Grand Theft Auto: Vice City - Test, Action-Adventure, PlayStation2, Android, iPad, PC, iPhone

Grand Theft Auto: Vice City
23.05.2003, Paul Kautz

Test: Grand Theft Auto: Vice City

Wie gemein: PS2-Jünger dürfen sich schon seit mehr als einem halben Jahr in Vice City tummeln. Und nun, nach langer Wartezeit, darf endlich auch die PC-Gemeinde in der Vorzeigestadt der 80er ihr Unwesen treiben. Verbesserte Grafik, mehr Handlungsfreiheit, ein größerer Fuhrpark und mehr erwarten Euch - folgt uns in die schillernde Welt der Eighties-Kriminalität...

War der Protagonist in <4PCODE cmd=DGFLink;name=GTA 3;id=2235> noch ein namen- und sprachloser Irgendjemand, lenkt Ihr jetzt die Geschicke von Labertasche Tommy Vercetti, dessen oftmals stinkige Laune meist damit erklärt werden kann, dass sich jeder über seine Kleidung lustig macht.

Heldenwechsel

Dieser Vorzeigeheld kommt von Liberty City nach Vice City, um für seinen Freund Sonny einen Drogendeal abzuwickeln. Alles sieht gut aus, bis Unbekannte mitten in den Deal platzen, und die meisten Anwesenden umbringen. Tommy kann seine Haut zusammen mit dem schmierigen Anwalt Ken Rosenberg retten, steht jetzt aber vor dem Problem, dass nicht nur Sonnys Geld, sondern auch die Drogen futsch sind - was seinem Freund gar nicht gefällt. Also ist es jetzt seine oder vielmehr unsere Aufgabe, tief in die Unterwelt von Vice City abzutauchen, um die Verantwortlichen zu finden, und sich einen Namen zu machen.

Für Vice City hat Rockstar Games einen Schritt in die Vergangenheit gemacht und das Geschehen in das Jahr 1986 verfrachtet. Das bedeutet nicht nur merkwürdige Klamotten und Sonnenbrillen, sondern auch Rollschuh-fahrende Blondinen an der Strandpromenade, »alte Autos« und vor allem jede Menge 80er-Musik. Der Entwickler hat sich nicht lumpen lassen, und insgesamt über zehn Stunden Original-Musik dieser Zeit lizenziert, die es auch als separaten 7-CD-Soundtrack zu kaufen gibt. Das bedeutet dass Euch aus den Radiostationen Stars wie Michael Jackson, Grandmaster Flash, Nena, Herbie Hancock, Run DMC, Iron Maiden und viele Eighties-Größen mehr entgegenklingen. Zusammen mit dem Neon-Schwerpunkt der hiesigen Farbgebung summiert sich das zu einem der intensivsten 80er-Erlebnisse der Spielewelt - wer diese Zeit verschlafen hat, oder zu jung war, um sie richtig zu erleben, kann hier zumindest den musikalischen Teil nachholen.

Back to the 80s

Um Euer Spielziel zu erreichen, müsst Ihr vielerlei Missionen ausführen, die Ihr von jeder Menge skurriler Gestalten über Euer mobiles oder ein öffentliches Telefon erhaltet. Unter anderem bekommt Ihr es mit einer geheimnisvollen Voodoo-Mama, einem durchgeknallten Zwerg, einem gewissenlosen Immobilienhai oder einem irren Kubaner zu tun. Der Abwechslungsreichtum und Zynismus der meisten Missionen lässt einen schon grübeln, welche Mafia-Kontake Rockstar Games wohl pflegt, um auf derartige Ideen zu kommen.

Einmal möchte ich ein Böser sein...

