Legends of Wrestling 2 - Test, Prügeln & Kämpfen, PlayStation2, XBox

Legends of Wrestling 2
24.02.2003, Mathias Oertel

Test: Legends of Wrestling 2

Hulk Hogan gegen Andre the Giant, Andy Kaufmann gegen Jerry Lawler und die Legion of Doom gegen die Nasty Boys: Wrestling-Duelle aus scheinbar grauer Vorzeit, die jedoch auch heute noch für wohlige Erinnerungen bei Wrestling-Fans sorgen. Und mit Legends of Wrestling II könnt Ihr die gute alte Zeit wieder aufleben lassen. Ob die Legenden mit ihrem "Old-School-Wrestling" auf der Xbox die Chance haben, die WWE-Konkurrenz von Raw in Gefahr zu bringen und ob die Entwickler aus den Fehlern des eher enttäuschenden ersten Teils gelernt haben, könnt Ihr im Test erfahren.

Lange bevor WWE (damals noch WWF) und WCW in massiven "Attitude"-Fehden um die Gunst der Zuschauer kämpften, haben klassische Matches mit Hulk Hogan, André the Giant, Nikolai Volkov und anderen Superstars längst vergangener Epochen für Furore gesorgt. Und das alles ohne den Soap-Charakter, den die heutigen Ausstrahlungen bieten, und der -versteht mich nicht falsch- zweifellos eine absolut passende und unterhaltsameErgänzung des Wrestling-Zirkus ist. Stattdessen bauten die Legenden auf Charaktere und bemühten sich, im Ring Storys zu erzählen.

Die Legenden leben

Natürlich könnt Ihr Euch auch Eure eigene Legende erschaffen. Der Editor ist zwar nicht ganz so umfangreich wie z.B. das Gegenstück in Smackdown 4, gibt Euch aber genügend Möglichkeiten, Euren Wrestler sowohl äußerlich als auch im Bezug auf Fähigkeiten und Moves einzustellen.

Habt Ihr das Zeug, die Legenden wieder zum Leben zu erwecken? Insgesamt warten 65 Wrestler auf ihren Einsatz, von denen die meisten aus dem ersten Teil übernommen und z.B. durch z.B. Eddie Guerrero oder den Schauspieler Andy Kaufman ergänzt wurden.

In Sachen Spielmodi und vor allem Matchtypen hat sich löblicherweise einiges getan, da der erste Teil doch mit einer sehr mageren Auswahl ausgestattet war. Neben der Karriere und einem Turnier könnt Ihr in den Einzelmatches auf ein breit gefächertes Repertoire an Matchtypen zurückgreifen, die Euch auch alle im Laufe der Karriere begegnen werden. Neben den Standard-Typen wie 1-gegen-1 und normalen Tag Teams gibt es nun auch die Möglichkeit, Leiter- oder Käfigmatches zu veranstalten, eine Battle Royal mit dreißig Gegnern durchzuführen oder gar in bester Survivor Series-Manier zwei Vierer-Teams antreten zu lassen.

Old School?

Im direkten Vergleich mit der schier unüberschaubaren Matchauswahl in Smackdown erscheinen die Variationen in LoW II zwar immer noch sehr spärlich, bieten jedoch einiges mehr als Teil 1, wodurch Wrestling-Fans eigentlich voll und ganz zufrieden gestellt werden dürften.

Dass dabei auch eher moderne Matchtypen wie Leiterkämpfe zur Tagesordnung gehören, obwohl die Legenden sich damals nicht mit solchen Gimmick-Matches herumschlagen mussten, wirkt allerdings befremdlich und raubt dem Spiel etwas von der "klassischen" Stimmung, die ansonsten recht gut eingefangen wurde.

Der Karrieremodus ähnelt ebenfalls dem aus Teil 1: Mit Eurem Wrestler müsst Ihr in verschiedenen Territorien mit spektakulären Matches die Gunst der Zuschauer erlangen, bevor Ihr in den Titelkampf eingreifen könnt und nach dem Sieg in ein neues Gebiet abwandert.

Karriere mit Zufallsfaktor

Aufgewertet wird die Karriere dabei von einer zufällig ausgewählten Story-Line, die zwar dem Vergleich mit dem Story-Modus in Smackdown 4 nicht standhalten kann, aber ihren Sinn und Zweck vollkommen erfüllt und Fans immer wieder aufs Neue ans Pad locken dürfte.

