Star Trek: Elite Force 2 - Test, Shooter, PC

Star Trek: Elite Force 2
20.06.2003, Paul Kautz

Test: Star Trek: Elite Force 2

Der Weltraum.. unendliche Weiten.. dies sind die neuen Abenteuer der Elite-Einsatzgruppe Hazard Team, die erneut für Activision zum Phaser greifen um fremden Zivilisationen zu helfen, neue Alienrassen zu vernichten und den Spieler mit tollen Überraschungen zu verblüffen. Elite Force 2 geht dahin, wo noch kein anderer Shooter zuvor gewesen ist.

Star Trek Voyager: Elite Force war 2000 die große Shooter-Überraschung für den sonst mit meist mittelmäßigen Versoftungen nicht gerade verwöhnten Trekkie: die fetzige Action im Delta Quadranten entpuppte sich als Hit und bescherte dem Spiel eine große Fangemeinde. Der Nachfolger hat jetzt nicht nur ein neues Entwicklerteam spendiert bekommen (statt Raven Software zieht jetzt Ritual Entertainment die Fäden), sondern verzichtet auch auf einen pompösen Namen; aus gleich näher erläuterten Gründen heißt das Spiel nur noch Elite Force 2.

Ex Astris Scientia

Die Story setzt kurz vor dem furiosen Finale der siebten Voyager-Staffel an: Captain Janeways Schiff ist nur einen galaktischen Hüpfer vom Alpha-Quadranten entfernt, da wird es von einer Borg-Sphäre erwischt, und in einem Eindämmungsfeld warm gehalten, damit die Crew fachmännisch assimiliert werden kann. Natürlich haben die Maschinenwesen nicht mit der schlagkräftigen Eingreiftruppe um Lieutenant Alex Munro gerechnet, die als eine Art Prolog das Schiff befreit und der Voyager den lang ersehnten Flug in den heimatlichen Hafen ermöglicht. Doch leider sieht der Starfleet-Büroapparat dort keine Verwendung für das Hazard Team, so dass dessen Mitglieder in alle Winde verstreut werden. Doch wie so oft ist Captain Jean-Luc Picard der Retter in der Not: zwei Jahre nach diesen Vorfällen bekommt er Wind von den großen Taten der toughen Truppe und beschließt umgehend, dass seine Enterprise-E auch so eine praktische Mannschaft gebrauchen könnte. Gesagt, getan - unerklärliche Angriffe auf Raumstationen machen das Hazard Team gefragter denn je. Nettes Detail am Rande: der Wechsel von der Voyager zur Enterprise wird im Hauptmenü durch ein neues Raumschiff grafisch verdeutlicht.

Als Alex Munro (es gibt keinen weiblichen Gegenpart mehr) steht Ihr einer gewaltigen Bedrohung gegenüber: eine unbekannte Alien-Rasse mit unglaublichen Fähigkeiten überfällt und zerstört wahllos Raumstationen der fremden Attrexianer. Die kleinen bis ungeheuer großen Biester sind schlau, widerstandsfähig und scheinbar unendlich in der Zahl. Also geht das Hazard Team dem Ursprung dieser Bedrohung auf die Spur, und gerät damit in einen Strudel aus alteingesessenem Hass, Unterdrückung, Notwehr und Romulanern. Die klasse Story bleibt bis zum Finale hin spannend und abwechslungsreich, verblüfft durch vielerlei unerwartete Wendungen, und lässt bis zum Ende offen, wer nun Freund und wer Feind ist. Selbst eine kleine Romanze ist integriert, doch dazu später mehr.  

Jede Menge Aliens

Natürlich verbringt Ihr den Großteil Eurer Zeit damit, den Phaser nicht allzu kalt werden zu lassen: Ihr kämpft Euch unter anderem durch einen Borg-Kubus, durchquert eine Sumpflandschaft, gewaltige Fabriken, hopst durch die Schwerelosigkeit an der Außenseite der Enterprise, räumt eine klingonische Handelsstation auf und schleicht Euch durch einen romulanischen Außenposten. Die Levels sind teilweise sehr groß und vielfach unterteilt, die Ladezeiten dafür aber erstaunlich kurz geraten.

