Soldiers of Anarchy - Test, Taktik & Strategie, PC

Soldiers of Anarchy
13.12.2002, Marcel Kleffmann

Test: Soldiers of Anarchy

In Zeiten des globalen Terrors greift das Echtzeit-Taktikspiel Soldiers of Anarchy (ab 35,00€ bei kaufen) ein hochaktuelles Thema auf: biologische und chemische Kriegsführung. Die Menschheit versinkt in naher Zukunft in Anarchie und wird fast komplett vernichtet. Durch diese postapokalyptische Welt führt Ihr ein kleines Team an Soldaten und müsst viele spannende Einsätze bestehen. Ob der mutige deutsche Mix aus Fallout, Jagged Alliance 2 und Commandos gelungen ist, erfahrt Ihr in unserem Test.

Im Jahre 2004 setzen sich sämtliche Großmächte zusammen und tauschen alle bekannten Informationen über B- und C- Waffen aus, um den globalen Terror endlich in den Griff zu bekommen. Genau zeitgleich werden einige multinationale Militär-Truppen in einen gut versteckten unterirdischen Bunker in die Ukraine gebracht. Was als Routine-Einsatz im Bunker begann, entwickelt sich langsam zum schlimmsten nur vorstellbaren Alptraum: die Eingeschlossenen müssen miterleben, wie die gesamte Menschheit von einem heimtückischen Virus dahingerafft wird.

Welt im Chaos

Das Militär versucht noch die infizierten Städte unter Quarantäne zu stellen, allerdings ohne Erfolg. Viele der Bewohner setzen sich zur Wehr, attackieren sogar das Militär und kämpfen um die kurzzeitige Freiheit. Die Situation ist so aussichtslos, dass die Franzosen in Paris gleich zwei taktische Nuklearsprengköpfe gezündet haben, jedoch ohne Erfolg - die Seuche breitet sich weiterhin aus. Die Soldaten bekommen in ihrem sicheren Bunker durch die Medien sowie über Funk die schrecklichen Ereignisse mit. Insgesamt zehn Jahre halten die Jungs im Bunker aus, bevor sie sich entschließen, die Erde zu betreten. Eine gefährliche Suche nach Leben, Mutationen und Antworten beginnt.

Die ersten Aufträge könnt Ihr noch in ein oder zwei Stunden schaffen, während die letzten Missionen an die sechs Stunden dauern können. Neun der Missionen laufen linear ab, während sich die Kampagne an zwei Stellen verzweigt und danach wieder ineinander läuft. Als Durchschnittszeit pro Mission gibt der Entwickler knapp drei Stunden an.

Umfangreiche Missionen

Insgesamt 13 Missionen müsst Ihr bei Soldiers of Anarchy hinter Euch bringen, um einer globalen Verschwörung auf die Schliche zu kommen. Die Einsätze spielen sich relativ abwechslungsreich, fordernd und sind oftmals sehr umfassend.

Die meisten Einsätze beginnen eher harmlos und werden im Verlauf immer komplexer, da in der Mission neue Ziele hinzugefügt werden. Während Ihr in der ersten Mission noch Wölfe und böse Bären im weiten Gelände jagen dürft, müsst Ihr Euch in späteren Missionen mit komplexeren Einsätzen, marodierenden Banden und fiesen Clans rumschlagen. Neben eher einfachen Zerstörungs-, Beschütz- und Erkundungsaufträgen gilt es später taktisch oder gar unbemerkt vorzugehen.

Denn auch diese leise Vorgehensweise ist oft eher von Erfolg gekrönt als die Brachial-Methode. So bleiben Eure Leute beispielsweise unentdeckt, wenn sie hinter einer Mauer auf dem Boden liegen oder sich im hügeligen Gelände verstecken. Ablenkung durch Granaten, geschickt gestellte Fallen und die clevere Nutzung der individuellen Fähigkeiten der Teammitglieder machen ebenfalls einen ungeheuren Reiz im Spiel aus. Bevor Ihr Euer Glück in den teils kniffeligen Missionen versucht, solltet Ihr aber auf jeden Fall das rundum gelungene Tutorial absolvieren.

In der ersten Mission habt Ihr nur die Kontrolle über eine recht kleine Söldner-Einheit. Im Verlauf der Story und der späteren Einsätze wächst das Team auf bis zu zwölf Mitglieder an. Zwischen den Aufträgen habt Ihr in der Basis die Möglichkeit, Euer Team auszustatten und falls notwendig einige weitere Spezialisten mit in das Team zu holen. Die Soldaten können insgesamt 14 militärische Ränge erreichen und sechs Skills beherrschen. Ein Mitstreiter mit einer hohen Medizin-Fähigkeit kann mit den Medipacks beispielsweise besser umgehen als ein einfacher Soldat - Ähnliches gilt für die Scharfschützen-Fähigkeit. Sprengstoffe können allerdings nur von Experten benutzt werden; diese können Bomben legen oder gar Minen entschärfen.

Das Team

Jedes Teammitglied hat ein eigenes Inventar und kann daher mehrere Ausrüstungsgegenstände mit in die Mission nehmen. Aber auch in den Einsätzen gefundene Waffen oder sonstige Gegenstände darf Euer Team aufheben. Dieses Vorgehen ist oftmals unbedingt nötig, denn Basis-Bau oder Ressourcen-Management gibt es nicht. Außerdem habt Ihr nur eine begrenzte Anzahl an Munition dabei und könnt für Nachschub sorgen, indem Ihr strategisch platzierte Ausrüstungskisten findet oder Beute macht.

