Tennis Masters Series 2003 - Test, Sport, PC, XBox

Tennis Masters Series 2003
23.01.2003, Jens Bischoff

Test: Tennis Masters Series 2003

Seit Virtua Tennis im letzten Frühjahr auch auf dem PC den Referenzschläger schwingt, gab es eigentlich keinen ernst zu nehmenden Herausforderer mehr im Kampf um die Tenniskrone. Auch für Microids Tennis Masters Series 2003 (ab 44,95€ bei kaufen) stehen die Chancen aufgrund des eher mäßigen Xbox-Pendants nicht gerade gut. Trotzdem haben sich die Programmierer nicht lumpen lassen und die zusätzliche Entwicklungszeit für einige Veränderungen genutzt.

Dank offizieller ATP-Lizenz dürft Ihr zwar auf den Original-Courts der letztjährigen Tennis-Masters-Serie spielen und auch das Finale in Shanghai bestreiten (auch wenn der Titelzusatz "2003" etwas anderes vermuten lässt), aber anstelle von Hewitt oder Agassi tragen die Protagonisten in Microids Versoftung solch skurrile Namen wie Bierling, Hogan, Weltmann oder Stoltenberg. Reale Spieler waren von den Lizenzvereinbarungen wohl offensichtlich nicht betroffen und Tennisdamen werdet Ihr ebenfalls vergeblich suchen.

Spiel, Satz, Sieg Stoltenberg

Aber was soll`s, immerhin stehen Euch satte 67 Fantasiespieler mit acht individuellen Attributen wie Tempo, Ausdauer, Aufschlag oder Spielanlage zur Verfügung, die Ihr im Einzel oder Doppel über insgesamt zehn mehr oder weniger bekannte Courts in Hamburg, Paris, Miami oder Toronto scheuchen dürft. Darüber hinaus könnt Ihr auch eigene Spieler erstellen, denen Ihr dank integriertem gmax-Editor mit wenig Aufwand sogar Euer eigenes Konterfeit auf die Polygonbirne pflastern dürft. Selbst weibliche Spieler oder neue Stadien lassen sich über dieses Tool schnell und einfach kreieren.Zusätzliche Karrierechancen

Die Qual der Wahl

Im Gegensatz zur weitaus spärlicher ausgestatteten Konsolenfassung hat Microids auf dem PC glücklicherweise auch an einen motivierenden Karrieremodus gedacht, wo Ihr mit einem selbst entworfenen Schützling die Weltrangliste erklimmen müsst. Zudem gibt`s hier für Siege Erfahrungspunkte, die Ihr nach persönlichen Vorlieben auf die verfügbaren Spielereigenschaften verteilen dürft. Ansonsten habt Ihr lediglich noch die Möglichkeit, an einer Meisterschaft oder einem Freundschaftsspiel teilzunehmen.

Während sich an einem Freundschaftsspiel bis zu vier menschliche Racketschwinger beteiligen können, bleibt eine Teilnahme an der Meisterschaft hingegen Solisten vorbehalten. Diese müssen sich vor jedem Turnier zudem erst qualifizieren und nur wer nach neun bestrittenen Turnieren unter den besten Acht rangiert, darf zum Finale nach Shanghai reisen. Egal, ob Ihr dabei auf zwei oder drei Siegsätze spielen wollt, bis zum Cupsieg ist es ein langer Weg. Zwar lassen sich Begegnungen nach erfolgreicher Qualifikation auch simulieren, aber dann kann man ja gleich Fernsehen schauen.

Allein auf Welttournee

Bei Freundschaftsspielen hat man hingegen gleich zu Beginn die Wahl zwischen neun Hallen- und Freiluft-Courts, die jeweils individuelle Sand-, Hartplatz- oder Teppichbeläge bieten. Sogar die Tageszeit kann nach Belieben verändert werden, was allerdings nur Einfluss auf die wirklich sehenswerten realistischen Licht- und Schatteneffekte hat. Die Motion-Capturing-Animationen der Spieler wirken dagegen zum Teil vergleichsweise unnatürlich und steif - gehen im Großen und Ganzen jedoch in Ordnung. Auch kleine Details wie die Messung der Ballgeschwindigkeit oder bleibende Abdrücke auf Sandplätzen sorgen für Authentizität.

