WWE SmackDown! Shut Your Mouth - Test, Sport, PlayStation2

WWE SmackDown! Shut Your Mouth
30.11.2002, Mathias Oertel

Test: WWE SmackDown! Shut Your Mouth

Nachdem die Wrestling-Premieren auf GameCube und Xbox weitestgehend erfolgriech verlaufen sind, holt THQ mit Smackdown! Shut Your Mouth! zum Rundumschlag aus und präsentiert die PS2-Fortsetzung der bisher erfolgreichsten Serie um die Stars der WWE. Wir haben uns mit den muskelbepackten Athleten in den Ring begeben und zahllose Gefechte ausgetragen. Die Eindrücke, die wir während unserer WWE-Laufbahn gesammelt haben, findet Ihr in unserem Test.

Fans der Superstars des World Wrestling Entertainment wird es freuen, dass der so genannte Roster -die Liste der integrierten Wrestler- auf einem hochaktuellen Stand ist. Neben der nWo, die aktualisiert ohne Scott Hall, dafür aber mit Kevin Nash, Hulk Hogan und X-Pac (mittlerweile nicht mehr in der WWE) aufläuft, warten z.B. Rob Van Dam, der Tough Enough-Gewinner Maven und Stacy Keibler auf ihren Einsatz. Doch unter den mehr als 50 Wrestlern sind auch altgediente Haudegen wie Triple H, Undertaker und Kane vertreten, so dass jeder eigentlich den Wrestler seines Vertrauens finden sollte.

Alles drin, alles dran

Und damit die Wrestler-Vielfalt nicht verpulvert wird, gibt es eine nahezu fantastische Auswahl an Match-Typen. Neben den normalen Matches stehen dabei auch so ziemlich alle bekannten so genannten Gimmick-Matches auf dem Programm: TLC (Tables, Ladders and Chairs), Hell in a Cell (dieses Mal mit Möglichkeit, Gegner vom Käfig zu werfen), Käfigmatches, I quit, Last Man Standing usw. stellen dabei nur eine kleine Auswahl dar und zeigen, dass fast alles, was es bisher in der WWE zu sehen gab, integriert wurde.

Match-Vielfalt

Zusammen mit den verschiedenen Ausgangsvariationen wie 1-gegen-1, Tag Team, Tornado, Handicap usw. kommt man locker auf über 100 Matchvariationen, die ausgedehnten Multiplayer-Duellen und für ein schnelles Spielchen zwischendurch zur Verfügung stehen.

Dementsprechend stellt der Story-Modus auch in Smackdown SYM das Salz in der Suppe dar. Da im letzten Jahr die Story doch weit hinter den Erwartungen zurückblieb, hat man sich für dieses Jahr die besten Elemente aus Teil 2 und 3 herausgesucht und das Ganze mit Elementen der echten Storylines des abgelaufenen WWE-Jahres angereichert. Die Einführung der nWo ist genau so vertreten wie der Vertrags-Hick-Hack um Steve Austin oder die Rivalitäten zwischen Steve McMahon und Ric Flair.

Die Story macht´s

Doch Match-Variationen und meist aktuelle Roster gibt es auch in anderen Wrestling-Spielen. Was die Smackdown-Serie von Anfang an ausgezeichnet hat, war der Versuch, mit einem Story-Modus ein neues Element in den Wrestling-Spiele-Zirkus einzuführen.

So findet am Anfang der Karriere der so genannte "Draft" statt, bei dem die Wrestler auf zwei Sendungen aufgeteilt werden. Je nach gewähltem Kämpfer müsst Ihr Euch nun durch die im Wochenrhythmus stattfindenden Kämpfe fighten, im Multiple Choice-Verfahren Entscheidungen treffen, Freundschaften knüpfen usw.

