IL-2 Sturmovik: Forgotten Battles - Test, Simulation, PC

IL-2 Sturmovik: Forgotten Battles
30.03.2003, Marcel Kleffmann

Test: IL-2 Sturmovik: Forgotten Battles

IL-2 Sturmovik: Forgotten Battles (ab 19,00€ bei kaufen) war ursprünglich als Add-On für IL-2 Sturmovik gedacht, aber die Entwicklung des Spiels wurde immer aufwändiger und zog sich in die Länge. Kurzum hat sich 1C:Maddox Games entschlossen, das Spiel noch ein wenig komplexer zu gestalten und als einzeln spielbares Add-On zu veröffentlichten. So könnt Ihr bei Forgotten Battles auch ohne das Hauptprogramm abheben.

Die Forgotten Battles führen Euch zurück in eines der beliebtesten Szenarien der PC-Geschichte: den Zweiten Weltkrieg. Diesmal kämpft Ihr jedoch nicht an der westlichen Front, sondern orientiert Euch in Richtung Ostblock. Zwischen den Jahren 1941 und 1945 könnt Ihr entweder für Deutschland, Russland, Finnland oder Ungarn in den virtuellen Krieg ziehen. Dies geschieht allerdings nicht im lieblosen Stile des Hauptprogramms, wo Ihr nur eine Folge von aneinander gereihten Missionen durchspielen konntet, sondern in Form von 13 dynamischen Kampagnen.

Jäger des verlorenen Krieges

Diese werden automatisch generiert und Ihr könnt Eure Nationalität, Einheit und Euer Flugzeug vorher festlegen. Nachdem Ihr dann eine Mission abgeschlossen habt, werden die Ergebnisse angezeigt und eine neue Mission wird erzeugt - bis hin zum Ende des Krieges. Die jeweiligen Ergebnisse beeinflussen außerdem den nächsten Einsatz. Ein einmal zerstörtes Objekt wird z.B. in der nächsten Mission auch nicht wieder auftauchen, sondern zerstört bleiben.

Jedes besiegte Flugzeug, egal ob alliiert oder feindlich, reduziert so die Anzahl der Feinde in dieser Kampfarena. Abgeschossene Züge und Transporter wirken sich übrigens auch auf den Nachschub aus. Da die Forgotten Battles auf historischen Fakten basieren, ist es Euch nicht möglich, egal wie gut Ihr auch spielt, einen Sieg auf deutscher Seite einzuheimsen.

Die Einsätze spielen sich recht abwechslungsreich und angesichts der dynamischen Auswirkungen auf die nächste Mission ertappt man sich immer wieder, noch ein weiteres feindliches Flugzeug vom Himmel holen zu wollen, damit die folgenden Missionen einfacher werden. Die Einsätze an sich sind realistischer geraten als beim Hauptprogramm, da sich die Ziele von simplen Patrouillenflügen, Jagdmissionen über Bombardements bis hin zum gezielten Zerstören von Gebäuden, Fahrzeugen, Schiffen oder feindlichen Flugzeugen erstrecken. Lediglich die Bombereinsätze schwächeln, da Euer Geleitschutz in der Regel die Feinde vom Himmel holt und Ihr nur noch den Bombenauslöser betätigen müsst.

Missionen und Erfahrung

Je nachdem wie erfolgreich Ihr einen Einsatz abschließt, könnt Ihr mehr oder weniger Orden ergattern und so Euren militärischen Rang erhöhen. Im weiteren Verlauf bekommt Ihr zusätzlich noch einige Piloten unterstellt, denen Ihr Befehle erteilen könnt und die auch selbst an Erfahrung gewinnen.

Zusätzlich zu den Flugzeugen aus IL-2 Sturmovik gibt es 30 neue, die Ihr selbst steuern könnt sowie 23 neue Maschinen für die künstliche Intelligenz. Neu sind beispielsweise der zweisitzige Sturzkampfbomber Ju-87D-3, der zweisitzige Panzerjäger Ju-87G-1, der Jagdbomber mit Düsenantrieb Me-262A-2a sowie der Bomber He-111H-2 mit mehrköpfiger Besatzung.

Flugzeuge und KI

Das Angebot im Kampfarsenal reicht also über Jäger und Bomber bis hin zu Abfangflugzeugen und Torpedobombern. Auf der feindlichen, von der KI gesteuerten Seite, sind aber nicht nur Flugzeuge vorzufinden, auch Schiffe oder Bodeneinheiten wie Panzer, FLAK-Geschütze oder Suchscheinwerfer mit angeschlossenen Geschützen heizen Euch mächtig ein.

Dabei kann sich die künstliche Intelligenz generell wirklich sehen lassen. Besonders der Luftkampf gegen fortgeschrittene KI-Piloten erweist sich als schweißtreibend und kann mitunter gar Minuten andauern, da ein Ausweichmanöver das andere jagt. Im Vergleich zum Hauptprogramm wirkt die KI bei den Forgotten Battles noch ein bisschen schlauer und vor allem hartnäckiger.

