Heaven & Hell - Test, Taktik & Strategie, PC

Heaven & Hell
29.06.2003, Marcel Kleffmann

Test: Heaven & Hell

Gut oder Böse, welchen Weg soll man einschlagen? Welcher ist besser oder macht mehr Spaß? Diese Fragen haben sich schon die Spieler von Black & White gestellt. Auch die deutschen Entwickler Eigelb und MadCat versuchen sich mit Heaven & Hell (ab 5,67€ bei kaufen) an einer Göttersimulation. Ob himmlisches Spielgefühl aufkommt, könnt Ihr im Test nachlesen!

In einem unbekannten Land, vor gar nicht allzu langer Zeit, lebten vier Völker vor sich hin, bis ein neuer Gott erschien. Wie Ihr Euch sicherlich denken könnt, dürft Ihr in Heaven & Hell die Rolle dieses neuen Gottes übernehmen und damit um die Gunst der Einwohner buhlen.

Überzeugung ist alles

Zu Beginn des Spiels sind die meisten Menschen noch gottlos und müssen erst von Euch überzeugt werden. Dazu sucht Ihr Euch einen herrenlosen, herumlaufenden Menschen aus und beruft Ihn zum Propheten. Von nun an könnt Ihr Euren irdischen Vertreter selbst steuern und ihn einige kleine Wunder durchführen lassen. Diese besonderen Ereignisse beeindrucken die Bevölkerung und verschieben die Stimmungslage zu Euren Gunsten.

Gute Götter sorgen mit Regenbögen oder Engelserscheinungen für Eindruck, während ein böser Gott seine neuen Untertanen mit Heuschreckenplagen und Teufelsmanifestationen auf seine Seite ziehen will. Habt Ihr dann eine bestimmte Marke der Gunst erreicht, müsst Ihr die Bewohner nur noch mit Hilfe einer Predigt bekehren.

Die frischen Anhänger verändern prompt Ihr Outfit in weißliche Töne, wenn Ihr gut seid oder in tiefes Schwarz, wenn Ihr böse seid. Ebenso ändert sich auch das Aussehen der Gebäude. Die religiöse Einstellung eines jeden Dorfbewohners kann mit einem einfachen Klick abgerufen oder für das gesamte Dorf im Dorfzentrum nachgeschaut werden.

Aber nicht nur mit Hilfe dieses ersten Propheten könnt Ihr Ansehen erlangen, sondern auch göttliche Ereignisse sorgen für eine entsprechende Huldigung. Gute Götter können beispielsweise die Einwohner streicheln oder mit wuchernden schönen Blumenteppichen überraschen. Solch ein Verhalten erhöht natürlich die Loyalität. Ein böser Gott kann aber mit Streicheleinheiten gar nichts anfangen, stattdessen werden die Bewohner einfach geschlagen oder mit einer Froschplage gesegnet.

Manamana

Nahezu jede Aktion mit der Ihr die Gesinnung beeinflussen könnt, kostet Euch eine bestimmte Anzahl an Mana. Diese zauberhafte Ressource wird von den Menschen generiert, die Euch anbeten. Des Weiteren gibt es aber auch die Möglichkeit, ein Dorfgebäude zu einem Mana-Generator auszubauen, aber dafür braucht Ihr viel Mana im Repertoire sowie ein ganzes Dorf, das Euch zu Füßen liegt.

Auf jeder Seite stehen insgesamt sieben Propheten zur Verfügung, die alle über verschiedene Fähigkeiten verfügen. Der Architekt kann ein Vergnügungsgebäude zur Gesinnungsstärkung errichten, der Spion kann sich in feindliche Glaubensterritorien einschleichen und ein Händler kann Straßen errichten sowie Karawanen zum Handel anschaffen.

Später können die Gebäude zu einem Gesinnungs-Generator ausgebaut werden, der eine höhere Anbetungsrate des Gottes zur Folge hat. Neue Gebäude könnt Ihr bis auf eine Ausnahme übrigens nicht bauen, sondern nur bestehende aufrüsten.

