ATV Quad Power Racing 2 - Test, Rennspiel, XBox, GameCube, PlayStation2

ATV Quad Power Racing 2
14.02.2003, Jens Bischoff

Test: ATV Quad Power Racing 2

Erinnert sich noch jemand an ATV Quad Power Racing, das vor knapp zweieinhalb Jahren auf der PSone erschienen ist? Wenn nicht, habt Ihr nichts verpasst. Jetzt hat Acclaim diesem längst in der Versenkung verschwundenen Offroad-Murks mit ATV 2 jedoch einen Nachfolger spendiert, den wir auf der PS2 trotz allem unvoreingenommen wie immer für Euch auf unseren Prüfstand genommen haben. Mehr dazu im Testgutachten.

Acclaim und Offroad-Rennspiele sind zwei Dinge, die zusammen bisher nur selten überzeugen konnten. Vor allem die virtuellen Auftritte von Acclaims Lizenz-Cross-König Jeremy McGrath dienten immer wieder als Bestätigung dieser These. Auch bei ATV 2 wurde wieder fleißig lizenziert. Doch wer braucht schon über 40 authentische Sponsoren oder reale Fahrer, die ohnehin kein Schwein kennt. Hardcore-Fans finden neben vierzehn fiktiven jedenfalls auch zehn echte ATV-Profis, die sich äußerlich aber ohnehin kaum voneinander unterscheiden.

Lizenzierte Vergangenheitsbewältigung

Doch auch bei den Fantasiefahrern wäre etwas mehr Einfallsreichtum nicht schlecht gewesen, denn einen Charakter-Editor und damit einen kreativen Einfluss auf das Aussehen seines Alter Ego gibt es trotz verpflichtender Erstellung eines Fahrerprofils für die virtuelle Karrierelaufbahn nicht. Zumindest unterscheiden sich die Protagonisten in punkto Technik, Kraft, Aggressivität und Stunt-Repertoire voneinander, wobei sich diese Werte im Karrieremodus automatisch weiterentwickeln und auch die insgesamt über dreißig miteinander kombinierbaren Tricks erst nach und nach verfügbar werden.Doch zunächst solltet Ihr der ATV-Akademie einen Besuch abstatten, wo Ihr mit der grundlegenden Steuerung Eures All-Terrain-Vehicles vertraut gemacht werdet. Durch Siege im Karrieremodus, wo insgesamt drei Meisterschaften auf Euch warten, lassen sich bis zu elf Fahrzeuge mit teils sehr unterschiedlichem Fahrverhalten freischalten.

Aller Anfang ist schwer

Auch ein Großteil der Strecken muss erst freigeschaltet werden, bevor man sich in den fünf Szenarien Wald, Wüste, Sumpf, Industriegebiet und Schnee uneingeschränkt austoben kann. Dabei werden Euch zwar 15 Strecken versprochen, aber diese sind im Grunde genommen nur Variationen der fünf Hauptstrecken. Dafür sind die als Rundkurse ausgelegten Offroad-Pisten jedoch relativ lang und dank vereinzelter Verzweigungen sowie wechselnder Bodenbeschaffenheit und Witterungsverhältnisse dennoch sehr abwechslungsreich.

Abwechslungsreiche Pisten

Hindernisse und Schanzen sind natürlich auch reichlich vorhanden. Oftmals ist die Streckenführung dabei aber etwas unfair. So müsst Ihr beispielsweise stockfinstere Abschnitte passieren, mitten im Weg liegenden Objekten ausweichen, dämlich platzierte Konstruktionen umfahren und mehr.

Zu viel des Guten

Das arcadelastige Fahr- und Kollisionsverhalten geht prinzipiell in Ordnung, auch wenn die pseudorealistische Steuerung mit Gewichtsverlagerung und Vorspannung nicht so richtig zu derben Fußtritten und aufladbaren Turbo-Boosts passen will. Wirklich ärgerlich ist hingegen das an sich simple, mit analoger Stick-Steuerung jedoch völlig unhandliche Tricksystem. So bleibt einem nichts anderes übrig, als auf gefühlvolles Bremsen und Beschleunigen zu verzichten. Aber auch in digitaler Form reagiert Euer Fahrer nicht immer so, wie er eigentlich sollte.

