Unreal Championship - Test, Shooter, XBox

Unreal Championship
13.01.2003, Mathias Oertel

Test: Unreal Championship

Auf dem PC seit Jahren eine erfolgreiche Franchise, dürfen nun auch Xbox-User zu den Waffen greifen und mit Unreal Championship heiße Frag-Feste feiern. Und dank Xbox Live-Unterstützung ist sogar Online-Spiel möglich. Doch kann sich die Kult-PC-Serie auch auf der Konsole durchsetzen? Ist Unreal Championship der erhoffte Kaufgrund für Xbox Live? Die Antworten findet Ihr in unserem Test.

Dass Unreal Championship vorrangig auf Multiplayer-Duelle ausgelegt ist, merkt man dem Einzelspieler-Modus deutlich an: Keine Story, keine Missionen im eigentlichen Sinne - einfach loslegen und sich durch die verschiedenen Turnier-Leitern kämpfen. Doch letzten Endes ist das Erlebnis für Singlespieler nur eine Vorbereitung auf die Multiplayer-Schlachten, in dem Ihr lernt, im Team zu arbeiten und die Karten studieren könnt, um im Ernstfall zu wissen, wo welche Items und Waffen auftauchen.

Einzelspieler-Einerlei

Um die Schwächen und Stärken der menschlichen Gegner und Allierten während der Multiplayer-Sessions zu simulieren, hat jeder der mehr als 45 Charaktere, die Ihr im Einzelspieler-Modus Eurem Team hinzufügen könnt, spezielle Charakteristika. Dazu gehören Waffen-Vorlieben, Zielgenauigkeit usw.

Mit dem Adrenalin-System kommt ein weiteres PC-bewährtes Element hinzu. In den Abschnitten verstreut finden sich Adrenalin-Kapseln, die Euren Vorrat genau so aufstocken wie Frags. Habt Ihr schließlich die magische 100 erreicht, könnt Ihr Specials aktivieren. So finden sich im Repertoire beispielsweise Möglichkeiten, Eure Gesundheit zu regenerieren, Unsichtbarkeit oder auch die Option, größeren Schaden anzurichten.

Diese Merkmale werden im Spiel auch deutlich, so dass sich ein kleines taktisches Element bei der Teamauswahl einschleicht, welches den Spielspaß zwar nicht massiv erhöhen kann, aber dennoch für Abwechslung sorgt.

Bei der KI gibt sich UC ebenfalls keine Blöße, wobei natürlich niemals die Unberechenbarkeit oder Klasse menschlicher Spieler zu ersetzen ist. Doch als Trainingspartner reagieren die CPU-gesteuerten Mit- und Gegenspieler gut und erfüllen voll und ganz ihren Zweck.

Auch die Steuerung ist gut gelöst. Zwar werden PC-User zweifelsfrei berechtigt argumentieren, dass nichts an eine Maus-/Tastatur-Steuerung heran reicht, doch da UC Euch zahlreiche Möglichkeiten zur Seite stellt, um die Kontrollen nach Euren Wünschen zu konfigurieren, sollte jeder, der schon einmal einen Konsolen-Shooter gespielt hat, keine Probleme mit der gut reagierenden Steuerung haben.

Lange bevor MechAssault und andere Spiele angekündigt wurden, hat sich Unreal Championship als DIE Xbox Live-Applikation ins Gedächtnis gebrannt. Und die Erwartungen werden voll und ganz erfüllt: Dank des Matchmaking-Service von Xbox Live findet Ihr leicht ein Spiel, das Euren Fähigkeiten und Vorstellungen entspricht. Von einfachen Deathmatches über Team Deathmatch bis hin zu CTF und Double Domination reicht das Programm, das für unkomplizierte und extrem spaßige Stunden sorgt.

Multiplayer-Fun oder: Xbox Live rult!

Entscheidet Ihr Euch, selber ein Spiel auf die Beine zu stellen, findet Ihr ein breit gestreutes Repertoire an Konfigurationsmöglichkeiten. Ihr könnt sogar einen Map-Cycle aktivieren, damit Ihr nicht stundenlang auf der gleichen Karte Euer Unwesen treiben müsst. Natürlich könnt Ihr auch die Anzahl der Maximal-Spieler einstellen, ob und wie viele Bots teilnehmen oder ob bestimmte Plätze für Teilnehmer aus Eurer Freundesliste frei bleiben.

Besonders die Voice Communication ist bei UC sehr sinnvoll eingesetzt: Während der Deathmatch-Duelle gibt es kaum eine größere Genugtuung, als seinem Gegner eine verhöhnende Bemerkung hinterher zu jagen, um die Demütigung zu vervollkommnen.

Und bei den Team-basierten Modi kann man endlich einmal vernünftig miteinander kommunizieren, um Taktiken abzusprechen und so den Gegner zur Verzweiflung bringen.

Doch habt Ihr die ganzen Konfigurationen hinter Euch gebracht, kann der Spaß losgehen. Und ehe man sich versieht, hat man einige Stunden vor dem Bildschirm verbracht, sich mit den Freunden (und Feinden) heiße Duelle geliefert und möchte sich eigentlich gar nicht mehr losreißen.

