollywood-Studio zu ruinieren, wollen sie unbemerkt den schlechtesten Film aller Zeiten produzieren, um das Studio anschließend für eine Handvoll Dollar zu übernehmen und zu Film-Mogulen aufzusteigen. Mit Yosemite Sam haben sie bereits den unbegabtesten Regisseur der Stadt angeheuert und brauchen jetzt nur noch richtig miese Schauspieler, um ans Ziel zu kommen.

Der schlechteste Film aller Zeiten

Und wer ist da besser geeignet als die hoffnungslos chaotischen Looney Tunes Taz, Sylvester, Bugs Bunny und Daffy Duck. Diese sind so sehr davon geblendet, Hollywood-Stars zu werden, dass sie nichts ahnend dazu beitragen, den größten Flop der Filmgeschichte auf Zelluloid zu bannen. So zerstören sie im blinden Konkurrenzkampf wertvolle Film-Sets, zwängen sich in absolut lächerliche Kostüme, führen völlig dämliche Stunts aus und versuchen sich gegenseitig vor laufender Kamera aus der Produktion zu prügeln.

Im eigentlichen Spiel wird die skurrile Story allerdings eher stiefmütterlich behandelt. Die Schauplätze wirken willkürlich aneinander gereiht, kurze Zwischensequenzen dienen lediglich dazu, auf das nächste Set einzustimmen und eine Handlung müsst Ihr mit der Lupe suchen. Na ja, so muss es wohl sein, wenn man den schlechtesten Film aller Zeiten dreht. Letztendlich geht es also nur darum, die Konkurrenten aus dem Studio zu prügeln und kurze Show-Einlagen zu absolvieren.



Chaotische Massenkeilerei

Während man sich dabei im Einzelspielermodus gegen bis zu drei CPU-Loons durchsetzen und bestimmte Drehbuch-Ziele erfüllen muss, dürfen sich im Mehrspielermodus bis zu vier menschliche Looney-Tunes-Fans ohne jegliche Regie-Auflagen das Filmleben schwer machen. Ablauf und Gameplay sind aber in beiden Modi identisch. Um in den Genuss aller 15 Film-Sets zu kommen, müssen diese, wie auch die sieben versteckten Arcade-Minispiele im Alleingang zunächst freigeschaltet werden.

Die separat spielbaren Mini-Games, die auf Spielhallenklassikern wie Pac-Man, Tron, Spy Hunter oder Space Invaders basieren, sind vor allem mit mehreren menschlichen Teilnehmern eine amüsante Abwechslung zur eher chaotischen Studiokeilerei à la Power Stone 2 oder Smash Bros. Melee. Zudem machen die unverkennbaren Vorbilder deutlich mehr Spaß als das monotone und unübersichtliche Loons-Gerangel. Dabei ist die Steuerung genauso unkompliziert wie das primitive aber unterhaltsame Spielprinzip. In der Praxis mutiert das Ganze allerdings schnell zum wilden Tastengehämmer, bei dem man dank ungeeigneter Kameraeinstellungen und Perspektivenwahl oft gar nicht weiß, wo man sich befindet, ständig irgendwo hängen bleibt und Ziele öfters verfehlt als dass man sie trifft.

Nostalgische Abwechslung

Zwar gibt es je nach Bühnenbild eine Reihe witziger Cartoon-Waffen und Power-Ups sowie fiese Set-Utensilien in Form von Katapulten, Streitwagen, Lasergeschützen oder Torpedobooten, aber gerade Letztere sind meist viel zu träge, um seine Rivalen damit in Verlegenheit zu bringen. Zumindest bringt deren Benutzung einen Zuwachs an Ruhm, welcher die Lebensenergie der Loons repräsentiert. Durch gegnerische Treffer schrumpft diese nämlich und wessen Beliebtheit bei Null angelangt ist, muss das Set unverzüglich verlassen. Im Mehrspielermodus ist dieses Prinzip aber eher nachteilig, da ausgeschiedene Spieler so lange zum Zuschauen verurteilt sind, bis nur noch ein Loon übrig ist - ein Zeitlimit mit Ausscheidungszähler wäre hier sicher die sinnvollere Lösung gewesen.

