Disney Golf - Test, Sport, PlayStation2

Disney Golf
10.02.2003, Jens Bischoff

Test: Disney Golf

Arcade-lastige Golfspiele werden immer populärer. Eigentlich ist Tiger Woods` PGA-Tour-Serie die letzte wirklich ernsthafte Simulation. Doch selbst dort werden immer mehr unkonventionelle Spielelemente geboten, um den vermeintlich langweiligen Sport attraktiver und abwechslungsreicher zu machen. Doch inzwischen spielen selbst Mickey Maus und Donald Duck Golf: Das Ganze nennt sich Disney Golf (ab 29,95€ bei kaufen), kommt aus Japan und soll PS2-Spielern jeden Alters Spaß machen. Ob`s stimmt oder nicht, erfahrt Ihr in unserem Test.

Damit Mickey, Donald & Co beim Golfen eine möglichst gute Figur machen, ließ Disney den Titel in Japan bei T&E Soft entwickeln, die schon mit Swing Away Golf einschlägige Erfahrung auf der PS2 sammeln konnten. Insgesamt warten jedenfalls neun mehr oder weniger bekannte Disney-Helden darauf, von Euch über einen der sechs 18-Loch-Plätze gescheucht zu werden, die nach Themengebieten wie Gebirge, Wilder Westen oder Tropen angelegt wurden.

Golfturnier in Entenhausen

Dass sich das abwechslungsreiche Layout der Parcours dabei recht unkonventionell präsentiert, versteht sich bei einem Disney-Titel von selbst. So verlaufen manchmal Gleise über den Golfplatz, auf denen Güterzüge an Euch vorbeischnauben, während Euch ominöse Felsmassive den Weg versperren, neugierige Tiere zu Lande, Wasser und Luft vom Schlagen ablenken oder gar plötzliche Unwetter aufziehen. All zu abgefahren sind die Plätze jedoch nicht und die Präsentation selbiger trotz einiger liebevoller Details relativ schlicht, so dass man sich trotz allem noch ausreichend aufs Golfen konzentrieren kann.Individuelles Gameplay

Bei der Charakterwahl entscheidet Ihr übrigens auch über grundlegende Spielereigenschaften. So schlägt Goofy beispielsweise besonders weite Drives, während Minnie den Ball stärker anschneiden kann und Monty sogar eine vereinfachte Steuerung parat hält. Dabei ist Letztere auch bei den anderen Charakteren sehr handlich und einsteigerfreundlich. So wird stets automatisch ein passender Schläger ausgerüstet, eine vorteilhafte Schlagrichtung eingestellt und die ideale Schlagstärke auf dem Schwungbalken markiert. Ihr müsst dann nur noch Ball und Markierung via bewährter Drei-Klick-Methode sauber treffen und ein Par ist kein Problem. Für ein Birdie oder Eagle solltet Ihr aber lieber selbst den optimalen Schläger wählen, Windrichtung und -Geschwindigkeit mit einkalkulieren und Hindernisse nicht großräumig umspielen, sondern versuchen, mit dem richtigen Spin elegant in der Luft daran vorbei zu zirkeln. Lediglich das Putten gestaltet sich relativ unpräzise.

Übung macht aber bekanntlich den Meister und trotz generell simpler Spielmechanik und Ballphysik hält Disney Golf auch für fortgeschrittene Spieler einige Feinheiten parat.

Mit Tiger Woods solltet Ihr die Schlagsteuerung ohnehin nicht vergleichen, denn statt möglichst hoher Authentizität steht hier natürlich Handlichkeit sowie uneingeschränkter Spielspaß für Groß und Klein im Vordergrund. Für die ganz Kleinen disqualifiziert sich Disney Golf mangels Tutorial und aufgrund der fehlenden Lokalisierung allerdings von selbst.

