James Cameron's Dark Angel - Test, Action-Adventure, PlayStation2, XBox

James Cameron's Dark Angel
06.04.2003, Jens Bischoff

Test: James Cameron's Dark Angel

Auch wenn James Cameron`s Dark Angel im Fernsehen bereits nach zwei Staffeln abgesetzt wurde, baut man bei Vivendi Universal nach wie vor auf die Beliebtheit der Serie bei treuen Vox-Schauern. Ob das virtuelle Comeback auf der PS2 jedoch überhaupt eine lohnenswerte Anschaffung ist oder Ihr Euer Geld lieber für die demnächst erscheinende DVD-Collection der ersten Staffel sparen solltet, klärt unser Testbericht.

In weniger als 20 Jahren wird die Welt durch das Zünden einer Atombombe mit elektromagnetischem Impuls jegliches digital gespeichertes Wissen verloren haben und von Kriminalität und Korruption beherrscht werden. In diesem postapokalyptischen Chaos kämpft Protagonistin Max mit Hilfe des Enthüllungsjournalisten Logan gegen die dunklen Machenschaften des mächtigen Manticore-Konzerns. Dessen Sicherheitsapparat ist Max zwar ständig auf den Fersen, aber dank genetischer Superkräfte ist die athletische Heldin ihren Verfolgern meist immer einen Schritt voraus.

Düstere Zukunftsvision

Im Spiel dürft Ihr natürlich in Max´ Rolle schlüpfen, jede Menge Sicherheitskräfte vermöbeln und ein paar Rätsel lösen. Doch leider sind sowohl die Kämpfe gegen die meist scharenweise auftauchenden Manticore-Dumpfbacken als auch die Rätseleinlagen äußerst primitiv und langweilig. Hinzu kommt, dass Eure Gegner auf keinem der drei anwählbaren Schwierigkeitsgrade auch nur ansatzweise intelligent agieren, sondern vielmehr dumm in der Gegend herumstehen, sich teilweise sogar gegenseitig beschießen und eigentlich nur durch ihre Überzahl gefährlich werden können.

Uniformierte Geistesakrobaten

Um unübersichtliche Massenkloppereien zu vermeiden, solltet Ihr daher auf den Spuren Solid Snakes wandeln und möglichst unauffällig durch die linearen Spielabschnitte schleichen und Eure Widersacher vornehmlich mit lautlosen Stealth-Manövern umgehen oder ausschalten. Auch Ablenkungsmanöver und gezieltes Scharfschießen sind möglich. Spurenbeseitigung müsst Ihr jedoch nicht betreiben, denn überwältigte Feinde lösen sich sofort in Wohlgefallen auf und erregen auch durch Ihr plötzliches Fehlen bei daneben stehenden Kameraden keinerlei Verdacht.



Besser nicht auffallen

Überhaupt ist das Schleich- und Versteckspiel recht simpel gehalten und dank bockiger Kameraführung und ungenauer Steuerung eher von Glück und Geduld als von Geschick und Taktik bestimmt. So fliegt Eure Tarnung immer wieder ungewollt auf und Ihr müsst alle Gegner des jeweiligen Spielabschnitts - meist unter Zeitdruck - auf einmal verprügeln. Aufgrund des primitiven Kampfsystems, das weder Blocks noch Konter kennt und Euch darüber hinaus auch noch mit einer geradezu lächerlichen Zielerfassung malträtiert, ein eher monotones und lästiges Unterfangen.

Unfreiwillige Prügelorgien

Zwar sind einige umgebungseinbeziehende Moves wirklich cool, aber die zugeschalteten Zeitlupen-Inszenierungen wirken einfach nur billig und schlecht geklaut. Technisch ist Dark Angel aber ohnehin kein Highlight. Die Levels sind trostlos, die Gegner konturlos und meisten Effekte einfallslos. Man hat das Gefühl, alles schon woanders gesehen zu haben, nur weitaus besser. Auch die Soundkulisse präsentiert sich durchwachsen: Auf der einen Seite steht die vorbildliche Synchro, die Euch sowohl die Originalstimmen der Schauspieler (Jessica Alba & Michael Weatherly) als auch die der deutschen Synchronsprecher (Shandra Schadt & Stefan Günther) bietet, auf der anderen die eher durchschnittlichen Sound-FX sowie die sterile Musikuntermalung.

