WarCraft 3: The Frozen Throne - Test, Taktik & Strategie, PC

WarCraft 3: The Frozen Throne
05.07.2003, Marcel Kleffmann

Test: WarCraft 3: The Frozen Throne

Blizzard schafft es immer wieder mit seinen Titeln ein Millionpublikum zu begeistern. Es gibt wohl keinen Spieler, der noch nie etwas von Diablo, WarCraft oder StarCraft gehört hat. Dies mag wohl auch daran liegen, dass sämtliche Produkte von Blizzard stets höchstes Niveau bieten und einfach Riesenspaß machen. Nun schickt sich Blizzard an, den jüngsten Spross WarCraft 3 zu erweitern und zwar mit dem Add-On The Frozen Throne - mehr dazu im Test!

Dass Blizzard ein Händchen für tolle Geschichten hat, bewies die Software-Schmiede schon mit WarCraft 3. Die Story rund um vier Fantasy-Rassen, die in einem epischen Konflikt gegen einen übermächtigen dämonischen Gegner kämpfen, fesselte zahlreiche Echtzeit-Strategen tagelang vor den Monitor. Vor allem die genialen Render-Videos trugen zur Faszination bei.

Rache, Verrat & Böses

Die Story des Add-Ons setzt genau da an, wo die Geschichte des Hauptspiels endet, nämlich bei den Nachtelfen. Im total eindrucksvollen Intro erweckt der von den Nachtelfen verstoßene und zum Dämon mutierte Ex-Held Illidan Stormrage die amphibienartigen Nada.

Diese fischartigen neuen Wesen sollen sich in Illidans Namen an den Nachtelfen rächen, die ihn so heimtückisch verraten haben. Doch nicht nur die Nada sollen ihm den Sieg garantieren, auch die Entdeckung des Grabes von Sargeras spielt eine wichtige Rolle in der ersten Kampagne. Mit Hilfe der neuen Nachtelfen-Heldin Maeiv müsst Ihr Illidans düstere Pläne in den Wind schlagen.

Anschließend dürft Ihr Euch in der zweiten Kampagne auf Seiten der menschlichen Allianz herumschlagen. Hauptdarsteller ist dabei Prinz Kael, ein Blutelf. Diese Spitzohren sind eine Splittergruppe der Elfen, die durch den Todesritter Arthas im Hauptprogramm in alle Winde zerstreut wurden.

Nun haben sich wieder einige Blutelfen zusammengefunden, um den Menschen mit Ihrer dunklen Magie zu helfen. Die gesamte Folge von Missionen legt deutlich mehr Wert auf die Elfen als auf die Menschen und ist die schlechteste Kampagne im Add-On, da die Story zum Ende hin schwächelt.

Habt Ihr dann die Blutelfen ihrer wahren Bestimmung zugeführt, geht es mit den Untoten weiter. Diese Kampagne beginnt mit dem neuen Helden: dem Crypt Lord, der dem Untoten Arthas beim Kampf um die Eiskrone behilflich ist. Aber auch die Dark Ranger bekommen einen Gastauftritt. Wie im Hauptprogramm so wird ebenso bei The Frozen Throne die Geschichte der drei unterschiedlichen Kampagnen durch komplexe In-Game-Zwischensequenzen eingeleitet und fortgeführt. Zu Beginn und am Ende des Spiels zaubert Blizzard eine geniale Rendersequenz auf den Monitor, die mich einfach nur wünschen lässt, dass Blizzard irgendwann einmal einen Kino-Film macht.

Wer jetzt die Orks vermisst, darf getrost in die Bonus-Kampagne reinschauen, die allerdings nichts mit der Hauptstory des Add-Ons gemein hat. Die Allianz der Orks mit den Trollen bringt Euch gleich zwei neue Helden, nämlich den Schattenjäger und den Beastmaster.

Die Abstimmung der zahlreichen verschiedenen Einheiten und Zaubersprüche war schon im Hauptprogramm einwandfrei gelöst und das Add-On bildet hier keine Ausnahme - sämtliche Truppentypen der vier Rassen sind klasse ausbalanciert. Eine Allround- oder Supereinheit gibt es nicht, da jeder Typ mindestens eine gravierende Schwachstelle hat - egal ob es sich um die neuen Helden handelt oder die neuen Einheiten, die auf den Seiten der bekannten Parteien hinzugefügt wurden.