Allerdings habt Ihr keine Möglichkeit, festzulegen, wer in welchem Team spielt, so dass Ihr im Zweifelsfall eine ganze Zeitlang damit beschäftigt seid, die Spieler hin und her zu tauschen.

Und dank des angekündigten Content-Downloads wie neuen Karten usw. dürfte Unreal Championship ähnlich wie MechAssault eine Langlebigkeit erreichen, die momentan auf Konsolen einzigartig ist.

Schnell und detailliert

Wie man es von der Unreal-Franchise nicht anders erwarten konnte, ist die Grafik durchaus den einen oder anderen Hingucker wert.

Die guten Animationen der Figuren sind größtenteils nur Durchschnittsware und auch das zweifellos gelungene und teilweise pompöse Level-Design ist nett anzuschauen, doch im Großen und Ganzen hat man nie das Gefühl, einem Grafikwerk beizuwohnen - vermutlich ein Kompromiss, damit eine stabile Bildwiederholrate erreicht werden kann.

Doch so sehr sich UC auch bemüht, stets flüssig zu bleiben - gelegentlich gibt es Einbrüche in der Bildrate, die zwar letzten Endes nie wirklich stören, aber deutlich machen, dass die Entwickler Probleme hatten, die PC-Engine auf die Xbox zu portieren.

Angesichts der rasanten Action hat man jedoch selten Gelegenheit, die Ruckler als störend zu empfinden. Denn während um einen herum die guten Waffeneffekte einschlagen, Partikeleffekte die Optik verschönern und die Gegner wild feuernd um einen herumhüpfen, ist man zu sehr damit beschäftigt, am Leben zu bleiben, als dass man sich über einen kleinen Grafik-Hänger aufregen würde.

Einzig die Präsentation bleibt weit hinter den Erwartungen zurück. Statt opulenter Menüs und famoser Kamerafahrten durch die Abschnitte gibt es sterile und staubtrockene Texte, die Euch über Spielmodi und die Eigenheiten der jeweiligen Karte informieren.Hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen, doch da es bei UC ja nicht um eine groß angelegte Story, sondern nur auf (vornehmlich Multiplayer-) Spielspaß ankommt, fällt dieses Manko nicht all zu sehr ins Gewicht.

Und das Schöne ist, dass auch online nicht mehr Geschwindigkeitseinbußen zu verzeichnen sind als bei Einzelspieler-Trainingsduellen.

Wie nicht anders von der Unreal-Franchise zu erwarten war, gibt sich die Soundkulisse ebenfalls keine Blöße. Die Sprachsamples, die Euch in Form von Beschimpfungen bei Abschüssen aus den Boxen entgegen schallen, sind abwechslungsreich, komplett lokalisiert und sehr sauber produziert.

Explosionen und Beschimpfungen

Und während die Musik selten über ein durchschnittliches, aber dennoch stimmiges Niveau hinaus kommt, können die brachialen Schuss- und Explosionseffekte vollkommen überzeugen. Besonders beim Einsatz eines Surround-Systems hat man das Gefühl, inmitten eines Kriegsgebietes zu sein, was die Atmosphäre massiv steigert.

Die Stimme, die Euch hingegen über den Status bei z.B. CTF- oder Domination-Spielen auf dem Laufenden hält, wird bereits nach kurzer Zeit extrem nervig, da hier wieder und immer wieder das gleiche Sample abgespult wird.

Fazit

So ziemlich alles, was PC-User an der Unreal Tournament-Serie schätzen, ist auch in Unreal Championship zu finden: detaillierte Grafik, die allerdings mit Rucklern fertig werden muss, eine durchweg gute Soundkulisse und vor allem ein forderndes Frag-Vergnügen mit zahlreichen Spielmodi - allerdings nur für Mehrspieler-Fans. Denn wer hauptsächlich alleine auf Frag-Jagd geht, kann sich getrost Spielen wie Halo oder 007 - Nightfire zuwenden. Für Online-Duelle gibt es derzeit jedoch neben MechAssault nichts Besseres auf der Xbox. Dank aller Xbox Live-Features wie Voice Communication macht der Sieg gleich doppelt so viel Spaß und bei Team-Spielen ist die Kommunikation so wichtig und sinnvoll wie nie zuvor. Wer nach einem guten Grund für den Online-Service der Xbox sucht, ist mit Unreal Championship bestens aufgehoben. Und der angekündigte Content-Download dürfte dafür sorgen, dass UC auch für längere Zeit frisch bleibt.

Pro

  • <li>passable Grafik-Engine</li><li>intelligente Bots mit unterschiedlichen Eigenschaften</li><li>gute Xbox Live-Einbindung</li><li>sehr gute, konfigurierbare Steuerung</li><li>Unreal bleibt Unreal</li><li>feine Soundeffekte</li><li>gute Lokalisation</li><li>Content-Download angekündigt</li><li>schöne grafische Spezialeffekte</li>

Kontra

  • <li>mäßiges Einzelspieler-Vergnügen</li><li>teils böse Ruckler</li><li>magere Präsentation</li>

Wertung

XBox