Transworld Snowboarding - Test, Sport, XBox

Transworld Snowboarding
13.12.2002, Mathias Oertel

Test: Transworld Snowboarding

Nachdem uns der Sommer den Rücken gekehrt hat, ist es an der Zeit, die Snowboards aus dem Keller zu holen und sich in die Berge zu flüchten. Wer allerdings Angst vor Frostbeulen hat, greift lieber zu entsprechender Software, die dazu noch weitestgehend verletzungsfreies Spielen ermöglicht. Transworld Snowboarding ist der neueste Vertreter der Schneegstöber-Klasse, der sich aufmacht, die Konkurrenz wie Amped und SSX Tricky auf die Plätze zu verweisen. Ob das Vorhaben gelingt, könnt Ihr in unserem Test erfahren.

Denn jedes der Ski-Gebiete fällt in eine von fünf Kategorien: Neben normalen Pisten warten Halfpipes oder Mini-Gebiete mit Sprungschanzen auf Euch. Und hin und wieder müsst Ihr in einem Rennen antreten oder in gigantischen Abfahrten abseits der Piste zeigen, was Ihr drauf habt.

Auf Tour

Herzstück von Transworld Snbowboarding ist die so genannte Transworld Tour, bei der Ihr über die gesamte Welt reist, die Ressorts unsicher macht und die Vorgaben erfüllt, um neue Abschnitte freizuschalten.

Zwar hat man sich hier beim grundsätzlichen Spielprinzip an Referenzen wie der Tony Hawk-Serie und Aggressive Inline orientiert, doch dem Ganzen eine neue Note verpasst.

Und nur mit einer bestimmten Anzahl an erledigten Anforderungen werden neue Gebiete freigegeben. Natürlich wird der Spielraum für die späteren Levels immer kleiner, so dass Ihr auch mal wieder in "alte" Abschnitte zurückkehren müsst, um auch die letzte noch offene Aufgabe zu erledigen.Doch die Anforderungen bleiben stets fair und sorgen so dafür, dass man auch gerne zurückkehrt - zumal man ja mit dem neuen Gebiet das Ziel stets vor Augen hat und hin und wieder auch neue Boards mit anderen Eigenschaften als Belohnung erhält.

Die Aufgaben wurden behutsam an die verschiedenen Grundgebiete angepasst. So müsst Ihr neben bestimmten Tricks und Punktzahlen z.B. in den Rennen bestimmte Positionen erreichen, um die Aufgaben abzuhaken.

In Sachen Steuerung haben sich die Entwickler von Housemarque die Konkurrenz von Amped sehr eindringlich angeschaut. Dementsprechend wird jeder, der Amped gespielt hat, relativ schnell damit zurecht kommen, während Spieler der Tony Hawk- bzw. Aggressive-Front erst einmal umdenken müssen.

Bei der Kollisionsabfrage und Physik gibt man sich allerdings deutlich nachgiebiger als der Kollege: Wenn man nicht gerade mit dem Kopf auf dem Schnee aufkommt, kann man fast jeden Sprung landen, selbst wenn das Brett in einem scheinbar unmöglichen Winkel mit der weißen Oberfläche kollidiert. Auch die Grinds sind einfach zu erreichen und schier unmöglich zu versauen.

Die Grabs werden über den rechten Stick aktiviert und sorgen so zusammen mit den Drehungen und Salti, die über den linken Stick gesteuert werden, für ein rasantes Ansteigen des Punktekontos.

Für Multiplayer-Sessions ist Transworld Snowboarding nur bedingt geeignet. Zwar hat man die Möglichkeit, mit bis zu vier Spielern im Splitscreen die Pisten unsicher zu machen, aber Halfpipe- und Sprunglevels sind davon ausgenommen. Allerdings können die Rennabschnitte zu viert kurzzeitig einen Heidenspaß machen.

Denn wenn das Gleichgewicht nicht mehr zu halten ist, beendet der Boarder den Trick einfach und kehrt auf den Boden der Tatsachen zurück.

Auf der einen Seite ist dies natürlich ein famoses Mittel, um die Motivation auf einem hohen Niveau zu halten, doch auf Dauer fehlt einem hier doch etwas die Herausforderung - auch wenn es Bonus-Punkte für eine perfekte Landung gibt.