Auch das innovative Kombosystem wurde aus dem Vorgänger übernommen und sogar noch ausgebaut. Bei fast allen gegnerischen Aktionen habt Ihr die Möglichkeit, per simplem Knopfdruck, der in einem bestimmten Zeitfenster durchgeführt werden muss, den Angriff zu Euren Gunsten umzukehren.

Auch die Auswahl an Bewegungsmöglichkeiten ist stark eingeschränkt. Habt Ihr zum Beispiel einen Griff angesetzt, stehen Euch gerade mal vier Varianten zur Verfügung, die zwar von Wrestler zu Wrestler unterschiedlich sind, aber im Endeffekt die Kämpfe relativ eintönig werden lassen. Weitere vier Varianten kommen dazu, wenn Ihr Euch hinter den Gegner stellt, was die Vielfalt auch nicht gerade erhöht. Einzig bei Kontern und besonderen Aktionen, so etwa am Boden oder von den Ringpfosten herunter. kommt Abwechslung auf. Das passiert aber leider viel zu selten.

Vor allem im Multiplayer-Spiel mit einem gleichwertigen Gegner kann dies allerdings zu einem teilweise minutenlangen Schlagabtausch führen, was auf Dauer wiederum an Reiz verliert.

Da es auf der Xbox aber momentan noch wenig Alternativen in diesem Genre gibt, sollten sich Fans Legends of Wrestling II trotzdem einmal anschauen. Denn kurzweilige Unterhaltung, die allerdings immer noch an einigen Schwächen des Vorgängers krankt, bietet der zweite Teil der legendären Athleten allemal.

Die Spielgeschwindigkeit, ein großes Manko in Teil1, wurde massiv nach oben gesetzt. Dadurch kommt zwar mehr Tempo in die Gefechte, doch so dynamisch wie in Raw oder Smackdown laufen die Kämpfe leider nicht ab.

Wie im Vorgänger bietet Legends of Wrestling II bei der Charakterdarstellung ein vollkommen überzeichnetes, fast schon comichaftes Bild bei der Charakterdarstellung. Und obwohl ich auch den ersten Teil getestet habe, ist mir erst jetzt aufgefallen, an wen bzw. was mich die "Larger-than-Life"-Charaktere erinnern.

Action-Figuren in Bewegung

Beim Gang durch den Spielzeugshop Eures Vertrauens werden Euch vielleicht schon einmal die Action-Figuren aufgefallen sein, die seit Jahren als Merchandise-Artikel bei den Fans für Begeisterung sorgen. Und die Wrestler in LoW II wirken wie lebendig gewordene Polygon-Umsetzungen eben dieser Figuren: alles ist überzeichnet und lässt die Helden als muskelbepackte Kraftpakete strahlen, die besser aussehen als die echten Wrestler in ihrer Prime-Time. Der generelle Stil mag zwar nicht jedermanns Sache sein, doch erfüllt wie im Vorgänger voll und ganz seinen Zweck.

Zudem ist die Kollisionsabfrage häufig mehr als fragwürdig, so dass immer wieder Zweifel aufkommen, wieso der Griff oder Schlag nicht durchgebracht wurde. In diesem Zusammenhang ist weiterhin störend, dass es manchmal scheinbar unendlich lange dauert, bis die Animation bis zum Ende abgespielt wurde - Zeit, in der Ihr nur tatenlos zusehen könnt, wie der Gegner Euch auf die Matte wirft, bevor Ihr wieder eine Aktion durchführen könnt.

Was man von den Animationen nur eingeschränkt behaupten kann: Im Großen und Ganzen zwar gut, passiert es immer wieder, dass einige Animationsphasen unter den Tisch fallen und die Figuren sich etwas hölzern durch den Ring bewegen.

Ein Problem, das LoW II mit allen Konkurrenten teilt, ist herbes Clipping. Doch wo die meisten Spiele rund um die WWE nur Probleme mit den Ringseilen haben, betrifft das Clipping hier auch stark die Kämpfe. Gerade bei Halte- oder Aufgabegriffen verschmelzen die Athleten und lassen Erinnerungen an Monster aus John Carpenter´s Das Ding wachwerden.

Dafür stimmt jedoch die Spielgeschwindigkeit, was ein Riesenfortschritt im Vergleich zum Vorgänger ist, bei dem das Geschehen fast wie Zeitlupen-Wrestling aussah.

