NBA 2K3 - Test, Sport, GameCube, PlayStation2, XBox

NBA 2K3
03.04.2003, Jörg Luibl

Test: NBA 2K3

Was Pro Evolution Soccer für Fußballfans, ist Segas NBA-Reihe für Basketballbegeisterte: eine Simulation mit spielerischem Tiefgang. Im Gegensatz zur spektakulären NBA Live-Konkurrenz geht Sega bewusst authentische Wege und will den Sport möglichst realistisch präsentieren. Ob NBA 2K3 (ab 31,10€ bei kaufen) die Versprechen wahr macht, klärt der Test!

Sega setzt eher auf TV als auf Show. Es gibt keine exklusiven Tracks, keine fetten HipHop-Beats, aber dafür professionelle Unterstützung von ESPN: Vom Intro über die Statistiken bis hin zum Kommentar verströmt NBA 2K3 den authentischen Charme der US-Sportexperten.

ESPN live!

Die beiden ESPN-Sprecher begleiten das Spielgeschehen kompetent und informativ im Originalton. Wer die NBA im Fernsehen verfolgt, wird sich sofort heimisch fühlen: Es gibt Newsletter, Analysen, Spielehighlights und Ehrungen wie "Rookie of the Year" oder "Most Improved Player".

Insgesamt warten sechs Spielmodi auf Euch: Streetball, Franchise, Saison, Playoffs, Turnier und Training. Für die PS2 ist sogar ein Online-Modus vorgesehen. Eingefleischte Basketball-Fans werden sich besonders über den kompletten Franchise-Modus freuen, in dem Ihr Manager und Spieler zugleich seid. Einzig und allein die trockene und teils verwirrende Menüführung dämpft die Manager-Euphorie.

Für jeden ein Spiel

Hier könnt Ihr einen Verein Eurer Wahl inklusive Transferverhandlungen, Verletzungen, Trainingscamps, Taktik und Spiel an die Spitze der NBA führen - sogar College-Spieler warten auf ihre Verpflichtung. Und falls die vorgefertigten Profis nicht reichen, lässt sich per Editor nachhelfen. Einzig und allein die Menüführung dämpft die Manager-Euphorie

Im Streetball-Modus könnt Ihr alle NBA-Stars sowie die alten Haudegen der Basketballgeschichte gegeneinander antreten lassen - und das in vier Team-Größen von 2 gegen 2 bis 5 gegen 5. Hier stehen sowohl coole Käfig- als auch sonnige Strandplätze zur Auswahl; Ihr könnt sogar nachts oder bei Regen spielen. Obwohl die Arcade-Einstellung ohne den ganzen Regel-Schnickschnack auskommt, fehlt trotz hochkarätiger Namen wie Drexler, Bird und Jordan der nötige Pfeffer. Zum einen bleibt die Zuschauerkulisse recht fade, zum anderen sind Delikatessen wie Alley-Oops nicht gezielt einzuleiten.

Slamdunk im Käfig

Die Verteidigung ist das Schmuckstück von NBA 2K3. Zum einen ist die KI-Defense vorbildlich: ungenaue Pässe werden abgefangen, überhebliche Tricks mit einem Steal bestraft und gute Dreierschützen sofort gedoppelt. Wer gegen die computergesteuerten NBA-Teams gewinnen will, muss sehr viel Spielverständnis und Taktik mitbringen - für Langzeitmotivation ist gesorgt.

Defensive für Profis

Und dank herrlicher Kollisionsabfrage kann man auch selbst realistisch und effektiv verteidigen. Der Abwehrdruck lässt sich z.B. für jeden Spieler in drei Stufen regeln: eng, normal und locker. Dribbelkünstler sollte man z.B. "locker" decken, um nicht als Slalomstange dazustehen. Außerdem können Verteidiger auf zehn vorgefertigte Taktiken zurückgreifen. Leider muss man für die Aktivierung zwei Buttons drücken, was im schnellen Spiel einfach unpraktisch ist.

Steals funktionieren sehr gut, Blocks sind schon schwerer anzusetzen: Nur bei perfektem Timing lässt sich ein Dunker in die Schranken verweisen. Leider werden die geglückten Blocks sehr unspektakulär in Szene gesetzt: manchmal klatscht der Ball einfach nur ab - das war`s; Monster-Blocks sucht man vergeblich. Auch eine Simulation hätte hier etwas mehr NBA-Adrenalin versprühen müssen.

