IGI 2: Covert Strike - Test, Action-Adventure, PC

IGI 2: Covert Strike
25.02.2003, Marcel Kleffmann

Test: IGI 2: Covert Strike

Im Dezember 2000 sorgte der 3D-Taktik-Shooter Project I.G.I für gemischte Gefühle. Auf der einen Seite standen genial gestaltete Missionen mit grandiosen Außenlevels. Und auf der anderen Seite krankte das Spiel an einer miserablen künstlichen Intelligenz, einem hohen Schwierigkeitsgrad, keiner Speicher-Funktion und dem Fehlen eines Mehrspieler-Modus. Mehr als zwei Jahre sind mittlerweile vergangen und nun schicken Euch die Innerloop-Studios sowie der neue Publisher Codemasters erneut ins Feld. Welche Probleme das Team gelöst hat und woran IGI 2 immer noch leidet, könnt Ihr in unserem Test nachlesen.

Den Ex-SAS-Kämpfer David Jones kennt Ihr schon aus dem ersten Teil und auch bei IGI2: Covert Strike dürft Ihr seine Rolle übernehmen und für das "Institute for Geotactical Intelligence" arbeiten. Dies ist eine geheime Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den globalen Terroristen den Garaus zu machen. Dabei legt diese verdeckte Agentur sehr viel Wert auf streng geheime Einsätze, leises und zugleich unbemerktes Vorgehen.

Mission Impossible

Die Kampagne des Taktik-Shooters unterteilt sich in drei verschiedene Sektionen, die in Russland, Lybien und China angesiedelt sind. Zu Beginn jedes Einsatzes erhaltet Ihr eine ausführliche Missions-Besprechung in Spielgrafik, bekommt die Missions-Ziele detailliert erklärt und seid danach vollkommen allein auf Euch gestellt. Eure erste Kampagne führt Euch tief ins russische Land, um einige gestohlene EMP-Chips aus den falschen Händen zu holen.

Einsätze

Dabei müsst Ihr Euch zuerst durch eine gigantische Fabrikanlage schlagen und über ein Minenförderband in eine Erzmine eindringen. Nach einer kurzen Fahrt mit einer doch extrem schnell fahrenden Loren-Bahn geht es direkt weiter zu einer verschneiten Wetterstation im Gebirge. Dort findet Ihr schließlich den ersten EMP-Chip und verlasst den Schauplatz mit einem halsbrecherischen Stunt, der selbst James Bond alt aussehen lässt. Danach nimmt die Story allerdings eine dramatische Wendung.

Im Verlauf der Kampagne müsst Ihr 19 unterschiedliche Missionen hinter Euch bringen, die meist an Schauplätzen von militärischem Interesse spielen - z.B. Forschungsanlagen, Häfen, Verwaltungsgebäude, Raketenabschlusseinrichtungen, Laboren, Fabriken oder wichtigen Brücken. Trotz dieser Vielfalt an Szenarios lassen sich die eigentlichen Missionsziele an einer Hand abzählen: nämlich Gegner erledigen, Gegenstände klauen, Objekte sprengen, Gebäude infiltrieren und bestimmte Positionen erreichen.

Ähnlich wie beim Vorgänger oder dem aktuellen Highlight Splinter Cell müsst Ihr mit Bedacht vorgehen, Taktiken in den Missionen schmieden, nicht immer nur auf die Waffe setzen und leise agieren. Löst Ihr bei einem Einsatz beispielsweise einen Alarm aus, in dem Ihr die Gegner lautstark um die Ecke bringt oder Euch zu lange von einer Kamera beobachten lasst, müsst Ihr Euch folglich mit mehr Feinden rumschlagen, als wenn Ihr leise und vorsichtig agiert hättet.

Spielprinzip

Eine Sichtbarkeitsanzeige unten links am Bildschirm hilft Euch in allen Situationen abzuschätzen, ob der Gegner Euch nun sehen kann oder doch nicht. Vor allem die Körperhaltung des Helden, also stehend, kniend oder liegend, hat großen Einfluss auf die Sichtbarkeit, aber auch der Schattenwurf von bestimmten Level-Objekten kann als Deckung benutzt werden.

Zu Beginn jeden Einsatzes solltet Ihr Euch die Umgebung mit Hilfe der Karte in Eurem tragbaren Satelliten-Computer genau anschauen. Auf der Karte seht Ihr nämlich sämtlich Feinde - außer den Bösewichten, die sich in den Gebäuden rumtreiben. Dieses GPS-gestützte System hilft Euch wirklich in den Missionen, aber während Ihr auf die Karte schaut, läuft das eigentliche Spielgeschehen in Echtzeit im Hintergrund weiter; es kann also zu Überraschungen beim Karten studieren kommen. Neben der Karte könnt Ihr den tragbaren Mini-Computer dafür nutzen, Eure Missionsziele anzuschauen sowie den Spielstand zu speichern. Pro Einsatz könnt Ihr allerdings nur einige Male speichern; z.B. fünfmal auf leichtem Schwierigkeitsgrad. Im Vergleich zum Vorgänger ist die Implementierung des Save-Systems trotzdem ein enormer Fortschritt.

