Hot Wheels: Velocity X - Test, Rennspiel, GameCube, PC, PlayStation2

Hot Wheels: Velocity X
13.01.2003, Paul Kautz

Test: Hot Wheels: Velocity X

Die Hot Wheels, kleine skurril designte Spielautos und Traum aller männlichen Prä-Pubertierer, wurden bislang auf allen Plattformen mit allerlei Software-Schrott gestraft. Dabei sollte man denken, dass gerade kleine Autos für brauchbare Spiele prädestiniert seien - man denke da nur an Re-Volt. Ob der Mördername »Hot Wheels Velocity X: Maximum Justice« reicht, um ein gutes Spiel zu machen?

Obgleich die tatsächlichen Hot Wheels eher winziger Natur sind, scheint das den Entwicklern entgangen zu sein, da »Velocity X« genau wie jedes andere Rennspiel aussieht - es ist natürlich möglich, dass die hiesigen Städte und Wüsten auch nur Spielzeugformat haben. Jedenfalls befördert Euch das kurze, aber umso rasantere Intro schleunigst ins Hauptmenü, wo Euch die Qual der Wahl erwartet. Denn an Einzelspielermodi hat Entwickler Beyond Games nicht gespart. Kernstück der fünf Spielvarianten ist der »Adventure-Modus«: Hier verfolgt Ihr aktiv die Storyline um Max Justice. Dessen Vater hat den irrsinnig tollen Supertreibstoff »Velocity X« entwickelt, der natürlich prompt geklaut wurde. Max´ und damit unsere Aufgabe ist es, den Dieb dingfest zu machen und das Wunderbenzin wieder in die heimische Garage zu bugsieren.

Kleine Autos, ganz groß

Bis das geschafft ist, erwarten Euch verschiedenste Missionen, die Ihr stets vom Auto aus erledigt: gegnerische Wagen verfolgen, Rennen austragen, Dinge finden oder andere Fahrzeuge zerstören. Zwischen den teilweise mit einem üblen Zeitlimit versehenen Aufträgen wird die maue Story in Form von Dialogfenstern weitergesponnen - ein paar animierte Charakterköpfe, viel englischer Text, das war´s. In den meisten Fällen werdet Ihr für erfüllte Aufgaben mit neuen Wagen belohnt, unter denen Ihr anschließend frei wählen dürft.

Hattet Ihr genug Abenteuer, bietet beispielsweise der »Challenge«-Modus neue Anreize: Hier bekommt Ihr unterschiedlich knifflige Aufgaben gestellt, die Ihr in einem knappen Zeitlimit schaffen müsst. Die beinhalten meist das rechtzeitige Erreichen eines Checkpoints, dazu müsst Ihr bestimmte Dinge aufsammeln, Kisten zerstören und vieles mehr. Hat das geklappt, werdet Ihr mit neuen Waffen und Strecken belohnt, die dann auch in den anderen Spielmodi verfügbar sind. Der »Battle« ist, wie der Name schon sagt, ein Kampfmodus, in dem Ihr gegen eine frei einstellbare Zahl von Gegnern antretet, um sie entweder durch Rammen oder Waffeneinsatz zu zerstören.

Reichlich Auswahl

Im »Drag Race« geht es einfach darum, ein Rennen gegen eine bestimmte Gegnerzahl zu gewinnen, und hinter dem »Joyride« versteckt sich der ohne jegliche Haken versehene Freifahrt-Modus: Eigentlich nur zum Erkunden und Auswendiglernen der Levels gedacht, könnt Ihr auch hier durch das Aufsammeln einer Anzahl von Objekten neue Extras freischalten. Wer also alle Autos, alle Waffen und alle Strecken sein Eigen nennen will, kommt um das Beherrschen sämtlicher Spielmodi nicht herum.

Als Hilfestellung ist stets ein Pfeil eingeblendet, der Euch die Richtung zum nächsten Zielobjekt weist. So weit, so hilfreich, doch leider zeigt dieses Helferlein nur die horizontale Ausrichtung an. Da die Levels jedoch in alle Richtungen (auch nach oben und unten) verschachtelt sind, und der Pfeil das nicht berücksichtigt, fährt man oft am Ziel vorbei, ohne genau zu wissen, wo es denn nun ist. Gerade im Challenge-Modus geht das schnell auf die Nerven.

Wie schon erwähnt, steht Ihr der gegnerischen Fahrzeugbedrohung nicht ganz wehrlos gegenüber. Zwölf Waffen und Extras halten Euren Lack sauber und den Gegner in Schach. Dazu zählen beispielsweise werfbare Ölfässer, eine Laser- oder Schallkanone, handliche Reifenaufschlitzer, Turbo-Boost und automatische Reparatur. Mit diesen Kalibern lassen sich ganze Autoscharen spektakulär in die Luft jagen. Im Adventure-Modus könnt Ihr vor jeder Mission unter den schon freigespielten Goodies wählen, ansonsten liegen in den Levels auch aufsammelbare Icons herum, die Euch kurzzeitig (bis die Munition verbraucht ist) mit den entsprechenden Waffen versorgen.

