Rotlicht Tycoon - Test, Taktik & Strategie, PC

Rotlicht Tycoon
15.03.2003, Bodo Naser

Test: Rotlicht Tycoon

Mit der Simulation Rotlicht Tycoon (ab 4,99€ bei kaufen) möchte Euch Rondomedia am schnöden Alltag eines Bordells teilhaben lassen. Nicht wenige träumen sicher davon, einmal mit den gutaussehenden Damen im hauseigenen Whirlpool abzuhängen. Warum das Spiel des inzwischen insolventen Entwicklers i3D Soft aber eher ein Kandidat für den Titel "miesestes PC-Spiel des Jahres" ist, erfahrt Ihr in unserem Test!

Schon der Hintergrund von Rotlicht Tycoon stimmt bedenklich, wird hier doch ein Milieu verharmlosend dargestellt, das mit zum Menschenverachtendsten gehört, was es gibt. Das so genannte "älteste Gewerbe der Welt" wird hier als bloßer Wirtschaftsbetrieb betrachtet, in dem gut bezahlte Prostituierte sich aus freien Stücken den Männern hingeben. Die Realität sieht leider anders aus: Von Drogensucht bis Menschenhandel reicht die Palette der Scheußlichkeiten, die bei der Prostitution an der Tagesordnung sind. Im Spiel hingegen werden die Mädchen schlicht von "Billig-Nutte" bis "Edel-Hure" von "exotisch" bis "vollbusig" eingeteilt, ganz so als handele es sich um Couchtische vom Möbelhaus Ikea.

Moralisch bedenklich

Abgesehen von diesen ethischen Aspekten, ist die preisgünstige Management-Sim auch spielerisch ein Totalausfall. In den sechs abwechslungsarmen Missionen und dem freien Modus geht es darum, ein Bordell aufzubauen. Hört sich vielleicht interessant an, ist es aber nicht: Ihr müsst dabei Räume ausbauen und mit entsprechendem Interieur versehen. Das ist in etwa so spannend wie bei einer miesen Inneneinrichtungs-Software. Dann dürft Ihr Personal einstellen und entlassen, als da sind Huren, Bardamen und Rausschmeißer. Recht eklig - Putzfrauen sorgen dafür, dass die Hinterlassenschaften der Freier beseitigt werden.

Tumbes Gamesplay

Ein wenig Werbung kann auch nichts schaden, die Euch in Form von Zeitungsanzeigen oder TV-Spots zur Verfügung steht. So drücken sich schon bald sabbernde Freier in großer Zahl die Nasen an Euren Schaufenstern platt. Schließlich könnt Ihr sogar noch neue Parkplätze anmieten, damit Eure Angestellten und Kunden nicht zu Fuß gehen müssen. Der Ablauf des Spiels ist dabei stets derselbe, so dass schnell ein Gefühl von Langeweile aufkommt. Der Gipfel der Gähn-Anfälle ist erreicht, wenn Ihr Euer Personal stilecht in einem auch noch komplizierten Wochenplan einteilen müsst - wirklich sehr aufregend.

Wer jetzt meint, dass das unselige Gameplay wenigstens vor Erotik strotzen müsste, der wird herb enttäuscht werden. Die wenig erotischen Strichzeichnungen auf der Verpackung und in den Menüs sind hier das höchste der Gefühle. Ansonsten ist Rotlicht Tycoon ein erotischer Rohrkrepierer!

Gar nicht erotisch

In der isometrische 2D-Darstellung wirken die staksigen Animationen der für Euch arbeitenden Mädels ist in etwa so anregend wie ein katholisches Gesangbuch. Geht eine Eurer Prostituierten mit einem Freier aufs Zimmer, erscheint lediglich ein waberndes rotes Herz und sogar harmlose Szenen auf dem Klo werden überblendet. Derart erreicht das Machwerk spielend sein USK-Einstufung "ab 16 Jahren".

Von außen betrachtet verströmt Rotlicht Tycoon also eher den spröden Charme der Lampenabteilung im Baumarkt als den eines schwummrigen Bordells. Die kalte, nüchterne und hässliche Draufsicht erinnert kaum an das, was man sich gemeinhin unter einem Puff vorstellt. Das versucht das rundum misslungene PC-Spiel durch einen Sound mit einem möglichst hohen Stöhnfaktor wieder wettzumachen. Leider geht auch diese Musik voll in die Hose und sorgt nur für unfreiwillige Heiterkeit. Wohlgemerkt - wir lachen über das Spiel und freuen uns nicht darüber, dass es so gelungen ist!

Stöhnender Sound

Fazit


Unter aller Kanone - das ist mein schlichtes Fazit für Rotlicht Tycoon! Thematisch bedenklich, spielerisch enttäuschend, grafisch unansehnlich und dazu noch völlig unerotisch sind die vernichtenden Urteile über das Spiel von Rondomedia. Da ist auch der vergleichsweise günstige Preis kein wirkliches Kaufargument mehr. Warum sich trotzdem schon 20.000 Käufer für das inhaltlich billige Machwerk entschieden haben sollen, ist mir ziemlich schleierhaft. Finger weg von dieser öden Bordell-Simulation! Und jetzt nichts wie runter mit dem Mist von der Festplatte...

Pro

  • <li>freier Modus</li><li>preisgünstig</li>

Kontra

  • <li>eintöniger Spielablauf</li><li>wenig Möglichkeiten</li><li>thematisch bedenklich</li><li>wenig erotisch</li><li>miese 2D-Optik</li><li>nüchterne Darstellung</li><li>schlecht animiert</li><li>billige Aufmachung</li><li>lächerliche Stöhn-Musik</li>

Wertung

PC