Red Faction 2 - Test, Shooter, PC

Red Faction 2
10.06.2003, Paul Kautz

Test: Red Faction 2

Über ein halbes Jahr gibt´s Red Faction 2 (ab 8,52€ bei kaufen) schon auf der PS2, und erst jetzt dürfen sich auch PC-Revoluzzer in den Kampf gegen Sopot schwingen. Verbesserte Grafik, erweiterte Geomod-Möglichkeiten und mehr Action sollen das Spiel vom berühmten Vorgänger abheben - ob dieses Manöver gelingt, erfahrt Ihr in der Review.

Wir erinnern uns: in Red Faction verfolgten wir die Story von Parker, einem jungen Arbeiter, der sich in den Ultor-Marsminen der Widerstandstruppe »Red Faction« anschloss. Denn die Mars-Arbeiter wurden nicht nur ausgebeutet, sondern fielen auch reihenweise einer mysteriösen Seuche zum Opfer, die immer mehr künstlichen Ursprungs schien. An der Seite von Eos, der Rebellenführerin, kamen wir dem Geheimnis um die Seuche ein gutes Stück näher und waren kurz davor, den Mars zu verlassen, als das Spiel auf einmal »Und tschüss!« sagte - ein offeneres Ende ist kaum möglich.

Neue Story, neues Glück

Wer nun vom zweiten Teil die logische Fortsetzung dieser spannenden Geschichte erwartet, hat sich leider getäuscht: die Story wurde um einige Jahre in die Zukunft verlegt, und hat nichts mehr mit dem Mars-Widerstand zu tun. Stattdessen schlüpft Ihr in die nano-optimierte Haut des Sprengstoffexperten Alias. Dieser leistet mit seinen ebenso verbesserten Kampfgenossen und der Red Faction verzweifelten Widerstand gegen den größenwahnsinnigen Diktator Sopot, der sowohl die Nano-Soldaten als auch die Rebellen ganz oben auf seiner Abschussliste stehen hat. Das ist allerdings nur die eine Seite der Medaille, etwa ab der Hälfte des Spiels nimmt die Story eine überraschende Wendung - doch wir wollen hier nicht zu viel verraten.

Der Kampf gegen Sopot und seine Schergen unterscheidet sich nicht sehr vom Widerstand gegen Ultor - noch immer zieht Ihr mit dickem Waffenarsenal durch abwechslungsarme Levels, die Ihr teilweise in Stücke schießen könnt. Denn dank der verbesserten Geomod-Technologie dürft Ihr jetzt mehr Architektur in grobe Schutthaufen verwandeln. Doch leider beschränken sich die Anwendungsmöglichkeiten dieser an sich faszinierenden Technologie wieder einmal darauf, Heilpäckchen oder Munitionsnachschub hinter meterdickem Beton zu verstecken - echte spielerische Vorteile oder sinnvolle Abkürzungen könnt Ihr Euch damit leider nach wie vor nicht erballern.

Mit dem Kopf durch die Wand

Um durch Wand und Boden zu kommen, benötigt Ihr natürlich jede Menge Sprengkraft. Nur wenige der insgesamt 15 unterschiedlichen Waffensysteme wie Granat- oder Raketenwerfer sind dafür geeignet. Mit den anderen habt Ihr hingegen die abwechslungsarme Gegnerschar gut im Griff: Uzis, Pistolen, Scharfschützengewehr oder Railgun sind aus dem Vorgänger bekannt. Neu ist, dass Ihr einige Knarren beidhändig abfeuern dürft, außerdem haben die meisten Wummen einen zusätzlichen Feuermodus.

Euer Weg zur Freiheit ist lang und beschwerlich, weswegen Ihr Euch immer wieder an Bord eines Panzers, Flugzeugs oder U-Boots wiederfindet. Leider dürft Ihr nicht alle Vehikel selbst steuern, sondern dient meist nur als Bordschütze, dafür wurden die Fahrzeug-Reihen um einen praktischen Mech-Kampfanzug erweitert: Ihr schlüpft mehrere Male im Spiel an die Kontrollen dieses gigantischen und sehr zerstörungsfreudigen Kolosses, der die Gegnerreihen schneller lichtet, als Ihr »Moorhuhn« sagen könnt. Im Gegensatz zur englischen Version bleiben die hiesigen Soldaten, Zombies, Spinnen oder Nano-Mutanten an einem Stück, und gehen blutfrei in die ewigen Jagdgründe. Und das schnell und oft, denn die hiesige Gegnerschar hat mit Intelligenz nicht das geringste am Hut und ist lediglich durch Masse und überraschendes Auftauchen eine Gefahr.

Wo ist mein Mech?

In unregelmäßigen Abständen müsst auch gegen extraharte Endgegner bestehen: die stecken einiges weg und teilen genauso gut aus, sind aber grundsätzlich nicht schlauer als ihre Normalo-Kollegen. In diesem Zusammenhang ist es praktisch, dass aufgesammelte Heilpäckchen nicht sofort benutzt, sondern bis zu drei davon in Reserve gehalten und im Notfall automatisch benutzt werden.