Beide Helden erleben unter Eurer Federführung ein rund neun bis zehn Stunden langes Abenteuer, das deutlich mehr Wert auf die Rollenspiel-Elemente sowie Quest-Einlagen legt und eher an die klassische Mensch-Ork-Geschichte anschließt.

Alte Stärken

Effektiver ist hingegen der Steingigant der Nachtelfen, denn nun sind die Elfen endlich zu einer starken Nahkampfeinheit gekommen, welche die Feinde an vorderster Front aufhält, während die Bogenschützen aus sicherer Entfernung anlegen. Ebenso klasse und mindestens so widerstandsfähig wie der Steingigant ist der neue Untoten-Held, der Crypt Lord.

So findet Ihr auf menschlicher Seite einen Spellblocker, der sämtliche Zaubersprüche unschädlich macht. Diese relativ unspektakuläre Einheit ist im Kampf gegen Helden wirklich nützlich.

Fans der Untoten werden diesen Helden schnell in Ihr Herz schließen, da keine weitere Einheit dermaßen standhaft ist. Insgesamt gesehen gibt es neun neue Helden (davon sind fünf im Multiplayer neutral) und jeweils zwei neue Einheiten pro Rasse inklusive neuer erforschbarer Upgrades. Ganz zu schweigen von der komfortablen Funktion, endlich mehrere Upgrades direkt in einer Reihe zu erforschen.

Die normalen Standard-Einsätze der Marke "Baue Basis, baue Armee und mach Gegner platt" halten sich erfreulich in Grenzen. Im Kommen sind hingegen die Mehr-Fronten-Kriege. So müsst Ihr des Öfteren Eure eigene Basis schützen, gleichzeitig eine Armee aufstellen und auf der anderen Seite der Karte dafür sorgen, dass zwei Helden mit Hilfe der neuen Schiffe auf eine Seetour geschickt werden. Schade ist allerdings, dass Ihr nur an bestimmten Plätzen Schiffe kaufen dürft und nicht selbst eine Werft produzieren könnt. In den Missionen müsst Ihr vorrangig ein oder zwei bestimmte Ziele erreichen, die durch Nebenquests erweitert werden.

Missionen

Die drei Kampagnen umfassen insgesamt 25 Missionen, die deutlich mehr Abwechslung bieten als die Einsätze im Hauptprogramm und zugleich noch das hohe spielerische Niveau aus WarCraft 3 halten oder gar schlagen.

Manchmal müsst Ihr ohne Basisbau auskommen und nur mit Helden durch die teilweise gigantischen Karten jagen, bestimmte Einheiten oder Gebäude beschützen oder Gegenstände organisieren.

Runen kennt Ihr schon aus Diablo 2 und nun halten diese magischen Steintafeln auch bei WarCraft Einzug. Wenn Ihr in den Missionen beispielsweise einige Gegner oder Creeps erledigt, dann hinterlassen diese nicht nur Schatzkisten, sondern auch Runen, die beispielsweise für Heilung oder neues Mana sorgen.

Die einzelnen Einsätze dauern in der Regel zwischen 30 und maximal 90 Minuten. Bei den Missionen ohne Basis seid Ihr hauptsächlich auf Euren Helden angewiesen und Blizzard hat in Anlehnung daran die Levels ziemlich stark an die Zauberfähigkeiten des Helden angepasst. Bei den Nachtelfen müsst Ihr den Teleport-Zauber von Maeiv zur Flucht aus einer einstürzenden Höhle anwenden oder diesen Zauber dazu benutzen, ein zehnteiliges Artefakt zu finden, das Eure Angriffsfähigkeit ansteigen lässt.

Mit Arthas dürft Ihr bei den Untoten sogar kleine Schalterrätsel lösen. Je weiter Ihr die Kampagne spielt, desto komplexer und länger werden auch die Aufträge. Vor allem die letzten Missionen fordern den Spieler enorm, denn ein Mehrfrontenkrieg mit der wirklich guten künstlichen Intelligenz ist richtig schwer.

WarCraft 3: The Fronzen Throne könnt Ihr mit KI-Gegnern im LAN oder mittels der Online-Schnittstelle Battle.net spielen. Vor allem in den Mehrspieler-Gefechten fällt die hervorragende Abstimmung der neuen Truppentypen auf, denn es gibt keine wirklich übermächtige Einheit.

