Mystic Heroes - Test, Action-Adventure, PlayStation2, GameCube

Mystic Heroes
20.01.2003, Mathias Oertel

Test: Mystic Heroes

Nachdem Koei mit Teilen der Dynasty Warriors-Serie bereits Xbox und PS2 versorgt hat, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der GameCube seine Massenschlachten spendiert bekommt. Das Ergebnis heißt Mystic Heroes und orientiert sich in mehr als nur einer Hinsicht an dem großen und erfolgreichen Vorbild. Doch können die "kleinen" Dynasty Warriors überzeugen? Unser Test gibt Euch die Antwort.

Die Story, die Euch in Mystic Heroes begegnet, basiert vage auf der chinesischen Novelle Houshin Engi und wird gerade mal weit genug ausgeführt, um Euch auf die nächsten Kämpfe vorzubereiten. Doch mit zunehmender Spieldauer rückt die sowieso nicht gerade üppig erzählte Geschichte immer weiter in den Hintergrund, wodurch dem Spiel ein Großteil der Atmosphäre genommen wird.

Story? Nebensache.

Stattdessen wandert Ihr mit einem von vier spielbaren Charakteren von einer Kriegsarena zur nächsten, macht dort mehrere Hundert Gegner nieder, kämpft gegen den einen oder anderen Oberboss und habt insgesamt wenig Spaß an einem Spiel, das so gerne ein Dynasty Warriors sein möchte.

Dabei fängt alles eigentlich ganz nett an: Der Einstieg wird Euch dank einfacher Steuerung unheimlich leicht gemacht. Doch diese einfache Steuerung ist auch einer der Stolpersteine für Mystic Heroes. Denn letzten Endes kommt es nur auf einfaches Button-Hämmern an. Man muss den mystischen Helden zwar zugute halten, dass der einfache Wechsel von Magie- zu Schwertangriffen sowie Kombinationen daraus das Spiel Anfängern schmackhaft machen kann. Doch selbst die werden bald an die Grenzen der stark limitierten Kontrollmöglichkeiten stoßen.

Ein weiteres Elemente der Dynasty Warriors - das Kämpfen mit einem Team- ist bei weitem nicht so intensiv zu spüren wie bei den PS2-Massenschlachten. Denn egal, wie sehr sich Eure Mitstreiter auch anstrengen, die gegnerischen Horden zu dezimieren - von den über Hundert Gegnern, die in jedem Teilabschnitt auf Euch warten, machen Eure Freunde im besten Fall gerade mal fünf bis zehn Prozent platt.

Wenn man sich zum Beispiel mal passiv an die Seite stellt und die Kämpfe beobachtet, fallen einem massive Leerlauf-Phasen auf, in denen sich die Armeen gegenüber stehen, ohne einen Finger zu rühren - gute KI stelle ich mir wahrlich anders vor.

Auch die immer wieder auftauchenden Power-Ups helfen nicht, die Langzeitmotivation zu steigern. Denn wo Dynasty Warriors z.B. mit neuen Waffen überzeugen kann, findet man bei den Mystic Heroes nur Standard-Gegenstände wie Gesundheitspacks, Magie-Kits sowie temporäre und permanente Steigerungen der Angriffs- und Verteidigungswerte.

Und manche Bosskämpfe kann man sogar bewältigen, wenn man ohne auf den Bildschirm zu schauen, wie wild auf den A-Knopf hämmert - so viel zum Thema Schwierigkeitsgrad und Langzeitmotivation.

Verschenkte Chancen

Zwar kann man im Laufe des Spieles über 70 Runen finden, die einem neue magische Eigenschaften verleihen, doch selbst dieses nicht gerade neue, aber dennoch interessante Feature wird angesichts des mauen Gameplays geradezu verpulvert.

