Red Faction 2 - Test, Shooter, XBox

Red Faction 2
08.06.2003, Mathias Oertel

Test: Red Faction 2

Gut ein halbes Jahr nachdem Red Faction 2 den Kult-Shooter auf der PS2 adäquat fortgesetzt hat, kommen auch Xbox-Spieler mit nervösem Zeigefinger dazu, mit der GeoMod-Engine alles in Schutt und Asche zu legen und den bösen Kanzler Sopot in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Die mehr oder minder unrühmliche Aufgabe, den Xbox-Port auf die Beine zu stellen, fiel dem Team von Outrage Games zu. Ob die Umsetzung gelungen ist und ob Halo seinen Meister gefunden hat, könnt Ihr im Test erfahren.

Obwohl die Revolte der Minenarbeiter auf dem Mars -Mittelpunkt des ersten Teiles- mittlerweile der Vergangenheit angehört, setzt sich die Geschichte der Ultor Corporation auch auf der Erde fort. Mit Hilfe von Nano-Technologie aus dem Hause Ultor erschafft der Kanzler Sopot ein Heer von Super-Soldaten, das er gegen seine Feinde einsetzen will.

Die Revolution geht weiter

Doch urplötzlich macht Sopot eine Kehrtwendung, sieht in seinen "Geschöpfen" auf einmal seine größten Gegner und beginnt, sie systematisch auszurotten. Einzig Alias und fünf seiner Kameraden, die mittlerweile der Red Faction anghören, überleben. Und kommen zu dem Entschluss, dass sie nur im Falle von Sopots Tod friedlich weiter leben können. Die Jagd beginnt...

Das Genre der Ego-Shooter ist seit Computer-Urzeiten beliebt und wurde mit einer Vielzahl an Spielen bedacht. Und von Zeit zu Zeit erscheint ein Spiel, das es tatsächlich schafft, mit neuen Elementen frischen Wind ins Genre zu hauchen. So geschehen im Fall von Red Faction, das mit der so genannten GeoMod-Engine einen Grafikmotor präsentierte, der es Spielern ermöglicht, die Umgebung fast komplett zu zerstören. Dadurch kam ein neues Element ins Spiel, denn durch den geschickten Einsatz der Waffen konnte man z.B. Wände zerstören und dadurch evtl. einen neuen Lösungsweg finden. Allerdings wurde dieses Element etwa zur Hälfte des Spieles weitestgehend in den Hintergrund gerückt.

Spielerisch penible Umsetzung

In Red Faction 2 haben die Entwickler aus der Kritik gelernt und die GeoMod-Engine nicht nur optisch auf Hochglanz gebracht, sondern auch intensiver in den Spielverlauf eingebunden.

Das Schöne dabei ist aber auch, dass nicht nur Ihr die Engine zu Euren Gunsten nutzen könnt, sondern auch die Gegner sich im Zweifelsfrei durch Mauern sprengen, um Euch in die Quere zu kommen.

Dadurch kann man sich nie wirklich sicher fühlen, wodurch ein wesentliches Element der Story -die Verfolgung durch Sopot- sehr schön ins Spiel eingebracht wurde.

Auch das sonstige Umfeld wurde in allen Belangen zum ersten Teil verbessert, unterscheidet sich aber nicht großartig von der PS2-Fassung: Die KI macht ihre Sache im Allgemeinen sehr gut, reagiert auf Eure Aktionen und versucht im Zweifelsfall auch mal Deckung aufzusuchen, Verstärkung zu holen usw. Trotzdem kommt es ab und an vor, dass die Kameraden sich einfach als Futter für Eure Munition präsentieren, was aber angesichts der ständig auf Euch einhämmernden Action kaum ins Gewicht fällt.

Bei den Waffen hat man ebenfalls aufgestockt: 14 komplett neue Waffen, die größtenteils über einen sekundären Feuermodus verfügen, sorgen für Vergnügen. Freude kommt besonders dann auf, wenn man beidhändig mit Waffen ausgestattet durch die Areale zieht. Denn beide Waffen lassen sich unabhängig voneinander abfeuern.

Auch Eure Mitstreiter, die unabhängig von Euch ihren Wegen nachgehen, erledigen einen guten Job und greifen Euch immer wieder hilfreich unter die Arme.

Bei den Fahrzeugen hat man sich ebenfalls gewaltig ins Zeug gelegt: Zwar hat man bei den vier Typen, u.a. ein U-Boot und ein Jagdgleiter, manchmal nur die Rolle des Bordschützen, doch die Action, die einem entgegen schlägt, würde einem auch kaum Zeit und Spielraum lassen, das Fahrzeug selber zu steuern.

Überhaupt wurden Verschnaufpausen im Vergleich zum Vorgänger nahezu auf ein Minimum reduziert. Ständig ist man unter Beschuss, so dass das Action-Stakkato einen kaum zu Atem kommen lässt und das Adrenalin in Wallung bringt. Angesichts der durchdachten und gut reagierenden Steuerung, die mit einer kleinen, aber feinen Zielhilfe die letzte Pixelarbeit abnimmt, braucht Ihr aber keinen Gedanken an die Kontrollen verschwenden, sondern könnt Euch voll und ganz dem fordernden Geschehen widmen.

Leider haben es die Entwickler versäumt, eine Anbindung an Xbox Live einzubauen. Dies ist sehr bedauerlich, denn gerade durch die GeoMod-Engine und das damit verbundene Zerstörungspotenzial hätte sich hier durchaus die Möglichkeit geboten, die immer noch an der Spitze stehenden Multiplayer-Shooter Unreal Championship und MechAssault ernsthaft in Gefahr zu bringen.

