Big Mutha Truckers - Test, Rennspiel, GameCube, PC, PlayStation2, XBox

Big Mutha Truckers
14.05.2003, Paul Kautz

Test: Big Mutha Truckers

40 Tonnen ungezügelte Pferdestärken unter dem Sitz, eine mächtige Hupe auf dem Dach und laute Rockmusik aus dem Radio - das ist das wahre Leben eines echten Truckers. Empires Big Mutha Truckers (ab 8,99€ bei kaufen) ist aber keine beinharte Simulation, sondern versieht das raue Dasein mit einer gehörigen Portion Humor. Ob´s auf der PS2 klappt, erfahrt Ihr aus unserer Review.

Familienbetriebe sind doch was Schönes: Mutter Jackson, Herrin über das Trucker-Unternehmen »Big Mutha Truckers« sieht die Rente unaufhaltsam auf sich zurasen. Da die renitente alte Dame, die nicht nur potthässlich, sondern auch erstaunlich geschickt im Umgang mit der Waffe ist, die Firma nicht einfach den Bach runtergehen lassen will, muss ein Erbe ran. Vier ebenso untaugliche wie kriminelle Familienmitglieder stehen zur Wahl: der schmierige Rawkus, der dumpfbackige Earl, der fiese Cletus und die liebreizende Landschönheit Bobbie Sue. Deren Aufgabe ist es nun, innerhalb von 60 Tagen soviel Geld wie möglich zu verdienen - wer am Ende die meiste Kohle gescheffelt hat, gewinnt das stolze Familienerbe.

Das Erbe des Truckers

Diese Geschichte bekommt Ihr in einem ebenso langen wie witzig gestalteten Renderintro erzählt, das die skurrilen Figuren ironisch einführt. Danach habt Ihr im Hauptmenü die Wahl unter dem »Truckerleben« und dem Missionsmodus - wobei nur erstere Wahl die »Story« fortführt. In der zweiten Variante klappert Ihr nur ausgefallene Aufgaben ab.

Entscheidet Ihr Euch für das Truckerleben, müsst Ihr zuerst unter den vier Protagonisten wählen, wobei das eine rein optische Entscheidung hinsichtlich der Person und des Trucks ist - spielerisch gibt es überhaupt keine Unterschiede zwischen den Figuren. Um nun Mamas Erbe anzutreten, springt Ihr in Euren gewaltigen Truck und entschwindet auf die Highways der fiktiven USA, um den großen Reibach zu machen.

Führ mich zum Schotter!

Der einfachste Weg schnell an Geld zu kommen, ist der Handel. Ihr pendelt zwischen sechs Städten hin und her, die unterschiedliche Waren anbieten und benötigen. Sehr schnell werdet Ihr herausfinden, welche Güter wo am gewinnbringendsten verschachert werden können, außerdem bekommt Ihr immer wieder wertvolle Tipps von lokalen Barkeepern. Dieser Mini-Handelspart ist aufgrund des sehr begrenzten Angebots leicht zu durchschauen, und sichert ein zuverlässiges Einkommen. Verlockender sind da natürlich die kleinen, nicht immer ganz legalen, aber umso lukrativeren Angebote: so sollt Ihr beispielsweise innerhalb eines kurzen Zeitlimits Zivilfahrzeuge verschrotten oder heiße Ware zu bestimmten Orten bringen. In regelmäßigen Abständen werdet Ihr auch von anderen Truckern zu einem Rennen herausgefordert, die ebenfalls gutes Geld einbringen können.

Viel Geld allein macht auf Dauer nicht glücklich, deswegen solltet Ihr die verdiente Knete früher oder später in Euren Truck investieren. Die in jeder Stadt befindlichen Werkstätten können Euer Baby nicht nur betanken, sondern auch mit griffigen Extras ausstatten: ein Rammbock erleichtert das Konkurrenzverhalten, der Benzinlimiter sorgt für sparsameren Verbrauch, extra-starke Bremsen bringen Euch zuverlässig zum Halten. Außerdem können die geschickten Meister Euren Laster auch reparieren - jeder Crash, jede Kollision mit der Leitplanke hinterlässt schließlich hässliche Kratzer im hochglanzpolierten Lack unserer Trucks. Zu guter Letzt können artistisch begabte Fernfahrer auch zum integrierten Malprogramm greifen, und sich eigene Logos pinseln.

Alles Geld der Welt

Neben der Werkstatt und dem Warenhaus lohnt sich auch der regelmäßige Besuch der ansässigen Bars: ein kurzes Schwätzchen mit dem Barkeeper bringt, wie schon erwähnt, meist gute Routentipps. Außerdem dürft Ihr auch Euer Glück am einarmigen Banditen versuchen, sowie einen Kredithai besuchen, der Euch zu mehr oder weniger horrenden Zinsen schnell und unkompliziert Geld leiht.

Auf der freien Straße habt Ihr nicht viel zu befürchten, seid Ihr im Normalfall doch nicht allzu lange unterwegs. Zwar ist das Wegenetz einigermaßen komplex und weitläufig, doch Ihr braucht selten mehr als zehn Minuten, um von einer Stadt zur anderen zu kommen.

