Yager - Test, Action-Adventure, PC, XBox

Yager
09.05.2003, Paul Kautz

Test: Yager

Vier Jahre Entwicklungszeit für ein Spiel - das ist selbst für amerikanische Verhältnisse nicht wenig. In Deutschland ist so was kaum vorstellbar, dennoch schraubten die Berliner Bären von Yager (ab 9,49€ bei kaufen) Development so lange an Ihrem Erstlingswerk. Ob sich der Aufwand gelohnt hat, und was Euch Yager nach all den Jahren bietet, erfahrt Ihr aus der Review.

In nicht allzu ferner Zeit hat sich die allgemein anerkannte Zukunftsvorstellung durchgesetzt: mächtige Großkonzerne beherrschen Mutter Erde, die in unterschiedlich regierte Territorien unterteilt ist. Eines davon ist das Hoheitsgebiet der Proteus Company, die in letzter Zeit mit merkwürdigen Unfällen und Schiffs-Abstürzen zu kämpfen hat. Um dieser Sache auf den Grund zu gehen, ruft man Euch auf den Plan - den Freelancer Magnus Tide, einen etwas vorlauten, und in der Vergangenheit nicht eben positiv aufgefallenen Jet-Piloten, der hiermit eine Chance bekommt, seine Reputation bei Proteus aufzubessern. Und ehe Ihr Euch verseht, steckt Ihr mitten im Schlamassel zwischen Proteus, der konkurrierenden Firma DST, schießwütigen Piraten, und - einer Liebesgeschichte. Denn wie der Zufall will, ist Sarah, die Kommunikationsoffizierin von Proteus, mit der Ihr ständig Funkkontakt habt, Eure Ex-Freundin, die einen schwer zu unterdrückenden Groll auf Euch hegt. Beste Voraussetzungen für ein spannendes Spiel, außerdem ist die Story gut genug für ein zusätzlich veröffentlichtes Buch.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Yager muss man sich als <4PCODE cmd=DGFLink;name=Freelancer;id=1281> ohne Handel, aber dafür auf der Planetenoberfläche vorstellen - <4PCODE cmd=DGFLink;name=Crimson Skies;id=432> in der Zukunft quasi. Die ersten Missionen dienen dazu, Euch die Handhabung Eures Schiffes, der Sagittarius, näher zu bringen. Denn die Steuerung des feinen Hobels hat so ihre Besonderheiten: so wird zwischen zwei Flugmodi unterschieden, dem Jet- und Hover-Modus. Während Ersterer dazu dient, längere Passagen schnell hinter sich zu bringen, schwebt Euer Schiff in Zweiterem wie ein Hubschrauber.

Multifunktionsflieger

Dadurch könnt Ihr Euch wunderbar in der Luft anschleichen, vorsichtig manövrieren und wie in einem Ego-Shooter strafen. Die Beherrschung beider Modi ist überlebenswichtig für das Spiel, weswegen das Tutorial auch extra-lang ausgefallen ist. Dennoch ist Yager kein Highspeed-Actionflugi, sondern eher von gemächlichem Tempo - lediglich in Luftkämpfen zieht das Tempo an, da die Action auf engerem Raum stattfindet. Das kommt Euch aufgrund des voll belegten Joypads entgegen, dessen Belegung Ihr leider nicht frei definieren, sondern nur unter zwei fertigen Layouts wählen könnt.

Um alle Geheimnisse um Proteus und DST aufzuklären, und Sarahs Herz wieder für Euch zu gewinnen, müsst Ihr insgesamt 23, teils sehr lange Missionen hinter Euch bringen. Diese spielen in verschiedenen Territorien, die unterschiedlicher nicht ausfallen könnten: während beispielsweise die »Free Trade Zone« einem blühenden Tropenparadies ähnelt, ist »Bitterfeld« ein trostloser, kalter Platz, voller Dreck und Maschinen. Eure Aufträge umfassen Aufklärung, jede Menge Kampf, Rettung, oder ein Gebiet unerkannt infiltrieren. Dieser Rahmen wird durch immer wieder eingestreute »Spaßmissionen« aufgelockert, in denen Ihr beispielsweise Kanonen bedient (und unter anderem auf eine riesige Maschinenkuh und Bar-Möbel ballert) oder Euch kleinere Rennen mit anderen Piloten liefert.

Während die meisten Aufträge gut erklärt sind, lassen Euch manche mit dem Informationsgehalt sprichwörtlich in der Luft hängen - das ist besonders ärgerlich, wenn Euch beispielsweise ein hartnäckiges Zeitlimit im Genick sitzt.

