NBA Street Vol. 2 - Test, Sport, PlayStation2, XBox, GameCube

NBA Street Vol. 2
11.05.2003, Mathias Oertel

Test: NBA Street Vol. 2

Als NBA Street vor etwa eineinhalb Jahren erschien, wirkte es auf den ersten Blick wie eine weitere NBA Jam-Variante. Doch es stellte sich ziemlich schnell heraus, dass die Streetball-Action weitaus mehr zu bieten hatte als das Vorbild. Dementsprechend kassierte EA Big weltweit einen Award nach dem anderen. Und nun ist endlich Teil 2 erhältlich, der an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen möchte. Ob es gelingt und ob NBA Street Vol.2 mehr ist als nur eine lahme Neuauflage, könnt Ihr im Test erfahren.

Das fängt schon bei den Spielmodi an, mit denen Einzelspieler gut 30 bis 40 Stunden beschäftigt sein dürften. Bei "Be-A-Legend", dem Kern des Spieles, geht es für Euch darum, einen Basketballer durch verschiedene Locations an der Ost- und Westküste der USA zur absoluten Streetball-Legende zu machen.

Streetball-Karriere

Um es vorweg zu nehmen: NBA Street Vol. 2 (ab 19,98€ bei kaufen) setzt genau da an, wo der Vorgänger aufgehört hat. Das bedeutet, dass Ihr Euch auf spannende und actionreiche Streetball-Action freuen könnt.

Doch EA hat sich nicht ausgeruht und dem Spiel frei nach dem Motto "schöner, größer, besser, mehr" diverse neue Feinheiten spendiert, die das Spiel zu einem Pflichtkauf für alle Basketball-Fans machen.

Und das ist auch bitter nötig: Denn die Gegner werden Euch abhängig vom Schwierigkeitsgrad aufs Härteste fordern. Der größte Unterschied im Vergleich zum Vorgänger, der auch schon einen ähnlichen Modus hatte, ist der Variantenreichtum der Matches. Denn neben normalen Duellen warten auch Turniere und besondere Herausforderungen auf Euch. Das kann ein Spiel nach original NBA-Regeln sein oder auch ein Match, in dem keine Tricks verwendet werden können.

Im spielend einfach zu bedienenden Editor fertigt Ihr Euch einen Spieler an, mit dem Ihr fortan die NBA-Stars und Streetball-Könige zum Drei-gegen-Drei-Duell herausfordert.

Mit jedem gewonnenen Spiel erhaltet Ihr Punkte, die Ihr dafür verwenden könnt, entweder Euren Charakter mit neuen Fähigkeiten wie verbesserter Sprungkraft auszurüsten oder zum Freischalten von Spielern und Ausrüstungsgegenständen zu beutzen.

Das Schöne daran ist, dass all diese Variationen auch in den Multiplayer-Duellen zum Einsatz kommen. Sowieso sind alle Spielmodi irgendwo miteinander verknüpft: Angefangen vom Training über die spannenden Spiele gegen sämtliche NBA-Teams und natürlich in der Karriere gibt es überall Punkte zu gewinnen, sowie hier und da noch zusätzliche Spieler oder Features, die freigeschaltet werden.

Wie im Vorgänger habt Ihr die Möglichkeit, am siegreichen Ende eines Spiels ein Mitglied der anderen Mannschaft zu rekrutieren. Und davon solltet Ihr tunlichst Gebrauch machen. Denn neben der Steigerung Eurer eigenen Fähigkeiten ist dies die einzige Möglichkeit, den späteren Mannschaften Paroli bieten zu können.

So ist hervorragend gewährleistet, dass die Spieler mit jedem Modus glücklich werden.

Team-Zuwachs und Trickmonster

Ein weiteres Hauptmerkmal von NBA Street war der exzessive Einsatz von Tricks. Und hier wie da dienen sie nicht nur dazu, die Gegner ziemlich dumm aus der Wäsche schauen zu lassen, sondern um Eure Trickleiste zu füllen, die bei Vollständigkeit einen der so genannten Gamebreaker ermöglicht.

