Metropolis Street Racer - Test, Rennspiel, Dreamcast

Metropolis Street Racer
14.11.2000, Mathias Oertel

Test: Metropolis Street Racer

Eines der am heißesten erwarteten Rennspiele für den Dreamcast hält mit Metropolis Street Racer endlich seinen Einzug. Doch schauen wir zunächst, ob der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Titel den Erwartungen entsprechen kann.

Die Zahlen scheinen einen fast zu erschlagen: Mehr als 200(!) Strecken in 3 Städten (San Francisco, London, Tokyo) und rund 50 Fahrzeuge, die alle auf realen Modellen basieren. Dabei muss man sich aber vor Augen halten, dass die Strecken in Ridge-Racer-Manier durch das Öffnen bzw. Absperren von Streckenteilen zustande kommen. Allerdings sind die Streckenunterschiede im Vergleich zu Ridge Racer größer.

Eines der am heißesten erwarteten Rennspiele für den Dreamcast hält endlich seinen Einzug. Doch schauen wir zunächst, ob der mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte Titel den Erwartungen entsprechen kann.

Gameplay

Im Vergleich zu anderen Rennspielen versucht MSR, was das Freispielen neuer Level und Autos betrifft, einen neuen Weg zu gehen. Anstatt dem Spieler nur die Aufgabe zu stellen, unter den ersten drei Platzierten zu landen, oder die Stecke in einer bestimmten Zeit zu schaffen, muss man sich bei MSR die sog. Kudos verdienen. Diese Kudos werden nach jedem Rennen verteilt und nach einem scheinbar komplizierten Prinzip errechnet.

In die Wertung fließen drei Faktoren ein: Zum einen die eigentliche Leistung im Rennen. Diese Leistung ist jedoch nicht vorgegeben, sondern kann vom Spieler vor dem Rennen festgelegt werden. Hört sich kompliziert an, ist es aber nicht. So kann man z.B. beim Hotlap-Rennen, einem der sechs regulären Rennmodi, festlegen, welche Rundenzeit man beim 3-5 Runden dauernden Rennen unterbieten will. Je niedriger die Zeit, desto mehr Kudos gibt es bei erfolgreichem Abschluss.

Die anderen Modi sind der Timed Run, in dem der Spieler eine bestimmte Durchschnitts-Rundenzeit erfahren muss; One on One, in dem es gegen einen Gegner geht, dem man Vorsprung geben kann (oder auch nicht); das Street Race, in dem es gegen mehrere Fahrzeuge geht; die Championship (im Prinzip mehrere Street Races mit Gesamtwertung) und die Challenge, die wiederum aus diversen Aufgaben bestehen kann; z.B. innerhalb eines Zeitlimits eine bestimmte Anzahl an Autos zu überholen. Dazu gibt es dann noch Special Stages, in denen man neben den notwendigen Kudos auch noch Bonus-Items kassieren kann.

Eine weitere Möglichkeit, Kudos zu verdienen, ist eine herausragende Fahrweise. Wenn man z.B. in den Kurven driftet, gibt es Stilpunkte. Doch Vorsicht: Beim Berühren der Fahrbahnbegrenzung gibt es Abzüge - ebenso beim Kollidieren mit anderen Fahrzeugen. Leider gibt es kein Schadensmodell, aber das ist zu verschmerzen. Der typische Ridge-Racer-Fahrer muss sich also umgewöhnen, denn sonst wird er es kaum schaffen, die für die insgesamt 250 Missionen (aufgeteilt in 25 Kapitel) notwendigen Punkte zu bekommen.

Wenn einem nach Abschluss aller Missionen noch die entscheidenden Pünktchen in einem Kapitel fehlen sollten, kann man sich erneut an eine der Missionen heranwagen und versuchen, die Zeit noch ein bisschen zu drücken. Doch Vorsicht: Falls man schlechter ist, fließt die neue Wertung in die Gesamtpunktzahl ein. Auch bei den Fahrzeugen geht MSR ein klein wenig anders vor als die Genre-Kollegen. Man muss sich erst als würdig erweisen, den freigespielten Wagen fahren und in der Garage, die leider nur drei Slots aufweist, parken zu dürfen.