Durchwachsene Präsentation

Auch die Lokalisierung birgt Licht und Schatten: Bis auf wenige Unstimmigkeiten ist die Übersetzungsqualität jedoch recht ordentlich, lebt aber in erster Linie von der Qualität der Sprecher, auch wenn diese von den Dialogschreibern immer wieder zu pseudo-coolen Kommentaren gezwungen werden. Ärgerlich ebenfalls, dass das Bonusmaterial überhaupt nicht lokalisiert wurde. Neben Videos und Fotos findet Ihr dort nämlich auch Interviews sowie einen umfangreichen Romanauszug. Noch ärgerlicher sind allerdings die eingeschränkte Speichermöglichkeit und die fehlenden Rücksetzpunkte, die einen zusammen mit der unausgegorenen Kameraführung und den extrem langen Ladezeiten jede Menge Geduld und Nerven kosten.

Pseudo-cooles Sprücheklopfen

Schade auch, dass die Story im Spiel eher eine untergeordnete Rolle spielt und die Missionsziele oft sehr vage sind. Aufgrund der linearen Levelstruktur und eindeutiger Hinweise könnt Ihr aber ohnehin nichts falsch machen. Sind alle Gegner besiegt und sämtliche Gegenstände eingesammelt, ist der Rest nur noch Formsache. Die Atmosphäre spiegelt dabei wenigstens ansatzweise die düstere Stimmung der TV-Vorlage wider und konfrontiert Euch sowohl mit bekannten als auch neuen Figuren und Schauplätzen. Für oberflächliche Abwechslung sorgen unterschiedliche Outfits der Protagonistin sowie wechselnde Witterungsverhältnisse, während sich die spielerische Abwechslung auf den Einsatz diverse Waffen, Gimmicks und Spezialfähigkeiten beschränkt.



Wieso, weshalb, warum?

So kann Max aufgrund genetisch veränderter Katzen-DNA beispielsweise außergewöhnlich hoch springen, extrem schnell und lautlos sprinten sowie übermenschlich gut hören und sehen. Letzteres kann sowohl zum Erkunden der Umgebung als auch zum Anvisieren von Gegnern genutzt werden. Aufgrund akuten Munitionsmangels fällt das Scharfschießen aus der zoombaren Ego-Perspektive aber leider zu oft flach, während Sprünge und Sprints aufgrund der teils sehr hakeligen Steuerung immer wieder das eigentliche Ziel verfehlen. Schade, denn trotz gnadenlos abgekupferter Spielelemente hätte der Stealth-Action-Mix für spannende Stunden vor der PS2 sorgen können, aber die Ausführung ist einfach an zu vielen Stellen misslungen.

Verschenkte Chancen

Fazit


Statt der zu teuren Fernsehserie hätte man lieber die in jeder Hinsicht billige Versoftung von James Cameron`s Dark Angel einstellen sollen. Nicht einmal Fans kommen bei dieser Lizenz-Gurke auf ihre Kosten. Dabei waren die Ansätze trotz des Mangels an eigenen Ideen gar nicht von schlechten Eltern gewesen. Auch die Einbeziehung der TV-Darsteller und ihrer Synchronsprecher verdient Lob. Allerdings hat man auch hier das Potenzial nicht genutzt und nervt den Spieler lieber mir pseudo-coolen Einzeilern als mit einer spannenden Story. Hinzu kommt die technisch schwache und spielerisch unausgereifte Umsetzung, die trotz einiger cooler Moves weder gut aussieht noch in irgendeiner Weise attraktives Gameplay bietet. Das liegt vor allem daran, dass die Gegner strohdumm sind, die bockige Kamera und die ungenaue Steuerung Euch zur Weißglut treiben und der lineare Spielverlauf jeglichen Forschungsdrang im Keim erstickt. Überhaupt wird anderswo bereits weitaus spannender geschlichen und dynamischer geprügelt als in Dark Angel, das eigentlich nur zeigt, wie man diese Stealth- und Action-Elemente eher nicht miteinander kombinieren sollte.

Pro

  • <li>löbliche Synchro</li><li>teilweise coole Moves</li><li>variabler Schwierigkeitsgrad</li><li>halbwegs gelungene Atmosphäre</li>

Kontra

  • <li>laue Story</li><li>schwache KI</li><li>mäßige Technik</li><li>bockige Kamera</li><li>ödes Leveldesign</li><li>nervige Ladezeiten</li><li>hakelige Steuerung</li><li>linearer Spielverlauf</li><li>unklare Missionsziele</li><li>monotones Gameplay</li>

Wertung

PlayStation2