Die Sims - Test, Simulation, GameBoy, XBox, PC, PlayStation2, GameCube

Die Sims
16.04.2003, Mathias Oertel

Test: Die Sims

Wenn es ein Spiel gibt, dessen Siegeszug so überraschend wie kaum zu erklären ist, dann ist es Die Sims: Millionenfach verkauft und dank zahlreicher Add-Ons immer noch im Gespräch. Und nachdem vor gut zwei Monaten die Alternativleben auf der PS2 ihr Konsolendebüt feierten, dürfen nun die GameCube-Besitzer zu den Pads greifen und sich mit Rechnungen, tropfenden Wasserhähnen und Beziehungsstress vergnügen. Im Test verraten wir Euch, ob das virtuelle Leben auch auf dem Würfel überzeugen kann.

Die letzte Nacht war lang, zu lang vielleicht. Der Wecker klingelt, keinen Bock aufzustehen. Duschen, Frühstück, ab zur Arbeit. In der Zwischenzeit kommt die Putzfrau und räumt auf - Gott sei Dank! Den Saustall sauber zu kriegen, hätte Stunden gedauert.

Ein Tag im Leben der Sims

Wieder zu Hause. Freunde kommen zu Besuch. So ein Mist. Eigentlich wollte ich mich hinsetzen und ein bisschen lernen, um die nächste Beförderung zu erreichen. Denn das Geld kann ich dringend gebrauchen. Ich wollte mir schon lange einen neuen Fernseher kaufen. Die Schwarzweiß-Gurke kotzt mich an. Allerdings habe ich schon lange nichts mehr mit ihnen unternommen. Und ich brauche Freunde, um befördert zu werden.

Muss man eigentlich noch irgendetwas zu dem Phänomen Sims sagen? Die Idee, eine Figur durch ein virtuelles Leben inklusive aller Rechte und Pflichten zu führen, hat auf dem PC eingeschlagen wie eine Bombe und Tausende von Spielern vor die Monitore gebannt. Dabei ist der Erfolg letzten Endes doch sehr überraschend. Denn man kann keine Monster abschießen, muss nicht über tiefe Schluchten hüpfen und einsammeln muss man auch nichts - abgesehen von der Tageszeitung, in der vielleicht ein Job auf Euer Alter Ego wartet.

Hab schon wieder Hunger. Also lassen wir sie rein, kochen groß auf und lassen das Lernen mal Lernen sein.

Oh mein Gott, schon so spät. Hoffentlich verschlaf ich nicht. Und morgen lerne ich auf jeden Fall...

Ein neues Leben ruft

Natürlich habt Ihr immer noch die Möglichkeit, in einem freien Spiel das Leben Eures Sims auf den Kopf zu stellen, das jedoch nicht von Anfang an zur Verfügung steht. Ebenfalls interessant ist jedoch der neue Missions-Modus. Denn hier werdet Ihr mit Eurem Sim vor verschiedene Aufgaben gestellt, die Ihr erfüllen müsst, bevor es weiter geht.

Stattdessen führt man ein "ganz normales" Leben, in dem man arbeiten geht, um Geld zu verdienen, seine Bude sauber halten muss, soziale Kontakte pflegt und auch die körperlichen Bedürfnisse wie Hygiene, Hunger und Schlaf befriedigen muss.

Und trotz dieser nahezu banalen Aufgabenstellung und den teilweise auftauchenden Ruhe-Momenten entfachen die Sims einen Reiz, dem man sich nicht so leicht entziehen kann.

Missionen gefällig?

Da der Missions-Modus auch teilweise Tutorial-Funktionen erfüllt, müsst Ihr Euch im Vergleich zum freien Leben auch anfangs nicht mit dem Bau eines Hauses aufhalten. Stattdessen lebt Ihr bei Muttern zu Hause und habt als Ziel, ihr Geld aus dem Kreuz zu leiern, um irgendwann ausziehen zu können. Doch bevor Ihr gehen dürft, müsst Ihr erst einmal beweisen, dass Ihr in der Welt da draußen überleben könnt und z.B. eine erfolgreiche Mahlzeit kochen bzw. den Fernseher reparieren.

