Highland Warriors - Test, Taktik & Strategie, PC

Highland Warriors
23.01.2003, Bodo Naser

Test: Highland Warriors

In unserer Preview im Oktober waren wir recht skeptisch gegenüber Highland Warriors (ab 39,90€ bei kaufen) von Data Becker, denn vor allem aufgrund schlechter 3D-Animationen und einiger Bedienungsschnitzer schien der Einstieg in die Königsklasse der Echtzeit-Strategiespiele gefährdet. Die Entwickler haben unser Rufen offenbar vernommen, teilweise nachgebessert und ein motivierendes Spiel mit pathetischer Atmosphäre abgeliefert. Mehr dazu im Test!

Den Mittelpunkt von Highland Warriors bilden die drei mittelalterlichen Kampagnen um den schottischen Freiheitskampf im 14. Jahrhundert, in denen "Braveheart" William Wallace, der spätere König Robert the Bruce und der verhasste Eduard I Longshanks von England die Hauptrollen übernehmen.

Spielumfang

Daneben gibt es eine vierte spannende Kampagne, die das Ringen der schottischen und piktischen Hochland-Clans um Einheit unter ihrem legendären König Kenneth MacAlpin um 800 n.Chr. behandelt. Neben diesen abwechslungsreichen Feldzügen existiert ein freier Modus. Partien für mehrere Spieler sind auch übers Internet möglich, allerdings noch kaum frequentiert. Ein Editor für eigene Karten sowie ein spielbares Tutorial runden das vielseitige Angebot ab.

Wie schon in unserer Preview berichtet, kann der Aufbauteil des Spiels nur als genretypisch bezeichnet werden. So ist der Beginn des Spiels wenig prickelnd, im weiteren Verlauf offenbaren sich aber zahlreiche Neuerungen, die Sinn machen. Die Arbeiter etwa - wie auch die Soldaten - gewinnen an Erfahrung und können schließlich den Meistergrad erreichen, der sie rascher produzieren lässt.

Gewohnte Aufbauarbeit

Auch der Wechsel der Jahreszeiten wirkt sich auf die Herstellung von Lebensmitteln aus: So ist es bei Schneefall nicht möglich, Getreide anzubauen und Ihr müsst auf Viehzucht ausweichen. Schließlich freut man sich als in die Schlacht vertiefter Feldherr über seine fixen Bauern, die selbständig neue Felder anlegen.

Der Hauptschwerpunkt bei Highland Warriors liegt auf den spannenden Schlachten, die nicht so sehr durch ihre schiere Größe als durch ihre Ausgefeiltheit bestechen. Obwohl ein moderates Limit existiert, stehen sich auf beiden Seiten selten mehr als ein paar Dutzend Krieger gegenüber, von denen es Infanterie wie etwa Axt-Kämpfer, Claymore-Träger oder Berserker, Berittene wie gepanzerte, englische Ritter und Bogenschützen wie flinke Waldläufer oder angelsächsische Langbogen gibt.

Kampf der Clans

Jedes Volk besitzt ganz verschiedene Einheiten, die sich in Kaserne oder Stall aufwerten lassen. Mit Hilfe spezieller Gebäude wie einer Schmiede könnt Ihr auch besondere Einheiten und Waffen wie etwa den Zauberer oder den Steine schleudernden Warwolf fertigen.

Geführt werden Eure Armeen von mächtigen Helden (William Wallace, Eduard I, Robert the Bruce, Galvin etc.), die über passive und aktive Fähigkeiten wie schnellere Regeneration, Folter, Beschleunigung oder gar Ferntötung verfügen, welche die Kämpfe zumindest erleichtern. Viele der Einheiten besitzen ebenfalls spezielle Eigenschaften wie Rundumschlag, Verteidigung gegen Reiter, Sabotage oder Flächenbeschuss, die in der Vollversion erstmals richtig zur Geltung kommen.

Spezielles Können

Darüber hinaus hat jede Einheit einen Erfahrungswert, der einen Bonus im Gefecht bringt. Schade nur, dass die erfahrenen Krieger nicht mit in die nächste Mission genommen werden. Auch die vier Formationen - Block, Keil, Igel und Skirmish -, die Eure Einheiten annehmen können, können in einer bestimmten Kampfsituation den Ausschlag geben.