Sei´s drum, hier folgt ein kurzer Abriss Eurer Aktivitäten in Vice City: Ihr müsst die Ehefrau eines Auftraggebers umbringen, und es wie einen Unfall aussehen lassen, Drogen für eine Rockband beschaffen, einen Bandenkrieg mitkämpfen, einen kompletten Banküberfall mitmachen, als Eis getarnte Drogen verkaufen oder Erpresserfotos schießen. Gelegentlich nehmt Ihr auch eine Fernsteuerung in die Hand, und verteilt per Mini-Helikopter Dynamitstangen, um ein Gebäude zu sprengen, oder werft per Modellflugzeug Bomben auf Boote. Außerdem springt Ihr mit einem Rennmotorrad von Hausdach zu Hausdach, fahrt Bootsrennen oder sucht Pornodarsteller. Alles in allem ist das Missionsdesign so abwechslungsreich, wie man es sich nur wünschen kann.

Vice City soll vom bloßen Umfang her etwa doppelt so groß wie Liberty City sein. Das mag sein, allerdings ist die Stadt viel offener gebaut, so dass Ihr viel schneller von A nach B kommt, und viel eher Zugang zur kompletten Stadt habt, deren westlicher Teil die ersten paar Missionen lang gesperrt ist.

Witzigerweise fahrt Ihr hier teilweise die Vorgängermodelle der Boliden aus GTA3 - als Beispiel seien hier nur die Marken Sentinel, Cheetah und Infernus genannt. Wie man schon an diesen Namen erkennt, gibt es wieder keine echten Auto-Lizenzen, jedoch erkennt man deutlich, was eine Corvette und was ein Ferrari Testarossa sein soll. Das Schadensmodell des Vorgängers wurde ein wenig erweitert, aber dennoch unkompliziert belassen: nach wie vor wirkt sich jeder Crash, sogar jeder Stupser auf Euer Blechkleid aus, früher oder später fällt die Karre langsam auseinander, die Reifen flattern und die Motorhaube verabschiedet sich. Spätestens wenn dicker Rauch aus dem Kühler quillt, wird es Zeit, sich anderweitig umzusehen, denn schon kurz darauf vergeht der Wagen in einer eindrucksvollen Explosion - so kann´s gehen. Gut, dass Ihr im Notfall schnell aus dem Fahrzeug hechten könnt.

Mörder-Fuhrpark

Wie schon im Vorgänger ist auch in Vice City das Auto das Fortbewegungsmittel Nummer 1. Ihr habt die Wahl unter etlichen detaillierten Fahrzeugen, die sich allesamt anders fahren.

Ärgerlicherweise habt Ihr von Anfang an Zugriff auf fast alle vierrädrigen Vehikel, was ein wenig auf die Suchmotivation drückt - schließlich gab es im Vorgänger die heißen Modelle erst im Verlaufe des Spiels. So könnt Ihr gleich zu Beginn entscheiden, ob Euch dicke Trucks, Rennmaschinen, Familienkutschen, Geländewagen, Transporter, Polizeiautos oder gar Busse lieber sind. Für alle, die zwei und weniger Räder bevorzugen, hat der Entwickler Alternativen eingebaut. Ihr dürft jetzt auch in den Sattel eines Motorrades springen, oder Eure Flugkünste offiziell (und nicht per Trick wie im Vorgänger) beweisen: Hubschrauber und Flugzeug kommen recht früh in Spiel und sind mit nicht einfach zu meisternder Steuerung eine schöne Herausforderung - doch dazu später mehr. Für die Seewege gibt es natürlich nach wie vor die bewährten Boote, wobei das Spektrum vom Schlauch- bis zum Rennboot reicht. Leider gibt es keinerlei U-Bahn mehr, so dass Ihr im Notfall tatsächlich auf Eure Füße angewiesen seid.

Natürlich bleibt auch in Vice City das Gauner-Credo der GTA-Serie unangekratzt, so dass es nur einen vernünftigen Weg gibt, um an Autos zu kommen: man klaut sie. Ihr stoppt einen Wagen der Euch gefällt, zerrt den Besitzer raus und macht Euch aus dem Staub. Logischerweise solltet Ihr immer die Augen nach der Polizei offen halten, die solcherlei Aktionen bzw. das Gangster-Dasein allgemein nicht gern sieht. Wenn Ihr auf offener Straße rumballert, vor ihren Augen einen Wagen klaut oder Euch sonst wie auffällig verhaltet, während Gesetzeshüter in der Nähe sind, habt Ihr schnell einen jaulenden Wagen im Nacken.

