Battle Engine Aquila - Test, Action-Adventure, PC, PlayStation2, XBox

Battle Engine Aquila
18.02.2003, Mathias Oertel

Test: Battle Engine Aquila

Mech-Spiele gibt es auf der Xbox nur wenige - und einzig MechAssault ist von den bisherigen Versuchen als geglückt zu bezeichnen. Gute Voraussetzungen also für Battle Engine Aquila (ab 38,00€ bei kaufen) (BEA), das weitaus mehr sein möchte, als ein herkömmlicher Mech-Shooter und Euch als Teil einer gigantischen Kriegsmaschinerie zwischen die Fronten schickt. Nachdem die Eindrücke, die wir vorab von BEA gewinnen konnten, durchweg positiv waren, haben wir uns hinter das Steuer des wandlungsfähigen Mechs gesetzt. Ob das Spiel den Erwartungen gerecht wird und was mit Battle Engine Aquila auf Euch zukommt, könnt Ihr im Test erfahren.

Auch auf dem Planeten Allium hat die Menschheit in der Zukunft mit Klimakatastrophen zu kämpfen. Die letzte hat dafür gesorgt, dass die Landmasse Alliums auf einige wenige Inseln geschrumpft ist, die natürlich daraufhin ein enormes Luxusgut darstellen. Als ob das nicht reichen würde, müssen sich die Forseti noch mit den Muspell Kämpfe um die Inselgruppen liefern. Ein neues Kriegsgerät soll die Entscheidung in der Schlacht bringen: die Battle Engine Aquila - ein Mech, der sowohl zu Lande als auch in der Luft gewaltige Durchschlagskraft besitzt. Und Ihr seid auserkoren, diesen Mech ins Gefecht zu führen.

Inselkrieg

Obwohl man beim Einstieg auf Grund der Ego-Perspektive und der typischen Steuerung den Eindruck bekommen könnte, dass es sich bei BEA um einen ganz "normalen" Shooter handelt, wird man bald umdenken müssen: Denn schon nach den ersten der insgesamt 43 Missionen, von denen nur 23 nötig sind, um die Kampagne abzuschließen, wird klar, dass einsteigen und alles abballern, was einem vor die Flinte kommt, recht schnell zum Scheitern führt.

Herkömmliche Action? Weit gefehlt!

Obwohl Ihr die mit Abstand fortschrittlichste Maschine im Kriegsgebiet steuert, ist sie nicht fehlerfrei. So zum Beispiel könnt Ihr zwar per Knopfdruck vom Land- in den Flugmodus schalten, doch Aquila hat eine natürliche Aversion gegen Wasser, was beim Eintritt ins kühle Nass zu einem unweigerlichen Scheitern der Mission führt. Zum anderen ist Eure Flugenergie nur begrenzt und muss doch Aufenthalt am Boden wieder aufgeladen werden. Dadurch kommt bei Missionen, in denen Ihr über endlose Meere fliegt, häufiger mal Panik auf. Doch die Entwickler haben stark darauf geachtet, Euch genügend Landemöglichkeiten zur Verfügung zu stellen, damit Ihr eine Überlebenschance habt.

Dafür jedoch habt Ihr in jedem der zwei Bewegungsmodi drei Waffentypen zur Verfügung, die wiederum unterschiedliche Durchschlagskraft gegen gegnerische Panzer, Flieger, Gebäude oder simple Infanterie haben.

Durch diese beiden Elemente kommt eine leichte strategische Note ins Spiel, die man bislang im Genre vergeblich gesucht hat.

Und spätestens, wenn Ihr Euch an ein Hauptziel inmitten des Feindeslandes wagt und daraufhin Eure Truppen an vorderster Front ausradiert werden und die Mission kurz vor dem Scheitern steht, wird Euch klar, dass Ihr diesen Krieg nicht alleine gewinnen könnt - so kraftvoll und überlegen Ihr auch seid.