Die Texturen sind bis auf wenige Ausnahmen sehr niedrig aufgelöst, die Figuren derb geschnitzt, die Animationen eckig. Der strikt linearen Levelarchitektur mangelt es an Abwechslung und runden Formen, alles wirkt hartkantig und grob. Allerdings ist nicht alles düster: die Explosionen sind schön wuchtig, der Nachtsicht-Effekt psychedelisch verzerrt, das Unterwasser-Wabern sehr cool. Außerdem läuft das Spiel auch auf mittelschnellen Rechnern angenehm flott; nur selten gibt es, meist im Zusammenhang mit Nebeleffekten, unerwartete Einbrüche der sonst konstant hohen Framerate.

Zu wenig des Guten

Grafisch reißt Red Faction 2 auf dem PC keine Bäume aus. Man sieht leider viel zu häufig, dass es sich hier nur um eine PS2-Umsetzung und kein eigens für den PC entwickeltes Spiel handelt.

Die Akustik ist bemühter, schafft aber ebenfalls nicht den Sprung in die Oberliga. Besonders die Sprecher der deutschen Version können sich nicht mit ihren englischen Pendants messen; darüber hinaus fehlt bei der PC-Version die Möglichkeit, die Sprache zu wechseln. Lediglich wenige Ausnahmen wie Sopot oder Quill sprechen ihre Rollen überzeugend, die meisten anderen klingen oftmals überbetont oder lustlos. Die Soundeffekte geben keinen Grund zur Klage, wummern sie doch angenehm krachend aus den Boxen.

Die Musik schließlich begleitet den Spieler únaufdringlich, aber doch stets präsent durch die Welten. Die sanften bis rockigen Weisen fügen sich so erstaunlich flüssig ins Spiel und verleihen dem actionreichen Bildschirmgeschehen eine unerwartet aufregende Note.

Neu in Red Faction 2 ist auch das Karma-Prinzip: Euer Charakter verfügt über einen bestimmten Karma-Level, der sich je nach Spielweise verändert: wenn Ihr Zivilisten verschont und zusätzliche Missionsziele erfüllt, steigt Euer Wert. Rast Ihr hingegen auf alles ballernd durch die Abschnitte, sinkt die Anzeige schnell gen Boden. Im Endeffekt bestimmt die Höhe des Karmas die Endsequenz - je nach Pegel bekommt Ihr einen von vier, lediglich in der Kommentierung veränderten, Abspännen zu Gesicht. Das dürfte überdies sehr schnell der Fall sein, denn selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade dürftet Ihr kaum mehr als acht Stunden benötigen, um das Spiel geschafft zu haben.

Karma-Police

Danach bleibt Euch leider wie schon beim Vorgänger ein Multiplayerspaß verwehrt: Volition hat aus schwer nachvollziehbaren Gründen zwar satte acht Mehrspielermodi und allerlei Karten integriert, verweigert Euch aber trotzdem ein Spiel gegen menschliche Gegner. Ihr dürft lediglich gegen mäßig intelligente Bots antreten, die Ihr allerdings auch selbst anlegen könnt. Nichtsdestotrotz bleibt ein sehr fader Nachgeschmack: wer will schon dauernd gegen KI-Killer kämpfen? Gerade angesichts der Tatsache, dass der Splitscreen-Modus der Konsolen-Fassungen (verständlicherweise) entfallen ist, hätte wenigstens ein Netzwerkmodus das Spiel deutlich aufgewertet.

Fazit


Auf der PS2 mag Red Faction 2 Standards gesetzt haben, auf dem PC muss es sich mit echten Genregrößen wie <4PCODE cmd=DGFLink;name=Unreal 2;id=1300> oder dem vom Spielprinzip her passenden <4PCODE cmd=DGFLink;name=Serious Sam - The Second Encounter;id=2018> messen - und scheitert gnadenlos. Das liegt vor allem an der sehr konsoligen, abwechslungsarmen und wenig detaillierten Grafik. Das Fehlen eines Mehrspielermodus´ versetzt dem Spiel einen weiteren Tiefschlag, das auf Dauer stupide Ballern-pur-Spielprinzip schließlich den KO-Treffer. Natürlich sind 20 Euro ein sehr fairer Preis, trotzdem darf man selbst für so wenig Geld mehr als eine lieblose PS2-Konvertierung erwarten; vom Multiplayermodus ganz zu schweigen. Mich persönlich wurmt außerdem, dass aus dem Nichts eine neue Story aufgetaucht ist, die mit dem Vorgänger rein gar nichts zu tun hat - das weckt Erinnerungen an Origins brillantes »Bioforge«, das ebenfalls sehr offen endete, die Story aber mangels Nachfolger nie weiterführte. So bleibt Red Faction 2 letzten Endes ein netter, recht kurzer Shooter für zwischendurch, der eine Zeit lang Spaß macht, aber dann schnell in die Vergessenheit verschwindet.

Pro

  • <li>nette Story</li><li>schnelle Grafik</li><li>kraftvolle Explosionen</li><li>einfache Steuerung</li><li>Dauer-Action</li><li>coole Vehikel-Einlagen</li><li>sehr preiswert</li><li>passende Musikuntermalung</li><li>gute Soundeffekte</li>

Kontra

  • <li>doofe KI</li><li>abwechslungsarme Gegner</li><li>detailarme Grafik</li><li>verwaschene Texturen</li><li>mäßige Sprachausgabe</li><li>sehr kurz</li><li>kein Story-Zusammenhang zum Vorgänger</li><li>Geomod-Engine kaum genutzt</li><li>unaufregende Waffen</li><li>kein Multiplayermodus</li>

Wertung

PC