Multiplayer-Fragfest

Um den im Endeffekt recht kurzen Einzelspieler-Spaß ein wenig zu kompensieren, hat Volition Red Faction 2 mit einem netten Multiplayer-Modus angereichert, in dem bis zu vier Spieler am Splitscreen ergänzt durch Bots um ihr Überleben kämpfen können.

Allerdings gibt es im Vergleich zu z.B. TimeSplitters 2 nur Standardspielmodi und auch keine Möglichkeit, sich eigene Karten zu erstellen.

Doch die mitgelieferten Mehrspieler-Karten sind wie die Einzelspieler-Abschnitte recht gut designt und locken immer wieder ans Pad.

Bei der Umsetzung hätten die Entwickler die Möglichkeit gehabt, kleinere grafische Mankos der PS2-Fassung zu beheben. Leider haben sie davon keinen Gebrauch gemacht. Insgesamt auf einem passablen Niveau, wirken die Bewegungen wie auf der PS2 hin und wieder sehr gestelzt - vor allem bei den maschinellen Gegnern.

Der Halo-Killer?

Trotz eindrucksvoll in Szene gesetzter GeoMod-Engine ist Red Faction 2 weit davon entfernt, Halo grafisch in Gefahr zu bringen. Besonders in diesem Bereich wird deutlich, dass die Entwicklung eher als Auftragsarbeit anzusehen ist.

Die Grafik wirkt zwar schöner und klarer als auf der PS2, doch im Endeffekt wurde das ganze optische Gerüst nur an die Xbox angepasst ohne direkt für die Konsole optimiert zu werden.

Daher sehen die Abschnitte zwar allesamt gut aus und sind weitestgehend auch mit netten Texturen versehen, doch vor allem die Figuren wirken neben den detaillierten Charakteren aus Halo geradezu klobig und unscheinbar.

Was Licht-, Wetter- und Explosionseffekte betrifft, bleibt es bei dem angesprochenen "gut umgesetzt, aber nicht optimiert". Red Faction 2 sieht auf der Xbox wahrlich nicht schlecht aus, doch angesichts der Fähigkeiten der Xbox hätte man viel mehr aus dem Spiel herausholen können.

Zudem hat die Engine ab und zu mit gewaltigen Problemen zu kämpfen. Als Beispiel möchte ich nur den Abschnitt nennen, in dem Ihr als Bordschütze durch die Stadt fliegt. Nicht nur, dass hier die Texturqualität gnadenlos abfällt - auch das immer wieder bei Häusern auftretende Nachziehen der Grafik (Tearing) ist äußerst unschön und absolut nicht Xbox-würdig.

Wie schon im Vorgänger (und bei THQ-Spielen im Allgemeinen) ist die Sprachausgabe auf Deutsch und außerordentlich gut gelungen. Die Sprecher passen wunderbar zu den Figuren und bringen eine durch die Bank gute Leistung, auch wenn sie hin und wieder dazu neigen, entweder zu übertreiben oder mit zu wenig Elan bei der Sache sind..

Hetzjagd auf Deutsch

Bei der Musik ging Volition einen ungewöhnlichen Weg. Anstatt den Spieler mit einer permanenten Musik-Beschallung zu nerven, kommt es einem anfangs so vor, als ob überhaupt keine Melodien aus den Sprechern tönen. Doch wenn man genauer hinhört, merkt man, dass eine zwar äußerst sparsame und im Gegensatz zum Gameplay-Prinzip geradezu ruhige, aber gerade dadurch extrem effektive Musik das Geschehen untermalt. In diesem Zusammenhang ist weiterhin erwähnenswert, dass Soundeffekte und Musik nicht versuchen, sich gegenseitig in den Schatten zu stellen, sondern einen homogenen Soundteppich liefern.

Die Soundeffekte, allen voran natürlich die gewaltigen Explosionen, sind ebenfalls hörenswert und lassen bei angeschlossenem Subwoofer die Nachbarn zittern.

Fazit


Für Spieler, die nach einem neuen Ego-Shooter dürsten, kommt Red Faction 2 gerade recht - auch wenn die grafische Umsetzung hinter den Erwartungen zurück bleibt. Angesichts der so hoch gepriesenen Fähigkeiten der Xbox ist es bedauerlich, dass die Entwickler scheinbar den Weg des geringsten Widerstandes gegangen sind und kaum Gedanken daran verschwendet haben, das grafische Potenzial auszuschöpfen. Spielerisch hingegen bietet Red Faction 2 gute Kost, die sich vor allem mit den sich bietenden Möglichkeiten der GeoMod-Engine von der Konkurrenz abhebt. Höchst bedauerlich ist allerdings auch, dass die Multiplayer-Modi ebenfalls unverändert von der PS2 auf die Xbox gebracht wurden, ohne beispielsweise eine Online-Möglichkeit über Xbox Live anzubieten. Unter dem Strich eine gute Umsetzung eines PS2-bewährten Shooters, bei dem allerdings viele Möglichkeiten verschenkt wurden. Stoff für ein paar unterhaltsame Abende bietet Red Faction 2 aber allemal. Zumal die Action für gerade mal 40 Euro den Besitzer wechselt.

Pro

  • <li>Nonstop-Action</li><li>sehr gute Steuerung</li><li>gute Lokalisation</li><li>klasse Soundkulisse</li><li>absoluter Zerstörungswahn</li><li>feine, sparsame Musikuntermalung</li><li>"Billigpreis"</li>

Kontra

  • <li>KI hin und wieder mit Problemen</li><li>platte Story</li><li>insgesamt etwas kurz geraten</li><li>gelegentliche Mängel im Level-Design (wo geht´s weiter?)</li><li>nur Standard-Multiplayer-Modi</li><li>keine Xbox Live-Unterstützung</li><li>grafisch nicht Xbox-optimiert</li>

Wertung

XBox