Summoner 2 - Test, Rollenspiel, PlayStation2

Summoner 2
03.12.2002, Jens Bischoff

Test: Summoner 2

Summoner war eines der ersten und seinerzeit besten PS2-Rollenspiele. Während der inzwischen als günstige Platinum-Edition erhältliche Titel spielerisch nach wie vor seine Qualitäten besitzt, gehört die Grafik-Engine mittlerweile jedoch längst zum alten Eisen. Genrefans dürfen sich nun aber auf eine technisch zeitgemäße Fortsetzung freuen, die auch spielerisch neue Wege geht.

Summoner 2 (ab 40,61€ bei kaufen) spielt zwanzig Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils. Die Welt ist nach wie vor die gleiche, die Handlung führt Euch aber ans andere Ende derselben und zwar in der Rolle Königin Maias von Halassar. Diese gilt aufgrund einer 2000 Jahre alten Prophezeiung als die wiedergeborene Göttin Laharah, welche das Böse vertreiben und ihrem Land Frieden bringen soll. Bis dahin befindet sich Halassar allerdings im Kriegszustand und in vielen Regionen treiben Piraten, Auftragsmörder und Monster ihr Unwesen, während der einst heilige Baum von Eleh immer mehr zum Zentrum einer unheilvollen Macht wird.

Schicksalhafte Prophezeiung

Entgegen der Warnungen ihrer Hohepriesterin entschließt sich Maia dennoch diesen Baum aufsuchen, um das Böse von dort zu vertreiben und ihre Prophezeiung zu erfüllen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg voller Gefahren und unerwarteter Ereignisse. Verbündete werden plötzlich zu Feinden und Feinde zu Freunden. Aber Maia trotzt jeder Intrige und jedem Hindernis ohne eine Ahnung zu haben, was sie am Ziel ihrer Reise erwartet. Begleitet wird sie von der ehemaligen Auftragskillerin Sangaril und ihrem misstrauischen Lehrmeister Taurgis, wobei sich im Verlauf des Spiels auch noch weitere Mitstreiter dem ungleichen Trio anschließen.

Von den insgesamt acht spielbaren Charakteren können sich neben Maia aber immer nur maximal zwei weitere Weggefährten in der Party befinden. Wer das ist, dürft Ihr entscheiden. In manchen Situationen sind bestimmte Besetzungen jedoch vorgeschrieben und oft ist auch ein vorübergehender Alleingang sinnvoll. Gerade die lautlose Sangaril erweist Euch mit ihren hinterhältigen Stealth- und Meuchel-Fertigkeiten immer wieder hilfreiche Solo-Dienste. Da das gesamte Spielgeschehen in Echtzeit abläuft, steuert Ihr ohnehin immer nur einen Charakter direkt. Der Rest folgt Euch im Schlepptau und agiert im Kampf nach zugewiesenen Verhaltensmustern.



Folgsame Weggefährten

So könnt Ihr festlegen, ob jemand primär für das Heilen der Truppe, das Angreifen mit Nahkampf- oder Distanzwaffen, das Wirken von Angriffszaubern oder das Zaubern allgemein zuständig sein soll. Detailliertere Anweisungen sind leider nicht möglich, aber in der Regel kann das Verhalten Eurer CPU-gesteuerten Kollegen überzeugen, obwohl ausgerechnet der für das Heilen Verantwortliche oftmals nicht gerade die beste Figur macht. Aber notfalls könnt Ihr ja jederzeit den aktiven Charakter wechseln und die Dinge vorübergehend selbst in die Hand nehmen, wobei das Spielgeschehen bei manueller Item- und Zauberwahl fairerweise kurz eingefroren wird.

Der Schwierigkeitsgrad ist aber dennoch ziemlich happig, auch wenn Eure meist zahlenmäßig überlegenen Gegner nicht gerade die hellsten sind. Oft könnt Ihr einen Widersacher in aller Ruhe niederstrecken, während ein anderer seelenruhig daneben steht und tatenlos zusieht. Ausgleichende KI-Gerechtigkeit, wenn Ihr so wollt. Trotzdem halten Euch die Fights auf Trab, da jeder Gegner andere Schwachpunkte und Verhaltensweisen an den Tag legt und die meisten bereits besiegten Unholde nach gewisser Zeit wieder auftauchen. Ohne gezieltes Blocken oder Ausweichen habt Ihr spätestens bei Bosskämpfen das Nachsehen.

