World Racing - Test, Rennspiel, PlayStation2, GameCube, XBox, PC

World Racing
21.03.2003, Marcel Kleffmann

Test: World Racing

Synetic, bekannt geworden durch das pfeilschnelle Rennspiel N.I.C.E. 2 und das eigenwillige Mercedes Benz Truck Racing, scheint bei der Stuttgarter Automobilschmiede ein Stein im Brett zu haben. Denn mittlerweile steht mit Mercedes: World Racing das zweite Spiel zum Thema Mercedes in den Läden. Ob der Titel unter einem guten Stern steht, verrät der Test!

Kern des Spiels ist eine Art Werksfahrer-Modus bei Mercedes, verbunden mit einem Karrieresystem, einer Weltmeisterschaft sowie vielen unterhaltsamen Events, die zwischendurch eingestreut werden. Bei diesen Rennen kommt es aber nicht nur auf die bloße Platzierung an, sondern auch auf die Art, wie Ihr das Rennen hinter Euch bringt.

Traumjob: Werksfahrer

Driftet Ihr geschickt um die Kurven, so steigen Eure Werte in der Kategorie Geschicklichkeit an. Fahrt Ihr besonders fair gegen die KI-Nieten, so winkt Euch eine Verbesserung im Fairness-Bereich. Dadurch kommt es nicht nur auf den schnöden Platz auf dem Siegerprotest an, sondern es wird auch honoriert, wie Ihr Euch im Rennen verhaltet.

Abseits des Karriere-Modus gibt es noch die typischen Rennspiel-Modi, mit denen Ihr Euch kurzweilig die Zeit vertreiben könnt. Ihr könnt wahlweise individuelle Fahraufträge annehmen, Expeditionen starten oder im Free-Run-Modus die verschiedenen Strecken erkunden.

Trotz der Fokussierung auf nur eine Automarke, gibt es mehr als 100 verschiedene Fahrzeug-Modelle, die Ihr selbst steuern könnt. Im Rennstall befinden sich nicht nur sämtliche brandaktuellen Modelle der A-, C-, E-, M-, S-, CL, CLK, SLK und S-Klasse, sondern auch viele Wagen aus längst vergangenen Zeiten - beispielsweise der Flügeltürer (300 SL).

Fahrzeuge

Dank der Edel-Lizenz sehen sämtliche Autos ihren realen Vorbildern ziemlich ähnlich und strotzen nur so vor Details. Selbst die Innenräume wurden komplett nachgebaut und können von Euch umfassend begutachtet werden. Sogar ein umfangreiches Schadensmodell hat das Team von Synetic eingebaut.

Von der Fahrphysik unterscheiden sich die Wagen natürlich alle; besonders die alten Modelle lassen sich weitaus schwerer um die Kurven lenken, als die der neueren Generation. Jede Menge kleiner Optionen zum Thema Fahrphysik lassen das Herz der Renn-Simulationsfans höher schlagen, während Einsteiger erst einige Praxis-Stunden einlegen müssen, um die doch recht stark driftenden Wagen in den Griff zu bekommen.

In den meisten Rennspielen sind die Strecken sehr eng begrenzt und sobald Ihr die vorgeschriebene Route verlasst, landet Ihr vollautomatisch wieder auf der Strecke. World Racing geht andere Wege, denn die Grafik-Engine berechnet etliche virtuelle Quadratkilometer rund um die Strecke herum und Ihr könnt nahezu jedes Objekt, das Ihr neben der Strecke erblickt, auch wirklich erreichen.

Weite Strecken

Das Gelände geizt dabei nicht mit visuellem Schnickschnack, denn Bäume oder Sträucher lassen die Gegend sehr lebendig erscheinen. Lediglich auf Gebirgsstrecken oder Kursen mit extrem hoher Sichtweite wurde auf diesen hohen Detailgrad verzichtet; Ähnliches gilt für die Stadtstrecken, die erschreckend leblos wirken - sogar Gegenverkehr ist Fehlanzeige. Trotz der gelungenen Gestaltung der Strecke krankt das Spiel an manchen Stellen an erschreckenden Frame-Rate-Einbrüchen und einem grässlichen Regen-Modus.

