Rygar: The Legendary Adventure - Test, Action-Adventure, PlayStation2

Rygar: The Legendary Adventure
10.05.2003, Mathias Oertel

Test: Rygar: The Legendary Adventure

Seit dem Auftauchen der Next-Generation-Systeme versuchen Publisher mit wechselndem Erfolg, aus 8Bit-Zeiten bekannte Franchises zu neuem Leben zu erwecken. Shinobi fällt beispielsweise in diese Kategorie und auch Konamis Contra kann man getrost in die Liste aufnehmen. Doch bevor Ninjas und Söldner ihr Unwesen trieben, hat ein griechisch-römischer Held namens Rygar die Fans mit Action verzückt. Und nun kehrt er mit Rygar: The Legendary Adventure auf die PS2 zurück. Kann der Diskusschild schwingende Antik-Held auch heute noch begeistern? Die Antwort gibt der Test.

Bei einer Feier, die Prinzessin Harmonia für den antiken Helden Rygar ausrichtet, passiert das schier Unglaubliche: die Titanen -böse Götter, die in die Hölle verbannt wurden- brechen aus und lassen eine Schneise der Verwüstung zurück. Im wahrsten Sinne des Wortes: Erdspalten tun sich auf und wie es der Zufall so will, stürzt Rygar durch eine dieser Öffnungen in eine Parallelwelt, aus der er entkommen muss, um die Prinzessin zu retten.

Kampf der Titanen

Klingt abgefahren? Ist es auch, doch gegen die zusätzlichen Informationen zu Geschichte, die Ihr im Laufe des Spiels in Form von Textfragmenten findet, klingt sie nahezu logisch und nachvollziehbar. Denn was so nebenher als Hintergrund-Story angeboten wird, verliert nach und nach jeglichen Zusammenhang. Aber letzten Endes ist nur eines wichtig: Rygar muss das Böse stoppen.

Wie Dante schlägt sich auch Rygar durch eine streng lineare Welt, doch da man stets Zugang zu bereits besuchten Gebieten hat, verspürt man immer wieder Lust, sich vom eigentlichen Ziel weg zu bewegen und in schon abgeschlossenen Levels auch nach dem letzten Geheimnis zu suchen.

Jojo-Schild

Um der Übermacht der Titanen und ihrer Gefolgschaft ein Ende zu setzen, ist Rygar mit der so genannten Diskarmor bewaffnet. Was aussieht, wie ein normales Schild entpuppt sich als tödliches Jo-Jo, das er seinen Gegnern entgegen schmettern kann.

Doch die Diskarmor ist ein Vielzweck-Tool, das Ihr beispielsweise auch einsetzen könnt, um Euch über Abgründe zu schwingen usw.

Im Lauf der Zeit habt Ihr Zugriff auf drei Diskarmors, die gleichbedeutend mit verschiedenen Reichweiten sind und die alle eigenständige Kombos anbieten.

Spielerisch mit zahlreichen Anleihen bei der Devil May Cry-Serie versehen, werden sich Action-Fans auch sofort mit der schnellen Action, die durch leichte Rätselelemente aufgelockert wird, schnell anfreunden können.

Die Steuerung ist äußerst eingängig und da Ihr im Laufe des Spieles immer mehr Kombos und Fähigkeiten erlernt, bleibt die Motivation ständig auf einem hohen Niveau - auch wenn hin und wieder Genre-typische Kameraprobleme ein wenig nagen.

Denn viele der Upgrade-Steine, deren Wirkungen leider nur unzureichend erklärt werden, sind gut versteckt. Und beim erneuten Besuch eines Abschnitts findet man möglicherweise in den zahlreichen zerstörbaren Gegenständen genau den Stein, den man vorher übersehen hat.

Bosskämpfe gibt es natürlich auch - und das haufenweise. Und wie immer bei Spielen dieser Art geht es nur darum, das Angriffs-Schema des Obermonsters zu analysieren und entsprechend darauf zu reagieren. Doch da die Bosse genau so vielfältig wie unerwartet angreifen, wird man immer gefordert, ohne dass hier all zu viel Frust oder gar Langeweile aufkommt.

Die Titanen schlagen zurück

Ein Problem, das zwar nur am Rande auftaucht, soll nicht unerwähnt bleiben. Hat man einmal eine der eindrucksvollen Kombos gestartet und möchte sich bedingt durch was auch immer für einen anderen Angriff entscheiden, muss man abwarten, bis die aktuelle Animation abgespielt wurde. Erst dann kann man einen neuen Angriff starten.

