Micro Machines - Explosion - Test, Rennspiel, XBox, PlayStation2, GameCube

Micro Machines - Explosion
20.02.2003, Jens Bischoff

Test: Micro Machines - Explosion

Würdet Ihr gerne einmal in einem Spielzeugauto heiße Wettrennen auf dem Dachboden austragen, in einem Miniaturboot den Gartenteich durchpflügen oder in einem geschrumpften Motorrad den Hühnerstall unsicher machen? Dann seid Ihr bestimmt Fans von Codemasters legendärer Micro-Machines-Serie. Inzwischen sind die kleinen Flitzer lizenzrechtlich jedoch an Infogrames gebunden und seit kurzem auch auf dem GameCube unterwegs. Was Euch beim neusten Micro Machines alles erwartet, erfahrt Ihr in unserem Test.

Während die meisten Rennspiele auf möglichst authentische Strecken und Fahrzeuge setzen, wird bei Micro Machines überall dort gefahren, wo sonst eher gefrühstückt, gebadet oder geschlafen wird. Für die kleinen Spielzeugautos, -motorräder und -boote ist keine Kurve zu eng, keine Brücke zu schmal und kein Terrain zu ungewöhnlich. Aus Bücherstapeln werden Schanzen und aus Tellern Schikanen, während Ameisenstraßen als Streckenbegrenzungen herhalten müssen und Kakerlaken für gefährlichen Wildwechsel sorgen.

Traditionell anders

Insgesamt wird bei Micro Machines auf zwei Dutzend abwechslungsreicher Strecken gefahren, die acht verschiedenen Themenbereichen zugeordnet sind. Diese reichen vom Dachboden über Gartenteich und Hühnerstall bis hin zum örtlichen Friedhof. Je nach gewählter Strecke nehmt Ihr natürlich auch in unterschiedlichen Fahrzeugen Platz - schließlich macht ein U-Boot im Sandkasten nur wenig Sinn. So verfügt jeder der acht skurrilen Fahrer über insgesamt sechs oft ebenso skurrile Fortbewegungsmittel auf zwei, vier oder gar keinen Rädern.Feuer frei

Für zusätzliche Action sorgen über ein Dutzend fieser Waffen und Power-Ups, die auf und neben der Strecke aufgesammelt werden können. Während Ihr Euch mit Turbo-Boosts und Schutzschilden in Sicherheit bringt, sorgen Boxhandschuhe, Flammenwerfer oder Zielsuchraketen für wilde Unfälle und Positionswechsel. Wer jedoch ausschließlich mit fahrerischem Können brillieren will, kann sämtliche Waffen und Hilfsmittel auch deaktivieren. Vor hinterhältigen Rammattacken und unlauteren Überholmanövern ist man allerdings nie gefeit.

Aber auch die Strecken selbst halten genügend Hindernisse und Gefahren bereit, denen es gekonnt auszuweichen gilt, um nicht abzustürzen, Feuer zu fangen oder zu ertrinken. Durch die eingeschränkte Sichtweite sowie die oft unübersichtliche Strecken- und Kameraführung ist das aber gar nicht so einfach bzw. reine Glückssache.

Frust und Schadenfreude

Besonders frustrierend wird dieser Umstand, wenn man mit einem extrem schnellen Gefährt wie Motorrad oder Schiff unterwegs ist und quasi im Blindflug um die Führung kämpft. In der Regel ein Kampf, den man selbst mit solider Streckenkenntnis öfter verliert als gewinnt.

In geselliger Runde ist dieser Frust des Einzelnen zwar die Schadenfreude der anderen und nicht fix von einem Spieler gepachtet, aber gegen die meist fehlerfrei fahrende CPU-Konkurrenz ist Dauerfrust vorprogrammiert. Natürlich ist Micro Machines in erster Linie ein Multiplayer-Titel, aber so unausgewogen hätte die Einzelspielererfahrung auch nicht ausfallen müssen!