Mehr Propheten

Gott sein dürft Ihr in zwei leidlich witzigen Kampagnen mit jeweils sieben Missionen. Danach könnt Ihr Euch auf wenigen Einzelspieler-Karten austoben, ein Zufallsspiel erschaffen oder den Mehrspieler-Modus starten. Aber egal welchen Modus Ihr auch wählt, das Spielprinzip bleibt immer staubtrocken gleich, da Ihr mit einem oder mehreren Göttern, um die Vorherrschaft buhlt. Nur das gesetzte Ziel kann sich leicht ändern, da Ihr z.B. ein Mana-Gewinn-Limit festlegen könnt. Diese immer nach Schema F gestalteten Missionen beschwören schon nach wenigen Spielstunden den Langeweile-Teufel.

Ein Kämpfer, der gegnerische Propheten angreift und bekehrte Bewohner in den Kriegsdienst beruft, darf natürlich auch nicht fehlen. Die Echtzeit-Kämpfe laufen übrigens wenig spektakulär in einer comicartigen Staubwolke ab.

Spielmodi

Wenn Ihr jetzt eine hochdetaillierte 3D-Welt erwartet, dann seid Ihr leider vollkommen auf dem falschen Dampfer! Heaven & Hell bietet Euch nämlich eine halbwegs schlechte isometrische 2D-Engine, mit deren Hilfe die besten flachen "Berge" aller Zeiten auf den Monitor gezaubert werden. Zwar sehen die Gebäude, Bäume und Menschen noch ganz brauchbar aus, aber die restliche Umgebungsgrafik vermittelt einen sehr gemischten, teilweise arg öden Eindruck.

Grafik und Sound

Ebenso schwach präsentieren sich die gesamten Spezialeffekte, manche wirken gar erbärmlich. Solides Mittelklasseniveau zelebriert der Sound. Die musikalische Untermalung ist mehr nervend als passend und die Sprachausgabe wirkt pseudo-professionell, aber dennoch angenehm.

Fazit


Der Titel Heaven & Hell beschreibt das Spiel wirklich passend, da es im Gameplay einige Lichtblicke gibt, aber auch viele eklatante Schwächen. So ist die Gameplay-Idee eigentlich vielversprechend, denn es macht Spaß im Wettstreit gegen die KI oder menschliche Spieler um die Gläubigen zu kämpfen. Aber leider sind die Möglichkeiten, die Menschen auf Eure Seite zu ziehen schnell erschöpft und neue Spielelemente könnt Ihr nach wenigen Stunden kaum noch entdecken. Abwechslung im Gameplay gibt es fast gar nicht; immer nach Schema F zu spielen ist auf die Dauer nicht sehr motivierend - vor allem die Kampagne wird schnell langweilig. Selbst die leidlich witzigen Videos helfen da nicht. Spaßiger hingegen sind die Glaubenskriege mit einem menschlichen Spieler, die allerdings unter der mittelprächtigen Grafik und dem nervtötenden Sound zu leiden haben. Alles in allem scheitert die gute Spielidee an dem abwechslungsarmen Gameplay und einer langweiligen Umsetzung.

Pro

  • <li>einfaches, innovatives Spielprinzip</li><li>zwei verschiedene Seiten (Gut und Böse)</li><li>schön animierte Figuren</li><li>guter Zufallskartengenerator</li><li>Einfluss des Gottes verändert sichtbar die Welt</li><li>Tag- und Nachtwechsel</li><li>guter Mehrspieler-Modus</li>

Kontra

  • <li>zu wenig Abwechlsung</li><li>fast keine Aufbaustrategie</li><li>langweilige Kämpfe</li><li>eintönige, unmotivierende Kampagnen</li><li>wird schnell langweilig, da zu wenig zu tun ist</li><li>Zuschaufaktor ist gering, weil die Welt öde wirkt und schnell alles bekannt ist</li><li>angepriesene Witze sind kaum vorhanden und oftmals lächerlich</li><li>öde Landschaftsgrafik</li><li>miserable Spezialeffekte bei den Zaubern</li><li>total flache Berge</li><li>nervender Sound</li><li>langatmiges Tutorial ohne Sprachausgabe</li><li>auftretende Bugs</li>

Wertung

PC