James Bond 007: NightFire - Test, Shooter, PC, XBox, PlayStation2, GameCube

James Bond 007: NightFire
08.12.2002, Mathias Oertel

Test: James Bond 007: NightFire

Nintendo-Fans schwören seit Jahren auf den Bond-Shooter Goldeneye, der bis heute als Meilenstein im Genre gilt. Sony-Anhänger hingegen durften erst mit dem Third-Person-Actionspiel "Tomorrow never dies" in die Fußstapfen des Geheimagenten treten. Letztes Jahr erschien schließlich mit Agent im Kreuzfeuer ein passabler Ego-Shooter für die PS2, der bekannte Action-Elemente mit Fahrsequenzen mischen konnte. Jetzt -und damit passend zum 20.Kinofilm- dürfen PS2-User wieder mit Bond auf Weltrettungsreise gehen. In unserem Test könnt Ihr erfahren, ob es Nightfire endlich geschafft hat, das Rare-Meisterwerk Goldeneye vom 007-Thron zu stoßen.

Bei der Story hat man sich an den Filmvorbildern orientiert und bietet mit Raphael Drake und seinen finsteren Angestellten den typischen machthungrigen Groß-Industriellen, der die Welt in den Abgrund stürzen will. Dazu will er die Kontrolle über eine orbitale Waffenstation der USA zu übernehmen. Und wie so häufig in den letzten 40 Jahren kann nur James Bond die Welt vor dem Untergang retten.

Die Welt in Gefahr

James Bond-Fans, die schon den Vorgänger gespielt haben, wissen bereits, was sie erwartet, denn die Mischung aus Shooter-Elementen, Fahrsequenzen und Geschütz-Abschnitten blieb weitestgehend unangetastet und wurde sehr geschickt mit der Story verknüpft.

Agent under (Night-)Fire

Was vor allem beim Leveldesign positiv auffällt, ist die Tatsache, dass etwaige Hinweise auf spezielle Bond-Moves gegenüber Agent im Kreuzfeuer vollkommen herausgefallen sind. So hat man selber die Möglichkeit, im Rahmen der Möglichkeiten zu experimentieren und vielleicht eine schlauere Methode herauszufinden, um an den Gegnern vorbeizukommen oder sie zu umgehen.

Auch alte Bekannte wie Zoe Nightshade sind wieder mit von der Partie, um den smarten Geheimagenten zu unterstützen.

Im Detail hat sich jedoch einiges getan. Die Abschnitte sind zwar immer noch streng linear, dieses Mal aber deutlich cleverer designt und mit Gegnern vollgestopft, deren KI gegenüber dem Vorgänger stark verbessert wurde.

Überhaupt macht Nightfire einen abwechslungsreicheren Eindruck: Missionen, in denen Ihr nur durch Einsatz der zahlreichen Waffen ans Ziel kommt, gibt es natürlich immer noch, doch es wurde eine gesunde Mischung mit Abschnitten geschaffen, in denen Ihr (zumindest zeitweilig) unentdeckt bleiben müsst.

Allerdings werden viele Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. So ist das Q-Gadget-Arsenal zwar gut bestückt, doch die Gimmicks kommen äußerst selten zum Einsatz. Auch der Interaktion mit der Umgebung haben die Designer wenig Beachtung geschenkt. Lampen, Kameras und Ähnliches können nicht beschädigt werden und wer glaubt, die Gegner vielleicht wie Sam Fisher in Splinter Cell mit einem geworfenen Objekt ablenken zu können, ist ebenfalls auf dem Holzweg.

Dass Nightfire trotzdem eine Menge Spaß macht, ist vor allem der rundherum gelungenen Steuerung zu verdanken. Wie noch nie in einem Ego-Shooter haben die Entwickler einen Kompromiss aus Empfindlichkeit und Genauigkeit gefunden, was vor allem beim manuellen Zielen auffällt.

Im Prinzip könnt Ihr nur dann Gegenstände benutzen, wenn es vom Leveldesign vorgesehen ist. Hier sollten die Nachfolger verbessert werden und die vom Genre vorgegebenen Möglichkeiten besser ausnutzen.

Die Fahr- und Geschützabschnitte, die spielerische Abwechslung bringen sollen, sind seit dem Vorgänger zwar nichts Neues mehr, aber immer noch frisch genug, um Spaß zu machen. Leveldesign und Schwierigkeitsgrad sind optimal aufeinander abgestimmt und werden ebenfalls von einer nahezu perfekten Steuerung ergänzt.

Doch auch die automatische Zielfunktion, die einem die letzten Millimeter Pixelarbeit abnimmt, ist sinnvoll und gut umgesetzt.

Wie es sich für einen Ego-Shooter gehört, wurde auch an Spieler gedacht, die Multiplayer-Fragfesten Tribut zollen: Zwölf verschiedene Spielmodi wurden integriert, in denen sich bis zu vier menschliche Spieler ergänzt durch vollkommen frei konfigurierbare Bots messen können. Das Spektrum reicht von normalen Deathmatches über Modi, die bei UT-Spielern als Domination und Assault bekannt sind, bis hin zu King of The Hill und dürfte somit genug Futter für lange Winterabende bieten.

Fun für Multiplayer

Allerdings müssen viele der Modi im Einzelspieler-Modus erst freigespielt werden. Ob dies jetzt unnötig die Spieldauer verlängern soll, sei dahingestellt - es funktioniert aber einwandfrei und lockt den Spieler, auch den letzten Multiplayer-Modus freizuspielen.

