Tiger Woods PGA Tour 2003 - Test, Sport, XBox, PlayStation2, PC, GameCube

Tiger Woods PGA Tour 2003
27.12.2002, Mathias Oertel

Test: Tiger Woods PGA Tour 2003

Trotz grafischer Schwächen konnte die PGA-Tour-Serie um Tiger Woods letztes Jahr die Fans mit einem ausgereiften Schlagsystem und einer gelungenen Mischung aus Arcade und Sumulation begeistern. Ein Jahr später steht nun die obligatorische Fortsetzung in den Regalen. Um herauszufinden, was sich im Vergleich zum Vorjahr geändert hat, haben wir uns auf die Golfbahnen begeben und Tiger Woods PGA Tour 2003 (ab 0,66€ bei kaufen) einem ausführlichen Test unterzogen.

Bevor Ihr Euch in den zahlreichen Einzelspieler-Modi mit Birdies, Bogeys und verschlagenen Bällen beschäftigen könnt, müsst Ihr erst ein kurzes Training absolvieren, in dem die Grundschläge und wahlweise auch die Spezialschläge wie Fades erklärt werden.

Einweisung durch den Meister

Der Schwung des Schlägers erfolgt über den linken Analogstick und könnte kaum einfacher sein. Zusätzlich könnt Ihr noch verschiedene Schlagvarianten auswählen, um möglicherweise im Weg stehenden Bäumen aus dem Weg zu gehen. Ein Flop-Shot eignet sich z.B. wunderbar, um in einem kleinen Gebiet zu landen, während der Punch genutzt werden kann, um starken Winden entgegen zu wirken.

Doch da die Steuerung so eingängig wie einfach ist, sollten selbst Anfänger keine Probleme haben, zu schnellen Erfolgserlebnissen zu kommen.

Problematisch hierbei ist jedoch, dass die Taste ohne Möglichkeit einer Re-Konfiguration auf L1 gelegt wurde, was jedem automatisch in die Quere kommt, der mit dem linken Stick ausholt. Zwar kann man auch mit dem rechten Stick ausholen, doch erfordert dies wieder eine Umgewöhnung, die man sich durch die Möglichkeit einer Knopfänderung hätte sparen können. Aber vielleicht kann man ja im Nachfolger dieses Manko beheben.

Weiterhin könnt Ihr per Knopfdruck dem Schlag noch zusätzliche Stärke geben, die jedoch verpufft, wenn Ihr zu lange in der Ausholbewegung verharrt.

Während des Ballfluges habt ihr die Möglichkeit, dem Ball eine Drehrichtung zu verpassen, die physikalisch korrekt umgesetzt wird, sobald der Ball mit dem Boden in Berührung kommt. Mit einer diagonalen Ausholbewegung schließlich könnt Ihr den Ball anschneiden und so optisch eindrucksvoll um bedrohliche Baumreihen herum zirkeln.

Um die gelernten und durch Probieren erworbenen Kenntnisse in die Tat umzusetzen, hat EA einen ganzen Haufen Spielmodi spendiert, die durch die Bank motivieren können. Angefangen von simplen Turnieren über die so genannten Tiger Challenges, bei denen Ihr vielfältige Aufgaben erfüllen müsst bis hin zu Szenarien reicht das Programm, mit dem Ihr zahllose Stunden verbringen könnt.

Hört sich anfangs zwar etwas kompliziert an, doch bereits nach wenigen Abschlägen hat man den Dreh raus und kann sich auf das Spiel an sich konzentrieren, ohne auch nur einen Gedanken an die Steuerung verschwenden zu müssen.

Auch das Putten ist denkbar einfach: Die Stärke des Putts wird durch eine Zielmarkierung festgelegt. Allerdings vermisst man beim Putten ein Gitter, das einem die Höhenunterschiede anzeigt.

Stattdessen fährt man mit dem Cursor um die Fahne herum und liest die Höhenverschiebungen ab. Diese Methode funktioniert zwar auch, ist aber vergleichsweise umständlich.

Hilfreich hierbei sind auch die Tipps des Caddys, der für Euch das Grün ausliest. In wenigen Momenten kann es zwar passieren, dass selbst der Schlägerträger keinen Plan hat, doch wenn er Schlaghilfen anzeigt, kann man sich immer darauf verlassen.

Die Ballphysik ist trotz aller Arcade-Ansätze deutlich in Richtung Simulation getrimmt und vermittelt ein realistisches Gefühl.

Der Ball springt von den verschiedenen Untergründen wirklichkeitsnah ab und auch Regen und Wind beeinträchtigen das Flugverhalten deutlich.

Spielmodi-Flut

Der selbst erstellte Golfer hat allerdings anfangs recht schwache Statistik-Werte. Doch mit jedem Turnier und jedem Modus habt Ihr die Möglichkeit, Geld zu verdienen, das Ihr wiederum ausgeben könnt, um Eure Werte zu verbessern, so dass Ihr zum Schluss einen Golfer Euer Eigen nennt, der es locker mit den Großen dieser Welt aufnehmen kann.

Zwar könnt Ihr die meisten Modi auch mit einem der insgesamt 28 integrierten Golfer erleben, doch mehr Spaß macht es natürlich mit einem selbst erstellten Alter Ego.

Um die Spielfigur zu personalisieren, gibt es allerdings nicht sehr viele Möglichkeiten. Statt Euch mit einem Editor zu verwöhnen, müsst Ihr eines der vorgefertigten Modelle auswählen, das Ihr aber immerhin mit einem eigenen Namen versehen könnt.