Doch davon abgesehen bietet das legendäre Adventure von Rygar sehr gute und vor allem kurzweilige Unterhaltung, die sich jedem anbietet, der vom zweiten Devil May Cry-Abenteuer enttäuscht ist und verschmerzen kann, dass das Spiel -abhängig vom Schwierigkeitsgrad- nach acht bis zehn Stunden beendet ist.

Tecmo ist es gelungen, mit dem abwechslungsreichen und von griechischen und römischen Mythen angehauchten Grafikdesign für eine fantastische Stimmung zu sorgen. Die acht Abschnitte sind mit sehr viel Liebe zum Detail entwickelt worden und überzeugen mit schöner Architektur und ansehnlichen Texturen.

Antike Grafikpracht

Die Animationen befinden sich insgesamt gesehen auf einem hohen Niveau, wobei es jedoch qualitative Unterschiede gibt. Während die Bewegungen im Kampf einfach nur schön anzusehen sind, teilt Rygar beim Laufen ein Problem mit Dante und Onimusha: es sieht einfach nicht natürlich aus.

Doch dies hat seinen Preis, denn die einzelnen Gebiete sind allesamt recht klein. Was allerdings durch die kaum ins Gewicht fallenden Ladezeiten wieder ausgeglichen wird.

Auch die Licht- und Spezialeffekte bieten einiges fürs Auge.

Das Gegnerdesign ist ebenfalls ein Augenschmaus, kann aber nicht verschleiern, dass es nicht gerade viel Variation an Gegnern gibt.

Die Kameraführung ist leider nicht optimal gelöst. Wie bei den Capcom-Spielen gibt es feste Kamerapositionen. Und ein Problem, das von den Vorbildern gleich mit übernommen wurde, ist die nicht immer gewährte Übersichtlichkeit. Befindet Ihr Euch an der Grenze der Kameraeinstellung und bewegt Euch, kann es passieren, dass Ihr plötzlich keinen Gegner mehr im Blickfeld habt und aufs Geradewohl angreift. Außerdem wechselt auch die Steuerung mit der Kameraperspektive, so dass Ihr mit einer neuen Einstellung auf einmal in eine vollkommen andere Richtung lauft, als Ihr geplant hattet.

Musikalisch wird das antike Abenteuer von starken epischen Melodien untermalt, die vom Moskauer Symphonie-Orchester eingespielt wurden. Die Grundstimmung bleibt dabei zwar ernst, hinterlässt aber im Zusammenspiel mit der schönen Grafik eine wunderschöne Atmosphäre. Die Soundeffekte bewegen sich ebenfalls auf einem hohen Niveau, ohne allerdings herausragend zu sein; zudem wiederholen sie sich auf Dauer.

Doch diese Probleme tauchen glücklicherweise nur sporadisch auf und haben somit nur wenig Einfluss auf die Spielbarkeit und Motivation.

Moskau macht Musik

Die Sprachausgabe ist zwar komplett in Englisch gehalten, wird aber weitestgehend gut Deutsch untertitelt. Qualitativ auf einem hohen Niveau, vermisst man aber gelegentlich einen dem Thema entsprechenden Pathos.

Fazit


Respekt! Zwar hat sich Tecmo deutlich bei Capcom-Spielen wie Devil May Cry inspirieren lassen, doch das Endprodukt wirkt durch das ungewöhnliche Setting eigenständig und lässt Dantes zweiten Auftritt gehörig im Regen stehen - auch wenn die Story sich nicht gerade logisch entwickelt. Die nach und nach erlernbaren Fähigkeiten und Kombos locken genau so zum Weiterspielen wie das exzellente und äußerst stimmige Leveldesign. Und die jederzeit passende Musikuntermalung kann gekonnt verschleiern, dass die Soundeffekte zwar gut, aber bei weitem nicht herausragend sind. Einzig die Spieldauer sorgt für Unmut. Profis werden Rygar nach ca. sechs bis acht Stunden beendet haben. Trotzdem: wer nach einer mehr als gelungenen Alternative zur Devil May Cry-Serie sucht, ist mit Rygar bestens aufgehoben und wird sich für eine hoffentlich kommende Fortsetzung wünschen, dass es noch mehr von allem gibt.

Pro

  • <li>drei Diskarmors mit eigenen Kombos</li><li>wunderschönes Leveldesign</li><li>leicht zu erlernende Steuerung</li><li>eindrucksvolle Bosskämpfe</li><li>sehr schöne Musikuntermalung</li><li>gute Animationen</li><li>zahlreiche Secrets</li>

Kontra

  • <li>wenig Gegner-Variationen</li><li>insgesamt etwas kurz</li><li>unübersichtliche Menüs</li><li>hin und wieder Kameraprobleme</li>

Wertung

PlayStation2