Zudem kommt die Story erst relativ spät in Schwung - vor allem, wenn man mit einem selbst kreierten Wrestler antritt. Denn dann muss man sich erst einmal einige Wochen lang durch die unterklassigen TV-Shows der WWE kämpfen, bevor man in die Primetime-Shows und zu den Großveranstaltungen wie Wrestlemania, den Royal Rumble oder die Survivor Series zugelassen wird.

Dazu könnt Ihr vor den Kämpfen durch die Arena laufen, mit Charakteren sprechen und ggf. sogar in Kämpfe eingreifen, wenn Ihr glaubt, dadurch einen Vorteil erringen zu können.

Vor allem durch die Tatsache, dass die meisten Story-Lines auf echten Scripts der WWE beruhen, kommt eine unglaubliches Authentizität auf, die echte Fans nach Luft schnappen lässt.

Allerdings wird der Spiel- und Storyfluss durch die teilweise überlangen und nicht zu erklärenden Ladezeiten bei den Gesprächen stark gemindert, so dass man sich später überlegt, ob es überhaupt lohnenswert ist, mit den Leuten zu sprechen.

Dabei ist das mit allen erdenklichen Kleidungs- und sonstigen Ausrüstungs-Stücken besetzte Grundmodell erst der Anfang. Denn Ihr könnt jedes einzelne Körperteil noch nach Belieben ziehen, strecken und stauchen, so dass mit entsprechender Geduld und Wrestlingkenntnis Modelle von ehemaligen oder neu hinzugekommenen Wrestlern wie Scott Steiner, Rey Mysterio oder Bret Hart spielend leicht erstellt werden können.

Leider werden bei den Matches die zahlreichen zur Verfügung stehenden Gimmicks kaum genutzt. Es dauert schon ziemlich lange, bis man im Rahmen der Karriere zu einem TLC- oder Cage-Match kommt.

Andererseits bekommt man je nach Anfangswahl (Raw- oder Smackdown-Brand) grundsätzlich verschiedene Storys präsentiert, wodurch man sich schnell dazu hinreißen lässt, mit einer weiteren Saison zu beginnen.

Zu einem großen Problem für manche Spieler könnte die mangelnde Lokalisation werden: Während der Kämpfe zwar vollkomen unerheblich, werden Fans, die des Englischen nicht so mächtig sind, werden der Story ziemlich im Regen stehen gelassen.

Gigantomanen-Editor

Obwohl die zur Verfügung stehende Auswahl an Wrestlern (die teilweise auch über ganz spezifische Story-Lines verfügen) ausreichend ist, hat das Entwicklerteam einen geradezu fantastischen Editor eingebaut, um eigene Fleischberge zu erstellen.

Auch die Move-Sets lassen sich unheimlich einfach erstellen und zuordnen, so dass die selbst erstellten Originale ein ansprechendes Arsenal im Ring zeigen bzw. Kopien bekannter Athleten genau die Bewegungen durchführen, die auch ihre echten Alter Egos beherrschen.

Und das Beste ist, dass die selbst erstellten oder veränderten Wrestler benötigen unheimlich wenig Speicherplatz. Die Zeiten, in denen die Hälfte der Memory-Card mit Smackdown belegt war, sind vorbei. Nicht mal 300 K werden von der kompletten Karriere samt erstellten Wrestlern belegt.

Alte Bekannte der Serie wird es freuen, dass die grundsätzliche Steuerung fast nahtlos übernommen wurde. Immer noch gibt es einen Knopf für Griffe, einen für Schläge und einen zum Laufen. Der ausgeführte Move wird durch die Position zum Gegner und seinen Gesundheitszustand plus eine Bewegung mit dem Analog-Stick bestimmt.

Fast nichts Neues im Ring

Allerdings hat man sich jetzt Mühe gegeben, die Konter-Möglichkeiten zu verbessern. Mit dem Ergebnis, dass mittlerweile eigentlich alles inklusive der gefürchteten Finishing-Moves geblockt oder gekontert werden kann. Allerdings müsst Ihr ein wenig hellsichtig begabt sein, denn Würfe und Schläge werden durch eine Bewegung mit dem Stick plus der Quadrat-Taste abgeblockt. Was im Zweifelsfall eine Chance von 1:4 bedeutet (genau genommen sogar 1:5, wenn man die Taste ohne Stick drückt).