Eure Aufgaben umfassen das Beschützen von Personen, Finden von Dingen, Abwehren von Aggressoren, Bedienen von Geschützen oder das Retten von Kameraden - sehr oft sitzt Euch auch ein mehr oder weniger großzügiges Zeitlimit im Nacken. Und natürlich bekämpft Ihr Aliens, Klingonen, Söldner, Idryll-Aufständler oder eine romulanische Splittergruppe nicht mit bloßen Händen: während man Phaser, Kompressionsgewehr und Quanten-Burst noch aus dem Vorgänger kennt, hält die neue Waffenkammer der Enterprise jetzt auch eine Art Shotgun, einen Sniper-Laser, eine Tetryon-Gatlinggun und sogar seltene »Artillerieschläge« vom im Orbit kreisenden Schiff bereit. Diese neuen Spielzeuge machen sich besonders gegen die gelegentlich Euren Weg kreuzenden End- und Zwischengegner bezahlt: ob Riesenborg, Nausikaaner, ballerfreudiger Alt-Klingone, oder Mega-Aliens in verschiedener Variation, stets zeigt Euch eine Lebensenergie-Leiste seinen Zustand, und sehr oft geht der Gegner durch mehrere Inkarnationen, bevor er den Löffel abgibt. Falls Euch Lebensenergie oder Munition ausgehen, findet Ihr Nachschub in der Landschaft oder an sehr fair verteilten Ladestationen.

Im Gegensatz zum Vorgänger, der fast nur auf Action setzte, müsst Ihr in Elite Force 2 sehr oft Köpfchen benutzen, um weiterzukommen. In Verbindung mit dem nun sehr nützlichen Tricorder haben die Designer vielerlei Puzzles eingebaut: Ihr gleicht Frequenzen ab, stellt wie in einem Schiebespiel Verbindungen wieder her, benutzt spezielle Suchmodi zum Aufspüren von Gasquellen usw. Außerdem könnt Ihr Personen scannen, und so nette Informationen über sie herausbekommen - etwa, dass die meisten Mitglieder der Sternenflotte erheblich zu wenig wiegen. Und wie im Add-On zu Elite Force gibt es auch hier viel zu finden: fies versteckte gülden schimmernde Raumschiffe sollten schleunigst eingesammelt werden, da sie in entsprechenden Schüben neue Karten freischalten. Netterweise wird Euch im Missionsscreen gezeigt, wie viele dieser Boni im Level versteckt sind, und wie viel davon man schon gefunden hat.

Phaser aus, Tricorder an

Natürlich dürft Ihr auch wie gehabt ständig speichern, außerdem sichert das Programm vor wichtigen Stellen automatisch den Spielstand - das kommt der Quicksave-Verächter-Fraktion entgegen. Allerdings ist das Programm nicht gerade zimperlich im Umgang mit dem Speicherplatz; bis zum Ende des Spiels solltet Ihr mit ca. 500 MB nur für die Savegames rechnen.

Aus vielerlei Gründen empfiehlt es sich, den Spielstand des Öfteren anzulegen. Denn sehr oft kämpft Ihr an der Seite von nicht eben hellen Kameraden oder sonstigen Mitstreitern, die einem gerne und oft mitten in die Schussbahn laufen. Das lassen sich diese auf Dauer aber nicht gefallen, und schießen nach einer bestimmten Treffermenge einfach zurück. Gelegentlich hängt auch der Storyverlauf davon ab, dass bestimmte Personen überleben. Darüber hinaus müsst Ihr in manchen Levels mehr, in manchen weniger Jump-n-Run-Einlagen meistern.  

Der Grafik sieht man erst auf den zweiten oder dritten Blick an, dass sie wie der Vorgänger auf der mittlerweile in die Jahre kommenden Quake 3-Engine basiert. Die Entwickler haben aus dem 3D-Gerüst das Maximum herausgeholt und präsentieren ein schnelles Optikfeuerwerk, das sich durchaus mit hochglanzpolierten Hardware-Monstern wie Unreal 2 messen kann: die detaillierten Figuren bestechen durch klasse Mimik und Gestik, lippensynchrone Dialoge und exzellente Animationen - lediglich schnelle Kurvenbewegungen wirken abgehackt. Bekannte Charaktere wie Picard oder Tuvok sind sofort erkennbar, Teamkameraden und sonstige NPCs schön abwechslungsreich.