Ein kleiner Teil des großen Ganzen

Weiterhin sollte man immer ein Auge auf den Radar haben, denn darauf werden nicht nur die Missionsziele, sondern auch der Frontverlauf übersichtlich angezeigt.

Und hier tritt eine weitere Strärke von BEA zu Tage, die man beim ersten Spielen nur unscheinbar wahrgenommen hat: Sowohl die eigenen Truppen als auch die Gegner sind mit einer guten bis sehr guten KI ausgestattet, die versucht, den Gegner an seinem verwundbarsten Punkt zu treffen. Theoretisch könnt Ihr Euch zurücklehnen und dem imposanten Kriegs-Geschehen einfach nur zuschauen. Dadurch werden zwar die Missionsziele nur sehr unwahrscheinlich erfüllt, doch bekommt Ihr einen guten Eindruck davon, wie Eure Einheiten und die Gegnertruppen arbeiten und wie Ihr dies ausnützen könnt, um Eure Ziele zu erreichen.

Zusammen mit der eingängigen und stets gut reagierenden Steuerung kann man sich dann auch nicht mehr so schnell von dem Spiel losreißen und stört sich auch nicht daran, dass die Missionen auf Dauer ziemlich eintönig sind und nur von gelegentlichen Bosskämpfen und gigantischen Wasserwelten, die wenig Landeraum anbieten, aufgelockert werden.

Dadurch kommt ein vollkommen neues Element ins Spiel: Denn wie nie zuvor hat man das Gefühl, Teil eines homogenen Ganzen zu sein, das nur funktioniert, wenn alle Rädchen ineinander übergreifen.

Dadurch werden reinrassige Action-Spieler sich vermutlich anfangs ziemlich vor den Kopf gestoßen vorkommen, doch wer sich einmal auf die Verzahnung und das ungewohnte Gameplay-Modell einlässt, weiß die Stärken des Spieles schnell zu schätzen.

Tadellose Steuerung

Da abhängig von Eurer Leistung neue Gimmicks wie Videos, Artworks usw. freigeschaltet werden, macht man sich gerne daran, eine bereits abgehakte Mission nochmal zu starten, um vielleicht noch das letzte bisschen zu schaffen, dass für neue Extras sorgt.

Die fünf Mechs, aus denen Ihr im Verlauf des Spiels auswählen könnt, unterscheiden sich weniger im Handling als in ihrer Bewaffnung und ihrer Effektivität gegen bestimmte Gegner-Typen. Hier kommt zwar wiederum ein kleine taktische Note ins Spiel, doch in diesem Bereich kann sie getrost vernachlässigt werden, da es möglich ist, jede Missionen mit jedem der Aquila-Typen abzuschließen.

Weiterhin gibt es diverse Missionen auch in einer so genannten Evo-Version, in der die Anforderungen nochmals härter und fordernder sind, die dafür aber auch mit neuen Extras locken.

Unter dem Strich bietet Battle Engine Aquila tadel- und schnörkellose Action für alle, die schon alles im Mech-Bereich gesehen haben und sich auch nicht scheuen, Ihr Ego in den Dienst der Truppe zu stellen - nicht mehr und nicht weniger.

Ursprünglich gar nicht in der Planung vorgesehen, hat Lost Toys sich dazu entschlossen, zusätzlich noch einen Zwei-Spieler-Modus einzubauen, der allerdings nur am Splitscreen spielbar ist. Eine Link-Möglichkeit fehlt genauso wie eine Xbox Live-Unterstützung.

Nur zu zweit

Auf den ersten Blick präsentiert sich Battle Engine Aquila als grafisch höchst eindrucksvoll und scheint sogar Altmeister Halo in den Schatten stellen zu können. Die Umgebungen sind detailliert, mit zahllosen zerstörbaren Gegenständen versehen und werden von pompösen Lichteffekten abgerundet.

Weiterhin ist mit Deathmatches und der Möglichkeit, einige Missionen der Einzelspieler-Kampagne kooperativ zu spielen, die Auswahl an Spielmodi nicht gerade sehr üppig, kann aber die Langlebigkeit doch nochmals verlängern.