Die Grafik-Engine wurde vorrangig hinsichtlich eines Features programmiert: Dutzende von passabel animierten Charakteren gleichzeitig auf den Bildschirm zu bringen. Und das gelingt ihr auch ganz gut. Doch dafür zahlen die Spieler einen hohen Preis. Zum einen ist die Sichtweite in den ohnehin nicht all zu großen Abschnitten stark reduziert und zum anderen bekommt Ihr wunderschöne Nebelbänke zu sehen, die den Aufbau der Hintergrundgrafik kaschieren.

Alles in allem Standardware, die ein durch und durch maues Spielerlebnis nicht spielenswerter macht.

Die übrigen Spielmodi haben ebenfalls nicht viel mehr zu bieten. Sowohl der Survival-Modus als auch die zahlreichen Multiplayer-Möglichkeiten werden genau so schnell eintönig wie der Story-Modus, der den Namen eigentlich nicht verdient.

Und dass man eine wesentliche Motivationssteigerung der Dynasty Warriors -den Kooperativ-Modus- nicht eingebaut hat, bringt das Fass zum Überlaufen.

Dutzendware und Nebelbänke

Während die deutsche Sprachausgabe sich zwar technisch auf einem hohen Niveau befindet, hat man sich sehr schnell an den Samples satt gehört. Denn der Begriff "Abwechslung" gehört offensichtlich nicht zum Vokabular der Entwickler. Bereits nach wenigen Minuten wiederholen sich die Aussagen Eurer Mitläufer und gehen einem ziemlich auf den Geist.

Zudem sind die Texturtapeten nicht gerade besonders hübsch anzusehen und wiederholen sich in den einzelnen Abschnitten recht häufig.

Im Gegensatz zur eher mageren Umgebungsgrafik machen die zahlreichen Magie- und Kampfeffekte optisch einen guten Eindruck, sind aber weit davon entfernt, einen neuen Standard zu setzen.

Abwechslung tut Not

Die stimmige Musik-Untermalung während der Kämpfe kann dies nur bedingt wieder auffangen, denn ansonsten gibt es nur noch Standard-Schlaggeräusche zu hören. Deutlich zu wenig, um das magere Gameplay aufzuwerten.

Fazit


Obwohl ansatzweise ein ähnliches Spielgefühl aufkommt wie bei Dynasty Warriors 3, kann Mystic Heroes nicht wirklich überzeugen. Die Mischung aus Arcade-Action und Magie ist zwar durchdacht, wird aber trotz 70 zu findender Spruch-Runen auf Grund mangelnder Abwechslung schnell langweilig. Und obwohl die Grafik-Engine angesichts der zahlreichen Gegner einen passablen Job abliefert und bei Magie-Einsatz auch mit netten Licht-Effekten punkten kann, bleiben hauptsächlich die kurze Sichtweite und die Nebelbänke im Hintergrund im Gedächtnis haften. Zudem ist der Umfang auch deutlich geringer als beim Vorbild Dynasty Warriors: Wo die epischen PS2-Schlachten mit Dutzenden spielbarer Charaktere und zahlreichen Waffen aufwarten können, bleibt die Auswahl hier auf vier Figuren beschränkt, die sich durch gerade mal acht Abschnitte prügeln können. Fans unkomplizierter Prügel-Action werden sich wahrscheinlich kurzfristig mit Mystic Heroes anfreunden können, doch wer ein längerfristig motivierendes Spiel sucht, ist mit den alt-chinesischen Schlachten definitiv schlecht bedient.

Pro

  • <li>ultra-leichte Steuerung</li><li>stimmungsvolle Musik-Untermalung</li><li>dutzende Gegner gleichzeitig auf dem Bildschirm</li>

Kontra

  • <li>kaum Abwechslung</li><li>Button-Gehämmere pur</li><li>Nebel-Landschaften</li><li>schwache KI</li><li>nur marginale Story-Einbindung</li><li>kein Koop-Modus</li><li>nervige Sprachausgabe</li>

Wertung

GameCube