Der Ärger mit dem Gesetz

Die Cops verhalten sich gewohnt raffiniert, haben aber ein paar Tricks dazugelernt: so schießen sie jetzt gezielt auf Reifen, schmeißen Krähenfüße aus, oder kommen in höheren Fahndungslevels schon mal mit dem Spezialeinheiten-Ferrari angebraust. Auch das Fahndungs-System wurde leicht überarbeitet: wie gehabt bekommt Ihr für Straftaten früher oder später maximal sechs Fahndungspunkte. Wenn es lediglich einer ist, verschwindet er nach kurzer Zeit von alleine, ab zweien werdet Ihr hartnäckig verfolgt, ab vier und mehr bekommt Ihr es mit erwähnten Sonderkommandos sowie treffsicheren SWAT-Teams zu tun. Natürlich könnt Ihr diese Punkte auch loswerden:

Der einfachste Weg ist der Besuch einer »Pay-n-Spray«-Werkstatt, in der Euch gegen Bargeld der Fahndungslevel weglackiert wird. Außerdem könnt Ihr Bestechungsgeld-Symbole aufsammeln, um die Punkte einzeln loszuwerden. Und zu guter Letzt hilft ein Klamottenwechsel, maximal zwei Punkte schnell zu verdrängen. Ist Euer Gewissen bereinigt, müsst Ihr dennoch vorsichtig bleiben: die Gesucht-Anzeige blinkt noch für eine kurze Zeit, in der Ihr Euch keine Straftat leisten könnt - tut Ihr es dennoch, erhaltet Ihr umgehend wieder die gesamte Punktzahl aufgehalst.

So cruist Ihr aus fünf Perspektiven durch sonnendurchflutete Palmen-Alleen und unter gewaltigen Wolkenkratzern hindurch oder rast auf dem wunderschön modellierten Motorrad die Strandpromenade entlang, auf der Euch Jogger und Rollschuhläufer entgegenkommen, während Euer leicht aufgeknöpftes Hawaiihemd im Wind flattert. Da jeder Tag immer noch in stark beschleunigter Echtzeit dargestellt wird, erlebt Ihr wundervolle Sonnenauf- und -untergänge, die die Umgebung in ein sattes Rot tauchen, das sich allmählich entweder in hellen Tag oder finstere Nacht verwandelt, und wunderschön im Wasser gespiegelt wird. Dann gehen die Straßenlaternen und Häuserfenster an, die Autos werfen helles Licht. Plötzlich ziehen Wolken auf, ein Regenschauer bricht aus, auf der Fahrbahn wird die Umgebung teilweise gespiegelt und Regentropfen verzieren den Monitor. Kaum kommt die Sonne wieder heraus, wird ihr Licht von den Autos reflektiert, am Himmel ziehen Flugzeuge dünne Kondensstreifen hinter sich her, und im transparenten Wasser sieht man Teile des Meeresbodens. All das zeugt vom Enthusiasmus der Entwickler und deren Liebe zum Detail. Schade nur, dass der Blur-Effekt des Vorgängers ersatzlos gestrichen wurde.

Hochglanzpolierte Stadt

Vice Citys Grafik ist wie die des Vorgängers eine Wucht: es ist weniger der Fotorealismus, sondern mehr das erfolgreich vermittelte Gefühl einer »echten« Stadt, das die Optik einzigartig sein lässt.

Das bemerkenswerteste Grafikfeature ist aber nach wie vor die unglaubliche Weitsicht: Selbst die entferntesten Wolkenkratzer sind an einem klaren Tag deutlich zu sehen, besonders vom Hubschrauber aus hat man einen großen Teil der Stadt auf einmal im Blick. Leider bemerkt man gerade hier die gehäuft auftretenden Clipping-Fehler und aufpoppenden 3D-Objekte, besonders beim noch nicht geladenen Stadtteil. Außerdem sind manche Texturen sehr niedrig aufgelöst - unverkennbar ein PS2-Erbe. Doch das spielt im Gesamtbild eine ebenso kleine Rolle wie die etwas grob geschnitzten Figuren, die dafür perfekt animiert sind. Das kommt besonders in den in Vielzahl auftretenden Zwischensequenzen zur Geltung, die darüber hinaus mit gutem Schnitt, interessanter Kameraführung und vor allem coolen Dialogen bestechen. Insgesamt ist Vice City deutlich detaillierter als der Vorgänger, läuft paradoxerweise aber schneller - nur ganz selten gibt es Einbrüche der sonst konstant hohen Framerate.