Eure Leute sind nicht nur zu Fuß unterwegs, sondern können auch in der Gegend herumstehende Fahrzeuge benutzen, um sich auf den teils gigantischen Karten schneller fortzubewegen. Jeeps, Panzer, Artillerie und sogar Hubschrauber können Eure Leute besetzen und damit richtig viel Schaden anrichten.

Fahrzeuge und Waffen

Ansonsten weiß das restliche Waffenarsenal komplett zu überzeugen, denn Pistolen, Scharfschützengewehre und zahlreiche MGs stehen ebenso bereit wie Molotow-Cocktails, Minen, Handgranaten, Granatwerfer und die durchschlagskräftige Panzerfaust.

In nahezu jeder Mission sind Eure Leute zahlenmäßig weit unterlegen und die Feinde haben häufig sogar bessere Ausrüstung. Daher hilft nur taktisch kluges Vorgehen, sonst endet der Einsatz schnell mit dem virtuellen Ableben Eures Teams. In Echtzeit würde die Befehlskette in Hektik ausarten, aber es gibt ja glücklicherweise die Pause-Funktion: Diesen äußerst nützlichen Modus könnt Ihr immer aktivieren und Eurer Truppe so in aller Ruhe die nötigen Befehle geben - sehr schön! In der Demo- und der US-Version ist dieses wichtige Element übrigens nicht implementiert.

Kämpfe und Schwächen

Diese totale Kontrolle würde man sich auch bei der Wegfindung wünschen: Bei einem Soldaten klappt die Wegfindung noch recht gut, aber sobald das ganze Team samt Fahrzeugen irgendwo hin soll, bleibt nur zu hoffen, dass wenigstens ein paar Leute ankommen. Der Rest geht auf dem Weg verloren, bleibt stehen oder weiß nicht weiter. Die 3D-Kamera bildet eine weitere Schwachstelle: Zwar ist die Verfolgerkamera der Personen wirklich gelungen und weiß zu überzeugen, dennoch dauert es eine ganze Weile, bis Ihr die Kamera vollkommen im Griff habt. Ein weiteres Defizit haftet dem Mehrspieler-Modus an, der nur die Möglichkeit zum Deathmatch bietet, obwohl eine kooperative Singleplayer-Kampagne sicherlich recht spaßig gewesen wäre.

Die 3D-Grafik präsentiert sich passend zum düsteren Szenario, denn nahezu alles auf der verwahrlosten Erde wirkt öde und zerstört. Die Texturen hätten aber ruhig höher aufgelöst werden können, denn sie sind in der Nahansicht ziemlich unscharf. Ansonsten überzeugen die Landschaften dank natürlich wirkender Höhenzüge, hübscher Bäume und einer ordentlichen Sichtweite.

Grafik & Sound

Richtige Hinkucker sind jedoch die hübschen Explosionen - fast alles lässt sich spektakulär in die Luft jagen. Auch die Fahrzeugmodelle können sich sehen lassen. Im Vergleich zur Landschaft wirken Eure Protagonisten zwar etwas klein, dafür bewegen sie sich aber sehr natürlich.

Akustisch zeigt sich der Endzeit-Titel solide: Die Sprachausgabe ist klasse, selbst wenn die Stimme des Hauptcharakters hin und wieder sehr merkwürdige Betonungen setzt. Die Sound-Effekte sind auch weitestgehend prima und unterstreichen Explosionen und Kämpfe. Im Hintergrund dudelt ein rockiger, aber unauffälliger Soundtrack, der meiner Meinung nach zu wenig Spannung vermittelt.

Ein weiterer Pluspunkt für Soldiers of Anarchy ist dafür der mächtige Editor, mit dem Ihr komplett eigene Spielwelten erschaffen könnt.

Fazit


Das Team von Silver Style Entertainment präsentiert mit Soldiers of Anarchy ein solides Echtzeit-Taktikspiel mit einer tollen Story und spannenden Missionen. Die Aufträge sind stets abwechslungsreich und fordern oftmals einige Denkarbeit und geschicktes Vorgehen. Die in der US-Fassung nicht enthaltene Pause-Funktion verbessert das Gameplay enorm, da so keine hektischen Gefechte mehr entstehen und Ihr immer alles unter Kontrolle habt. Allerdings ist die Wegfindungs-KI nicht gerade die beste und sorgt des Öfteren für Verwirrung. Die 3D-Grafik sieht insgesamt zwar gut aus, dennoch sind die Texturen zu schwach aufgelöst, was die karg wirkende Landschaft nicht gerade reizvoller macht. Außerdem vermisst man einen treibenden Soundtrack, der den Missionen noch etwas mehr Dramatik eingehaucht hätte. Alles in allem ist Soldiers of Anarchy ein gelungenes Echtzeit-Taktikspiel mit einem epischen Endzeit-Szenario, das Genre-Fans sicher viele explosive Einsätze bescheren wird.

Pro

  • <li>spannende Story</li><li>umfangreiche Missionen</li><li>taktisches Gameplay</li><li>abwechslungsreiche Einsätze</li><li>gute Gegner-KI</li><li>riesige Karten</li><li>tolle Sprachausgabe</li><li>teils verzweigte Kampagne</li><li>lange Spielzeit</li><li>gute Pause-Funktion</li><li>natürlich wirkende Landschaften</li><li>mächtiger Editor</li>

Kontra

  • <li>gewöhnungsbedürftige Kamera</li><li>Probleme bei der Wegfindung</li><li>Macken bei der KI der eigenen Leute</li><li>öde, schwach aufgelöste Texturen</li><li>unspektakulärer Soundtrack</li><li>schwacher Mehrspieler-Modus</li><li>lange Ladezeiten</li>

Wertung

PC