Doch bevor Ihr irgendetwas machen könnt, gilt es erst einmal, seinen Sim zusammenzustellen. Neben dem Aussehen, das Ihr mit zahlreichen Optionen einstellen könnt, kommen den Eigenschaften besondere Bedeutung zu, die gleichzeitig Euer Sternbild bestimmen. Bevorzugt Ihr einen Sim, der als Hoffnungspedant mit Kontaktschwierigkeiten durch die Welt stolpert oder habt Ihr lieber einen sozial offenen Hallodri, dem es gleichgültig ist, wie es in seiner Bude aussieht?

Nach und nach kommen immer mehr und anspruchsvollere Aufgaben hinzu, die jedoch alle bei Erfolg neue Items freischalten, die Ihr im Spielverlauf auch erwerben könnt - vorausgesetzt, Ihr habt das nötige Kleingeld.

Das virtuelle Ich

Falsch machen könnt Ihr dabei jedoch nichts - auch wenn Eure Entscheidungen maßgeblichen Einfluss darauf haben, wie Euch die anderen Figuren begegnen. Doch wie im richtigen Leben gibt es auch in der Welt der Sims Personen, mit denen man klar kommt und welche, die man auf den Tod nicht ausstehen kann. Doch letzten Endes hängt der Spielverlauf davon nur unwesentlich ab. Stattdessen kommt es auf Euch und Eure Aktionen an.

Doch keine Angst: obwohl die Pad-Steuerung nicht ganz so punktgenau arbeitet wie die Maus auf dem PC, gibt es keinen Grund zur Sorge. Sind mehrere Objekte in der Nähe des Cursors, könnt Ihr den entsprechenden Gegenstand markieren und dann wie gewohnt weitermachen.

Ideale Steuerung und misslungenes Speichersystem

Wie bei der PC-Fassung kann man seinen Sim nur indirekt steuern. Das heißt, Ihr klickt einen Gegenstand an, woraufhin sich ein Kontextmenü öffnet, in dem man alle möglichen Interaktionen sehen und auswählen kann.

Miss-Stimmung kommt nur bei zahlreichen aneinander gehängten Aktionen auf. Denn wird Euer Sim von irgendetwas abgelenkt, vergisst er Eure Befehle und reagiert auf seine Umwelt. Andererseits jedoch ist dies jedoch fest im Spiel verankert und deswegen nicht als Fehler anzusehen.

Auch die übrigen Funktionen wie die Übersicht über Eure Bedürfnisse, Eure Freunde usw. sind spielend einfach zu erreichen und machen die Kontrolle Eurer Sims zu einem wahren Vergnügen.

Insofern könnt Ihr Euch je nach Lust und Laune auch zurücklehnen, Eurem Sim beim alltäglichen Leben zuschauen und nur im Worst-Case-Scenario eingreifen - so etwa, wenn er oder sie sich trotz großen Hungers einfach nicht zum Kühlschrank bewegen will, um einen Imbiss zu sich zu nehmen.

Sicher: Ein Spiel wie die Sims hat einen immensen Hunger, wenn es darum geht, die zum Speichern erforderlichen Daten auf die Karte zu schaufeln. Doch dass grandiose 60 Blöcke benötigt werden, ist ziemlich happig. Bedeutet dies doch zwangsläufig die Anschaffung einer neuen, größeren Memory Card, was neben dem Kaufpreis für das Spiel nochmal mit bis zu 30 Euro zu Buche schlagen kann.

