Blood Omen 2 - Test, Action-Adventure, GameCube, PC, XBox, PlayStation2

Blood Omen 2
25.01.2003, Mathias Oertel

Test: Blood Omen 2

Gut zehn Monate nachdem der Vampir Kain seine Opfer auf PS2 und Xbox heimgesucht hat, kehrt einer der bösesten Charaktere der Videospiel-Geschichte auf den GameCube zurück, um für Schrecken zu sorgen. Doch kann Kain immer noch überzeugen? Hat der nach Videospiel-Verhältnissen mit neun Monaten extrem lange Zahn der Zeit an dem Vampir-Abenteuer genagt? Die Antworten findet Ihr in unserem Test.

Doch ein geheimnisvoller Gönner konnte Kain retten, fordert allerdings als Gegenleistung seine Dienste im Kampf gegen die Sarafanen. Unterstützt von der Vampirin Umah, die als Mentor und Lehrer fungiert, macht er sich auf seinen Rachefeldzug, um seine Widersacher zu vernichten und den legendären Soul Reaver wieder in seinen Besitz zu bringen.

Die Rache ist Kain

Die grundlegende Story von Blood Omen spielt 200 Jahre nach dem Vorgänger und damit Jahrhunderte, bevor Raziel (bekannt aus Soul Reaver 1 und 2) ins Blickfeld gerät.

Kain wurde beinahe auf dem Schlachtfeld von dem Anführer der Sarafan-Ritter getötet - eine Gruppe, die sich der Ausrottung der Vampire verschrieben hat.

Obwohl die Story während des Spiels interessant fortgesetzt wird, erreicht sie niemals die epischen Ausmaße eines Soul Reaver 2. Weiterhin ist Kains Rache-Motivation weitaus linearer als Raziels Kampf um seine Seele, wodurch man nicht so sehr in die Spielwelt abtauchen kann, wie man es sich wünschen würde.

Böse ist gut

So linear wie die Story präsentiert sich auch das Gameplay: In den recht großräumig gestalteten Abschnitten müsst Ihr meistens nur den Weg in den nächsten Bereich finden. Aufgelockert wird die Sache durch Kämpfe, die jedoch wenig Strategie von Euch fordern: Das Kampfsystem ist äußerst simpel gehalten und beschränkt sich auf einen Schlag- und einen Block-Knopf. Auch die Aufnahme der von den Gegnern fallen gelassenen Waffen sorgt für nur mäßige Abwechslung - selbst wenn die Waffen für eine größere Durchschlagskraft sorgen.

Doch andererseits macht es durchaus Spaß, sich in die Abgründe der durch und durch bösen Seele Kains zu wühlen und auf dem Weg zum Endkampf die nichtsahnenden Menschen der Stadt Meridian zu knechten.

Ein interessanter Aspekt kommt durch Kains Vampir-Dasein ins Spiel: Selbst, wenn er im Kampf nicht verwundet wurde, verliert Kain ständig Lebensenergie, die er nur dadurch auffüllen kann, dass er seine am Boden liegenden Opfer oder auch unbeteiligte Passanten ihres wertvollen Lebenssaftes beraubt.

Blutsauger

Mit zunehmender "Saug-Erfahrung" steigt schließlich auch die Gesamtzahl an Lebensenergie an, wodurch man geradezu gezwungen wird, die böse Seite des Vampir-Lebens auszukosten.

Aber so interessant dies anfänglich auch ist - mit der Zeit verfliegt die Faszination der dunklen Seite.

Abwechslung kommt nur auf, wenn man durch das Spieldesign gezwungen wird, die Spezial-Fähigkeiten Kains einzusetzen: In bestimmten Gebieten kann Kain zum Beispiel eine Nebelform annehmen, die einige Vorteile mit sich bringt. Zum einen ist er für seine Gegner nicht zu sehen, zum anderen kann er sich so an sie heran schleichen und mit einem gezielten hinterhältigen Treffer für das sofortige Ableben sorgen.

Auch die sporadischen Schalterrätsel und die total aus der Mode gekommenen "Kisten-Verschiebe-Faxen" können das eher durchschnittliche Spielerlebnis nicht mehr retten.

Wie es sich für ein Action-Adventure gehört, stehen natürlich auch Boss-Kämpfe auf dem Programm. Doch auch hier nur bekannte Kost: Zwar generell spannend und teils extrem fordernd, muss nur das Angriffs-Schema des Gegners erkannt und gegen ihn genutzt werden.