Was die Einmärsche der Wrestler betrifft, bietet sich ebenfalls ein zweigeteiltes Bild. Einserseits sind die Figuren an sich beim Gang zum Ring sehr imposant dargestellt und sorgen für viel Atmosphäre. Schaut man jedoch auf die Leinwand in jeder Arena, wird einem ein mehr als grobpixeliger Film gezeigt, der wahrlich nicht für Stimmung sorgen kann.

Während die Kampfgeräusche gehobene Durschnittskost ohne irgendwelche Highlights bieten, steht die Musik während der Kämpfe im krassen Gegensatz zu der Epoche, aus der die meisten Wrestler stammen. Brachiale Hardrock-Rhythmen (u.a. von Saliva) untermalen die Prügelei, was zwar in der heutigen Zeit nichts Außergewöhnliches ist und eigentlich gar nicht schlecht ist, doch im Endeffekt vollkommen der angestrebten Legenden-Stimmung entgegenwirkt.

Die Arenen selber sind passabel, können aber mit ihren Papp-Zuschauern ebenfalls nicht zu Jubelstürmen hinreißen.

Zwar sind bei Raw ähnliche Probleme zu finden, doch im Allgemeinen sieht die "realistische" Grafik der WWE-Rauferei einfach stimmiger aus.

Unpassende Musik und Dutzende Sprachsamples

Wieso es allerdings nicht möglich ist, im Editor die eigenen Musiken für den Einmarsch einzubauen, ist mir schleierhaft, denn so seid Ihr auf die integrierte Musik-Bibliothek angewiesen. Die ist zwar umfangreich, hinterlässt aber ein flaues Gefühl, denn letzten Endes benutzt man für "seine" Legende eine Musik eines anderen Superstars.

Abhilfe könnt Ihr allerdings selber schaffen, denn es ist möglich eigene Soundtracks während der Kämpfe abzuspielen.

Großes Lob gebührt den Sprachsamples. Für jede der im Editor angegeben Namens- und Herkunftsmöglichkeiten gibt es ein entsprechendes akustisches Pendant, das beim Einmarsch ertönt. Dadurch kommt eine enorme Stimmung und ein immenser Identifikationswert mit der eigenen Figur auf.

Auf Kommentar während der Matches wird wohlweislich verzichtet, denn das ein Kommentarsystem nicht unbedingt die Atmosphäre verbessert, haben zahlreiche andere Produkte bereits bewiesen.

Fazit


Legends of Wrestling II ist zwar in jeder Hinsicht seinem Vorgänger überlegen, dennoch kann es nicht vollends überzeugen. Zwar ist die Steuerung sehr gut und auch das überarbeitete Kombo-System erledigt seinen Dienst vollauf zufrieden stellend, doch der Zusammenprall von "Old-School-Wrestling" mit modernen Komponenten wie Leiter-Matches usw. wirkt anachronistisch und schadet dem Spiel eher. Zudem laufen die Matches dank der im Endeffekt sehr eingeschränkten Move-Auswahl meist nach Schema F ab. Die eigentlich gute grafische "Larger-than-life"-Gestaltung der Charaktere ist zwar ansehnlich, wird jedoch durch übles Clipping und teilweise hölzerne Animationen wieder auf ein Durchschnittsniveau zurückgestuft. Doch trotz aller Mankos kann sich Legends of Wrestling II als kurzweilige Alternative zu dem mittlerweile angestaubten Raw etablieren, erreicht aber nie die Klasse von z.B. der Smackdown-Serie oder den kultigen Wrestling-Spielen auf dem N64. Auf jeden Fall mal anspielen. Und da die Verbesserungen zum Vorgänger gewaltig sind, besteht berechtigte Hoffnung, dass der bereits angekündigte dritte Teil endlich den Anschluss an die WWE-Spiele schafft.

Pro

  • <li>mehr als 65 Wrestler</li><li>zufällig ausgewählte Story-Lines</li><li>zahlreiche Gimmicks und Secrets zum Freispielen</li><li>umfangreiches Bonus-Material </li><li>gute Steuerung</li><li>gut funktionierendes Kombo-System</li><li>eigene Soundtracks möglich</li>

Kontra

  • <li>stark eingeschränkte Move-Auswahl</li><li>unglücklicher Zusammenprall von klassischem Wrestling und modernen Komponenten</li><li>unpassende Musik-Untermalung</li><li>keine eigenen Musiken im Editor</li><li>grafische Ungereimtheiten</li>

Wertung

XBox