Knockout Kings 2003 - Test, Sport, GameCube

Knockout Kings 2003
03.02.2003, Jens Bischoff

Test: Knockout Kings 2003

Ging der GameCube 2002 noch leer aus, was eine Umsetzung von EA Sports` Boxserie Knockout Kings betrifft, dürfen Würfelbesitzer bei Knockout Kings 2003 (ab 39,90€ bei kaufen) gleich als Erste zuschlagen. Etwas verwunderlich ist nur, dass die GameCube-Version bereits überall im Handel ist, es von den entsprechenden PS2- und Xbox-Fassungen aber noch nichts zu sehen gibt. Ob man Nintendo-Fans am Ende sogar nur mit einem verspäteten Aufguss der letztjährigen Ausgabe abspeisen will, klärt unser aktueller Testbericht.

Schaut man sich den neuen Roster an, könnte man wirklich meinen, von Electronic Arts an der Nase herumgeführt zu werden. Denn von den 45 lizenzierten und fiktiven Boxern waren 42 bereits 2002 mit von der Partie. Für deutsche Boxfans kommt erschwerend hinzu, dass auf dem GameCube ausgerechnet die Gebrüder Klitschko ihre Koffer gepackt haben. Als Neuzugänge konnten mit Sonny Liston oder Rocky Marciano zwar zwei regelrechte Legenden verpflichtet werden, aber ein fader Beigeschmack bleibt dennoch.

Bekannte Zutaten

Auch bei der Erstellung eigener Boxer via Editor müsst Ihr feststellen, dass dieser fast identisch mit dem relativ mickrigen Vorjahresmodell ist. Die einzig nennenswerte Neuerung ist die zusätzliche Möglichkeit des Klonens der 45 bereits verfügbaren Profis, um im Karrieremodus auch mit einem Muhammad Ali, Lennox Lewis oder Joe Frazier die Weltrangliste erklimmen zu können. Die Anzahl der Boxarenen wurde auch nur um zwei Schauplätze erweitert, dafür sind jedoch die Hälfte der zehn Austragungsorte wie Berlin, Hawaii oder San Francisco neu.

Wirft man hingegen einen Blick auf die Spielmodi fällt neben Schaukampf-, Turnier- und Karrieremodus sofort ein komplett neuer Modus namens Schlagorgie auf, der sowohl allein als auch zu zweit spielbar ist.Geboten wird hier kompromissloses Arcade-Boxen, bei dem sich niemand über anderswo unerlaubte Schläge wie etwa solche unter die Gürtellinie aufregt, man für besondere Leistungen wie das Ausführen von Schlägen, die vom Publikum gefordert werden, mehr Schaden anrichtet oder bei dem man für erfolgreiche Trefferserien Bonuspunkte, Spezialschläge oder Energieauffrischungen erhält. Was alleine wie eine Art Survival-Modus abläuft, bei dem ständig neue Herausforderer in den Ring stürmen, präsentiert sich zu zweit als gnadenloses Marathon-Duell mit beliebig einstellbaren Siegparametern wie K.O.-, Niederschlags- bzw. Punktelimit.

Kampf ums Überleben

Ansonsten kann man im Schaukampfmodus einen einzelnen Fight gegen Kumpel oder CPU absolvieren, sich im Turniermodus mit bis zu sieben Kontrahenten im K.O.-System messen oder im Karrieremodus die Weltrangliste emporklettern. Im Gegensatz zur letztjährigen Karriereleiter ist das Vorankommen nun aber viel realistischer. Anstatt sich an die Spitze einer mickrigen Pyramide zu kämpfen und dort ein paar Mal zu behaupten, muss man nun wirklich seine Platzierung in der Rangliste stets verbessern, Titelkämpfe bestreiten, Verletzungen kurieren sowie Herausforderungen stellen und annehmen. Zudem macht nun auch der natürliche Alterungsprozess nicht Halt vor Eurem Schützling. So bauen durch Siege mühsam aufgelevelte Fähigkeiten wie Schlagkraft, Geschwindigkeit oder Stehvermögen ab einem gewissen Alter automatisch wieder ab und Ihr habt irgendwann keine Chance mehr gegen den eifrig trainierenden Nachwuchs.

Neue Karriereleiter

Die KI macht nach wie vor eine sehr gute Figur und die individuellen Kampfstile der einzelnen Boxer sind meist gut erkennbar. Aber auch das Aussehen der realen Profis sowohl heutiger als auch vergangener Tage wirkt sehr authentisch. Hinzu gesellen sich tolle Motion-Capturing-Animationen inklusive überzeugender Mimik und realistisch anschwellender Blessuren. Dynamische Schweißbildung wie im Vorgänger ist zwar nicht mehr auszumachen, aber das liegt wohl daran, dass die detaillierten Polygonkörper nun schon vor Kampfbeginn mit völlig übertriebenen Glanzeffekten überzogen sind. Bis auf ein paar unschöne Clipping-Fehler und die vergleichsweise unspektakuläre Umgebungsgrafik ist die optische Präsentation jedoch abermals top. Zwar kommt es in manchen der insgesamt acht Spielansichten öfters einmal zu Übersichtsproblemen und auch die Kollisionsabfrage kann nicht immer überzeugen, aber die Spielbarkeit wird dadurch kaum beeinträchtigt.