In den langen, mehrfach unterteilten Missionen bekommt Ihr es mit allerlei Gegnern zu tun: Piraten, Großkampfschiffe, Killermaschinen und vieles mehr. Eure Widersacher bestechen durch eine ausgesprochen gute KI, die einen großen Teil zum hammerharten Schwierigkeitsgrad des Spiels beiträgt. Angeblich soll sich das Spiel den Künsten des Spielers anpassen, aber davon merkt man in den heißen Gefechten nichts. Dazu kommt noch, dass Ihr nicht frei speichern dürft, sondern das Spiel automatisch an Schlüsselstellen einen Spielstand sichert. Unterm Strich bleibt ein schon nach kurzer Zeit steil ansteigender Härtegrad, der Yager-Neulingen schnell den Spaß vergällen wird.

Schiffs-Museum

Je nachdem, wie Ihr Euch im Spiel anstellt (wie viel Energie übrig ist, wie gut Ihr gezielt habt etc), bekommt Ihr nach einer Mission mehr oder weniger Punkte für die Abschlussbewertung. Die hat direkte Auswirkung auf die Menge der Extras, die Ihr für Eure Schiffsdatenbank erhaltet. Dort könnte Ihr Schiffsmodelle dreidimensional betrachten, den Detailgrad bewundern und witzige Begleittexte lesen.

Einen großen Einfluss darauf, wie viele Schiffe sich in Eurer Datanbank tummeln, haben die Nebenmissionen, die sich bei Erfüllung ebenfalls positiv auf die Bewertung auswirken. Denn in der großen Welt von Yager sollte man nicht strikt auf das Ziel zufliegen, sondern auch mal links und rechts vom Weg schauen, um beispielsweise Personen zu finden, denen man oft bei einem Problem helfen kann - gelegentlich liegen auch neue Waffen in der Landschaft herum. Falls Ihr mit Eurem Endergebnis dennoch nicht zufrieden seid, könnt Ihr jede Mission beliebig oft spielen.

Schon seit den seligen Tagen der ersten Ankündigung war klar, dass Yager Development grafisch neue Maßstäbe setzen will. Und dieses Vorhaben gelingt den Berlinern mit Bravour - selten sah man (selbst auf der XBox) eine derartig umwerfend gestaltete Welt wie in Yager. Das Wasser plätschert realistisch vor sich hin, die Landschaft ist dicht bewaldet bis glaubwürdig verschmutzt, die detaillierten und fantastisch animierten Maschinen glänzen in der Sonne. Drei Perspektiven stehen zur Wahl, wobei die Cockpitsicht mit tollen Spiegeleffekten und Einschusslöchern protzt. Bemerkenswert sind auch und gerade die Effekte, wobei die fetten Explosionen ein klares Highlight darstellen. Hier platzt nicht einfach ein Feuerball, sondern man spürt förmlich die Wucht, mit der die Objekte zerrissen werden. Weiche Schatten, Wettereffekte und missionsabhängig wechselnde Tageszeiten müssen ebenso erwähnt werden wie die Zwischensequenzen, die allesamt in Echtzeit berechnet werden: klasse designte und weich animierte Figuren bewegen sich realistisch durch die Szenarien, und führen die Story weiter.

Es werde Licht!

Doch wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Und so verbirgt auch Yager unter dem hammermäßigen ersten Grafikeindruck leichte Schwächen: so detailliert die Landschaften auch sind, so leblos sind sie auch. Die Bäume stehen still, auf dem Boden bewegt sich gar nichts. Die Lüfte sind zwar etwas, aber nicht viel besser besiedelt: außer den Schiffen treiben sich lediglich vereinzelte Vogelschwärme in den Sphären über Proteus herum - nicht eben viel. Außerdem gerät die an sich flüssige Grafik bei seltenen Gelegenheiten leicht ins Stottern.

Wie schon erwähnt, verbringt Ihr einen großen Teil Eurer Yager-Zeit damit, den Feuerknopf zu drücken. Insgesamt 13 Waffen verhelfen Euch zum Sieg und Euren Gegnern zu einem frühen Grab: anfangs habt Ihr lediglich einen läppischen Laser zur Verfügung, der auch gebündeltes Einzelfeuer abgeben kann. Doch schnell gesellen sich MG, Raketen, Railgun, Napalm-Kanone und mehr dazu. Ihr könnt und solltet abhängig von Gegner und Auftrag zwischen den einzelnen Waffen umschalten: denn während die meisten Standard-Waffen automatisch das Ziel ins Visier nehmen, wenn Ihr nur nahe genug seid, müsst Ihr andere manuell ausrichten - bevorzugt bei langsameren, weniger beweglichen Objekten.

Immer an der Wand lang

Eine weitere Hilfe ist die Zoomfunktion, mit der Ihr kurzzeitig einen besseren Überblick erhaltet und genauer zielen könnt. Und als letzte Unterstützungsfunktion, könnt Ihr einen Gegner markieren, um ihn auf den Radar leichter auszumachen. Das trennt übrigens Freund und Feind gut erkennbar, und weist Euch per Pfeil zur Position des aktuell markierten Widersachers.

Die Missionen spielen meist in einem kompakten Teil der an sich sehr großen Einsatzgebiete. Falls Ihr Euch verzetteln solltet, hilft immer ein Blick auf die jederzeit einblendbare Karte, auf der auch noch mal kompakt das aktuelle Missionsziel vermerkt ist.