Schattenspielchen

Die Levels begeistern mit liebevollen Bauten, weitläufigen Terrains und massig gescripteten Ereignissen - sehr oft werden dabei Erinnerungen an Half-Life und den Film "Alien" wach. Die Entwickler haben dieses mal verstärkt auf Spielereien mit Licht und Schatten gesetzt, wodurch das klaustrophobische Nachtsichtgerät an Bedeutung gewinnt. Auch Licht- und Wettereffekte befinden sich auf hohem Niveau, Ihr habt außerdem (wie beispielsweise bei Jedi Knight 2) die Wahl zwischen zwei Schattierungsvarianten: normale Kreise unter den Füßen oder »echte« Stencil-Schatten, die allerdings etwas fragmenthaft aussehen.

Innerhalb und außerhalb der Missionen bekommt Ihr massig Zwischensequenzen direkt aus der 3D-Engine zu sehen, die zum großen Teil die Story vorantreiben oder auch nur Informationen vermitteln. Abgesehen von den Herstellerlogos und dem langen, im Stil der TV-Intros gehaltenen Vorspann gibt es auch keinerlei Renderszenen im Spiel.

Akustisch gibt's bei Elite Force 2 die volle Dröhnung: Highlight ist natürlich die Sprachausgabe, die nicht nur mit den original Seriensprechern für Picard und Tuvok, sondern auch mit Witz und interessanten Dialogen auftrumpft. Denn überall wird geredet - an der Sternenflottenakademie debattieren Schüler mit Lehrern, auf der Enterprise plaudern Crewmitglieder über die Wiederkehr der Voyager. Besonders hervorhebenswert ist hier ein Dialog, den man zufällig auf der Klingonen-Basis aufschnappt: wenn Ihr da eine gewisse Personengruppe belauscht, bekommt Ihr einen berühmten, und grandios verballhornten Star Wars-Dialog zu hören. Außerdem könnt Ihr praktisch alle Personen ansprechen, die Euch entweder mit einem beiläufigen »Ich habe keine Zeit« stehen lassen oder in einen kurzen Plausch mit Euch verfallen. Leider wiederholen sich deren Statements schon nach kurzer Zeit. Insgesamt steht die deutsche Sprachausgabe der englischen in nichts nach.

Herzblatt im Weltraum

Eine Besonderheit ist die Verwendung von Multiple-Choice-Antworten, die tatsächlich Einfluss auf den Spielverlauf haben - unter anderem in Bezug auf bereits erwähnte Romanze. Wie anno Wing Commander 3 müsst Ihr Euch im Spielverlauf zwischen zwei Frauen entscheiden, wofür Ihr immer wieder einen von zwei Wegen einschlagen wählen dürft.

Begleitet werdet Ihr von exzellenter Musik, die sich dynamisch dem Spielverlauf anpasst und so in entscheidenden Momenten für akutes Herzrasen sorgen kann. Die gespielten Rhythmen sind sehr unterschiedlich und reichen von typisch dramatischer Star Trek-Musik bis hin zu brasilianisch angehauchten Themen. Leider wird im Intro wie schon beim Vorgänger nicht die bekannte Serienmusik, sondern eine ähnlich klingende Eigenkomposition gespielt.

Der Multiplayermodus orientiert sich an bekannten Vertretern des Ballergenres, und bietet daher keine großen Überraschungen. Bis zu 32 Spieler dürfen sich via LAN oder Internet auf den speziellen Karten austoben. Vier Spielmodi sorgen für Abwechslung: Holomatch, Team Holomatch, Capture the Flag und Bombenentschärfung. Falls Euch nichts an menschlichen Gegner liegt, dürft Ihr auch gegen Bots antreten: entweder legt Ihr eigene Spiele an, in denen Ihr Zahl und Stärke der KI-Kontrahenten selbst definiert, oder Ihr greift zu bereits fertigen Matches, bei denen die Gegner vorgeschrieben sind.    