Konnte man bei NBA Live 2003 meist direkt zum Korb rasen und spektakulär einlochen, muss die Offensive hier hart erarbeitet werden. Schon die klasse Kollisionsabfrage sorgt dafür, dass man an gut postierten Verteidigern hängen bleibt und einen Ring nicht einfach durchbrechen kann - sehr schön! Und in bedrängter Situation steigt die Fehlerquote, so dass das Freispielen von Zweier- und insbesondere Dreierschützen enorm wichtig ist. Zwar gibt es auch 25 vorgefertigte Spielzüge, aber im Kern geht es darum, Lücken in der Abwehr zu finden und präzise zu passen.

Offensive für Profis

Letzteres kann auf Knopfdruck, zügig per rechtem Analog-Stick oder Icon-Methode geschehen, die jeder Anspielstation einen Button zuordnet. Außerdem kann man ein ausgefeilteres System aktivieren, das zwischen genauen Druck- und Bodenpässen sowie lockeren Überkopfanspielen unterscheidet. Allerdings nervt es, wenn man den Ball im Fastbreak weit nach vorne werfen will und plötzlich seinen Nebenmann anspielt - ein Wurf in die Spitze ist Glückssache. Hier hilft auch nicht die umständliche Icon-Pass-Methode, weil man in der Hektik zwei Mal drücken muss. Und trotz der Möglichkeit, zwischen mehr als zwei Dutzend Zügen wählen zu können, vermisst man ab und an die Bewegung und das Freilaufen im Angriff.

Aber auch gut getimte Einzelaktionen führen zum Erfolg, denn Angreifern stehen effektive Dribblings und Täuschungsmanöver zur Verfügung: schnelle Drehungen, Crossover und Doppel-Crossover können Verteidiger schwindelig spielen. Wenn Grant Hill links antäuscht, dann rechts vorbeizieht und den Ball kurz vor dem Korb noch mal elegant durch seine Beine jagt, kommt Freude auf. Und im Pivot-Modus könnt Ihr Auge in Auge mit dem Gegenspieler Seitschritte antäuschen oder mit dem Ball provokant vor seiner Nase spielen, bevor Ihr plötzlich zum Korbleger durchstartet. Doch Vorsicht: Je verspielter und wilder, desto eher wird man mit einem Steal bestraft.

Schwindelig gedribbelt

Ist man erst mal in Korbnähe, kann man je nach Position und Abstand Sprungwürfe, Hakenwürfe, Korbleger oder Dunks hinlegen. Alley-Oops lassen sich allerdings nicht manuell einleiten; Ihr müsst warten, bis ein Mitspieler unterm Korb lauert und ihn anspielen. Die Statistik des Spielers, Euer Wurftiming und die Position entscheiden dann über den Erfolg. Wenn Ihr wollt, darf sogar der Biorhythmus eine Rolle spielen. Wie ausgefeilt die Profis bewertet sind, zeigt ein Blick in die Statistik, die sogar die Werte vergangener Jahre aufzeigt - ein gefundenes Fressen für NBA-Fans.

Viele Feinheiten offenbaren sich erst nach langer Spielzeit: Auf dem Weg zum Korb kann man z.B. dem Block entgehen, wenn man nochmals die Schusstaste drückt. Beim Aufposten in der 3-Sekunden-Zone kann man den Verteidiger mit dem rechten Analog-Stick so beharken, dass sich eine Lücke ergibt. Oder man setzt in bedrängter Lage zum Fadeaway-Jumpshot an, in dem man während der Airtime in die entsprechende Richtung drückt.

Erfolgsverwöhnte Arcade-Fans werden nach den ersten Partien NBA 2K3 ins Pad beißen: Die Quote bei Würfen beträgt manchmal gerade mal 50 Prozent - einfache Dunks knallen schon mal auf den Ring, Korbleger kullern ins Freie. Wer`s einfacher mag, kann die Quote manuell für alle möglichen Würfe hochschrauben.

Frustpotenzial abschalten

Auch das eingestellte Freiwurf-Feature ist eine Farce: Ihr müsst zwei grüne Pfeile genau über dem Korb zusammen bringen - hört sich einfach an, mutiert aber aufgrund der sensiblen Analogsticks zum Geduldsspiel; gut, dass man auch dieses Feature abschalten kann.

Die Regel- und Optionsvielfalt von NBA 2K3 deckt wirklich alle Bereiche ab: Egal ob Goaltending, Travelling oder Reaching in, egal ob Geschwindigkeit, Pass-System oder Rebound-Verhalten - alles lässt sich so anpassen, dass man den richtigen Mix aus Realismus und Spielspaß findet.

