James Bond 007: NightFire - Test, Shooter, PC, PlayStation2, XBox, GameCube

James Bond 007: NightFire
08.12.2002, Mathias Oertel

Test: James Bond 007: NightFire

Seit dem grandiosen N64-Shooter Goldeneye warten Bond-Fans auf einen Nachfolger, der es in Sachen Spielbarkeit und Umfang mit dem Action-Spiel aus dem Hause Rare aufnehmen kann. Passend zum neuen Bond-Film Die Another Day gibt es jetzt von Electronic Arts mit 007 Nightfire den Nachfolger des letztjährigen Agent im Kreuzfeuer. In unserem Test verraten wir Euch, was es mit dem neuen 007-Abenteuer auf sich hat und ob Goldeneye endlich in den wohlverdienten Ruhestand gehen kann.

Bei der Story hat man sich an den Filmvorbildern orientiert und bietet mit Raphael Drake und seinen finsteren Angestellten den typischen machthungrigen Groß-Industriellen, der die Welt in den Abgrund stürzen will. Dazu will er die Kontrolle über eine orbitale Waffenstation der USA zu übernehmen. Und wie so häufig in den letzten 40 Jahren kann nur James Bond die Welt vor dem Untergang retten.

Die Welt in Gefahr

James Bond-Fans, die schon den Vorgänger gespielt haben, wissen bereits, was sie erwartet, denn die Mischung aus Shooter-Elementen, Fahrsequenzen und Geschütz-Abschnitten blieb weitestgehend unangetastet und wurde sehr geschickt mit der Story verknüpft.

Agent under (Night-)Fire

Was vor allem beim Leveldesign positiv auffällt, ist die Tatsache, dass etwaige Hinweise auf spezielle Bond-Moves gegenüber Agent im Kreuzfeuer vollkommen herausgefallen sind. So hat man selber die Möglichkeit, im Rahmen der Möglichkeiten zu experimentieren und vielleicht eine schlauere Methode herauszufinden, um an den Gegnern vorbeizukommen oder sie zu umgehen.

Auch alte Bekannte wie Zoe Nightshade sind wieder mit von der Partie, um den smarten Geheimagenten zu unterstützen.

Im Detail hat sich jedoch einiges getan. Die Abschnitte sind zwar immer noch streng linear, dieses Mal aber deutlich cleverer designt und mit Gegnern vollgestopft, deren KI gegenüber dem Vorgänger stark verbessert wurde.

Überhaupt macht Nightfire einen abwechslungsreicheren Eindruck: Missionen, in denen Ihr nur durch Einsatz der zahlreichen Waffen ans Ziel kommt, gibt es natürlich immer noch, doch es wurde eine gesunde Mischung mit Abschnitten geschaffen, in denen Ihr (zumindest zeitweilig) unentdeckt bleiben müsst.

Allerdings werden viele Möglichkeiten nicht ausgeschöpft. So ist das Q-Gadget-Arsenal zwar gut bestückt, doch die Gimmicks kommen äußerst selten zum Einsatz. Auch der Interaktion mit der Umgebung haben die Designer wenig Beachtung geschenkt. Lampen, Kameras und Ähnliches können nicht beschädigt werden und wer glaubt, die Gegner vielleicht wie Sam Fisher in Splinter Cell mit einem geworfenen Objekt ablenken zu können, ist ebenfalls auf dem Holzweg.

Dass Nightfire trotzdem eine Menge Spaß macht, ist vor allem der rundherum gelungenen Steuerung zu verdanken. Wie noch nie in einem Ego-Shooter haben die Entwickler einen Kompromiss aus Empfindlichkeit und Genauigkeit gefunden, was vor allem beim manuellen Zielen auffällt.

Im Prinzip könnt Ihr nur dann Gegenstände benutzen, wenn es vom Leveldesign vorgesehen ist. Hier sollten die Nachfolger verbessert werden und die vom Genre vorgegebenen Möglichkeiten besser ausnutzen.

Die Fahr- und Geschützabschnitte, die spielerische Abwechslung bringen sollen, sind seit dem Vorgänger zwar nichts Neues mehr, aber immer noch frisch genug, um Spaß zu machen. Leveldesign und Schwierigkeitsgrad sind optimal aufeinander abgestimmt und werden ebenfalls von einer nahezu perfekten Steuerung ergänzt.

Doch auch die automatische Zielfunktion, die einem die letzten Millimeter Pixelarbeit abnimmt, ist sinnvoll und gut umgesetzt.

Wie es sich für einen Ego-Shooter gehört, wurde auch an Spieler gedacht, die Multiplayer-Fragfesten Tribut zollen: Zwölf verschiedene Spielmodi wurden integriert, in denen sich bis zu vier menschliche Spieler ergänzt durch vollkommen frei konfigurierbare Bots messen können. Das Spektrum reicht von normalen Deathmatches über Modi, die bei UT-Spielern als Domination und Assault bekannt sind, bis hin zu King of The Hill und dürfte somit genug Futter für lange Winterabende bieten - auch wenn 007 noch keine Unterstützung für den jüngst gestarteten Xbox Live-Servcice anbietet

Fun für Multiplayer

Allerdings müssen viele der Modi im Einzelspieler-Modus erst freigespielt werden. Ob dies jetzt unnötig die Spieldauer verlängern soll, sei dahingestellt - es funktioniert aber einwandfrei und lockt den Spieler, auch den letzten Multiplayer-Modus freizuspielen.