Zudem kann man nun noch großzügiger mit Finishing Moves agieren und sogar die Finisher der Gegner anwenden. Auch bei den Backstage-Arealen und der Benutzung von Gegenständen hat man gewaltig zugelegt. So findet man im Bereich hinter der Bühne mehr als genügend Waffen, die man einsetzen kann, und auch die Räume lassen sich manipulieren, um dem Gegner eins auszuwischen.

Trotzdem ist die an sich gute und eingängige Steuerung sicherlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss: Denn letzten Endes beschränkt man sich darauf, fast immer die gleichen Kombinationen durchzuziehen. Da hatten die WWE-Spiele auf dem N64 deutlich mehr Variationsvielfalt zu bieten.

Obwohl auch für Teil 4 die bekannte Engine verwendet wurde, haben sich die Entwickler ins Zeug gelegt, um auch wirklich das Letzte aus dem bekannten Grafik-Gerüst herauszuholen. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Einmärsche haben nahezu TV-Qualität und lassen sämtliche Konkurrenz auf anderen Systemen alt aussehen.

Aufgefangen wird dieses Manko durch die meist recht clever agierenden Gegner, die im späteren Saisonverlauf zu knallharten Herausforderungen werden können.

Und wer genug von den Kämpfen gegen die CPU hat, kann mit bis zu fünf Freunden in den Ring steigen und einen Bodyslam nach dem anderen vom Stapel lassen. Dabei geht zwar etwas die Übersicht verloren, doch Spaß macht die Sechs-Mann-Prügelei allemal.

Fast wie im Fernsehen

Die Wrestler sind durch die Bank weg geschmeidig animiert und mit guten bis sehr guten Texturen versehen, so dass sich sehr schnell ein hoher Wiedererkennungswert ergibt.

Dafür wurden jedoch die verschiedenen Bewegungs-Eigenheiten geradezu penibel genau eingefangen. The Rock bewegt sich genau so, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt, Rob Van Dam springt durch den Ring, dass es eine wahre Freude ist und bei der Legende Hulk Hogan hat man das erste Mal das Gefühl, dass das Alter dieses zweifelsohne herausragenden Athleten deutlich erkennbar ist: Die Muskelpartien wirken etwas eingefallen und der Hulkster bewegt sich auch nicht mehr so schnell wie vor ein paar Jahren.

Allerdings hat man immer noch nicht das Problem mit langen Haaren in den Griff bekommen, die immer noch aussehen, wie eine schlechte Papier-Perücke.

Das im Vorgänger recht drastische Clipping-Problem ist in Teil 4 auch nicht mehr so stark vorhanden - aber immer noch häufig genug, um zu stören. Angefangen bei den Ringseilen, die gelegentlich in die Körper der Athlethen clippen bis hin zu Körperverschmelzungen gibt es immer noch zu viele dieser Grafikfehler, an denen die Grafiker für den nächsten Teil arbeiten können.

Und auch die einfach zuschaltbaren Effekte bei den Finishing Moves sehen klasse aus und sorgen für viel Stimmung.

Rundherum gelungen wiederum sind die insgesamt 14 Arenen, die bis zu den oberen Rängen mit animierten Zuschauern gefüllt sind. Allerdings haben wir hier auch wieder das Problem, dass wieder einmal Papp-Kameraden engagiert wurden, um die Plätze zu füllen. Doch angesichts der schnellen Ring-Action nimmt man dies nur am Rande wahr.