In diesem Bereich gibt es auch zahlreiche dem Spiel nur gut tuende Neuerungen. Nicht nur, dass das Trickrepertoire weitaus umfangreicher ist als in Teil 1 - es sind auch ganz neue Möglichkeiten hinzu gekommen, wie beispielsweise der "Back 2 Papa", bei dem Ihr den Ball über das Brett zu Euch zurückwerft.

Zudem könnt Ihr jetzt sogar das Wagnis eingehen, einen Gamebreaker aufzubewahren und mit einem zweiten Auffüllen der Leiste einen Mega-Gamebreaker aus dem Hut zu zaubern, der sich verheerend auf den Punktestand des Gegners auswirkt und dazu nicht geblockt werden kann.

Da weiterhin das ausgeglichene Spielprinzip zwischen guter Verteidigung und durchdachten Angriffen beibehalten wurde, sind spannende Duelle vorprogrammiert. Mit richtigem Timing kann nahezu jeder Wurf geblockt werden, wodurch das Spiel verdammt viel Dynamik gewinnt.

Andererseits könnt Ihr, wenn Ihr es geschickt anstellt, dem Gegner sogar einen Gamebreaker wegnehmen.

Obwohl man mittlerweile zahlreiche neue spielerische und tricktechnische Möglichkeiten hat, gestaltet sich die Steuerung als angenehm einfach. Es gibt allerdings kleine Unterschiede zwischen den verschiedenen Versionen, die durch das Pad-Layout bedingt sind. Insofern ist die GameCube-Fassung auf Anhieb nicht ganz so intuitiv zu bewältigen wie Xbox oder gar PS2, die wieder einmal zeigt, dass das Pad auch heute noch annähernd den Standard darstellt. Doch diese Probleme gehören auch auf allen Systemen schnell der Vergangenheit an. Und hat man die Belegung nach kurzer Eingewöhnung erst einmal intus, nimmt der Spaß kein Ende.

Alles unter Kontrolle - auch zu zweit

Hat man hin und wieder Freunde zu Besuch, kann man die natürlich auch zum Streetball-Duell auffordern. Und lasst Euch gesagt sein: es wird nicht bei einem Spiel bleiben. Eine Revanche wird die nächste jagen und ehe man sich umschaut, sind ein paar Stunden ins Land gezogen.

Und so bedauerlich dies auch sein mag, meiner Meinung nach haben sich die Entwickler mit dem Vier-Spieler-Modus zu schnell zufrieden gegeben. Denn es ist auch zu dritt oder zu viert nicht möglich, eines der Teams komplett mit menschlichen Mitspielern zu füllen. Bei zwei Spielern ist Schluss.

Doch so sehr menschliche Duelle auch den Spielspaß bis zum Letzten ausreizen - es gibt kleine Punkte, die das exzellente Spielvergnügen noch besser hätten machen können.

So beispielsweise die Verwendung der selbst erstellten Teams - was im Vorgänger noch möglich war und hier definitiv auch sinnvoll wäre, um den Streetball-König zu ermitteln.

Nachdem man in den freispielbaren Spielern zahlreiche Legenden der Siebziger Jahre finden kann, ist es nicht verwunderlich, dass sich EA dazu entschlossen hat, auch bei der allgemeinen Präsentation mit 70er-Flair um sich zu werfen. Was für Euch bedeutet, dass sich in den Menüs und Ladebildschirmen die für die damalige Zeit üblichen geschwungenen Buchstaben und Sterne ohne Ende finden. Und so abwegig dies auch anfänglich klingen mag: es passt wunderbar und verleiht dem Spiel eine ganz eigene Note.

Hier haben die Programmierer zahlreiche Möglichkeiten verschenkt. Denn wer z.B. glaubt, er wäre der absolute Streetball-Honcho, hätte versuchen können, es alleine gegen drei Freunde aufzunehmen.

Aber unter dem Strich können diese kleinen Mankos den Gesamtspielwert von NBA Street Vol. 2 nicht wirklich schmälern.

Denn egal, ob alleine oder mit mehreren: Was Basketball betrifft, führt derzeit kein Weg an diesem Spielspaß-Garanten vorbei.