Der Geldsegen geht mit geglückten Spezialschlägen während der Turniere noch weiter. Denn immer wieder kann es passieren, dass Ihr zu einer Drive-Challenge (der weiteste Abschlag kriegt eine Sonder-Prämie) oder einer Pin-Challenge (die Prämie geht an denjenigen, der am dichtesten an der Fahne liegt) herausgefordert werdet.

Belohnungen und Geldsegen

So motivierend diese ganzen Variationen auch sind, haben sie nur ein großes Problem: Es gab sie letztes Jahr schon. Insofern ist Tiger Woods auf der PS2 nicht viel mehr als ein Grafik-Update mit leichten spielerischen Neuerungen. Was bei einigen sicherlich dazu führen wird, sich den Kauf zwei Mal zu überlegen.

Dementsprechend gibt es auch für Birdies, Eagles und besondere Leistungen ein Ansteigen des Geldkontos zu verzeichnen.

Doch nicht nur dafür gibt es Belohnungen. Denn die so genannten Trophy-Bälle warten ebenfalls darauf, von Euch eingeheimst zu werden. Die gibt es z.B. für eine Runde ohne Bogey, wenn Ihr die Fahnenstange trefft usw.

Und auch auf dem Platz wird optisch einiges geboten. Dabei ist jedoch weniger die Gestaltung der Plätze gemeint, die zwar gut, aber nicht unbedingt herausragend ist, sondern vielmehr die Arcade-Ansätze bei den Animationen, die immer wieder glänzen können. Spektakuläre Zeitlupen, wilde Freudentänze bei den durchweg gut bewegten und abwechslungsreich gestalteten Golfern und wahnwitzige Kamerafahrten spiegeln nur selten den eher langweiligen TV-Eindruck von Golf-Turnieren wieder. Sie machen die Birdie-Jagd zu einer rasanten optischen Achterbahnfahrt.

Der Präsentationsmeister

Was die Präsentation betrifft, sind die Spiele von EA Sports ihrer Konkurrenz immer eine Nase voraus. Das ist auch bei Tiger Woods PGA Tour 2003 nicht anders: Die Menüs sind aufgeräumt und geben einem keine Probleme, die gewünschte Option zu finden.

Allerdings gibt es auf den Plätzen wenig Bewegung. Die Zuschauer bestehen aus Bitmap-Reihen bzw. unfreiwillig komisch aussehenden Polygon-Wesen. Und nur sporadisch sieht man mal ein Eichhörnchen über die Fairways hüpfen. Dadurch wirken die insgesamt zwölf Kurse hin und wieder äußerst steril, obwohl die verschiedenen Eigenheiten in der Umgebung gut eingefangen wurden.

Gut gelungen sind die Kommentare, die sich zwar (wie immer) auf Dauer wiederholen, aber trotzdem mit viel Witz immer zum Geschehen passen. Doch wieso hat man sich nicht die Mühe gemacht, die Sprachsamples auf Deutsch zu übersetzen? Zwar sind viele Spieler mit Sicherheit des Englischen mächtig, doch trotzdem wird so manche Punch-Line sicherlich über die Köpfe der Spieler streichen. Was mit einer guten Lokalisation locker zu vermeiden wäre.

Leider hat man zu alledem auf der PS2 immer noch Probleme mit Interlace-Flackern und fehlendem Anti-Aliasing bei den Figuren, was auf Dauer ziemlich auf die Augen geht und mittlerweile wirklich in den Griff zu kriegen ist.

Golf für Rocker

Für ein eher ruhiges Spiel wie Golf ist der brachiale Soundtrack u.a. von Ash und Saliva erstaunlich hart, passt aber wunderbar zu den Arcade-Bezügen, die das Spiel zweifellos besitzt.

Die Soundeffekte sind ebenfalls passend, erreichen aber im Großen und Ganzen nur Durchschnittswerte.

Fazit

Zwar ist Tiger Woods PGA Tour 2003 mit seiner gelungenen Mischung aus Arcade und Simulation das derzeit beste Golfspiel auf der PS2, doch Besitzer der Vorjahresversion werden angesichts der spartanischen Änderungen eher unzufrieden sein. Sicher: Es gibt mehr Golfer, mehr Plätze, ausgefeiltere Modi und auch die Grafik wurde aufpoliert. Doch trotz allem halten sich die spielerischen und vor allem steuerungstechnischen Unterschiede in Grenzen. Dass man zudem nicht die Möglichkeit hat, den Knopf für die Schlagkraft seinen Wünschen entsprechend zu konfigurieren und so mit dem äußerst unglücklichen Standort L1-Knopf vorlieb nehmen muss, ist verdammt ärgerlich. Doch trotz aller Mankos macht Tiger Woods auch in diesem Jahr eine Mords-Laune und ist vor allem für Multiplayer-Duelle wärmstens zu empfehlen.

Pro

  • <li>28 Golfer</li><li>26 Turniere auf 12 Kursen</li><li>ausgefeilte Steuerung</li><li>gute Ballphysik</li><li>motivierender Karriere-Modus</li><li>phänomenaler Multiplayer-Spaß</li><li>sehr schöne Animationen</li><li>spannende Kamera-Features</li><li>gute Caddy-Hilfe</li> <li>zahlreiche Goodies und Trophäen</li>

Kontra

  • <li>Tasten nicht optimal belegt </li><li>komplett auf Englisch</li><li>unglückliche Zuschauer-Grafiken</li><li>weitestgehend unbelebte Plätze</li><li>wenig Möglichkeiten im Golfer-Editor</li><li>kaum Änderungen zur Vorjahresversion</li><li>nur durchschnittliche Soundeffkte</li>

Wertung

PlayStation2