Auch die Möglichkeit, die Passanten per Geisteskontrolle zu übernehmen und sie für seine eigenen schäbigen Zwecke zu missbrauchen, ist äußerst interessant und lässt die Frage offen, wieso nicht mehr dieser Elemente eingebaut wurden.

Der düstere Aspekt des Spieles, der durch Kain gut vermittelt wird, spiegelt sich auch in den Umgebungen wieder. Heruntergekommene Stadtviertel sowie merkwürdige und ebenso heruntergekommene mittelalterliche technische Anlagen bilden einen generell stimmigen Hintergrund für das blutsaugende Treiben.

Dank der weitreichenden Erfahrung, die Crystal Dynamics mit dem Genre hat, gibt es an der Steuerung wenig auszusetzen: Kain lässt sich direkt und absolut unkompliziert durch die düstere Welt Meridians lenken.

Klassik-Punk

Die verwendeten Texturen sind im Großen und Ganzen passend, wiederholen sich jedoch recht häufig und die kaum belebten Straßenzüge bieten auch nicht viel fürs Auge, auch wenn die Darstellung insgesamt etwas klarer wirkt als auf der PS2 und somit etwa auf dem Niveau der Xbox-Fassung liegt.

Die Passanten sind insgesamt zwar gelungen und passen sich ins Gesamtbild ein, wirken aber gegenüber den Haupt-Charakteren stark vereinfacht und können nicht gerade mit Details glänzen. Auch die Animationen sind gerade mal als durchschnittlich zu bezeichnen.

Dass die Entwickler von Nixxes den GameCube gut im Griff haben, zeigt sich vor allem in der Spielgeschwindigkeit. Im Gegensatz zur PS2-Version bleibt der Grafikmotor eigentlich immer auf gleich bleibend hohen Touren - nur wenn Abschnitte nachgeladen werden müssen, fängt das Bild gelegentlich an zu stolpern. Doch dies ist weniger auf die Leistungsfähigkeit der Engine zurückzuführen, sondern liegt am ständigen Datenstrom, den der GameCube von der Disc auf den Bildschirm zu schaufeln versucht.

Wie bei den anderen Fassungen auch, wird man nicht gerade von Spezialeffekten verwöhnt. Das Wasser ist ähnlich uninteressant wie auf Xbox und PS2 und die kreisförmigen Schatten der Figuren gehören ebenfalls einer längst vergangenen Videospiel-Epoche an. Dabei zeigen genügend andere Spiele, dass eine schöne Wasserdarstellung und Echtzeitschatten auf dem GameCube kein Problem sind.

Einzig das Blutsaugen -vor allem nach schwierigen Kämpfen- sorgt in diesem Bereich für grafischen Genuss.

Bekannte Stimmen

Nur die Soundkulisse kann voll und ganz überzeugen: Die (deutsche) Sprachausgabe ist äußerst gelungen und kann massiv punkten.

Die stimmige Musik, die sich an die jeweilige Situation anpasst, kann einige der durch Gameplay-Mankos auftretenden Atmosphäre-Verluste wieder auffangen, das Spiel jedoch nicht vor dem Absinken in den grauen Durchschnitt retten.

Die sauberen Soundeffekte gehen zwar neben Musik und Sprache weitestgehend unter, sollen aber trotzdem eine lobende Erwähnung finden.

Fazit


Blood Omen 2 präsentiert sich auf dem GameCube als saubere Umsetzung eines mittlerweile fast zehn Monate alten Spieles. Gameplay-technisch zwar bedingt durch die Linearität und die veralteten "Kisten-Schiebe-Faxen" nicht immer prickelnd, kann die vor allem durch die interessante Story und grandiose Soundkulisse aufgebaute Atmosphäre punkten. Wer gerne in die düsteren Abgründe der menschlichen (respektive vampirischen) Seele abtauchen will, findet mit Blood Omen 2 ein interessantes, wenngleich nur selten forderndes Spielchen. Da es auf dem GameCube in Sachen Action-Adventure jedoch wenig Alternativen gibt, werden Genre-Fans sicherlich spannende Stunden erleben - auch wenn grafisch keine Quantensprünge gemacht werden und der GameCube nicht mal ansatzweise gefordert wird.

Pro

  • <li>stimmige Soundkulisse </li><li>interessante Story</li><li>saubere Steuerung</li><li>Spezialfähigkeiten</li><li>düstere Atmosphäre</li><li>fordernde Bosskämpfe</li><li>Blut-Management</li>

Kontra

  • <li>spielerisch altbacken</li><li>simple Kämpfe</li><li>Billig-Rätsel (Kisten verschieben)</li><li>grafisch nur Durchschnitt </li><li>unbelebte Levels</li>

Wertung

GameCube