Licht und Schatten

Die originalgetreuen Tennisplätze bestehen laut Hersteller aus 25000 und die Spieler jeweils aus 6000 Polygonen. Gespart hat man allerdings wieder einmal beim Publikum, das spärlich animiert als leicht gewölbte Papptapete auf den Tribünen klebt. Dafür habt Ihr die Wahl zwischen insgesamt sieben Kameraperspektiven und dürft zudem über Replay-Häufigkeit sowie Spiellänge und -stufe entscheiden. Das alles kann jedoch nicht vertuschen, dass das allgemeine Spieltempo nach wie vor ziemlich träge ist. Ein Heraufschrauben des Schwierigkeitsgrads beschleunigt den Ablauf zwar geringfügig, aber viele Animationen und Ballwechsel laufen dennoch wie in Zeitlupe ab.Facettenreiches Schlagspiel

Fast wie in Zeitlupe

Hinzu kommt, dass die Spieler unabhängig vom abschaltbaren Konditionsverlust sehr behäbig auf plötzliche Richtungswechsel reagieren und erst noch ein Stück in die entgegengesetzte Richtung rutschen, was aufgrund der im Gegensatz zur Xbox-Version dezent erhöhten Ballgeschwindigkeit für noch mehr Frust sorgt. Das Gameplay hat aber auch seine Stärken. Vor allem das intuitive und facettenreiche Schlagspiel weiß zu gefallen. So lassen sich aus den vier Grundschlägen Topspin, Slice, Drive und Lob über 60 verschiedene Schlagmanöver herauskitzeln, die zudem recht zielgenau platziert werden können.

Mit etwas Übung gelingen akkurate Stoppbälle, spektakuläre Hechtrollen und Returns hinter dem Rücken oder durch die Beine immer besser, wobei sich das eher gemächliche Tempo sogar als hilfreich erweisen kann. CPU-Partnern darf man beim Doppel auch taktische Anweisungen geben und die KI gibt sich je nach Spielerstärke und Schwierigkeitsgrad kaum Blößen. Etwas enttäuschend ist hingegen die bescheidene Soundkulisse: Das Publikum wirkt emotionslos, die englische bzw. französische Sprachausgabe beschränkt sich auf das Wesentlichste und die Sound-FX bieten wie auch die gesamte Präsentation nicht mehr als Standardkost.

Fortgeschrittene Ballbeherrschung

Fazit


Auch auf dem PC fehlt es Microids Tennis Masters Series 2003 an Abwechslung und Dynamik. Zwar gibt es nun endlich einen Spielereditor samt dazugehörigem Karrieremodus, doch dieser ist im Grunde nichts anderes als eine Meisterschaft mit zusätzlichem Erfahrungspunktegewinn. Ansonsten sind natürlich auch Freundschaftsspiele mit bis zu vier menschlichen Teilnehmern an einem PC bzw. über ein lokales Netzwerk möglich, aber damit ist das Angebot an Spielmodi dann auch schon erschöpft. Das nach wie vor eher gemächliche Spieltempo wurde gegenüber der Xbox-Fassung zwar geringfügig erhöht, aber aufgrund der unverändert zögerlichen Spielerbewegungen leidet der Spielspaß eher darunter als dass er davon profitiert. Das facettenreiche Schlagspiel kann hingegen nach wie vor überzeugen und verlangt jetzt auch bei Aufschlägen mehr Feingefühl, aber die Rasanz und Dynamik von realem Tennis werden auch auf dem PC nicht ansatzweise erreicht. Haltet Euch daher lieber an Segas weitaus spannenderes und abwechslungsreicheres Virtua Tennis, das Microids Tennis-Sim nicht nur hinsichtlich des Spielspaßes eindeutig deklassiert.

Pro

  • <li>67 Tenniscracks</li><li>zehn reale Courts</li><li>umfangreicher Editor</li><li>über 60 Schlagvarianten</li><li>variabler Schwierigkeitsgrad</li><li>motivierender Karrieremodus</li><li>realistischer Konditionsverlust</li><li>sieben unterschiedliche Spielperspektiven</li>

Kontra

  • <li>träges Gameplay</li><li>keine realen Spieler</li><li>keine Online-Matches</li><li>nur wenige Spielmodi</li><li>spärliche Soundkulisse</li><li>teils unnatürlich steife Animationen</li>

Wertung

PC