Leider treten im Getümmel auch negative Dinge zu Tage: So haben Eure Clan-Krieger oft enorme Schwierigkeiten bei der Wegfindung. Im Klartext bedeutet das, dass diese Befehle bisweilen gar nicht ausführen oder Probleme haben, zu einem angegebenen Punkt zu gelangen. Bei einer Attacke auf ein befestigtes Lager des Feindes ist es ziemlich hinderlich, wenn die eigenen Mannen nicht durchs Eingangstor finden. Im Lager angekommen, versuchen sie dann gar im Alleingang, planlos die Gebäude des Feindes zu zerstören. Da hilft es dann auch nichts, die wilden Krieger auf "defensiv" zu stellen.

Kopflose Krieger

Insgesamt hat sich die optische Präsentation des Spiels gegenüber der Preview-Version etwas verbessert. Gerade mit einer Auflösung über 1024 x 768 kann sich das 3D-Geschehen durchaus sehen lassen, obwohl die 08/15-Berglandschaft wenig an die grünen Highlands erinnert und daher auch nicht zum stufenlosen Zoomen einlädt.

_Fast Kino-Atmosphäre

Ebenfalls keine Begeisterungsstürme lösen nach wie vor die Animationen der Figuren aus, die immer noch irgendwie marionettenhaft aussehen, was beim Spiel selbst aber kaum stört. Beinahe so etwas wie Film-Atmosphäre verbreiten jedoch die vielen In-Game-Videos, die beeindruckende Kameraeinstellungen bieten, immer wieder die Handlung voran treiben und so das Weitermachen versüßen.

Auch der schottische Dudelsack-Sound darf natürlich nicht fehlen, der sich mittelalterlich angehaucht perfekt in das Echtzeit-Strategiespiel einfügt. Höchstes Lob verdienen schließlich die ausgezeichneten Sprecher, die dem Geschehen enormes Pathos und Würde einhauchen. So verleiht etwa Datas aus Star Trek bekannte, deutsche Synchronstimme während der dritten Kampagne, dem Iren Galvin sein irres Lachen. Zusammen mit den perspektivischen Videos erzeugt das in dem Spiel eine heroische Stimmung, die bisweilen vielleicht etwas zu dick aufgetragen ist.

Stimmgewaltiger Sound

Fazit


Highland Warriors schreckt zunächst beinahe ein wenig ab, da einfach eine zu große Erwartungshaltung auf ganz normale Ernüchterung trifft! Wenig gefällig wirkt da die groß angepriesene, stufenlos zoombare 3D-Grafik; auch spielerisch tut sich viel Altbekanntes. Im weiteren Verlauf entfaltet das Spiel jedoch seinen ganz eigenen Charme, der mit vielen Sinn machenden Features und abwechslungsreichen Missionen zum Weitermachen motiviert. Dazu kommt ein Hauch von Gänsehaut-Atmosphäre durch die stimmgewaltig unterlegten Zwischensequenzen auf, die nicht zuletzt an die heroischen Szenen aus dem Braveheart-Film erinnern. Für die Genre-Spitze reicht das vor allem aufgrund der schlechten Wegfindung, der oft planlos wirkenden KI und der dürftigen Animationen nicht. Data Becker hat unterm Strich dennoch ein gelungenes Spiel abgeliefert, das sich nicht nur Braveheart-Fans anschauen sollten!

Pro

  • <li>Schottland-Szenario</li><li>vier mittelalterliche Kampagnen</li><li>32 motivierende Missionen</li><li>zahlreiche Unter-Missionen</li><li>pathetische Braveheart-Atmosphäre</li><li>Anführer mit Spezial-Fähigkeiten</li><li>viele Spezial-Einheiten</li><li>vier Formationen wählbar</li><li>Einheiten gewinnen Erfahrung</li><li>viele sinnvolle Features</li><li>gelungene In-Game-Videos</li><li>schottische Musik</li><li>professionelle Sprachausgabe</li><li>Karten-Editor</li><li>gutes Handbuch</li>

Kontra

  • <li>Einheiten reagieren bisweilen nicht, finden Weg nicht</li><li>Einheiten greifen planlos Häuser an</li><li>erfahrene Einheiten können nicht mitgenommen werden</li><li>hölzerne 3D-Animationen</li><li>08/15-Landschaft</li><li>bisher kaum Partien übers Internet</li>

Wertung

PC