Der offensichtlichste Neuzugang in Vice City sind die bereits erwähnten Fluggeräte. Während Ihr in GTA3 nur notdürftig (und unter großen Verrenkungen) abheben durftet, stehen Euch jetzt vielerlei Himmelsstürmer zur freien Verfügung: ob Hubschrauber oder Wasserflugzeug, das Fluggefühl haben die Entwickler fantastisch hinbekommen. Zwar ist die Steuerung etwas komplizierter als die der bodenständigen Vehikel, aber die Einarbeitung lohnt sich allemal.

Blei auf Rädern

Das gilt ebenso für die zweite Neuerung, die Motorräder: Vice City ist voll von Rennmaschinen, Rollern, fetten Choppern und flinken Geländebikes. Damit lassen sich die Straßenzüge Vice Citys nicht nur cool befahren, sondern auch schöne Stunts wie Wheelies oder Endos hinlegen. Allerdings bergen die Bikes auch die Gefahr eines verfrühten Dahinscheidens, schließlich legt Ihr bei härteren Kollisionen einen mehr oder weniger weiten Flug hin, der Lebensenergie kostet. Aber besonders die aus dem Vorgänger bekannten »Unique Stunts« (besonders spektakuläre Sprünge über Rampen) gewinnen mit den Motorrädern einen zusätzlichen Reiz, außerdem dürft Ihr beim Fahren nach vorne feuern.

Das Waffensortiment hat sich seit den GTA3-Tagen nur wenig verändert: noch immer bestreitet Ihr die vielen Feuergefechte mit Uzi, MG, Pistole, Schrot- oder Scharfschützengewehr. Neu im Waffenschrank befindet sich simpler Handwerkerbedarf: in speziellen Läden erwerbt Ihr Kettensägen, Schraubenzieher oder einen Hammer, um sprichwörtlich Nägel mit Köpfen zu machen. Für den Nahkampf sind außerdem Spielereien wie ein Katana (Samurai-Schwert), ein Golfschläger oder eine Machete prädestiniert. Allerdings dürft Ihr von jeder Waffengattung (Gewehr, Pistole, etc) neuerdings nur ein Exemplar mit Euch herumtragen.

In GTA3 wurde dem Spieler das Geldverdienen sehr leicht gemacht: die Missionen wurden fürstlich entlohnt, man musste nur selten größere Summen ausgeben. In Vice City wird man nicht so schnell reich - es gibt weitaus weniger Kohle für erfüllte Aufträge. Um später an das benötigte Geld zu kommen, stehen Euch neben den Aufträgen mehrere Alternativen zur Verfügung: zum einen könnt Ihr zur Abwechslung mal was Legales machen, und Euer Geld als Krankenwagenfahrer, Feuerwehrmann, Taxifahrer oder Pizzajunge verdienen. Das bringt allerdings auch nicht irre viel Bargeld ins Haus, und kostet viel Zeit, ist also ideal für Mußestunden.

Dieses könnt Ihr allerdings per Tastendruck austauschen, falls Ihr über eine bessere Waffe gleicher Sorte stolpern solltet.