Eine besonders nützliche Option, besonders für Fluganfänger, ist der Autopilot, den Ihr genau dann einschalten könnt, wenn Ihr absolut keine Chance oder Lust mehr habt, einen Kampf weiterzuführen. Der praktische Autopilot übernimmt in brenzligen Situationen gekonnt das Steuer und attackiert die Feinde alleine. Ist die Situation überstanden, könnt Ihr den Piloten wieder deaktivieren.

Autopilot rette mich...

Dieses hilfreiche Feature steigert in Zusammenhang mit dem guten Tutorial die Attraktivität der Simulation für Greenhorns. Auch die überarbeitete Tastatur-Belegung fällt positiv auf. Anfänger freuen sich über diese Optionen, während Profi-Piloten diese Einstellungen getrost ignorieren dürfen. Stattdessen können sich die Erfahrenen an zahllosen Einstellungsmöglichkeiten von der Trimmung, dem Propelleranstellwinkel bis hin zu diversen Motor-Details komplett loslassen. Alles in allem bleibt das Flugmodell unerreicht komplex und realistisch.

Bis zu 32 Spieler können im Dogfight- und Kooperations-Modus entweder zusammen oder gegeneinander antreten. Spezielle Multiplayer-Missionen sind sogar extra für Teamplay ausgelegt. Allerdings sind IL-2 Sturmovik und IL-2 Sturmovik: Forgotten Battles Mehrspieler-Partien untereinander nicht kompatibel; gemeinsame Online-Gefechte sind also nicht möglich.

Multiplayer

Grafisch präsentiert sich IL-2 Sturmovik alles andere als altbacken. Zwar basiert das Spiel noch auf dem grafischen Grundgerüst des Vorgängers, dennoch ist die Grafik wirklich bombastisch. Allen voran können sich die Flugzeuge sehen lassen, die bis ins kleinste Detail nachgebildet wurden und sogar mit Original-Cockpits auftrumpfen.

Grafik & Sound

Von der Landschaft her kann IL-2 Sturmovik ebenfalls überzeugen, denn weite Wälder wechseln sich mit malerischen Küstenlandschaften ab. Auch die Städte sind rundum gelungen, da viele verschiedene Gebäude die Grundlage für eine Siedlung bilden; einige schwach aufgelöste Texturen schleichen sich aber auch ein. Unübertroffen ist nach wie vor das komplexe Schadensmodell, das, je nachdem welcher Bereich getroffen wurde, realistische Auswirkungen auf das Flugverhalten erzeugt.

Sehr ansehnlich sind auch die Wettereffekte sowie die beeindruckenden Wasserreflexionen. Nicht ganz so opulent gestaltet sich der Sound, denn die Effekte belaufen sich allumfassend nur auf gutem Niveau. So manch ein Flugzeug-Motor könnte wirklich besser klingen; genau so wie die langweilige im Hintergrund düdelnde Musik.

Fazit


Seit einigen Monaten steht endlich mal wieder eine rundum gelungene Flugsimulation in den Läden, die erstens Einsteiger mit vielen Hilfen zur Hand geht und zweitens sogar Profis mit einer totalen Optionsvielfalt förmlich erschlägt. Das Highlight sind diesmal nicht nur die beeindruckenden Flugzeugmodelle sowie die generell hübsche Grafik, sondern auch die dynamischen Kampagnen tragen viel zur Motivation bei - obwohl einige Bomber-Missionen wirklich schwach auf der Brust sind. Ansonsten kann ich den Fans von IL-2 Sturmovik die Forgotten Battles nur ans Herz legen, vor allem wenn Euch eine motivierende Kampagne gefehlt hat.

Pro

  • <li>sehr realistisches Fluggefühl</li><li>umfangreiches Schadensmodell</li><li>prima KI</li><li>dynamische Kampagnen</li><li>nettes Erfahrungssystem</li><li>viele verschiedene Flugzeuge</li><li>riesige Karten</li><li>trotz viel Realismus auch einsteigerfreundlich</li><li>zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten für Profis</li><li>tolle Präsentation</li><li>hochkomplexe Flugzeugmodelle</li><li>sensationelle Wasserreflektionen</li><li>netter Multiplayer-Modus</li><li>gutes Handbuch</li>

Kontra

  • <li>Soundeffekte könnten besser sein</li><li>schwache Musik</li><li>hohe Hardwareanforderungen</li><li>öde Bomber-Missionen</li><li>trotz Tutorial, etc. noch sehr komplex für Anfänger</li><li>nicht Mehrspieler kompatibel mit Hauptprogramm</li>

Wertung

PC

Anspruchsvolle Simulation für Joystick-Profis.