Soundtechnisch wird gewohnte Qualität geboten. Die Einmärsche der Wrestler werden von den Original-Musiken untermalt und sorgen für viel Atmosphäre. Im Ring gibt es die bekannten Schlag-, Wurf- und Fallgeräusche, die man aber für den nächsten Teil nochmals überarbeiten sollte. Denn obwohl sie gut gelungen sind, kennt man die schon seit Teil 1 der Serie.

"Time to Play the Game"

Ein herber Kritikpunkt am letzten Teil waren die zwar technisch guten, aber meist überhaupt nicht zur Situation passenden Kommentare von Michael Cole und Tazz. Für Shut Your Mouth wurde das Kommentatoren-Team nicht nur durch Jim Ross und Jerry "The King" Lawler ersetzt, auch die Frequenz, mit der die beiden ihre Ansagen verrichten, wurde massiv heruntergeschraubt. Mit dem Ergebnis, dass die Kommentare meistens passen und im Endeffekt auch nicht störend auffallen.

Sehr schade ist allerdings, dass in der gesamten Story die Texte nicht gesprochen werden.

Zwar ist es nachzuvollziehen, dass die WWE keine Lust hatte, die gesamte Wrestler-Brigade zur Verfügung zu stellen, um die unzähligen Texte aufzunehmen, doch der Atmosphäre-Bonus wäre dadurch in geradezu ungeahnte Höhen gerutscht.

Gut gelungen sind die Zuschauer, die zwar nur aus einem bekannten Rauschen bestehen, aber dafür auf die Aktionen im Ring eingehen, so dass kaum Soundpausen auftreten, wenn man die passablen Kampfmusiken ausschalten sollte.

Fazit


Für Wrestling-Fans gibt es derzeit nichts Besseres. Vor allem der ausgefeilte Story-Modus kann überzeugen und bietet dem geneigten Wrestling-Anhänger nicht nur eine Menge Spaß, sondern auch die Möglichkeit, einige der Storylines nachzuholen, die seit dem Verschwinden der WWE aus dem deutschen Fernsehen aufgebaut wurden. Und die zahlreichen Matchvariationen, Backstage-Bereiche usw. sind ebenfalls immer wieder für ein Spielchen gut - ganz zu schweigen von dem bisher ausgereiftesten Editor, den ein Wrestling-Spiel zu bieten hatte. Trotzdem gibt es noch genügend Verbesserungsmöglichkeiten für den sicher folgenden Teil 5. Zum einen sollte man die Ladezeiten optimieren, zum anderen endlich einmal eine komplett neue Grafikengine aus dem Hut zaubern. Denn obwohl an allen Ecken und Enden poliert wurde und das Spiel wahrlich nicht schlecht aussieht, merkt man dem Spiel an, dass immer noch die alte Engine verwendet wurde. Und nicht zuletzt sollte man sich vielleicht überlegen, das bewährte und leicht zu erlernende Kontrollschema zu überarbeiten und durch die phänomenale Steuerung der N64-Vertreter zu ersetzen. Denn unter dem Strich läuft alles immer wieder auf die gleichen Moves hinaus. Trotzdem: Fans der außergewöhnlichen Sportart können bedenkenlos zugreifen.

Pro

  • <li>aktueller Roster</li><li>grandiose Auswahl an Matchvariationen</li><li>gelungener Story-Modus mit Elementen der echten WWE-Storylines</li><li>fantastischer Editor</li><li>eingängige Steuerung</li><li>realistische Einmärsche</li> <li>sparsam eingesetzte Kommentare</li><li>14 Arenen</li><li>zahlreiche Gimmicks und Boni zum Freispielen</li><li>erfreulich kleiner Speicherbedarf auf der Memory-Karte</li><li>bis zu sechs menschliche Spieler</li>

Kontra

  • <li>Story kommt relativ spät in Fahrt</li><li>Clipping-Fehler</li><li>wenig Variation in der Steuerung</li><li>Ladezeiten</li><li>keine Sprachausgabe für die Storylines</li><li>komplett in Englisch</li>

Wertung

PlayStation2