Die übrigen Spielmodi für Einzelspieler sind eher als Training anzusehen, denn sowohl Freeride als auch Zeitfahren sind nur auf bereits freigespielten Strecken möglich.

Multiplayer-Standard

Doch bereits nach wenigen Abfahrten weicht die vermeintliche Grafik-Pracht der Ernüchterung. Angefangen von Grafik-Rucklern über Pop-Ups, das scheinbar unvermeidliche Clipping bis hin zu üblem Tearing bei Level-Vorstellungen reicht das Manko-Repertoire, das sich immer wieder zum Stelldichein präsentiert.

Auch der Super-Profi-Modus, in dem ebenfalls bis zu vier Spieler -allerdings nacheinander antreten- ist nicht ganz das Gelbe vom Ei und lässt trotz vieler guter Ansätze einen Modus wie das aus Tony Hawk bekannte Horse (aka Loser) vermissen.

Weitsicht und Ruckler

Auf den ersten Blick sieht Transworld Snowboarding schlichtweg phänomenal aus. Die Gebiete sind clever und äußerst unterschiedlich designt und mit feinen Lichteffekten versehen. Dazu gesellt sich eine Weitsicht, die annähernd Amped-Qualität erreicht.

Beschwichtigend muss man jedoch sagen, dass diese Phänomene zwar immer wieder auftreten (und teilweise, wenn man es am wenigsten erwartet), aber letzten Endes der Wow-Effekt immer wieder durchkommt. Auch wenn die Texturqualität von sehr gut bis durchschnittlich schwankt.

Dafür stimmen aber die Animationen der Snowboarder, die jederzeit flüssig und geschmeidig auf ihrem Brett die waghalsigsten Tricks vom Stapel lassen. Besonders gelungen ist der Wind, der mit den Jacken der Fahrer spielt - allerdings hat man sich daran bereits nach kurzer Zeit satt gesehen.

Wie schon beim Kollegen Amped besteht der Soundtrack aus mehreren Dutzend lizenzierter Tracks von z.B. Blackalicious, Noise Therapy oder Consumed, die für passende Stimmung sorgen. Und wem die Musik trotz allem nicht passt, kann eigene Soundtracks verwenden - etwas, das von vielen Spielen immer noch nicht ausreichend genutzt wird, hier aber löblicherweise möglich ist.

Brachial und gut

Die übrigen Soundeffekte bewegen sich auf einem guten Niveau, bieten aber nicht wirklich etwas, das herausragend ist. Aber immerhin hat man nie das Gefühl, dass hier künstlich versucht wird, über übertriebene Effekte Atmosphäre zu schaffen - es passt einfach.

Fazit


Ein bisschen Amped, ein bisschen Tony Hawk und ein Hauch von SSX Tricky: Mit dieser Mischung fährt Transworld Snowboarding eine eigenständige Spur und hinterlässt als Alternative zu den genannten Titeln einen guten Eindruck. Die Steuerung ist mit wenigen Ausnahmen überzeugend und die schiere Anzahl an freispielbaren Snowboard-Ressorts sorgt für die nötige Langzeitmotivation. Da sich auch die Grafik in weiten Teilen als sehr gut präsentiert und die Sounduntermalung mit Dutzenden lizenzierter Tracks absolut passt, zeigt sich auch die Technik auf einem mehr als passablem Stand und macht Transworld Snowboarding zu einer ernsthaften Konkurrenz für Amped und Co.

Pro

  • <li>gelungene Animationen</li><li>17 Gebiete mit teilweise mehreren Abfahrts-Möglichkeiten</li><li>eingängige Steuerung</li><li>famoser Soundtrack</li><li>abwechslungsreiche Anforderungen</li><li>feine Grafik mit schönen Lichteffekten</li><li>eigene Soundtracks möglich</li>

Kontra

  • <li>durchschnittliche Soundeffekte</li><li>Diagonal-Tricks schwer zu erreichen</li><li>gelegentliche Grafik-Probleme (Ruckeln, Tearing, Clipping)</li><li>wenig Multiplayer-Modi</li><li>kein Editor für eigene Snowboarder</li>

Wertung

XBox