Im Weltall hört Dich keiner schreien..

Fazit

Hossa, der Wechsel des Entwicklerteams hat dem Spiel scheinbar sehr gut getan - Elite Force 2 ist dem Vorgänger in jeder Hinsicht überlegen! Delbst neumodische Shooter wie Unreal 2 müssen in Sachen Gamedesign und Abwechslung vor Alex Munro´s neuen Abenteuern den Hut ziehen. Grafisch ist das Game der Hammer, spielerisch sowieso: selten gab es abwechslungsreichere Aufgaben in einem Shooter. Mir persönlich gefällt auch die Story sehr gut, die dank der exzellenten Sprachausgabe auch perfekt vertont ist. Leider krankt das Spiel aber auch wieder an einigen Punkten, die schon dem Vorgänger samt der Erweiterung höhere Wertungsweihen verschlossen haben: die Gegnerreihen sind immer dieselben und nur mäßig intelligent, die Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung gerade auf den Raumschiffen sehr mau, die meisten Türen verschlossen. Die suizid-gefährdeten NPCs versauern das Spielerlebnis auch ein wenig, zudem finde ich es immer noch ein wenig zu kurz, auch wenn es fast doppelt so umfangreich wie der Vorgänger-Snack ist. Aber wenigstens sorgen hier versteckte Boni und der gelungene Multiplaymodus für längerfristigen Spaß. Daher die ganz klare Empfehlung an Shooterfreunde: kaufen!

Marcel:
Ritual Entertainment hat mit Star Trek Elite Force 2 einen wahren Volltreffer gelandet! Die Kritik der Fans und der Fachpresse am ersten Teil scheint Wirkung gezeigt zu haben, denn Elite Force 2 ist fast doppelt so lang wie der viel zu kurze Vorgänger. Vom Gameplay her kann das Spiel sowieso überzeugen: die Levels sind detailverliebt gestaltet und sorgen in Verbindung mit den abwechslungsreichen Aufträgen für ein wirklich tolles Einzelspieler-Erlebnis, klasse sind auch die kleinen Rätsel-Einlagen. Lediglich die berechenbare KI der Gegner und die teilweise nervende Intelligenz der Team-Mitglieder, die öfters gerne in meiner Schusslinie stehen, fallen negativ auf. Aber nicht nur der Singleplayer-Modus, sondern auch der Multiplayer kann sich sehen lassen. Das Holomatch gegen Bots oder menschliche Mitspieler macht aufgrund der guten Karten und der vielen Spielmodi richtig viel Spaß. Obwohl Elite Force 2 auf einer aufgebohrten Quake 3-Engine basiert, braucht sich das optische Gesamtbild nicht zu verstecken. Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass Elite Force 2 mehr als nur ein würdiger Nachfolger ist. Das Spiel ist rundum gelungen und dürfte nicht nur Star Trek-Fans begeistern!

Pro

  • <P>
  • tolle Grafik
  • klasse Zwischensequenzen
  • exzellente Animationen
  • schöne Lichteffekte
  • witzige Multiple-Choice-Gespräche
  • klasse Sprachausgabe
  • gute Dialoge
  • atmosphärische Musik
  • einfache Steuerung
  • abwechslungsreiches Leveldesign
  • gute Mischung aus Action, Geschicklichkeit und Knobelei
  • schnelle Grafik
  • angenehm umfangreich
  • viele versteckte Boni
  • spannende Story
  • guter Multiplayermodus
  • herausfordernde Endgegner
  • verschiedene End-Möglichkeiten</P>

Kontra

  • <P>
  • keine Original-Musik im Intro
  • etwas abwechslungsarme Gegner
  • mäßige KI
  • wenig Interaktionsmöglichkeiten auf der Enterprise
  • variantenarme Sprachausgabe der NPCs
  • etwas ruckelige Laufanimationen
  • verschwenderisch große Savegames</P>

Wertung

PC

Abwechslungs- und actionreicher Star Trek-Shooter.