Powered by GPS

Leider gibt es an der Künstlichen Intelligenz immer noch einiges auszusetzen. Die Gegner verhalten sich zwar deutlich intelligenter als beim Vorgänger, dennoch laufen die Feinde manchmal planlos auf Euch zu, drücken die Alarm-Knöpfe nicht oder reagieren gar nicht auf Beschuss. Dieses Fehlverhalten der KI tritt häufig auf, steht aber im totalen Kontrast zu der ansonsten tollen Computerintelligenz. Denn viele Feinde kämpfen im Team, gehen in Deckung, Rollen sich aus dem Weg, werfen mit Granaten um sich, holen Verstärkung und versuchen Euch sogar den Weg hintenrum abzuschneiden. Aber dieses oftmals gute KI funktioniert nicht immer.

Künstliche Intelligenz

Knapp über 30 reale Waffen findet Ihr im Arsenal von David Jones. Messer, Maschinenpistolen, einfache Pistolen, Sturm- und Scharfschützengewehre, Miniguns, Raketenwerfer und Granaten dürft Ihr den Einsätzen benutzen. Ansonsten verfügt der Held über Thermo-Sichtgeräte, digitale Ferngläser und spezielles Handwerkszeug, um Türen zu öffnen oder elektronische Schalter zu knacken.

Waffen & Spielzeug

Ein Spiel ohne Mehrspieler-Modus hat es in der momentanen Actionspiel-Landschaft wirklich schwer und bei IGI 2 haben sich die Entwickler für einen Counterstrike-ähnlichen Teamplay-Modus entschieden. Zwei Parteien kämpfen gegeneinander, können sich Waffen sowie Ausrüstung mit erspieltem Geld kaufen und dürfen nach dem virtuellen Ableben nach einer bestimmten Wartezeit wieder an der Partie teilnehmen.

Mehrspieler-Modus

Hier ist allerdings der eigentliche Coup versteckt, denn wenn Ihr sofort nach dem Tod wieder einsteigen wollt, müsst Ihr einen ordentlichen Geldbetrag löhnen. Dieser Betrag wird im Laufe einer Minute drastisch reduziert, bis Ihr dann am Ende der Wartezeit umsonst in die Partie reinkommt, dafür aber mehr Geld Euer Eigen nennen könnt.

Eine aufgebohrte IGI1-Engine bildet die Grundlage für das grafische Grundgerüst, das auch diesmal von einer gigantischen Außenwelt bestimmt wird: Bäume, Sträucher, Steine und sonstige Landschaftsdetails lassen die Außenwelt ziemlich real wirken. Vor allem die hochdetaillierte Texturen machen einen guten Eindruck. Im Gegensatz dazu stehen die Innenlevels, die oftmals karg eingerichtet und ziemlich detailarm wirken. Ebenso schwach präsentieren sich die Spezialeffekte. Besonders lächerlich sehen die Explosionen aus, denn eine große Explosion einer Brücke sieht genauso aus wie die einer Handgranate - nur etwas größer.

Grafik

Nur durchschnittlich sind auch die Charakter-Modelle geworden, die zu kantig aussehen und sich meistens sehr hakelig bewegen. Eine Pseudo-Physik-Engine versucht es außerdem mit der Karma-Physik von Epic aufzunehmen. Dieser Versuch ist aber gründlich in die Hose gegangen, wenn nämlich erledigte Gegner einen Abhang runterrutschen und dann trotzdem halb im Polygonberg verschwinden, zeugt dieses nicht wirklich von der Qualität der simulierten Physik.

Fazit


Project IGI war seinerzeit ein wirklich gelungener 3D-Taktik-Shooter, der mit einigen neuen Ideen aufwarten und trotz des immensen Schwierigkeitsgrades für viel Spannung sorgen konnte. Der zweite Teil entpuppt sich zwar als deutliche Verbesserung des Vorgängers, aber bei solch starken Genre-Konkurrenten wie Splinter Cell, NOLF 2, Raven Shield und Hitman 2 bleibt das Spiel ganz klar auf der Strecke. Zwar sind die Missionen gut durchdacht und schön gestaltet, aber Abwechslung gibt es fast überhaupt nicht. Die gute Außengrafik sowie die unterdurchschnittliche Innengrafik stehen genauso in Kontrast wie die einerseits gute, jedoch streckenweise auch schlechte künstliche Intelligenz. Daher kann der Einzelspieler-Modus nur als gut bezeichnet werden, obwohl die Speicher-Funktion viel Spielspaß rettet. Gelungen hingegen ist der Mehrspieler-Modus, der für launige Team-Gefechte in gigantischen Landschaften sorgt. Fans des ersten Teils können können zuschlagen, sollten aber bedenken, dass wesentlich bessere Titel auf dem Markt sind.

Pro

  • <li>gigantische Außenlevels</li><li>schön gestaltete Einsätze</li><li>hübsche Landschaftsdetails</li><li>lebensrettende Speicherfunktion</li><li>streckenweise gute KI</li><li>nette Zwischensequenzen</li><li>gute Karte</li><li>über 30 reale Waffen</li><li>gute Waffensounds</li><li>gelungener Mehrspieler-Modus</li><li>günstiger Preis</li>

Kontra

  • <li>schwache Story</li><li>kaum Abwechslung</li><li>durchwachsene KI</li><li>wenig interaktive Welt</li><li>schwache Spezialeffekte</li><li>häßliche Innenlevels</li><li>kantige Charaktere</li><li>hakelige Animationen</li><li>schlechte Physik-Engine</li><li>hohe Hardwareanforderungen</li>

Wertung

PC