Casino Inc. - Test, Taktik & Strategie, PC

Casino Inc.
07.05.2003, Mathias Oertel

Test: Casino Inc.

Wirtschaftsmagnaten mit Spieltrieb treiben sich überall herum: In Vergnügungsparks und Ski-Gebieten beispielsweise oder als Bürgermeister einer Weltmetropole - und manche rutschen sogar ins Rotlichtmilieu ab, um dort Ihr Glück zu versuchen. Um eine alle Bedürfnisse befriedigende Spielhölle aufzubauen, gab es bisher jedoch nur Casino Tycoon. Mit dem von Hothouse Creations (Gangsters) entwickelten Casino Inc. (ab 6,99€ bei kaufen) schickt Konami eine neue Wirtschaftssimulation ins Rennen, um die versammelte Konkurrenz herauszufordern. Ob es sich bei dem Abstecher in die Gambling-Welt eher um einen Royal Flush oder eine Niete handelt, könnt Ihr im Test erfahren.

Wie bei allen Spielen dieser Art, geht es auch bei Casino Inc. darum, ein möglichst rund laufendes Geschäftsimperium aufzubauen, das Euren Kontostand explodieren lässt. Und wie üblich müsst Ihr dafür sorgen, dass Euer Etablissement mit fachkundigem Personal ausgestattet ist, dass sich die Gäste wohl fühlen und für ihr leibliches Wohl gesorgt ist.

Legales Glücksspiel

Und wo Ihr beim Rollercoaster Tycoon Karussells und Achterbahnen baut, stellt Ihr in Eurem Casino einfach Spieltische auf, platziert Flipper und einarmige Banditen, während in Euren Fast Food-Buden und Restaurants für die entsprechende Verköstigung gesorgt wird.

Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten: Die Gäste sind in verschiedene Kategorien eingeteilt. Von Scheichs, die mit dem Geld nur um sich werfen bis hin zu "Trailer-Trash", die an den Slot-Machines auf ihr Glück hoffen, ist so ziemlich alles vertreten.

Weitere Möglichkeiten, das Konto zu füllen, sind beispielsweise Kinos oder Hoteletagen.

Und sind spätestens nach etwa einer Stunde alle Feinheiten der Steuerung in Fleisch und Blut übergegangen, beginnt Casino Inc. seinen Reiz voll und ganz zu entfalten. Denn die Entwickler von Hothouse Creations haben sich eine Menge einfallen lassen, um das Spiel von der Konkurrenz abzuheben.

Doch Ihr könnt Euren Türsteher auch anweisen, nur einer bestimmten Klientel Zutritt zu gewähren.

Gelungen, aber gewöhnungsbedürftig

Der Wust an Optionen, Attraktionen und allgemeinen Möglichkeiten wie Werbung, Shuttle- und Limousinenservice oder das Anheuern von Gangstern (dazu später mehr) wurde in übersichtliche Menüs verpackt, die man jedoch erst einmal erlernen muss.

Hilfe bietet das ausführliche und sehr gute Tutorial, das Euch in alles Wissenwerte einweist.

So habt Ihr beispielsweise die Möglichkeit, die angesprochenen Unruhestifter zu rekrutieren, um sie dann in gegnerische Casinos zu schicken. Vom Spieler, der Eurer Konkurrenz das Geld aus der Tasche zockt, um es Eurem Bankguthaben zuzuführen über Schläger bis hin zu Profikillern ist alles dabei, was man sich wünschen kann, um der Konkurrenz den Kampf anzusagen.

Und dabei müsst Ihr nicht einmal auf die "Einkaufsliste" zurückgreifen. Denn unter Umständen befindet sich der Mann Eures Vertrauens unter Eurem Publikum. Von Zeit zu Zeit gibt es einfach Gäste, die nur rumpöbeln, Schlägereien anfangen oder gar an den Spieltischen schummeln. Anstatt sie einfach auf die Straße zu setzen oder sie im Keller handfest zu vermöbeln (!) könnt Ihr sie auch engagieren.

Ein weiteres neues und überaus gelungenes Element sind die drei Städte, die mit Missionen vollgestopft sind. Denn es ist möglich, sich vollkommen frei durch die Stadt zu bewegen, um so das Verhalten der Bewohner und Touristen kennen zu lernen. Seht Ihr zum Beispiel Menschentrauben in einer bestimmten Gegend, solltet Ihr tunlichst ein Werbeposter in diesem Stadtteil mieten, um die Passanten auf Euer Casino aufmerksam zu machen.

Herr der Stadt

So vermisst man gewisse Automatikfunktionen. Hat man beispielsweise eine immense Anzahl Angestellter, kommt man nicht um erhöhte Gehaltsforderungen herum. Um diese jedoch wirksam werden zu lassen, muss man jeden Angestellten einzeln in der Liste anklicken, um seinen Lohn anzupassen.

Falls Ihr sehen wollt, mit welchen Mitteln die Konkurrenz arbeitet, stattet Ihr dem gegnerischen Casino einfach einen Besuch ab und schaut, ob Ihr vom Layout nicht neue Inspiration gewinnen könnt.

