G1 Jockey 3 - Test, Sport, PlayStation2

G1 Jockey 3
18.05.2003, Mathias Oertel

Test: G1 Jockey 3

Vor etwas mehr als einem Jahr veröffentlichte THQ die Jockey-Simulation G1 Jockey, die mit einem neuartigen und äußerst eingängigen Spielprinzip bei Pferdefans und Anhängern typischer Japano-Spiele für Freude sorgen konnte. Und nun ist es wieder Zeit, aufs Pferd zu steigen und sich als absoluter Elite-Jockey zu beweisen. Kann G1 Jockey 3 (ab 22,38€ bei kaufen) mehr als nur eine Hand voll Fans begeistern? Muss man ein absoluter Pferdenarr sein, um das Spiel auskosten zu können? Wir haben uns in den Testsattel geschwungen, um Antworten auf diese Fragen zu finden.

Dabei will sowohl die Auswahl des Rennstalles als auch die Auswahl der Gäule für die Rennen wohl überlegt sein. Denn je nachdem, bei welchem Stall ihr hauptsächlich angestellt seid, sind auch andere Pferdebesitzer bereit, Euch ihre Gäule unter den Hintern zu schnallen.

Mach mir den Jockey

Wie bei den Vorgängern geht es auch bei G1 Jockey 3 einzig und allein darum, mit seinem virtuellen Alter Ego eine Jockey-Karriere zu durchlaufen.

Natürlich habt Ihr als Anfänger nicht die Möglichkeit und vor allem nicht das Vertrauen, Euch sofort auf die Favoritenpferde zu setzen.

Stattdessen müsst Ihr Euch erstmal auf unbekannteren Rossen Eure Sporen verdienen.

Und selbstredend haben die insgesamt mehr als 4000 Pferde, die Ihr im Spiel findet, alle ihre Stärken und Schwächen. Und hier haben wir eine der größten Stärken, die G1 Jockey bietet: Nimmt man sich die Zeit, die Eigenschaften der Pferde mit Hilfe des guten Handbuchs zu analysieren, stellt man auf der Strecke tatsächlich Unterschiede im Verhalten und den Fähigkeiten fest.

Doch letzten Endes kommt es -abhängig vom gewählten Schwierigkeitsgrad- nur auf Euer reiterisches Können an. Denn auch mit scheinbar schwachen Pferden könnt Ihr eine akzeptable Position erreichen und möglicherweise sogar auf dem Treppchen stehen.

Der Spielablauf läuft in diversen Phasen ab. In Ruhemomenten könnt Ihr beispielsweise in den Ställen vorbei schauen und Kontakte mit den Rennstallbossen knüpfen. Am Wochenende hingegen ist das Pflichtprogramm angesagt und Ihr müsst in einem oder mehreren Rennen antreten.

Reiten ist so einfach

Die Auswahl der Pferde ist dabei hauptsächlich von zwei Faktoren abhängig: Eurem Verhältnis zum Rennstall und Eurem Ruf. Je besser Ihr seid, desto mehr Reputations-Punkte bekommt Ihr. Je mehr Punkte Ihr habt, und je besser Ihr mit dem Pferdebesitzer steht, um so größer ist Eure Chance, dass Ihr das Pferd Eurer Wahl reiten dürft.

Gewinnt Ihr häufiger mit einem bestimmten Pferd, kann es sogar passieren, dass Ihr als Stammjockey eingesetzt werdet.

Die Steuerung auf der Strecke gestaltet sich sowohl bei den Galopp- als auch bei den Hindernisrennen als überaus einfach. Mit nur wenigen Eingaben habt Ihr Euer Pferd vollkommen im Griff und müsst nur noch die Ausdauer und das Stehvermögen des Gauls im Auge behalten, um im Schluss-Spurt die Nase vorn zu haben.

Doch so umfangreich die Statistiken auch sind und so abwechslungsreich die Reitduelle anfangs auch sein mögen - sie können nicht verschleiern, dass sich das Spielprinzip auf Dauer nur noch wiederholt. Es kommen zwar im Laufe der Zeit immer bessere Pferde auf Euch zu und auch die Rennen werden härter, doch letzten Endes läuft das Spiel immer nach Schema F ab.

Daher eignet sich G1 Jockey trotz gut umgesetztem Zwei-Spieler-Splitscreen-Modus nur als Spielchen, das man mal zwischendurch spielen kann. Ein paar Rennen hier, ein paar Rennen da bieten nette, unkomplizierte Unterhaltung - aber dann bis zum nächsten Tag pausieren!

Denn während der Rennen sieht man nichts als Euch entgegen gereckte Vier-Buchstaben der Jockeys, die von etwas weiter darunter liegenden verlängerten Pferderücken verschönt werden. Zugegeben: Rennstrecke und Zuschauer sind auch noch vorhanden, aber die nimmt man angesichts der Schinkenflut kaum noch wahr.

Dadurch bleibt das Spiel frischer als bei einer Marathon-Sitzung, die spätestens nach zwei Stunden öde wird.

Verlängerte Rückgrate

Wie bei allen Teilen der Serie ist die Präsentation an sich weitestgehend staubtrocken. Zwar wurden die statischen Bildschirme aus Teil 1 jetzt mit neuen Animationen im Hintergrund aufgewertet, doch ändert dies am Gesamtbild wenig.

Den größten Fortschritt spürt man auf der Rennstrecke: Die Umgebungstexturen sind gut ausgewählt und auch die Pferde bewegen sich mitsamt Reiter geschmeidig über die Bahn, so dass hier nahezu Ascot-Atmosphäre aufkommt.

Allerdings muss man trotz aller grafischen Vorzüge einen Fetisch für Hinterteile mitbringen.

Der Sound ist definitiv der schwächste Teil von G1 Jockey 3. Dudelmusik in den Menüs, einigermaßen passables Pferdegetrappel in den Rennen und das vollkommene Fehlen jeglicher Sprachausgabe sprechen nicht gerade für das Spiel. Schade eigentlich, denn mit entsprechender akustischer Untermalung wäre sicherlich mehr herausgesprungen.

Dürre Soundmähre

Andererseits ist man so sehr mit sich und den Pferden beschäftigt, dass man die magere Soundkulisse fast schon nicht mehr wahrnimmt.

Fazit


So komisch es klingen mag: das überaus einfache Spielprinzip von G1 Jockey 3 kann seinen Reiz entfalten. Zumindest, wenn man über die fehlende Sprachausgabe und die insgesamt staubtrockene Präsentation beiseite wischen kann. Der Karrieremodus kann mit zahlreichen Möglichkeiten punkten, die Rennen sind spannend und die spielend leichte Steuerung gibt ebenfalls keinen Anlass zur Sorge. Allerdings sollten wirklich nur Fans und Anhänger außergewöhnlicher Spiele zugreifen. Denn trotz aller Erweiterungen und Verbesserungen wie den Hindernisrennen und dem Training wird das Spielprinzip relativ schnell eintönig. Trotzdem für ein Spielchen zwischendurch immer mal wieder einen Blick wert.

Pro

  • <LI>über 4000 Pferde<LI>umfangreiche Statistiken<LI>einfache Steuerung<LI>Trainingsmöglichkeiten<LI>Galopp- und Hindernisrennen<LI>Zwei-Spieler-Modus</LI>

Kontra

  • <LI>keine Sprachausgabe<LI>auf Dauer etwas eintönig<LI>laue Musikuntermalung<LI>grafisch kein Überflieger</LI>

Wertung

PlayStation2