Spaß kommt auch im Zwei-Spieler-Modus auf. Denn es ist nicht nur möglich, zu zweit eine Familie aufzubauen - auch Herausforderungen können im Zweikampf aufgenommen werden. Sei es nun ein Wettbewerb, wer am meisten essen kann, wer den Fernseher repariert oder schlichtweg, wer in einem bestimmten Zeitraum die meisten Freunde gewinnen kann. Dadurch kommt eine neue Dimension ins Spiel, die man in den PC-Versionen schmerzlich vermisst.

Zwei-Spieler-Party

Denn wie in der PS2-Fassung ist es möglich, die Welt der Sims in einer komplett polygonalen 3D-Welt samt Zoom und Kameraschwenk zu begutachten. Doch so gut und sinnvoll die Idee auch ist und so sehr die daraufhin optimierte Steuerung mitspielt - im Endeffekt bleibt die Grafikengine nur guter Durchschnitt und fordert den GameCube in keiner Form. Auch wenn die Animationen größtenteils gelungen und comichaft sind und sowohl Umgebung als auch Objekte stimmig und knallbunt für Farbtupfer sorgen.

Alles dreidimensional

Sind die spielerischen Änderungen zu den PC-Fassungen eher gering ausgefallen, hat die Grafik einen gewaltigen Schritt nach vorn gemacht.

Denn obwohl in jedem Punkt den PC-Sims überlegen, bietet die 3D-Welt der Sims optisch nichts, was die derzeit angesagten 3D-Spiele in Gefahr bringen könnte. Angesichts der häufig auftauchenden eher schwachen Grafik-Portierungen von Multiplattform-Spielen fällt allerdings positiv auf, dass der GameCube nicht hinter den anderen Fassungen zurückstecken muss. Andererseits spielt man die Sims jedoch nicht wegen der Grafikpracht, sondern wegen des zweifellos auch auf dem GameCube überspringenden Kult-Faktors.

Das Problem hier ist ganz einfach die PC-Altlast, deren Alter schon in der PS2-Fassung zu spüren war und auch auf dem GameCube Einzug hält.

Der Comic-Touch, den die Soundkulisse der Sims auf dem PC hatte, wurde nahtlos auf den GameCube gerettet. Unterhalten sich die Sims, bekommt Ihr immer noch ein Kauderwelsch zu hören, das nahe an den Rand der Verständlichkeit rutscht, ohne jedoch wirklich Sinn zu machen.

Gelungener Sound

Und drumherum gibt es alltägliche Geräusche wie Telefone, Fernseher, Wasserhähne usw., die vor einer niemals nervigen jazzigen Musikuntermalung für eine rundherum gelungene Soundatmosphäre sorgen.

Fazit


Die Sims bleiben auch auf dem GameCube kultig. Alles, was man am Spielprinzip hasst oder liebt, ist da und wird durch die neuen Missionen und den Zweispieler-Modus mit neuen Nuancen versehen. Und da das Gameplay so fasziniert wie eh und je und sich in einer Nische jenseits jeglicher Action breit macht, nimmt man auch weitestgehend unbeeindruckt in Kauf, dass die Grafik zwar besser als auf dem PC ist, jedoch weit davon entfernt ist, für einen neuen Standard zu sorgen. Da auch die Steuerung optimal gelöst wurde, können alle, die mal etwas anderes als den üblichen Spielebrei erleben wollen, getrost zugreifen. Allerdings nur wenn sie eine Memory Card 251 im Repertoire haben.

Pro

  • <li>gelungene Umsetzung des PC-Kults</li><li>komplett in 3D</li><li>ideale Steuerung</li><li>Zwei-Spieler-Modus</li><li>freispielbare Objekte</li><li>Missions-Modus</li><li>gelungene Sounduntermalung</li>

Kontra

  • <li>grafische Schwächen</li><li>teils stockender Ablauf der Aktionen</li><li>seit Jahren bekanntes Gameplay</li><li>benötigt 60 Blöcke auf Speicherkarte</li>

Wertung

GameCube