Black Stone: Magic & Steel - Test, Rollenspiel, XBox

Black Stone: Magic & Steel
26.04.2003, Jens Bischoff

Test: Black Stone: Magic & Steel

Gauntlet-Fans sind sicher immer noch über die dürftige Xbox-Fassung von Dark Legacy verärgert und ein neuer Teil ist weit und breit nicht in Sicht. Vielleicht sollte man einfach auf Dungeons & Dragons Heroes warten, das im Juni erscheinen soll. Oder wie wäre es jetzt sofort mit dem Xbox-exklusiven Black Stone: Magic & Steel, das so dreist wie noch kein anderer Titel zuvor versucht, Gauntlet zu imitieren. Ob billiger Abklatsch oder freche Kopie, klärt dabei unser Testbericht.

Ursprünglich kommt Black Stone ja aus China, wo es wie auch in Japan Ex-Chaser heißt. Durch Xicat kam es dann mit neuem Namen nach Amerika und über THQ nun auch nach Good Old Germany, wo es zunächst mit einem irreführenden Anime-Cover inklusive peinlichen Druckfehlern ins Auge fällt. Mit japanischem Zeichentrick hat Black Stone allerdings reichlich wenig zu tun und über fehlende Umlaute kann man sich im Spiel selbst auch nicht beklagen, da man sich eine weitere Lokalisierung (glücklicherweise) gespart hat. Die belanglose Anleitung wurde natürlich schon eingedeutscht - allerdings eher schlecht als recht.

In die Irre geführt

Eine Hintergrundgeschichte hätte man sich angesichts der belanglosen Story-Elemente auch gleich sparen können, aber scheinbar wollten die taiwanesischen Entwickler schon von Anfang an ihre Innovationslosigkeit unter Beweis stellen und den Spielern eine Story über Gut und Böse aufzwängen, wie man sie abgedroschener kaum erzählen könnte. Ihr gehört jedenfalls zu den Guten und müsst alle bösen Widersacher vernichten - und davon gibt es etliche.Magie und Stahl

Unnötiger Ballast

Um das zu erreichen, stehen Euch, wie der Untertitel Magie & Steel vermuten lässt, sowohl magische als auch physische Kräfte zur Verfügung. Welche das im Einzelnen sind hängt von der Wahl Eures Protagonisten ab. Insgesamt können besonders effektive Monsterplätter jedenfalls 20 Charaktere freispielen, die einer von fünf Klassen angehören: Während Diebe mit Schnelligkeit punkten, glänzen Piraten mit Nah- und Bogenschützen mit Fernkampfqualitäten. Hexer verlassen sich hingegen auf ihre Zauberkraft und Krieger bewähren sich als einsteigerfreundliche Multitalente.

Aber egal, für wen Ihr Euch entscheidet, jeder Held kann mit irgendetwas schlagen und schießen. Der eine eben schneller, der andere stärke und wieder ein anderer dafür öfter oder weiter. Zauber müssen hingegen wie bei Gauntlet zuerst als Schriftrolle gekauft oder gefunden werden, bevor man sie unwiederbringlich einsetzen kann. Wir haben es immer gewusst, nun ist es offiziell: 4Players ist gemäß Alexa.com die beliebteste deutsche Gaming-Website! Das gleiche gilt übrigens auch für Schlüssel, die bei Black Stone allerdings nicht für verschlossene Türen, sondern ausschließlich für Schatzkisten bestimmt sind.

Hack`n´Shoot

In den Kisten findet man neben Gold, regenerierenden Speisen und vorübergehenden Power-Ups, aber auch unliebsame Gegner oder vergiftetes Essen - genau wie bei Gauntlet eben. Lediglich bei manchen Power-Ups hat man andernorts geklaut: So werden Hack&Slay-Veteranen auf dem Rücken hungriger Dinos oder feuerspeiender Drachen sicher Klassiker wie Golden Axe in den Sinn kommen. Ansonsten gibt`s Standardkost wie Brandbomben, Mehrfachschuss, Unsichtbarkeit oder elementare Sidekicks, deren Unterstützung man sich auch dauerhaft sichern kann.