Hinzu kommt eine extrem frustrierende Rücksetzautomatik, die Euch nicht nur oftmals viel zu weit, sondern auch viel zu spät zurücksetzt.

Unausgereifte Steuerung

Na ja, zum Glück machen auch die fünf unterschiedlich begabten und aggressiven CPU-Konkurrenten gelegentlich Fehler und mit einem weiteren Mitspieler herrscht so oder so Chancengleichheit. Zwar ist es schade, dass man nicht auch zu dritt oder zu viert gegeneinander antreten kann, aber dafür wird mit Kopf-an-Kopf- und Freestyle-Duellen sowie Einzel- und Meisterschaftsrennen inklusive zusätzlicher CPU-Mitstreiter jede Menge Abwechslung geboten.Auf diese müssen aber auch Solisten nicht verzichten. Neben diversen Wettrennen auf Zeit und/oder Punkte warten auch noch eine Freestyle-Arena sowie ein Dutzend Herausforderungen auf Euch, bei denen Ihr innerhalb gnadenloser Zeitlimits diverse Aufgaben erfüllen und Hindernisse überwinden müsst, was nicht nur Euer Können, sondern auch Eure Frustgrenze auf eine harte Probe stellt.

Allein oder zu zweit

Vor Pop-Ups und Slowdowns seid Ihr übrigens weder im selbst bei 50Hz Pal-Balken-freien Vollbild (es sind auch 60Hz anwählbar) noch via Splitscreen gefeit. Insgesamt ist die technische Umsetzung aber recht solide und kann sogar mit einigen hübschen Licht- und Wettereffekten aufwarten, die man trotz sechs unterschiedlicher Kameraperspektiven allerdings nicht aus der Ego-Perspektive genießen kann.

Durchwachsene Technik

Während Ihr musikalisch von Bands wie Godsmack, Sprung Monkey oder Audiovent adäquat beschallt werdet, gibt sich die übrige Soundkulisse relativ nüchtern und unspektakulär. Sprachausgabe bekommt man überhaupt nicht zu hören und die deutsche Lokalisierung wirkt mit großflächigen Textüberlagerungen, merkwürdigen Textunterbrechungen und offensichtlichen Flüchtigkeitsfehlern relativ schlampig.

Fazit


Den verkorksten PSone-Vorgänger lässt ATV 2 zum Glück schnell vergessen, aber so richtig überzeugen kann das actionreiche Offroad-Spektakel immer noch nicht. Dazu ist die Steuerung einfach zu unausgereift, die Grafik-Engine zu ruckelanfällig und die Präsentation zu lieblos. Außerdem wirkt die Lokalisierung schlampig sowie Schwierigkeitsgrad und Streckendesign zu unausgewogen. Nichtsdestotrotz macht es aber dennoch Spaß, von treibenden Beats begleitet allein oder zu zweit über die abwechslungsreichen Pisten zu brettern, unliebsame Kontrahenten vom Quad zu treten und halsbrecherische Trickkombos vom Stapel zu lassen. Dazu müssen aber erst einmal zahlreiche Tricks, Strecken und Fahrzeuge freigeschaltet werden, was sich als recht frustrierend erweisen kann. Wartet daher lieber auf ATV Offroad Fury 2 oder vergnügt Euch mit dessen mittlerweile etwas angestaubten, aber nach wie vor spielenswerteren Vorgänger, wenn Ihr unbedingt ein Quad-Spiel braucht.

Pro

  • <li>hübsche Effekte</li><li>praktisches Tutorial</li><li>actionreiches Gameplay</li><li>vorbildliche PAL-Anpassung</li><li>stimmiger Lizenz-Soundtrack</li><li>abwechslungsreiche Spielmodi</li>

Kontra

  • <li>unfaire Hindernisse</li><li>schlampig lokalisiert</li><li>geringe Streckenvielfalt</li><li>üble Rücksetzautomatik</li><li>kein Vier-Spieler-Modus</li><li>unausgereifte Steuerung</li><li>ziemlich instabile Framerate</li><li>teils recht herber Schwierigkeitsgrad</li>

Wertung

PlayStation2