Nicht einfach

Ansonsten nimmt eine praktische Lock-On-Funktion einen bestimmten Gegner auch dauerhaft ins Visier, ausgewählte Items oder Zauber lassen sich per simplem Knopfdruck aktivieren und Distanzwaffen können auch aus einer nicht-statischen Ego-Perspektive abgefeuert werden, wobei das Zielen aufgrund der ruppigen Fadenkreuzsteuerung jedoch ziemlich unhandlich ist. Zudem könnt Ihr einfache Schlagfolgen ausführen oder per Tastenkombination eine Reihe von Spezialmanövern vom Stapel lassen. Letztere müssen durch das gezielte Verteilen von Fertigkeitspunkten aber erst einmal erlernt werden.

Gleich hab´ ich dich!

Neben dem Anstieg allgemeiner Statuswerte bekommt Ihr bei jedem Aufstieg nämlich auch eine bestimmte Anzahl an Fertigkeitspunkten, mit denen Ihr nach Euren persönlichen Vorlieben individuelle Charakter-Fertigkeiten verbessern könnt, um beispielsweise geschickter im Umgang mit bestimmten Waffen zu werden, stärkere Zauber wirken zu können oder eben neue Spezialmanöver zu erlernen. Im Laufe des Spiels stehen immer mehr dieser Fähigkeiten zur Auswahl, wobei manche nur bei bestimmten Charakteren zur Verfügung stehen. So entscheidet einzig und allein Ihr, in welche Richtung sich jedes Party-Mitglied entwickeln soll.



Individuelle Fertigkeiten

Eine Fähigkeit, die zum Beispiel nur Maia besitzt, ist das Beschwören von mächtigen Kreaturen. Allerdings kämpfen diese nicht wie im ersten Teil an Eurer Seite, sondern Maia verwandelt sich in selbige und Ihr übernehmt vorübergehend die Kontrolle über den heraufbeschworenen Dämon, der je nach Elementarzugehörigkeit und Level über spezielle Fähigkeiten verfügt - eine Art spielbarer Aufruf sozusagen. Ob als kolossaler Blutdämon oder schnelle Sandklinge, jede Form hat ihre Vor- und Nachteile und kostet Euch wertvolle Zauberenergie, weshalb Ihr sie mit Bedacht einsetzen solltet. Die Verwandlung kann aber auch jederzeit rückgängig gemacht werden.

Dämonische Unterstützung

Doch auch abseits des Kampfgeschehens hat Summoner 2 einiges zu bieten: So solltet Ihr Euch gelegentlich um die Regierungsangelegenheiten kümmern, könnt Euch bei diversen Minispielen zerstreuen, mit zahllosen NPCs plaudern oder einer von über hundert Sidequests nachgehen, denn auch abseits der primären Storyline warten unzählige Geheimnisse darauf, entdeckt zu werden. Leider wird es in Eurem Quest-Logbuch aber schnell unübersichtlich, da neue bzw. ungelesene Eintragungen nicht speziell markiert werden. Als Ausgleich gibt es dafür eine komfortable Automap, die alle wichtigen Orte und Gesprächspartner auflistet.

Viel zu tun

Die Locations sind meist recht weitläufig und abwechslungsreich. Die Orientierung verliert Ihr aber trotzdem nicht so schnell. Etwas unübersichtlich kann es jedoch während eines Kampfes werden, wenn die auch manuell justierbare Kamera mal wieder nicht Herr der Lage ist. Zwar werden sichtversperrende Objekte in der Regel transparent dargestellt, aber das klappt nicht immer so, wie es sollte. Auch das eigentlich nur bei Texten auftretende Interlace-Flimmern ist auf Dauer ziemlich unangenehm, denn zu lesen gibt es in Summoner 2 so einiges - ein 60Hz-Modus hätte hier vielleicht für Linderung gesorgt.