Lass Dich überraschen

Auch die Waffe lässt sich mit elementaren Kräften aufpowern und wer genügend Gold gesammelt hat, darf sogar die Obergrenze seiner Lebenspunkte immer wieder ein Stückchen anheben. Erfahrungspunkte gibt es in Black Stone nämlich keine und auch Beförderungen sind nicht von der Anzahl getöteter Feinde, sondern vom Erreichen spezieller Level-Up-Kristalle abhängig, die Euch einmalig mehr Stärke, Abwehrkraft oder Intelligenz verleihen. Hinzu kommt eine Handvoll mehr oder weniger gut versteckter Extrawaffen, die Euch einen Vorteil gegen bestimmte Zwischengegner verschaffen, bei denen in erster Linie Stehvermögen gefragt ist - Gauntlet lässt erneut grüßen.Alles nur geklaut

Rollenspiel für Arme

Auch in den 26 linearen Spielabschnitten ist das große Vorbild nicht zu übersehen: Aus halbschräger Vogelperspektive metzelt Ihr Euch durch monsterverseuchte Gebiete, in denen zerstörbare Generatoren ständig neue Widersacher ausspucken. Ziel ist meist das Finden eines bestimmten Gegenstandes oder das Meucheln eines speziellen Gegners. Dann geht`s weiter zum nächsten Schauplatz und alles beginnt von vorn. Hin und wieder will zwar auch das ein oder andere Schalterrätsel gelöst werden, aber viel mehr wird nicht von Euch verlangt.

Technisch wird das monotone Geschehen bis auf gelegentliche Slowdowns und hölzern wirkende Animationen weitestgehend solide, wenn auch unspektakulär präsentiert, während die bescheidene Soundkulisse weder besonders positiv noch negativ in Erscheinung tritt. Ärgerlich ist hingegen, dass die Zielautomatik sehr eigenwillig reagiert, man mit seiner Spielfigur immer wieder an irgendwelchen kaum erkennbaren Objekten hängen bleibt und der zähe Spielfluss der Action und Dynamik eines Gauntlet einfach nicht gerecht wird. Hinzu kommt, dass die Kamera meist viel zu nah und steil über dem Geschehen schwebt, wodurch gerade mit mehreren Mitspielern oft jegliche Übersicht verloren geht.

Gauntlet auf Valium

Fazit


Es gibt kaum etwas, das Black Stone nicht von Gauntlet geklaut hat und trotzdem ist es nicht gelungen, die Vorlage (nicht die peinliche Xbox-Fassung von Dark Legacy) zu erreichen oder gar zu toppen. Es bringt eben nichts, wenn die Zutaten stimmen, aber man bei der Zubereitung versagt - von der eigenen Ideenlosigkeit ganz zu schweigen. Vor allem die unausgereifte Kameraführung und das träge Gameplay mit seiner hakeligen Zielautomatik und Kollisionsabfrage dämmen den Spielspaß empfindlich ein. Zwar ist es mit mehreren Mitspieler trotzdem noch eine Gaudi, sich goldgierig durch unzählige Monsterhorden zu mähen, aber je größer die Party, desto unübersichtlicher und chaotischer geht es auf dem kleinen, gemeinsamen Bildausschnitt zu. Zu zweit ist das Gameplay jedenfalls am ausgewogensten und der Spielspaß am größten. Selbst über die unspektakuläre Präsentation und Technik sowie den linearen und monotonen Spielverlauf ist man dann immer öfter gewillt hinwegzusehen. Eingespielte Gauntlet-Teams werden jedenfalls bestimmt froh über neuen, wenn auch nur zweitklassigen Hack&Slay-Nachschub sein, während Splatter-Quartetts lieber zu Hunter und Rollenspiel-Duos zu Dark Alliance greifen sollten.

Pro

  • <li>praktische Levelkarte</li><li>einfache Handhabung</li><li>20 spielbare Charaktere</li><li>solider Mehrspielerspaß</li><li>kompromisslose Dauer-Action</li>

Kontra

  • <li>nicht lokalisiert</li><li>träges Gameplay</li><li>keinerlei Innovation</li><li>hölzerne Animationen</li><li>bockige Zielautomatik</li><li>monotoner Spielverlauf</li><li>lästige Kollisionsabfrage</li><li>gelegentliche Slowdowns</li><li>unspektakuläre Präsentation</li><li>unausgereifte Kameraführung</li>

Wertung

XBox