70er-Jahre-Comic

Was das Geschehen auf dem Spielfeld betrifft, gibt man sich ebenfalls keine Blöße. Obwohl die Spieler mit einem deutlichen Hang zur Comic-Grafik ausgestattet sind, wirken sie niemals überzogen oder gar unrealistisch. Jeder Spieler ist deutlich zu erkennen, ganz gleich ob es sich um Shaq, Michael Jordan oder Jason Kidd handelt.

Bei den Animationen hat man sich im Vergleich zu Teil 1 sogar noch übertroffen: Egal ob Standard-Bewegungen oder noch so ausgefallene Tricks - die Figuren bewegen sich jederzeit flüssig und detailreich, so dass sich so manche "Simulationen" hier eine riesige Scheibe abschneiden kann.

Nachdem man sich bereits grafisch deutlich an den 70ern orientiert hat, ist es nicht verwunderlich, dass auch bei der Musikauswahl in diese Richtung tendiert wird. Und so findet man neben moderneren HipHop-Nummern auch Musikstücke, die durchaus in einem der damals so beliebten "Blaxploitation"-Filme Platz gefunden hätte. Allerdings würde man sich wünschen, dass man hier sogar noch einen Schritt weiter gegangen wäre und tatsächlich Songs von beispielsweise Isaac Hayes lizenziert hätte.

Schaut man sich die drei Fassungen nebeneinander an, nimmt die PS2 allerdings nur den letzten Platz ein. Denn wo GameCube und Xbox mit weichen Übergängen punkten, wirken die Ränder der PS2-Spieler im Vergleich zur Umgebung sehr hart.

Auch die Texturen wirken auf der PS2 nicht ganz so plastisch wie auf GameCube oder gar der Xbox, die grafisch eindeutig die Nase vorn hat.

Doch letzten Endes sind die Unterschiede nur marginal. Unter dem Strich bietet jede Fassung eine durchweg stylische und durchdachte Grafik, die auf jeder Konsole zum Zuschauen reizt.

Funk und coole Kommentare

Einer der Hauptkritikpunkte des Vorgängers war der nach kurzer Zeit recht nervige Sprecher. Dieses Problems hat sich EA eindrucksvoll angenommen und präsentiert Euch einen englischen Kommentar, der nicht weniger witzig ist als im Vorgänger, aber durch eine massive Aufstockung der Samples und eine weitaus bessere Sprecherwahl niemals in die Gefahr kommt, über die Nervgrenze abzurutschen.

Fazit

Die NBA Street-Serie ist und bleibt der Basketball-König. Die Tugenden des Vorgängers wie exzellente Spielbarkeit, eine gelungene Mischung aus Abwehr- und Angriffsverhalten sowie Tricks ohne Ende wurden nicht nur beibehalten, sondern massiv verbessert. Sowohl für Einzelspieler als auch für Fans von heißen Multiplayer-Duellen ist genügend Stoff für zahllose spannende Stunden vorhanden. Der gewählte Comic-Grafikstil wird dezent eingesetzt und sorgt zusammen mit der 70er-Jahre Präsentation für ein gigantisches Streetball-Feeling. Wer auch nur einen Funken Interesse für Basketball aufbringen kann, sollte sich das Spiel schleunigst zulegen. Denn die heiße Arcade-Action lässt sämtliche "realistische" Konkurrenz hinter sich und reizt insgesamt gesehen das Genre so weit aus, wie es offline möglich ist. Selbst kleine Unstimmigkeiten im Mehrspieler-Modus, wie die fehlende Möglichkeit, mit den selbst erspielten und gebastelten Teams anzutreten, können den alten und neuen Basketballmeister nicht in Gefahr bringen.

Pro

  • <li>klasse Animationen</li><li>Tricks ohne Ende</li><li>sehr gute Steuerung</li><li>motivierende Spielmodi</li><li>grandiose Basketball-Action</li><li>ausgewogenes Gameplay</li><li>gute KI</li><li>durchgestylte Präsentation</li><li>Dutzende freispielbare Gimmicks</li><li>passende Soundkulisse</li><li>Karriere-Modus mit Charakter-Aufbau</li>

Kontra

  • <li>lange Ladezeiten</li><li>leichte Pal-Balken</li><li>keine eigenen Teams im Multiplayer</li><li>nur zwei menschliche Spieler pro Team</li>

Wertung

PlayStation2