Wo bin ich?

Ansonsten ist die PAL-Anpassung aber löblich und es gibt weder PAL-Balken noch Geschwindigkeitsverlust. Auch die Grafik-Engine kommt trotz riesiger und lebendiger Spielwelten kaum ins Stocken. Zwar sind die Texturen teils etwas detailarm, aber die Sichtweite ist enorm, was im ersten Teil ja bekanntlich nicht gerade der Fall war. Die Animationen können sich bis auf wenige Ausnahmen sehen lassen und auch die Effekte-Küche hat einiges zu bieten. Selbst Veränderungen an der Ausrüstung werden grafisch berücksichtigt und die zahlreichen, auf Wunsch auch abbrechbaren, Zwischensequenzen gehen fließend ins Spielgeschehen über.



Potente Grafik-Engine

Erfreulicher Weise ist auch die Lokalisierung gut gelungen. Sowohl die Übersetzung als auch die deutsche Sprachausgabe geben sich kaum eine Blöße, auch wenn leider nicht alle Dialoge unter den Protagonisten mit Sprachausgabe unterlegt sind. Für die nötige Atmosphäre sorgt aber auch die übrige Soundkulisse, die sich dem Geschehen meist unauffällig, aber eindrucksvoll anpasst. Abseits des Kampfgeschehens könnt Ihr übrigens jederzeit speichern, was erstaunlich flott vonstatten geht. Auch die angenehm seltenen Ladepausen sind meist nur von kurzer Dauer und die allgemeine Präsentation einwandfrei.

Gelungene Präsentation

Fazit


Zwar unterscheidet sich Summoner 2 teils erheblich von seinem Vorgänger, aber im Grunde treten fast alle Veränderungen positiv in Erscheinung. Die rasanten Echtzeit-Kämpfe mögen dabei vielleicht nicht jedermanns Geschmack treffen, aber der Spielbarkeit kommen diese nur zugute. Auch die entsprechend aufgebohrte Grafik-Engine lässt den Erstling deutlich hinter sich. Ein paar Kleinigkeiten wie gelegentliche Übersichtsprobleme oder die nicht immer überzeugenden KI-Routinen sorgen zwar auch für Kritik, aber die erstklassige Präsentation sowie eine vorbildliche Lokalisierung und PAL-Anpassung werden heimische Rollenspielfans sicher wieder versöhnen. Wer auf komplexe und lebendige Spielwelten im westlichen Look, flotte Hack`n`Slay-Action und facettenreiche Aktionsmöglichkeiten steht, kommt an Summoner 2 jedenfalls nicht vorbei. Lediglich der recht harsche Schwierigkeitsgrad wird manch einen abschrecken. Als Ausgleich könnt Ihr aber fast jederzeit Speichern, die Charakterentwicklung individuell beeinflussen und Euch in über hundert Sidequests zusätzliche Gelder, Erfahrungspunkte und Ausrüstungsgegenstände verdienen.

Pro

  • <li>komplexe Spielwelt</li><li>komfortable Automap</li><li>flotte Echtzeit-Kämpfe</li><li>potente Grafik-Engine</li><li>gelungene Lokalisierung</li><li>saubere PAL-Anpassung</li><li>zahllose Sidequests & NPCs</li><li>stimmungsvolle Präsentation</li><li>Speichern fast jederzeit möglich</li><li>individuelle Charakterentwicklung</li><li>überzeugende Story & Charaktere</li><li>sichtbare Ausrüstungsveränderungen</li>

Kontra

  • <li>maximal dreiköpfige Party</li><li>nicht immer überzeugende KI</li><li>sehr harscher Schwierigkeitsgrad</li><li>unübersichtliches Quest-Logbuch</li><li>gelegentliches Interlace-Flimmern</li><li>nicht alle Dialoge mit Sprachausgabe</li><li>teils unübersichtliche Kameraführung</li><li>ruppige Zielerfassung bei Distanzwaffen</li>

Wertung

PlayStation2