Denn für jeden Wagen gibt es ein Zeitlimit auf einer Strecke, das man unterbieten muss, damit man das Prunkstück endlich sein Eigen nennen kann. Es gibt also viel zu tun. Dass sich jeder Wagen anders fährt und andere Beschleunigungs- und Bremswerte aufweist, ist ein weiterer Punkt, der nicht unerwähnt bleiben soll. Dabei ist die Steuerung sehr genau und lässt keine Wünsche offen. Allenfalls die Kollisionsabfrage ist in manchen Punkten etwas übersensibel und führt zu dem einen oder anderen unnötigen Strafpunkt.

Ein weiterer Frustpunkt sind die Nachtstrecken. Denn obwohl grafisch schön, sind die Wegweiser (sprich Streckenführung) nicht immer genau auszumachen, so dass man bei ungenügender Kenntnis der Strecke häufig das Nachsehen hat. Außerdem sorgen die doch überlangen Ladezeiten für Frust. Aber offensichtlich geht es nicht so schnell, die ganze Grafik in den Speicher zu schaufeln; zumal in den diversen Multiplayer-Modi (Splitscreen oder per Internet) auch keine wesentlichen Performance-Verluste auszumachen sind. Und auch hier hat man die Möglichkeit, das Spiel ganz nach seinen Wünschen zu konfigurieren und sogar seine Garage mit ins Spiel zu bringen.

Auch hier zeigt sich MSR von seiner Zuckerseite. Großräumige Stadtgebiete mit schönen Texturen, verschiedenen Witterungsverhältnissen und Tageszeiten (teilweise sogar abhängig von der eingestellten Uhrzeit) verwöhnen das Auge. Auch landestypische Sehenswürdigkeiten (z.B. Big Ben) sind miteingebaut, wodurch der Wiedererkennungswert enorm gesteigert wird.

Grafik

Die Fahrzeuge bieten ebenfalls schöne Texturen, obwohl es einem immer wieder so vorkommt, als ob die Beleuchtung auf dem Lack nicht ganz korrekt ist. In den vorkommenden Nebelstrecken sieht der Nebel an sich zwar gut aus, allerdings stechen die Fahrzeuge aus den Schwaden heraus wie ein Sumo-Ringer bei den Weight Watchers. Entscheidend ist jedoch letztlich die Performance. Und da gibt es bei MSR keine Probleme. Flüssig, Pop-Up-frei und in allen Lebenslagen immer schön anzuschauen.

Neben den typischen Fahr- und Hupgeräuschen, die recht gut rüberkommen, haben die Entwickler einen fantastischen Soundtrack über das Spiel gelegt, den man wahlweise als Radio- oder CD-Sound abrufen kann. Der große Unterschied liegt darin, dass im CD-Modus aus den vorhandenen Songs, die je nach Stadt und Stil von Country über Synthi-Pop bis Rock für jeden etwas bieten, seine Wunschliste zusammenstellen kann.

Sound

Im Radio-Modus hingegen werden die Songs von Sprechern unterbrochen (auch das in der jeweiligen Landessprache).

Dazu kommt noch, dass z.B. der Empfang unter Umständen verschwindet, wenn man in einem Tunnel fährt - ein weiteres schönes Detail von MSR.

Fazit

Unter dem Strich bleibt ein großartiges, aber auch gewöhnungsbedürftiges, Rennspiel, das durch eine Unmasse an Strecken, eine hohe Anzahl an Fahrzeugen, viele kleine eingestreute Details und das Kudos-System versucht, neue Wege im überlaufenen Rennspiel-Dschungel zu finden. Für Gelegenheitsfahrer sicher nicht die erste Wahl, aber auf jeden Fall einen längeren Blick wert. Für Rennspielfans hingegen ein absolutes Muss!

Wertung

Dreamcast