Wenn Bälle bei weiten Pässen ruckeln, Kamerafahrten böse Clipping-Fehler offenbaren und Figuren in Zwischensequenzen hölzern zum Korb traben kommt nicht gerade Freude auf. Technisch hinterlässt NBA 2K3 manchmal einen unfertigen Eindruck, denn selbst im Spiel kann es zu Rucklern kommen. Die Spieler bewegen sich zwar sehr authentisch, aber hier und da hätten die Polygonfiguren noch etwas Feinschliff im Bewegungsablauf und Texturierung nötig gehabt. Die Gesichter wirken teilweise sehr wachsig und der Wiedererkennungswert der Profis ist nicht immer zufriedenstellend - Wunderkind Nowitzki ist z.B. sehr schlecht getroffen, Shaq und Jordan hingegen sehr gut.

Technische Schwächen

Diese kleinen Schwächen sind mehr als schade, denn die feinen Animationen und Dribbeleinlagen können sich wirklich sehen lassen: Angreifer stemmen sich ächzend gegen Verteidiger, Spieler hängen nach dem Dunk am Korb und Bälle können mit Hechtsprung gerettet werden. Deshalb ist der Gesamteindruck immer noch gut, denn dank vieler netter Details wie Tattoos oder Outfit, persönlicher Jubelszenen und einer Unmenge an lebendig wirkenden Moves gewinnt NBA 2K3 an optischer Glaubwürdigkeit.

Basketball für`s Auge

Auch die klasse eingefangenen NBA-Arenen sowie Echtzeit-Spiegelungen und -Schatten unterstreichen das Hochglanzgefühl auf dem Parkett. Die PS2 zeigt sogar reflektiertes Deckenlicht, das beim GameCube fehlt. Und im Laufe der Spielzeit erkennt man sogar Schweiß auf den Gesichtern der Profis. Sonys Konsole wurde optimal ausgereizt und gleicht den Xbox- und GameCube-Fassungen fast wie ein Zwilling - leider inklusive Ruckelpässe.

Soundkulisse und Publikum bleiben nur auf einem soliden Niveau. Auf Abstand erfreuen nette Jubel- und Anfeuerungsanimationen, etwas näher offenbaren sich die obligatorischen Pappaufsteller-Sprites. Leider können die Zuschauer trotz des dynamischen Verhaltens, das sich Heim- und Auswärtsspielen anpasst sowie in der Schlussphase ordentlich zulegt, nicht das prickelnde Mittendrin-Gefühl der NBA Live-Konkurrenz vermitteln. Es fehlt einfach das gewisse Etwas, um für Gänsehaut zu sorgen.

Durchwachsene Kulisse

Fazit


NBA 2K3 ist Basketball für Profis: Kein anderer Titel vermittelt derzeit dieses authentisches Spielgefühl. Dank einer klasse KI und toller Kollisionsabfrage sind kluge Pässe und eine gehörige Portion Taktik entscheidend. Und im Franchise-Modus wird der Hallenzauber um ausgefeiltes Management bereichert. Trotzdem dämpfen einige spielerische und vor allem technische Schnitzer die Euphorie: Fastbreaks sind Glückssache, weite Pässe ruckeln, die Zwischensequenzen enttäuschen mit hölzernen Bewegungen und die Stadionkulisse bleibt fade. Und selbst eine Simulation hätte Blocks spektakulärer in Szene setzen müssen. Trotzdem bleibt unterm Strich eine auf Dauer höchst motivierende Alternative zum schnelllebigen Arcade-Basketball der Konkurrenz. Und mit dem Online-Modus bleibt NBA 2K3 auch auf lange Sicht attraktiv.

Pro

  • <li>sehr gute KI</li><li>sechs Spielmodi</li><li>klasse Statistiken</li><li>Team-Management</li><li>taktisches Gameplay</li><li>Stars der 50er bis 90er</li><li>Online-Modus geplant</li><li>authentischer ESPN-Stil</li><li>inklusive Streetball-Modus</li><li>sehr gute Kollisionsabfrage</li><li>große Options- und Regelvielfalt</li>

Kontra

  • <li>böse Ruckler</li><li>schwache Akustik</li><li>unspektakuläre Blocks</li><li>Fastbreak-Pässe unpräzise</li><li>hölzerne Zwischensequenzen</li>

Wertung

PlayStation2