Eigentlich schade, denn in den insgesamt sieben Spielmodi kann man sowohl alleine als auch mit bis zu drei Freunden eine Menge Spaß haben. Ganz gleich, ob Ihr traditionell auf Gesamtschläge, im direkten Duell auf Lochsiege oder mit Münzeinsatz um Lochprämien spielt. Des Weiteren könnt Ihr auch in Zweierteams gegeneinander antreten, Euch nur anhand von Weite bzw. Präzision Eurer Abschläge messen oder CPU-Herausforderungen gewinnen, um Charaktere aufzuleveln und Extras freizuspielen. CPU-Gegner können auch in drei Spielstärken fehlende Mitspieler ersetzen, aber natürlich ersetzt nichts die Genugtuung gegen reale Gegner zu gewinnen.

Gute Unterhaltung

Technisch präsentiert sich Disney Golf solide, aber weitestgehend unspektakulär. Gerade bei der audiovisuellen Präsentation hätte man bei einem Disney-Titel eigentlich mehr erwartet.Die englische Sprachausgabe wirkt zwar authentisch, bietet aber wenig Abwechslung und die Zwischensequenzen sind für Disney-Verhältnisse geradezu peinlich. Unangenehm ist auch das einmal mehr, einmal weniger starke Kantenflimmern. Die Animationen sind hingegen gewohnt witzig, die Sicht auf den Rasen trotz eingeschränkter Kameraführung PAL-Balken-frei und die besten Aktionen als Replays speicherbar. Der Spielstand kann sogar mitten in einer Partie gespeichert werden, wenn es der Spielmodus zulässt.

Schlichte Präsentation

Eine, wenn nicht sogar die Besonderheit von Disney Golf ist aber das abgedrehte Power-Up-System. So kann man sich je nach Spielmodus magische Extras aussuchen oder kaufen, um sie dann im Spiel manuell oder via Glücksrad einzusetzen. Dabei reicht die Auswahl von harmlosen Kraft- oder Energieschüben über zuschaltbare Hilfslinien beim Putten bis hin zum Herbeirufen von Sturmböen oder dem fiesen Beeinflussen gegnerischer Schlaganzeigen. Insgesamt sorgen über sechzig solcher Gimmicks für vorübergehende Boni bzw. Handicaps. Doch solange gleiches Recht für alle gilt, ist der Einsatz der Power-Ups vor allem mit mehreren Mitspielern eine willkommene und mit jeder Menge Schadenfreude verbundene Abwechslung.

Amüsantes Hokuspokus

Fazit


Disney Golf bietet unkompliziertes Golfvergnügen, das sich in erster Linie an Einsteiger und Spaßgolfer richtet, denen Tiger Woods zu nüchtern und Minigolf zu langweilig ist. Zwar bietet das Gameplay auch Feinheiten und Herausforderungen für fortgeschrittene Spieler, aber eine Simulation im Comic-Look solltet Ihr auf keinen Fall erwarten. Es sei denn Ihr findet es normal, wenn Züge über den Golfplatz schnauben, sich Golfbälle kurzzeitig in Gummigeschosse verwandeln oder ein Mitspieler per Knopfdruck ein Unwetter heraufbeschwört. Doch keine Angst, trotz abgefahrener Extras und Animationen könnt Ihr auch ganz normal Golf spielen. Na ja, so normal wie man das halt von Donald, Goofy oder Kater Karlo erwarten kann. Als Kinderspiel taugt Disney Golf jedoch nur bedingt, denn das Spiel ist nicht nur komplett Englisch, sondern es fehlt auch eine Golfschule oder ähnliches, um den Einstieg zu erleichtern. Im Prinzip ist die Handhabung jedoch relativ einfach und bis auf das Putten auch recht präzise. Aber vor allem macht es in geselliger Runde dank regelwidriger Seitenhiebe einen Mordsspaß.

Pro

  • <li>witzige Animationen</li><li>einfache Handhabung</li><li>dynamische Wetterwechsel</li><li>über 60 magische Power-Ups</li><li>speicherbare Replays & Rekorde</li>

Kontra

  • <li>kein Tutorial</li><li>nicht lokalisiert</li><li>unpräzises Putten</li><li>Interlace-Flimmern</li><li>schlichte Präsentation</li>

Wertung

PlayStation2