In Yager bekommt Ihr viel auf die Ohren - sehr viel. Als Erstes wäre da natürlich die Musik, die der Action mit schnellen Rhythmen gebührend einheizt. Die Soundeffekte erklingen bei entsprechenden Equipment in Dolby Digital, was das Spielerlebnis noch intensiver macht: man kann genau hören, von wo ein Gegner schießt, macht ihn aus, noch bevor man ihn sieht und vieles mehr. Doch das absolute Glanzlicht ist die Sprachausgabe: die Dialoge (besonders zwischen Magnus und Sarah) triefen vor Sarkasmus, Boshaftigkeiten und Sticheleien, während des Fluges bekommt man sehr viel Funkverkehr zu hören. Zwar leidet auch Yager an der alten Wing Commander-Krankheit, nach der sich im Kampf die Drohsprüche gelegentlich wiederholen, aber die gegenseitigen Unmutsbezeugungen sind abwechslungsreich genug, um nicht zu nerven.

Falls Ihr Euch dennoch zu weit vom Einsatzgebiet entfernen solltet, greift die Automatik ein, und Magnus dreht mit Worten wie »Ich habe da noch etwas zu erledigen« das Schiff um.

Großartige Labertaschen

Als zusätzlichen Bonus findet Ihr auf der DVD auch noch komplett englische Sprachausgabe, die die Vorzüge der deutschen Variante mit einem Hauch mehr Coolness kombiniert - um zu vermeiden, dass einige Wortspiele im Gefecht untergehen, könnt Ihr auch Untertitel zuschalten.

Fazit


Wow! Das und nichts anderes dürfte der erste Eindruck bei jedem sein, der Yager in Aktion sieht. Die Grafik ist wirklich phänomenal, die Zwischensequenzen sind allererste Sahne. Alles glänzt, überall bewegt sich was, gigantische Schiffe graben sich gemächlich durch den Himmel, kleine Jäger flitzen, eine leichte Rauchspur hinter sich herziehend, an einem vorbei. Unter uns blitzt das Wasser auf, und links und rechts zischen Laser an uns vorbei, und zwar in Dolby Digital - ein Traum. Doch wenn man sich erst mal daran gewöhnt hat, wird man schnell feststellen, dass doch nicht alles polierter Chrom ist, was glänzt: so zieht der Schwierigkeitsgrad sehr schnell an und wird schon nach kurzer Zeit richtig fies - den hätte man zumindest variabel einstellbar machen können. Auch die leblosen Landschaften sowie teils ewig langen Missionen ohne Speichermöglichkeit und ohne genauere Zielaufgabe kratzen am Lack des Kunstwerkes Yager. Aber sie können ihn nicht zerstören - Actionfans mit Hang zu frischer, laserhaltiger Luft finden in Yager eine würdige und wunderschöne Herausforderung. Zugreifen!
(Paul)

Die lange Wartezeit auf Yager hat sich wirklich gelohnt. Das Actionspiel aus deutschen Landen überzeugt mit einer gelungenen Sci-Fi-Geschichte, tollen Zwischensequenzen, einem Helden mit losem Mundwerk. Abwechslungsreichen Missionen, grandioser Grafik und bombastischer Soundkulisse. Diese Mischung macht aus Yager ein Spielerlebnis der Extraklasse. Aber nur wenn Ihr Euch an die komplexe Steuerung gewöhnt habt, die nach den ersten Missionen eigentlich gut von der Hand gehen sollte. Negativ anzumerken sind einige Einsätze, die deutlich zu lang geraten sind und die Ihr gar nicht beim ersten oder zweiten Mal schaffen könnt, weil das Missionsdesign zu undurchsichtig ist. Hier können schnell Frusterlebnisse auftreten, da die langen Einsätze einige Mal hintereinander gespielt werden müssen. Die gelegentlichen Slowdowns sind bei solch einer Bombastoptik auch zu verschmerzen. Wenn Ihr auf Actionspiele mit fantastischer Grafik und dazu noch komplexer Sci-Fi-Story steht, dann führt für Euch kein Weg an Yager vorbei.
(Marcel)

Pro

  • <li>fantastische Grafik</li><li>exzellente Sprachausgabe</li><li>coole Dialoge</li><li>großartige Soundkulisse</li><li>anspruchsvolle Aufgaben</li><li>viel Freiheit</li><li>viele versteckte Extras</li><li>gute Story</li><li>gutes Tutorial</li>

Kontra

  • <li>gelegentlich Leerlauf in den Missionen</li><li>übler Schwierigkeitsgrad</li><li>teilweise undurchsichtige Missionen</li><li>wenig abwechslungsreiche Missionen</li><li>keine freie Speichermöglichkeit</li><li>leblose Landschaften</li><li>kein Mehrspielermodus</li><li>Steuerung nicht frei definierbar</li><li>gelegentliche Ruckler</li>

Wertung

XBox