Die künstlichen Intelligenz-Fahrer zeichnen sich durch besondere Linientreue aus, da sämtliche Gegner schnurstracks hintereinander her fahren - und zwar immer auf der Ideallinie. Sogar die gleichen Bremspunkte werden von allen KI-Fahrern verwendet. Intelligente Rennführung, kleine eingestreute Fehler oder Ausweichmanöver bei Crashs seitens der Gegner gibt es überhaupt nicht. Besonders lachhaft ist es, wenn Ihr auf der Ideallinie anhaltet und alle Gegner hinter Euch ebenso stehen bleiben. Aber nicht nur die KI ist ein Schwachpunkt am Spiel.

Künstliche Pappnasen

Ein gelungenes Menü zeichnet sich normalerweise durch einfache Zugänglichkeit und größtmögliche Übersicht aus. Genau das Gegenteil findet Ihr bei World Racing: Eine Schnellstart-Option gibt es nicht und bevor Ihr überhaupt Mal ein Rennen starten könnt, müsst Ihr Euch zuerst durch ein Wirrwarr an Auswahlbildschirmen kämpfen. Nach einiger Eingewöhnungszeit findet Ihr Euch in dem Dschungel zwar halbwegs zurecht, dennoch hätte Synetic hier deutlich mehr rausholen müssen.

Menü-Debakel

Musikalisch präsentiert sich World Racing ziemlich abwechslungsreich, obwohl die gebotene Untermalung nicht immer 100 Prozent passend ist und teilweise mehr nervt als unterhält. Etwas schwach auf der Brust klingen die Motorensounds, aber Mercedes ist eigentlich dafür bekannt, dass die Motoren eher ruhig und zurückhaltend klingen - donnernde, hochgezüchtete Motoren sucht man jedenfalls vergebens. Am Umgebungssound hingegen gibt es rein gar nichts auszusetzen.

Sound

Fazit


World Racing kann sich knapp neben Racing Evoluzione und Project Gotham Racing als richtig gutes Xbox-Rennspiel platzieren, erreicht aber insgesamt nicht die Qualität der beiden Genre-Kollegen. Denn für ein launiges Rennen zwischendurch ist das Fahrmodell einfach zu komplex. Fans von getreu simulierter Fahrphysik kommen hingegen voll auf Ihre Kosten, denn es gibt über 100 Schritte, in denen Ihr die Fahrphysik tunen könnt. Vor allem Mercedes-Freunde werden sich über die 109 Originalwagen freuen, die alle mit Liebe zum kleinsten Detail gestaltet wurden. Die hohe Anzahl an Rennstrecken wird zusätzlich durch die freie Erkundungsmöglichkeit aufgewertet und grafisch kann sich das Spiel weitgehend sehen lassen - auch wenn es teilweise leblos wirkt und die Frame-Rate schnell Mal in den Keller geht. Gut gelungen sind auch der Werksfahrer-Modus sowie die charakterliche Entwicklung Eures Piloten. Äußerst schwach präsentiert sich aber die künstliche Intelligenz, da die Gegner nur stumpf hintereinander fahren. Anzukreiden ist außerdem noch das viel zu umständliche Menü. Alles in allem können vor allem Mercedes-Anhänger sowie Fans von simulationslastigen Rennspielen bedenkenlos zugreifen.

Pro

  • <li>weitgehend schöne Strecken</li><li>117 verschiedene Kurse</li><li>hohe Bewegunsfreiheit jenseits des Kurses</li><li>109 Original-Wagen</li><li>hochdetaillierte Modelle</li><li>gutes Schadenssystem</li><li>stufenlos justierbares Fahrverhalten</li><li>gute Fahrphysik</li><li>gelungener Werksfahrer-Modus</li><li>innovatives Charakter-System</li>

Kontra

  • <li>für Einsteiger zu simulationslastig</li><li>Arcade-Modus ist wenig ausgefeilt</li><li>keine richtige Storygrundlage</li><li>umständliches Menü</li><li>schwache KI</li><li>wechselnde Frame-Rate</li><li>schwankende Musikgüteklasse</li><li>teilweise leblose Landschaften</li><li>schwankende Frame-Rate</li><li>lahmer Motoren-Sound</li><li>keine Xbox Live! Unterstützung</li>

Wertung

XBox