Eher enttäuschend sind auch die angebotenen Spielmodi: Der Trainingsmodus ist nichts weiter als eine Fahrt ohne Gegner und Power-Ups, beim Zeitfahren fährt man gelangweilt gegen die Uhr und bei einer Meisterschaft handelt es sich lediglich um vier vorgegebene Einzelrennen in Folge. Ansonsten entscheidet man sich, ob traditionell derjenige gewinnt, der seine bis zu drei menschlichen bzw. CPU-gesteuerten Rivalen oft genug vom Bildschirm gedrängt hat oder derjenige, der nach drei Runden als erstes die Ziellinie passiert. Letzteres funktioniert natürlich nur gegen bildschirmlose CPU-Fahrer oder zu zweit via Splitscreen.Im Fang-die-Bombe-Modus, bei dem die Teilnehmer abwechselnd versuchen, eine Zeitbombe bis zur Detonation durch Berührung weiterzugeben, wird der Bildschirm sogar für bis zu vier Mitspieler geteilt. Doch das vermeintlich spannende Sprengstoffroulette macht nicht einmal zu viert Laune, da aufgrund der miesen Kameraführung alles nur völlig orientierungslos in der Gegend herumfährt und keiner weiß, wo man eigentlich ist, geschweige denn wo die Gegner sind. Schade, denn das Handling der Boliden ist eigentlich jederzeit angenehm unkompliziert und direkt.

Durchwachsenes Angebot

Grafisch kann sich die chaotische Raserei dank solider und flüssiger 3D-Optik durchaus sehen lassen, auch wenn man trotz britischer Entwickler mit PAL-Balken konfrontiert wird. Strecken, Fahrzeuge und Charaktere wurden jedenfalls mit viel Liebe zum Detail entworfen, während Euch abgedrehte Hindernisse wie pullernde Cowboys, eingegrabene Strandbesucher oder Zähne putzende Skelette immer wieder zum Schmunzeln bringen. Auf akustischer Seite müsst Ihr Euch hingegen mit durchschnittlichen Effekten und grauenhaftem Synthie-Gedudel zufrieden geben, während Lokalisierung und Sprachausgabe recht ordentlich wirken.

Augen auf, Ohren zu

Fazit


Am bewährten Spielprinzip hat sich auch beim jüngsten Micro Machines nichts geändert. Nach wie vor saust Ihr mit Euren Spielzeugautos auf ungewöhnlichen Wegen quer durchs Kinderzimmer. Natürlich sorgen verschiedene Charaktere, Fahrzeuge und Austragungsorte sowie aufsammelbare Waffen- und Power-Ups für die nötige Abwechslung. Bei den angebotenen Spielmodi macht sich jedoch vor allem bei Solisten schnell Ernüchterung breit, während die oft unübersichtliche Strecken- und Kameraführung für zahlreiche Frusterlebnisse verantwortlich ist. Aber auch zu viert entscheidet viel zu oft das Glück über Sieg und Niederlage. Das Gameplay wirkt trotz bewährter Formel einfach zu unausgewogen und lässt den Feinschliff früherer Episoden vermissen. Schade, denn bei der grafischen Präsentation haben die Entwickler Liebe zum Detail bewiesen. Spielerische Neuerungen sind hingegen selten und wenn, dann meist wenig überzeugend, wie der verkorkste Fang-die-Bombe-Modus. Wer kein anderes Micro Machines sein eigen nennt und gerne in geselliger Runde rast, wird aber dennoch angemessen unterhalten.

Pro

  • <li>zu viert recht spaßig</li><li>konstant hohe Bildrate</li><li>amüsantes Streckendesign</li><li>witzige Effekte & Animationen</li><li>relativ unkompliziertes Handling</li>

Kontra

  • <li>alleine extrem öde</li><li>unausgereiftes Gameplay</li><li>unspektakuläre Spielmodi</li><li>unverständliche PAL-Balken</li><li>uninspirierter Dudel-Soundtrack</li><li>frustrierende Strecken
  • & Kameraführung</li>

Wertung

GameCube