Rempelparade

Es gibt eigentlich nur zwei echte Gefahren, denen man aber auch einfach aus dem Weg gehen kann. Das eine wären die harten Biker, die es nicht gerne sehen, von der Straße gerempelt zu werden. Falls Ihr diese Gruppe gegen Euch aufbringt, versuchen einzelne Mitglieder davon, Euren Truck zu entern - und lassen sich sehr leicht abschütteln. Das gilt auch für die erstaunlich lethargische Polizei, die erst dann zum Martinshorn greift, wenn man rigoros über die blau-weißen Wagen drüberrollt. Ein Abhängmanöver später ist man aber auch diese Gefahr los. Solcherlei Manöver verbessern bzw. verschlechtern Euren Straßenruf schnell, was Ihr auf Eurem Führerschein nachverfolgen könnt. Falls Ihr einen schlechten Ruf oder ein schlechtes Geschäft vermeiden wollt, könnt Ihr speichern, sobald Ihr innerhalb einer Stadt geparkt habt.

Bei all der Stoßerei und Rempelei sollte man stets die Schadensanzeige im Auge behalten - fängt der Truck erst mal Feuer, muss er abgeschleppt werden, was, wie im richtigen Leben, die Kasse unnötig schwer belastet. Stete Reparaturen stehen daher auf der Tagesordnung.

Die Wege von A nach B sind meist linear und auf der einblendbaren Karte einigermaßen ersichtlich. Hilfreicher sind da schon Straßenschilder und die vor wichtigen Abzweigungen eingeblendeten Pfeile, die zuverlässig den richtigen Weg weisen. Natürlich steht es Euch dennoch frei, eine andere Stadt als die ursprünglich geplante anzusteuern, aus welchem Grund auch immer.

Harte Rocker werden Big Mutha Truckers lieben, schließlich passt der Soundtrack wie der Totenkopf auf den Schalthebel: die bluesig-rockigen bis technoid-treibenden Klänge bestehen aus Bands wie Steppenwolf, Deep Purple oder den Stereo MC´s. Das erhebende Gefühl, mit einem 40-Tonner zu »Born to be wild« über die Highways zu rumpeln haben die Entwickler sehr schön umgesetzt. Als Besonderheit könnt Ihr wie bei <4PCODE cmd=DGFLink;name=GTA3;id=1187> jederzeit zwischen thematisch unterschiedliche Radiostationen wechseln - die nicht nur einen Song nach dem anderen abspulen, sondern dazwischen auch mit witzigen Moderationen und Dialogen unterhalten. Dazu gibt es passende Soundeffekte und jede Menge leider nur englische Sprachausgabe. Die ist allerdings sehr ausführlich geraten, so dass beispielsweise kleine sinnlose und teilweise urkomische Debatten geführt werden, während Ihr im Warenhaus nach Schnäppchen sucht.

Smoke on the Water

Wer <4PCODE cmd=DGFLink;name=Mercedes Benz Truck Racing;id=291> kennt, weiß, wie schwer es ist, ein PS-Ungetüm einigermaßen sicher auf der Straße zu halten. Big Mutha Truckers lässt deswegen jeglichen Realitätsanspruch links liegen, und präsentiert Euch eine herrlich arcadige Steuerung, die man sehr schnell intus hat.

Grafisch hat Big Mutha Truckers nur wenig auf dem Kasten: Hauptattraktion sind die schön glänzenden und detailliert ausgearbeiteten Truck-Modelle, die jeden Hobby-Bastler mit stolz erfüllen würden. Auch die schaurig-schönen Figuren und guten Schatten-Effekte bringen Pluspunkte auf der Grafik-Skala. Doch leider sind gerade die weitläufigen Landschaften mit Bäumen, ein paar Autos und viel Grün sehr leer geraten, auch die Städte sind bestenfalls nett anzusehen. Und die 3D-Männlein mögen nett anzusehen sein, wirken jedoch mangels jeglicher Mimik oder Lippenbewegung sehr leblos. Schade auch, dass der im Intro gezeigte Blur-Effekt nicht ins Spiel übertragen wurde, das hätte dem etwas gemächlichen Tempo etwas mehr Rasanz verliehen. So bleibt Euch nur, unter vier Perspektiven zu wählen, und Euch zu fragen, wieso keinerlei Multiplayerunterstützung integriert ist.

Selbst kleinere Schlidder-Partien sind mit Eurem Truck problemlos möglich.

Allein auf weiter Flur

Fazit


Big Mutha Truckers ist eine merkwürdige, aber durchaus reizvolle Mischung. Als Rennspiel geht es nicht durch, dazu fehlen die stetigen Rennen. Eine Simulation ist es schon gar nicht, dazu ist das Fahrmodell viel zu simpel. Womit haben wir es hier also zu tun? Mit einer witzigen Mischung aus allem, mit einem Schuss Handelspart und viel Humor. Leider verliert sich die Langzeitmotivation in den begrenzten Handelsmöglichkeiten, denn hat man alle wichtigen Upgrades mal ausprobiert, fehlt irgendwie der Reiz um weiterzumachen. Doch für ein Spiel zwischendurch ist Big Mutha Truckers, nicht nur dank der klasse Musik, immer wieder gut.

Pro

  • <li>sehr kurze Ladezeiten</li><li>netter Handelspart</li><li>sehr schöne Truck-Modelle</li><li>klasse Sprachausgabe</li><li>super Musik</li><li>witzige Radiostationen</li><li>ausgefallene Charaktere</li><li>offenes Spielprinzip</li><li>einfache Steuerung</li><li>viele Upgrade-Möglichkeiten</li><li>kreative Nebenmissionen</li><li>gut ausgewogener Schwierigkeitsgrad</li>

Kontra

  • <li>Handelspart zu simpel</li><li>unaufregende Straßengrafik</li><li>kein Multiplayermodus</li><li>lediglich sechs Städte</li><li>wenig Abwechslung</li><li>leblose Gesichter</li>

Wertung

PlayStation2