Pierce Brosnan in Aktion

Nachdem der Bond im letzten Abenteuer Agent im Kreuzfeuer mangels Lizenz vollkommen neu besetzt wurde und im Großen und Ganzen einen guten Job abliefern konnte, hat EA für Nightfire das Gesicht Pierce Brosnans verpflichten können.

Bei den Fahrzeug-Levels ist grundsätzlich auch auf optische Abwechslung geachtet worden, doch unter dem Strich erreicht die Qualität nicht ganz die der Ego-Abschnitte, was jedoch durch gut gelungene Fahrzeugmodelle einigermaßen wett gemacht werden kann.

Und das gibt dem Spiel einen entscheidenden Atmosphäre-Bonus - selbst wenn man James Bond nur in den Zwischensequenzen zu sehen bekommt, die teils aus Rendervideos bestehen, teils in Spielgrafik dargestellt werden.

Die anderen Figuren, denen man begegnet, stehen dem Hauptdarsteller jedoch qualitativ nicht nach und sind sowohl mit detaillierten Texturen versehen als auch sehr geschmeidig animiert.

Die Abschnitte, in denen Ihr den zwölf Missionen nachgeht, sind ebenfalls gelungen. Es wurde sowohl daran gedacht, die teils sehr großen Areale optisch unterschiedlich zu gestalten, als auch mit schönen Texturen zu versehen.

Das ist für die Gebiete mit Shooter-Anteil auch größtenteils gelungen, wobei hin und wieder auch optisch interessante Lichteffekte eingesetzt werden, die allerdings nicht ganz mit der Qualität auf den anderen Systemen mithalten können.

Ein Problem, das sich durch alle Fassungen zieht, ist die Bildwiederholrate. Doch weder auf GameCube noch auf Xbox ist dieser Malus so gravierend wie auf der PS2. Denn was nützt es mir, wenn der Raum klasse Texturen aufweist, die PS2 aber nicht in der Lage ist, diese Tapeten ruckelfrei von einer Seite zur anderen zu schieben?

Dass dabei der Spielspaß leidet, ist klar. Aber trotz aller Ruckelei geht es nie so weit, dass man das Spiel nicht fortsetzen möchte. Auch die Tatsache, dass die PS2-Fassung im Vergleich zu GameCube und Xbox einen deutlich grobpixeligeren Eindruck macht, sollte die User nicht stören, denn was die Entwickler aus der mittlerweile doch schon zwei Jahre alten PS2 heraus holen, ist (mit den Ruckeleinschränkungen) sehenswert, treibt die Konsole aber offenbar ans Grafik-Limit; was sich im Multiplayer-Modus noch stärker bemerkbar macht - allerdings nie so weit, dass Nightfire mit mehreren Benutzern unspielbar wird.

Die Atmosphäre, die von der Soundkulisse geschaffen wird, ist absolut filmwürdig. Das beginnt bei dem eigens für Nightfire komponierten Titelsong und endet bei der durchweg sauberen und professionellen Sprachausgabe. Und dazwischen gibt es gut komponierte Musik, die sich immer wieder an dem allseits bekannten Bond-Thema orientiert und sich dynamisch dem Spielverlauf anpasst.

Stimmig

Leider ist auf der Disc nicht die Option enthalten, das Spiel mit englischer Sprachausgabe genießen zu können. Doch da die deutsche Fassung wirklich gelungen ist und auch im Original James Bond zwar wie Pierce Brosnan aussieht, aber nicht dessen Original-Stimme hat, lässt sich dies leicht verschmerzen.

Da erscheint es fast schon selbstverständlich, dass sich auch die Schuss- und sonstigen Geräusche diesem hohen Niveau anpassen.

Fazit


Auch wenn die technischen Makel von Nightfire auf der PS2 stärker sind als bei den Familienangehörigen auf den anderen Systemen: das neue Abenteuer von 007 macht Spaß. Einen großen Anteil daran haben die Story, die eines Filmes würdig ist, und die durchweg gelungene Steuerung. Insgesamt erreicht Nightfire zwar nicht das Kaliber und vor allem die Wiederspielbarkeit eines Goldeneye und spätestens seit dem Vorgänger ist die Action-/Rennspiel-Mischung auch nicht mehr ganz so taufrisch, doch die Bond-Atmosphäre wurde grandios eingefangen und sorgt für gute Laune. Unter dem Strich ist Nightfire ein amüsantes, wenn auch vielleicht etwas kurzes Spielerlebnis, das zwar nicht in die Elite der Ego-Shooter vorrücken kann, aber vor allem für Multiplayer-Duelle sehr gut geeignet ist.

Pro

  • <li>passable KI</li><li>gute Mischung aus Shooter-, Fahr- und Geschützturm-Sequenzen</li><li>gute Lokalisation</li><li>schönes Leveldesign</li><li>grandios aussehende Charakter-Modelle</li><li>gute Animationen</li><li>exzellente Steuerung</li><li>sehr gute Soundkulisse</li><li>schöne Multiplayer-Modi</li><li>nette Story</li>

Kontra

  • <li>gelegentlich starke Probleme mit der Bildrate</li><li>unglückliches Speichersystem</li><li>linear</li><li>Gadgets kommen zu selten zum Einsatz</li><li>kaum Interaktion mit der Umgebung</li>

Wertung

PlayStation2