Der kleine Immobilienhai

Viel effizienter, aber ebenfalls sehr zeitaufwändig, ist das Konzept des Häuserkaufs: Im Laufe der Zeit könnt Ihr Euch immer mehr der über die ganzen Stadt verteilten Anwesen kaufen. Viele davon dienen lediglich als zusätzliche Speichermöglichkeit, oder bieten weitere Garagen zum Unterstellen Eurer Fahrzeuge. Andere hingegen (wie der Malibu Club) bieten zusätzliche Missionen. Habt Ihr das geschafft, werfen die Immobilien ständig Geld ab, das Ihr nur noch abholen müsst - mit der Zeit ist so ein steter Geldfluss gesichert. Das investiert Ihr in weitere Häuser, bekommt so noch mehr Geld und vor allem neue Aufträge, die die coole Story weitertreiben. Wie gehabt dürft Ihr jederzeit an bestimmten Punkten (Euren Unterschlüpfen) speichern, allerdings nur, wenn Ihr Euch nicht gerade in einer aktiven Mission befindet, außerdem vergehen mit jedem Speichervorgang sechs Stunden im Spiel.

Wie gesagt, ist der Soundtrack für Fans der 80er-Ära eine Ohrenweide. Wem das nicht so recht gefällt, kann auch wieder seine Lieblingssongs im MP3-Format in ein spezielles Verzeichnis legen und dieser Musik lauschen. Doch dann entgehen Euch die fantastischen Radiostationen mit witzigen Ansagen und bekloppten Dialogen. Die Sprachausgabe ist nämlich ein mindestens ebenso hell leuchtendes Highlight des Spiels: zwar wird nur englisch geredet (auf Wunsch deutsch untertitelt), aber die prominente Sprecher-Riege hat´s in sich: Namen wie Lee Majors, Tom Sizemore, Burt Reynolds oder Dennis Hopper bürgen für authentische Stimmen mit hohem Wiedererkennungswert - im Falle des Pornosternchens Candy Suxxx sogar ganz besonders, da sie von Echtwelt-Erotikstar Jenna Jameson synchronisiert wurde. Die Dialoge strotzen vor Sarkasmus, Wortwitz und herrlichen Dialekten, darüber hinaus kommentiert Tommy gelegentlich seine Situation als Selbstgespräch.

Wo bitte geht´s nach Hollywood?

Die Soundeffekte sind bekannt erstklassig - Waffen knallen, Reifen quietschen, Motorräder jaulen und am Strand schwappt das Meer schön romantisch an die Küste. Leider ändert das nichts daran, dass Ihr dem Wasser trotzdem nicht zu nahe kommen solltet, denn wie sein GTA3-Pendant kann auch Tommy Vercetti nicht schwimmen.

Die Entwickler haben sich bemüht, einige Unbequemlichkeiten des Vorgängers auszubügeln: so wartet nach einer verpatzten Mission beispielsweise ein Taxi auf Euch, welches Euch ohne Umwege zum letzten Auftraggeber befördert. Auch das stets eingeblendete Radar wurde etwas aufgemöbelt, und verfügt seit neuestem über eine Höhendarstellung, die Euch zeigt, ob sich das Ziel über oder unter Euch befindet. Falls Ihr Euch dennoch verlaufen solltet, könnt Ihr jederzeit einen Blick auf die Gesamtkarte der Stadt werfen, auf der die wichtigsten Punkte eingetragen sind: Lackierereien, Speicherpunkte, gekaufte Anwesen und so weiter.

Bei all dem Sonnenschein fällt es natürlich schwer, die düsteren Seiten von GTA Vice City zu vergessen. Zum einen verstecken sich einige hartnäckige Bugs im Spiel, die so manche Mission zum Albtraum werden lassen: wenn beispielsweise gescriptete Sequenzen nicht abgespielt werden, KI-Partner einfach nicht folgen oder bestimmte Wagen einfach verschwinden. In solchen Fällen hilft nur, das letzte Savegame zu laden und die Mission erneut zu starten.