Und falls Euch in Eurem Hauptcasino der Platz ausgehen sollte, könnt Ihr Euch auf dem Immobilienmarkt umschauen, ob Ihr nicht noch irgendwo in der Stadt ein oder mehrere weitere Häuser erstehen könnt, um Euer Imperium auszubauen.

Kleine Mankos

Trotz aller Vorzüge und aller Motivation, die von dem Spielprinzip und den abwechslungsreichen Missionen in den drei Städten ausgehen, gibt es Kleinigkeiten, die hätten vermieden oder zugefügt werden können.

Hier wäre es sinnvoll gewesen, eine Funktion anzubieten, mit der Angestellte gleichen Typs und gleicher Erfahrung automatisch das gleiche Gehalt bekommen.

Ein Problem, das Casino Inc. mit ausnahmslos allen Kollegen teilt, ist der Motivationsabfall, sobald man alle Gegenstände zur Verfügung hat. Die Missionen tun zwar ihr Bestes, um das Absinken auf einem erträglichen Niveau zu halten, doch zu spüren ist es allemal.

Denn in der Zeit, in der man die Gehälter angleicht, passieren selbst in der langsamsten Stufe zahlreiche andere Ereignisse, auf die man reagieren muss.

Eventuell hätte man hier Abhilfe schaffen können, indem man Spielern die Möglichkeit gibt, sich selber an den Spieltischen zu versuchen - und sei es nur im Casino der Konkurrenz. Doch stattdessen ist man zum Zuschauen verdammt. Was zwar immer noch sehr reizvoll ist, aber das Poker-Kribbeln in den Fingerspitzen nicht beseitigt.

Für eine Wirtschaftssimulation, die ja bekannterweise nicht unbedingt mit Grafik glänzen muss, haben die Entwickler ein ganz passables Optikgerüst zusammengezimmert. Die teilweise Dutzende Figuren, die sich in Eurem Casino und auf den Straßen tummeln sind nett animiert und lassen sich sofort einer Bevölkerungsschicht zuordnen.

Trotzdem ist Casino Inc. definitiv einer der besten Genre-Vertreter, die in letzter Zeit veröffentlicht wurden und dürfte bei Fans schnell für Begeisterung sorgen.

Hoher Wuselfaktor

Am Soundhintergrund gibt es im Großen und Ganzen wenig auszusetzen. Sowohl die sporadisch eingesetzte Musik als auch die Soundeffekte der "Attraktionen" sind gelungen. Und auch die Sprachsamples Eures Beraters sowie der Casino-Gäste können sich hören lassen.

Auch die Bewegung an den Attraktionen ist gut umgesetzt. Allerdings hat man sich nach ein paar Stunden an den recht trockenen Innentexturen satt gesehen, die aber trotz aller Makel eine gelungene Casino-Atmosphäre verströmen.

Unter dem Strich zwar grafisch nicht besonders üppig, aber hinsichtlich Hardware-Anforderungen moderat, macht es jederzeit Spaß dem Geschehen zuzuschauen.

Klingelnde Kasse

Allerdings kommt es in einem überfüllten Casino doch häufiger vor, dass einem über Minuten hinweg (oder bis man die Nervtröte endlich raus geschmissen hat) der gleiche Satz vom Gast an den Kopf geworfen wird. Schade eigentlich, denn ansonsten bietet Casino Inc. eine rundherum stimmige Soundkulisse.

Fazit


Genre-Fans, die keine Lust mehr auf endlosen Achterbahnbau oder herumstreunende Dinosaurier haben, können bedenkenlos zugreifen. Zahlreiche fordernde Missionen, die Möglichkeit, sich in der ganzen Stadt herumzutreiben und das Feature, mit Gangstern im eigenen oder gegnerischen Casino Angst und Schrecken zu verbreiten, sorgen für viel Motivation. Die lässt allerdings nach, sobald man in seinem Menü-Inventar alle nur erdenklichen Einrichtungsgegenstände finden kann. Doch bis dahin vergehen zahlreiche unterhaltsame Stunden, die angesichts der guten, wenngleich insgesamt unspektakulären Grafik auch optisch Spaß machen. Einzig die sich auf Dauer nervend ins Ohr säuselnden Sprachsamples sorgen für Unmut. Kleinere Eingewöhnungsprobleme mit der umfangreichen Steuerung werden durch das sehr gute Tutorial wettgemacht, so dass sich Casino Inc. unter dem Strich als lohnenswerte Alternative im Tycoon-Dschungel präsentieren kann - auch wenn man nicht selber am Pokertisch zocken kann.

Pro

  • <li>zahlreiche Missionen</li><li>netter Wuselfaktor</li><li>sehr gutes Tutorial</li><li>schöner Humor-Einschlag</li><li>drei komplett begehbare Städte</li><li>gute Unterhaltung mit Tiefgang</li>

Kontra

  • <li>Sprachsamples wiederholen sich schnell</li><li>gewöhnungsbedürftige Menüführung</li> <li>insgesamt unspektakuläre Grafik</li><li>kein Spielen an den Tischen möglich</li><li>fehlende Automatisierungen</li>

Wertung

PC