Multiplayer-Brillanz

Wer die neue Kampagne sowie das Ork-Bonus-Rollenspiel durchgespielt hat, kann sich im Gefecht-Modus oder mit maximal elf weiteren Spielern auf stolzen 62 neuen Karten im Multiplayer-Modus austoben.

An dem quietschbunten Fantasy-Spektakel hat sich zumindest optisch wenig verändert. Die neuen Charaktere reihen sich passend in die schon bestehende Armee ein, ohne wirklich aufzufallen. Lediglich der stärkste Zauberspruch des Blutmagiers entfesselt ein beeindruckendes Schauspiel.

Daher sind sämtliche Erfolge nur mit einer gut abgestimmten und gemischten Truppe zu erziehen; allen voran muss natürlich ein tapferer Held stehen, der durch Kämpfe mit den Creeps rasch an Erfahrung gewinnt.

Grafik / Sound

Auch die neuen Spiellandschaften fügen sich nahtlos in das grafisch gute Grundgerüst ein. Trotz all des Lobes und der recht humanen Hardwareanforderungen bleibt nur noch der Wunsch nach mehr Polygonen und etwas höher aufgelösten Texturen offen - dafür entschädigen aber die fantastischen Rendersequenzen.

An der akustischen Pracht hat das Spiel ebenfalls nichts verloren. Die Sprachausgabe ist klasse und die Hintergrundmusik wirklich mehr als stimmig.

Fazit

The Frozen Throne ist die ideale Erweiterung zu WarCraft 3. Sämtliche Neuerungen fügen sich nahtlos in das Grundkonzept ein und erweitern das Gameplay sinnvoll. Die neuen Helden, Einheiten und Upgrades vergrößern die taktischen Möglichkeiten jeder Rasse. Dabei hat Blizzard aber wiederum höchsten Wert auf die faire Ausbalancierung des Spiels gelegt - dies ist vor allem im Mehrspieler-Modus zu spüren. Aber auch die Kampagnen sind wirklich gelungen, denn solch eine abwechslungsreiche Missionsvielfalt mit passend ansteigendem Schwierigkeitsgrad und zugleich noch guter Story hat kein anderes Add-On zu bieten; obwohl die Menschenkampagne ein wenig schwächelt. Als Zugabe gibt es eine Ork-Rollenspiel-Kampagne, die teilweise mehr Spielspaß und Zeit bietet als so mancher Vollpreistitel. Schade ist allerdings, dass die Grafik an manchen Stellen etwas polygonarm aussieht, die Naga nicht im Mehrspieler-Modus als fünfte Rasse gewählt werden können und es keine Möglichkeit gibt, selbst eine Werft zu bauen. Alles in allem ist The Frozen Throne die fast perfekte Erweiterung zu WarCraft 3, die Fans tagelangen Spielspaß garantiert.

Pro

  • <li>gute Story in drei Kampagnen</li><li>Bonus-Szenario mit den Orks</li><li>sehr abwechslungsreiche Missionen</li><li>verstärktes Rollenspiel-Element</li><li>dynamisches, taktisches Gameplay</li><li>klasse Ausbalancierung der Einheiten</li><li>motivierender Heldenausbau</li><li>neue Helden, Einheiten und Upgrades</li><li>gute, fordernde KI</li><li>neue Spielgegenden</li><li>tolle NPC-Rasse: Naga</li><li>spektakuläre Zaubereffekte</li><li>tolle Musik</li><li>atemberaubende Rendervideos</li><li>klasse Mehrspieler-Modus</li><li>62 neue Multiplayer-Karten</li><li>Produktionskette für Upgrades</li><li>Creeps werden im Mehrspieler-Modus auf der Karte angezeigt</li><li>mächtiger Editor</li>

Kontra

  • <li>Zoom ist spielerisch sinnlos</li><li>Wegfindungsprobleme der Einheiten</li><li>Grafik könnte besser sein</li><li>zum Ende hin schwer</li><li>leichte Schwächen in der menschl. Story</li><li>keine neuen Mehrspieler-Modi</li><li>Naga können nicht im Multiplayer verwendet werden</li><li>Wassereinheiten spielen kaum eine Rolle</li>

Wertung

PC

Großartiges Add-On eines großartigen Spiels.