Realistische Präsentation

Spielerisch hat sich das diesjährige Knockout Kings noch weiter von seinen ehemaligen Simulationswurzeln entfernt - und das nicht nur im neuen Arcade-Modus. Vor allem der Wegfall der Ausdaueranzeige unterstreicht diese Entwicklung. Musste man im Vorgänger noch mit der Kondition haushalten, darf nun munter drauf los geboxt werden, ohne dass man Angst haben muss, dass einem die Puste ausgeht. Gefühlsboxer dürfen darüber hinaus aber auch wieder die Energieanzeige ausblenden, um die Verfassung ihres Protagonisten nur anhand von Aussehen und Pad-Vibrationen abzuschätzen. Ansonsten legt Ihr eher herkömmliche Paramter wie Schwierigkeitsgrad, Rundenzeit oder Rundenzahl fest.Zum Angreifen verurteilt

Unrealistisches Gameplay

Bei der Steuerung gibt es überhaupt nichts Neues zu vermelden. Die Offensivsteuerung ist mit schnellen Jabs, kraftvollen Haken und Geraden sowie fulminanten Uppercuts oder auch regelwidrigen Schwingern und Tiefschlägen nach wie vor erfreulich intuitiv, während die analoge Defensivsteuerung einfach unhandlich ist. So steuert der Analogstick je nach Einschlag entweder Ausweichmanöver des Oberkörpers oder die Bewegungen der Beine, was völlig unterschiedliche Auswirkungen hat und im Eifer des Gefechts immer wieder zu ungewollten Aktionen führt. Auch das Blocken gestaltet sich nicht gerade einfach, da ähnlich wie beim Ausweichen die entsprechende Haltung nur kurz eingenommen wird, was weder besonders realistisch noch benutzerfreundlich ist. So ist und bleibt Angriff die beste Verteidigung, wovon das actionreiche Gameplay natürlich zusätzlich profitiert - wenn auch eher unbeabsichtigt.

Etwas mehr Rasanz hätte man sich wiederum bei den meist recht langen Ladezeiten gewünscht. Dafür wird man in den Menüs musikalisch angemessen unterhalten. Dafür sorgt ein achtspuriger HipHop-Soundtrack mit Beiträgen von Trik Turner, Doc Luv & Kevski, Motion Man oder Styles of Beyond. Allerdings war die Hälfte der Songs schon in Knockout Kings 2002 vertreten, wo zudem auch LL Cool J noch mit von der Partie war. Die amerikanischen Kommentatoren haben seit letztem Mal ebenfalls nicht viel hinzugelernt und präsentieren sich immer noch extrem wiederholungsanfällig. Zusammen mit dem dynamisch reagierendem Publikum und den satten Soundeffekten ist die Stimmung in und um den Ring aber dennoch auch akustisch überzeugend.

Stimmung unverändert

Fazit


Im Vergleich zum letztjährigen Knockout Kings hat sich zwar nicht allzu viel geändert, aber die Umstrukturierung des Karrieremodus und die Einführung des arcadelastigen Schlagorgienmodus sorgen zweifelsohne für mehr Motivation und Abwechslung. Zudem hat man mit dem Wegfall der Ausdauerkomponente den bereits vorletztes Jahr eingeläuteten Wandel vom Simulations- zum Arcade-Charakter weiter forciert. Das Gameplay ist dadurch noch flotter und unkomplizierter, die Defensivsteuerung hingegen nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig und ähnlich ungenau wie die Kollisionsabfrage. KI und Technik geben sich wiederum kaum Blößen, auch wenn die übertrieben glänzenden GameCube-Boxer aussehen, als seien sie mit Heißwachs behandelt worden. Trotzdem können Aussehen, Bewegung und Mimik der Protagonisten überzeugen und auch das realistische Entstehen und Aussehen von Gesichtsblessuren kann sich sehen lassen. Wer den Vorgänger besitzt, braucht Knockout Kings 2003 zwar nicht unbedingt, Serienneulinge, die auf Arcade-Boxen stehen, können jedoch bedenkenlos zuschlagen.

Pro

  • <li>überzeugende KI</li><li>authentische Blessuren</li><li>vier Schwierigkeitsgrade</li><li>Turniere mit bis zu acht Spielern</li><li>abwechslungsreichere Spielmodi</li><li>45 Boxer in drei Gewichtsklassen</li><li>Kreieren & Aufleveln eigener Boxer</li><li>hübsche Charaktermodelle & Animationen</li>

Kontra

  • <li>nur wenige Neuerungen</li><li>relativ lange Ladezeiten</li><li>übertriebene Glanzeffekte</li><li>unhandliche Defensivsteuerung</li><li>kein Trainingsmodus bzw. Tutorial</li><li>nicht immer optimale Kameraführung</li>

Wertung

GameCube