Rabatz im Hot Wheel-Land

Natürlich steht Euch mehr als ein Fahrzeug zur Verfügung: insgesamt umfasst Euer Fuhrpark 33 Hot Wheels mit glorreichen Namen wie »Sooo Fast«, »Greased Lightnin´« oder »Surfin´ School Bus«. Allerdings dürft Ihr anfangs nur unter wenigen wählen, die restlichen müssen freigeschalten werden. Jedes der teils sehr abgefahren designten Modelle hat unterschiedliche Fahr- und Panzerungseigenschaften, außerdem ist nicht jedes für Stunts geeignet.

Stunts? Genau, mit den Hot Wheels lassen sich, wie seinerzeit bei Rumble Racer, kleinere Stunts einlegen, die bei entsprechend guter Ausführung Punkte bringen. Gut gemeint, allerdings beschränken sich die Aktionen auf simple Umdrehungen, die sehr schnell an Reiz verlieren.

Die Optik von Velocity X ist kein Schwachpunkt, aber bei weitem auch kein Highlight des Spiels. Die ansehnlichen 3D-Modelle sind mit netten Spiegelungen versehen, leiden aber, wie weite Teile der Umgebung, unter Farbarmut. Die Geschwindigkeit ist meistens schön rasant, bricht aber gelegentlich und unerwartet ein, was nicht nur ärgerlich, sondern einfach nur störend ist. Und selbst die Kameraführung hinterlässt einen schalen Nachgeschmack: gerade bei wilden Fahrspielchen mit Loopings oder Wandkraxeleien schmeißt sie schnell die Flinte ins Korn und zeigt uns schon mal lieber eine Wand als unser Fahrzeug. Da hilft nur der Griff zur alternativen Cockpitsicht, die aber wiederum an extremer Unübersichtlichkeit leidet.

Orientierungslos im Cockpit

Die teilweise sehr großen Levels führen Euch durch düstere Städte, Kampfarenen, staubige Wüstenlandschaften und vieles mehr. Die teilweise merkwürdige Levelstruktur unterscheidet sich sehr vom gewöhnlichen Rennspiel und ist sicher nicht jedermanns Geschmack: es geht wild auf- und abwärts, massig Abkürzungen wollen erst gefunden werden, Loopings und Halfpipes bergen schwer zu erreichende Extras. Weite Teile der Umgebung (beispielsweise Laternen, Scheiben und parkende Wagen) lassen sich zerstören, wodurch wiederum manchmal versteckte Icons enthüllt werden.

Akustisch entspricht das Spiel seiner Optik: Nichts Halbes und nichts Ganzes. Das stets irgendwie gleich klingende Motorengeblubber ist genau so unaufregend wie die Musik, die gelegentlich hektisch wird, sich aber sonst unauffindbar im Hintergrund versteckt. Richtig nervig ist der Menüsound, der aus einem einzigen merkwürdig klackernden Sample besteht, den man jedoch andauernd zu hören bekommt. Einzig erwähnenswert ist die gute englische Sprachausgabe, die sich komplett mit englischen Untertiteln durchs ganze Spiel zieht.

Der Rest vom Fest

Wenig Spektakuläres auch an der Steuerungs-Front: Da die analoge Variante sehr überempfindlich reagiert, empfiehlt sich die Kontrolle der Mini-Boliden per Digitalkreuz. Leider dürft Ihr die Tasten nicht selbst definieren, dafür aber unter fünf vorgefertigten Steuerungsmustern wählen. Und natürlich wurde auch die Mehrspielergemeinde nicht vergessen, in diesem Falle beschränkt sie sich aber auf zwei Raser, die sich einen Splitscreen und gerade mal zwei bekannte Spielmodi teilen: »Drag Race« und »Battle«, teilweise mit zuschaltbaren Computer-Gegnern.

Fazit


Nette Ansätze, nicht einer davon konsequent zu Ende gedacht - das ist Hot Wheels Velocity X. Der Adventure-Modus langweilt genauso schnell wie die Challenges unfair werden. Der größte Reiz des Singleplayermodus´ ist das Aufsammeln und Hamstern von Extras, Wagen und Strecken. Doch sobald man die hat, geht dem Spiel schneller die Luft aus als einem Reifen voller Nägel. Auch der Mehrspielermodus bietet nichts, was den Rennspiel-verwöhnten PS2-Zocker länger als die üblicher Ausprobier-Viertelstunde bei Laune halten könnte. Insgesamt sind die Hot Wheels wirklich nichts Besonderes.

Pro

  • <li>viel freizuspielen</li><li>witzige Extras</li><li>abgefahrene Wagendesigns</li><li>skurrile Levels</li><li>viele Spielmodi</li><li>großer Fuhrpark</li>

Kontra

  • <li>schnell langweilig</li><li>langweilige Akustik</li><li>sporadische Ruckeleinlagen</li><li>nur Englisch</li><li>knappe Zeitlimits</li><li>Steuerung nicht frei einstellbar</li><li>farbarme Grafik</li><li>unübersichtliche Kameraführung</li><li>uninspirierter Mehrspielermodus</li>

Wertung

PlayStation2