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Das George Lazenby-Syndrom findet sich auch in Nightfire bzw. seinem Vorgänger wieder. Denn genau wie der Brite nur zu einem Bond-Einsatz kam (Im Geheimdienst ihrer Majestät), wurde der "neue" Bond-Darsteller aus Agent im Kreuzfeuer im neuesten Werk durch das Konterfei von Pierce Brosnan abgelöst. Dadurch gewinnt Nightfire einen immensen Atmosphäre-Schub - zumal 007 aus einem wohl anzuschauenden und detaillierten Polygon-Modell besteht, das man allerdings nur in den Zwischen-Sequenzen zu sehen bekommt, die teils aus gelungenen Renderfilmchen bestehen und teils in Spielgrafik dargestellt werden.

Brosnan ist Bond

Die Shooter-Areale sind trotz linearer Aufgaben teilweise überraschend groß und äußerst variantenreich: die Burgen, Hochhäuser, Atomkraftwerke, unterirdischen Anlagen usw. sind mit feinen Texturen versehen und bieten gelegentlich eine atemberaubende Weitsicht, die nur von fulminanten Lichteffekten begleitet wird.

Auch die anderen Figuren, denen man ebenfalls ein detailliertes Äußeres und geschmeidige Bewegungsabläufe verpasst hat, können überzeugen.

Bei den Abschnitten hingegen tun sich zwei Welten auf: Auf der einen Seite haben wir die Ego-Shooter-Levels, auf der anderen die Fahrzeug-Levels.

Und obwohl die Fahrzeug-Abschnitte definitiv nicht mit dem Prädikat "hässlich" bezeichnet werden können, bleiben die Eindrücke hier nicht so sehr im Gedächtnis haften. Dazu wirken die Straßen-, Dschungel- und Unterwasserebenen zu steril. Allerdings sehen die zahlreichen Fahrzeuge durch die Bank weg gut aus und können die negativen Gefühle, welche von den Umgebungen hervorgerufen werden, einigermaßen kompensieren.

Die Atmosphäre, die von der Soundkulisse geschaffen wird, ist absolut filmwürdig. Das beginnt bei dem eigens für Nightfire komponierten Titelsong und endet bei der durchweg sauberen und professionellen Sprachausgabe. Und dazwischen gibt es gut komponierte Musik, die sich immer wieder an dem allseits bekannten Bond-Thema orientiert und sich dynamisch dem Spielverlauf anpasst.

Doch so gut der Gesamteindruck anfänglich auch ist - die seltenen, aber immer wieder auftretenden Einbrüche in der Bildwiederholrate sind nicht so einfach zu verschmerzen.

Im Mehrspieler-Modus kommt zudem noch hin und wieder ein dermaßen unerträgliches Langsamkeits-Gefühl auf, dass man sich unwillkürlich fragt, ob man aus Versehen auf den "Schleichen-Knopf" gekommen ist.

Stimmig

Obwohl die deutsche Fassung wirklich gelungen ist, werden einige sich vielleicht überlegen, in der Anfangs-Auswahl das Spiel auf Englisch zu stellen. Die Atmosphäre ist aber im Original nur bedingt höher, denn obwohl Bond wie Pierce Brosnan aussieht, hat EA es nicht geschafft, den Iren auch für die Sprachaufnahmen zu verpflichten.

Da erscheint es fast schon selbstverständlich, dass sich auch die Schuss- und sonstigen Geräusche diesem hohen Niveau anpassen.

Fazit

Auch in seinem neuesten Abenteuer schafft es James Bond nicht, an alte Goldeneye-Zeiten anzuknüpfen. Bond-Atmosphäre ist dank schöner Frauen, zahlreicher Gadgets und vor allem den Pierce Brosnan-Texturen zwar zur Genüge vorhanden und auch die immer wieder eingestreuten Fahr- und Geschütz-Abschnitte bringen Abwechslung, doch unter dem Strich ist Nightfire nur ein Shooter unter vielen - allerdings ein empfehlenswerter Vertreter. Insgesamt ist der diesjährige Bond zwar unterhaltsamer und anspruchsvoller als die letztjährige Ausgabe, doch wesentliche Neuerungen muss man mit der Lupe suchen. Auch die technische Seite kann nur eingeschränkt überzeugen. Während die Soundkulisse über jeden Zweifel erhaben ist, reduzieren die immer wieder auftauchenden und vollkommen unverständlichen Einbrüche in der Bildwiederholrate ein eigentlich durchweg gelungenes und opulentes Leveldesign auf grafische Durchschnittsware. Unter dem Strich präsentiert sich Nightfire als gelungener Shooter, der allerdings den Wunsch nach mehr und Außergewöhnlichem unbeantwortet lässt, für Multiplayer-Fans jedoch immer wieder ein Spielchen wert ist.

Pro

  • <li>passable KI</li><li>gute Mischung aus Shooter-, Fahr- und Geschützturm-Sequenzen</li><li>gute Lokalisation</li><li>schönes Leveldesign</li><li>grandios aussehende Charakter-Modelle</li><li>gute Animationen</li><li>exzellente Steuerung</li><li>sehr gute Soundkulisse</li><li>schöne Multiplayer-Modi</li><li>nette Story</li>

Kontra

  • <li>hin und wieder leichte Probleme mit der Bildrate</li><li>unglückliches Speichersystem</li><li>linear</li><li>Gadgets kommen zu selten zum Einsatz</li><li>keine Xbox Live-Unterstützung</li> <li>kaum Interaktion mit der Umgebung</li>

Wertung

XBox