Die dunkle Seite der Macht

Auch dass Ihr oft Seite an Seite mit CPU-Kumpanen kämpft, wird schnell zum Nachteil: diese Burschen sind nicht eben die Hellsten, laufen einem in die Schussbahn, bleiben seelenruhig in brennenden Autos sitzen, lassen sich überfahren oder weigern sich hartnäckig einen Spurt hinzulegen, selbst wenn sie von Dutzenden Polizisten verfolgt werden - sehr oft sind sie der Grund, warum solche Missionen in die Hose gehen. Ein anderer Grund ist der unausgewogene Schwierigkeitsgrad, der viele Missionen kinderleicht, andere hingegen bockschwer macht, oftmals sogar so schwer, dass sie nur durch pures Glück zu schaffen sind. Und nicht zuletzt ist die moralische Botschaft des Spiels wie schon bei GTA3 fragwürdig - wenigstens spritzt hier kein Blut und die Körper bleiben am Stück.

Doch wenn man solche Bedenken beiseite lässt, bietet GTA Vice City wieder dasselbe faszinierende Spielerlebnis wie schon der Vorgänger. Einen guten Teil davon kann man den etlichen versteckten Dingen zuschreiben, die den Entdecker im Killer wecken: neben gut getarnten Autos und Boni sind auch wieder die berüchtigten »Rampages« über die Stadt verteilt: innerhalb eines bestimmten Zeitlimits müsst Ihr mit verschiedensten Waffen bestimmte Dinge erledigen. Außerdem sind wieder 100 Pakete versteckt, die Euch nicht nur ständig kostenlose Waffen, sondern am Ende sogar einen ausgewachsenen Kampfhubschrauber einbringen. Schade allerdings, dass Ihr diesen wieder nur alleine benutzen dürft, denn ein Multiplayermodus ist auch dieses mal nicht vorhanden.

Fazit

Eines ist ganz klar: moralische Bedenken sind in Vice City gnadenlos fehl am Platze. Wer mit dem hiesigen Gangster-Milieu und der damit verbundenen Comic-Brutalität, mit dreckigen Geschäften und einer extra-schwarzen Portion Humor nichts anfangen kann, dürfte schon GTA3 gemieden haben. Wer jedoch auf der Suche nach dem momentan abwechslungsreichsten, motivierendsten und schlicht coolsten Actionspiel auf dem PC ist, der wird zu GTA Vice City lange keine Alternative finden: exzellente Grafik, fantastische Missionen, viel Handlungsfreiheit und eine brillante Soundkulisse machen Vice City wie schon auf der PS2 auch auf dem PC zu einem einzigartigen Juwel. Natürlich ist das Spiel seinem Vorgänger in vielen Belangen sehr ähnlich, aber das Gute wurde konsequent noch weiter verbessert und mit frischen Ideen angereichert. Das Schlechte hingegen, insbesondere die technischen Probleme, wurde zum großen Teil ausgemerzt, wenn auch nicht gänzlich beseitigt. Langsam wird es für Rockstar Games wirklich schwierig, die eigenen Spiele zu toppen; man kann sich nur schwer vorstellen, wie GTA 4 nochmals besser werden soll. Genug geredet: zieht das hellblaue Polyester-Hemd an, föhnt die Frisur, packt die Giganto-Sonnenbrille ein und begebt Euch nach Vice City - ein Ausflug, der sich definitiv lohnt.

Pro

  • <li>exzellente Grafik</li><li>klasse Animationen</li><li>super Weitsicht</li><li>sehr große, echt wirkende Stadt</li><li>klasse Soundtrack</li><li>eigene MP3-Files benutzbar</li><li>fantastische Sprachausgabe</li><li>witzige Dialoge</li><li>klasse Zwischensequenzen</li><li>klasse Soundeffekte</li><li>intuitive Steuerung</li><li>abwechslungsreiche Missionen</li><li>viele versteckte Extras</li><li>viel Handlungsfreiheit</li><li>gigantischer Fuhr-/Flugpark</li><li>stimmiges Fahrgefühl</li><li>großartiges Fluggefühl</li><li>sehr gute Langzeitmotivation</li><li>coole Story</li><li>viel schwarzer Humor</li><li>interessantes Immobilien-System</li><li>schön skurrile Figuren</li>

Kontra

  • <li>manche Missionen sehr glücksabhängig</li><li>gelegentliche Bugs</li><li>nur englische Sprachausgabe</li><li>sporadische Grafikfehler</li><li>dumme KI-Kameraden</li>

Wertung

PC