Ich wär` so gern berühmt

Zudem sind einige Waffen umständlich zu handhaben. So muss oft manuell gezielt werden, wobei Treffer eher Glückssache sind, denn bis ein abgefeuertes Geschoss die Trefferzone erreicht, ist der Gegner meist schon über alle Berge oder hat Euch schon längst mit einer Standardwaffe eins vor den Latz geknallt. Auch die Power-Ups sind mit Vorsicht zu genießen, erkennt man doch erst beim Berühren, ob die Wirkung positiv oder negativ ist. Witzig ist hingegen, wenn ein Spieler maximalen Ruhm erreicht und damit ein spezielles Minispiel starten kann, in dem sich die restlichen Teilnehmer kurzzeitig verbünden, um als Pac-Man-Geister Jagd auf den Führenden zu machen oder ihm bei einer Runde Spy Hunter fiese Öllachen auf die Fahrbahn zu spritzen.



Mehr Glück als Verstand

Die optische Darstellung des hektischen Treibens ist generell gut gelungen. Zwar sind die Sets grafisch eher unspektakulär, aber die Charaktere und Animationen können es mit ihren Zeichentrickvorlagen in jeder Hinsicht aufnehmen. Auch der typische Looney-Tunes-Humor kommt auf dem Bildschirm nicht zu kurz. Zahlreiche Gags, Parodien und Slapstick-Einlagen bringen Euch immer wieder zum Schmunzeln und die erstklassige deutsche Synchronisation sorgt dafür, dass Daffy Duck und Kollegen auch auf der Xbox authentisch und sympathisch rüberkommen. Auch Musikkulisse und Soundeffekte klingen wie im TV, während fleißige Bonussammler sogar Original-Filmschnipsel, Animationsskizzen und mehr freispielen können. Was jedoch schnell nervt sind die ungewöhnlich langen Ladezeiten bei Loons.

Authentisches Flair

Fazit


Eigentlich hätte Loons durchaus die Voraussetzungen für ein spaßiges Partyspiel gehabt: ein simples Spielprinzip, sympathische Charaktere, skurrile Waffen und Ereignisse, amüsante Minispiele und jede Menge Slapstick-Humor. In der Praxis offenbart der Titel allerdings gravierende Mängel. Da geht die Übersicht aufgrund unbrauchbarer Kameraeinstellungen des Öfteren flöten, Spielfiguren verschwinden vom Bildschirm, hängen in den Kulissen fest oder sind aus der Ferne kaum zu unterscheiden - geschweige denn zu treffen. Trotz zahlreicher Waffen und gelegentlicher Regieanweisungen ist der Spielverlauf äußerst monoton und das Gameplay extrem chaotisch. Selbst mit vier menschlichen Teilnehmern kommt in den stets ähnlich aufgebauten Szenarien kaum Spielspaß auf und alleine ist`s sowieso ziemlich witzlos. Manche Minispiele sind zwar kurzzeitig ganz amüsant, aber wirklich gelungen sind eigentlich nur die witzigen Animationen und die tadellose Lokalisierung. Doch das ist selbst für eingefleischte Looney-Tunes-Fans zu wenig, um eine Anschaffung in Erwägung zu ziehen - auch wenn die Alternativen auf der Xbox, wie Fuzion Frenzy oder Cel Damage, auch alles andere als Spielspaßgranaten sind.

Pro

  • <li>amüsante Mini-Spiele</li><li>über 20 Cartoon-Waffen</li><li>nette Gags & Animationen</li><li>erstklassige deutsche Synchro</li>

Kontra

  • <li>nur vier Charaktere</li><li>äußerst unübersichtlich</li><li>ungewöhnlich lange Ladezeiten</li><li>sehr chaotisches & monotones Gameplay</li>

Wertung

XBox