Wieso die Entwickler allerdings nicht die Möglichkeit anbieten, die komplette Kampagne zu zweit zu spielen, ist mir schleierhaft und sorgt für deutliche Abzüge in der B-Note.

Eindrucksvolles Schlachtengemälde

In Punkto Bildrate bleibt Aquila auf der Xbox im Normalfall im grünen Bereich. Nur in seltenen Fällen (so z.B. bei mehreren Giganto-Explosionen) und im Zwei-Spieler-Modus fällt die Bildwiederholrate gelegentlich unter ein akzeptables Niveau, lässt sich aber im Endeffekt verschmerzen.

Auch das Design und die Animationen der teilweise Hunderten von Einheiten sind gelungen und sorgen für ein stimmiges Kriegsbild.

Doch schaut man genauer auf die Landschaftstexturen, werden große Unterschiede bemerkbar: Während einige der Bergformationen beispielsweise geradezu fantastisch aussehen, wirken andere Landschaftstapeten erstaunlich spröde und einfach nur fade.

Zudem muss man Unterschiede im Einheitendesign mit der Lupe suchen. Egal, ob in der ersten oder letzten Mission: Am Aussehen der Panzer, Bodentruppen und Flieger ändert sich herzlich wenig und sorgt so auf lange Sicht für etwas Monotonie.

Nichts auszusetzen wiederum gibt es an den Waffeneffekten und Explosionen, welche die Umgebung imposant in Flammen aufgehen und Häuser wie Kartenhäuser in sich zusammenfallen lassen.

Obwohl sowohl Soundeffekte als auch die Musik mit Wiederholungs-Erscheinungen zu kämpfen haben, kann die akustische Kulisse ein eindrucksvolles Kriegsbild für die Ohren malen. Überall um einen herum kracht es, dass es eine wahre Freude ist und transportiert Euch mitten ins Kriegsgebiet.

Brachiales Kriegsgewirr

Die deutsche Sprachausgabe ist ebenfalls passend, sehr professionell und rundet einen gelungenen Soundteppich stimmungsvoll ab.

Fazit


Die Wartezeit auf Battle Engine Aquila hat sich gelohnt. Zwar ist das Gameplay nicht vor Abnutzungserscheinungen wie sich stark ähnelnder und damit auf Dauer eintöniger Missionen gefeit, doch wie nur selten zuvor in einem Spiel hat man das Gefühl, wirklich ein Teil einer gigantischen Kriegsmaschinerie zu sein anstatt die absolute Power-Waffe zu haben, die alles niedermähen kann. Wer sich nicht um die nachfolgende Bodenverstärkung kümmert und nur sein Ding durchzieht, wird schnell an seine Grenzen stoßen. Wer allerdings die clever agierenden Armeen zu seinen Gunsten auszunutzen weiß, kann bis zum Spielende eine Menge Spaß haben, der zu zweit sogar noch zunimmt. Grafisch im Großen und Ganzen eine opulente Augenweide und mit einer adäquaten Sounduntermalung versehen, entpuppt sich BEA als Tipp für Action-Fans, die mal ein "etwas anderes" Mech-Spiel vor sich sehen wollen. Insgesamt eine rundherum gelungene Alternative zu MechAssault!

Pro

  • <li>feine Grafik</li> <li>pompöse Soundkulisse</li><li>gelungene Steuerung</li><li>wandlungsfähiger Mech</li><li>gute KI</li><li>Zwei-Spieler-Modus</li><li>fünf Mechs zur Auswahl</li><li>gute KI</li><li>taktische Einschläge unter der Oberfläche</li><li>interaktive Umgebungen</li>

Kontra

  • <li>seltene Einbrüche in der Bildrate (Singleplayer)</li><li>auf Dauer monotone Missionen</li><li>kein System-Link
  • oder Xbox Live-Support</li> <li>Multiplayer mit starken Bildratenproblemen</li> <li>Kampagne nicht komplett im Kooperativ-Modus spielbar</li>

Wertung

XBox