Radsport Manager 2003-2004 - Test, Sport, PC

Radsport Manager 2003-2004
12.07.2003, Bodo Naser

Test: Radsport Manager 2003-2004

Jetzt radeln sie wieder, die Lance Armstrongs, Erik Zabels und Jan Ullrichs dieser Welt. Im wohl härtesten Radrennen der Saison fighten die Giganten der Landstraße jedes Jahr um Punkte und Sekunden. Pünktlich zur "Tour der Leiden" in ihrem 100. Jahr erschien nun bei dtp der Radsport Manager 2003-2004, der mit der offiziellen AIGCP-Lizenz aufwartet. Wir haben uns für Euch in den virtuellen Sattel geschwungen - unsere Erfahrungen findet Ihr im Test!

Welcher Radsportfan würde nicht gerne einmal Jan Ullrich einen Berg der Alpen hoch hetzen oder für Mario Cipollini im richtigen Moment den Schlusssprint anziehen?! Solche Wünsche lässt der Radsport Manager 2003-2004 Realität werden, die inzwischen schon dritte Radrennsimulation des französischen Entwicklers Cyanide.

Viele Rennen spielbar

45 ausgewachsene Rundfahrten -darunter der Giro d`Italia, die Tour de France und die spanische Vuelta- sowie 81 große Eintages-Klassiker wie Lüttich-Bastogne-Lüttich stehen zur Auswahl - sogar nur einzelne Etappen dürft Ihr spielen. Im Karriere-Modus könnt Ihr eine ganze Rennsaison mit Eurem Wunschteam nachspielen. 38 Teams stehen zur Verfügung, dank offizieller Lizenz (fast) alle mit originalen Namen.

Jeder Fahrer besitzt zwölf Eigenschaften wie Fahren, Klettern, Sprint, Ausdauer, Regeneration oder Zähigkeit, die seine Stärken und Schwächen genau bestimmen. Die Werte für die einzelnen Profis sind durchaus realistisch: Jan Ullrich beispielsweise ist demnach ein sehr guter Allrounder, sein Bianchi-Kollege Guidi nur ein guter Sprinter. Mit Hilfe eines gezielten Trainings lassen sich die Eigenschaften langsam verändern, wobei Ihr immer auch auf die Erschöpfung achten solltet. Die Fahrer zeigen sich jedoch ziemlich robust, auch nach dem x-ten Ausreißversuch am Berg fahren sie das Rennen artig weiter und schmeißen nicht gleich die Flinte ins Korn.

Robuster Kader

Nur, wenn Ihr Euch für die Karriere entscheidet, dürft Ihr in beschränktem Umfang auch als Manager Eurer Mannschaft tätig werden. Neben dem Ankauf des richtigen Geräts und der Planung des Trainings für jeden Profi, dürft Ihr mit Hilfe eines Beobachters auch neue Fahrer anwerben.

Knapper Managementteil

Um Euch das alles leisten zu können, werden Euch von den Sponsoren monatliche Beträge bezahlt, wofür Ihr auch bestimmte Saisonziele vereinbaren könnt. Wer das Geld zu schnell verpulvert hat, muss auf einen teuren Bankkredit zurückgreifen. Wirklich prickelnd ist dieser nüchterne Managementteil nicht, wohl auch weil Dinge wie Werbung, Pressearbeit oder Marketing außen vor gelassen wurden.

Schon eher interessant ist die Leitung der im Schnitt 15 Minuten dauernden Rennen als sportlicher Leiter eines Teams. In einer mit einer durchdachten Bedienung versehenen 3D-Ansicht der Etappe könnt Ihr den einzelnen Fahrern Anweisungen erteilen. Dabei stehen Euch durchaus realistische Optionen zur Wahl: Ausreißversuche könnt Ihr ebenso unternehmen wie das Fahren an die Spitze oder Sprints. In einer Gruppe übernimmt der Computer automatisch die Wechsel innerhalb eines belgischen Kreisels.

Die richtige Renntaktik

Das berühmte Anziehen des Sprints ist nicht immer ganz einfach, weil es dabei auf ein geschicktes Timing ankommt. Wie beim richtigen Rennen bleibt Ihr oft kurz vor dem Ziel im Pulk der Fahrer stecken und kommt gar nicht mehr zum Sprinten - Erik Zabel kann sicher ein Lied davon singen!

Während des Rennens ist Vorsicht geboten, denn wenn Ihr den Profis zu viele Körner abverlangt, werden sie zu schnell erschöpft sein. Auch die Nahrungsaufnahme will vor allem in den längeren Rennen minutiös geplant sein.

Das Spielprinzip entfaltet in erster Linie bei Berg- und Flachetappen seinen speziellen Reiz. Das Zeitfahren ist hingegen eine eher langweilige Angelegenheit, da hier die vorgegebenen Taktik-Möglichkeiten zu begrenzt sind. Es reicht aus, einfach nur volle Pulle einzustellen und los geht`s! Gar nicht spannend ist es auch, dass Ihr immer warten müsst, bis der letzte Fahrer mit dem Besenwagen eingetrudelt ist. Das lässt sich zumindest beschleunigen. Und im Saison-Modus müsst Ihr umständlich auch die Rennen simulieren lassen, an denen Ihr gar nicht teilnehmt.

Langeweile beim Zeitfahren

Die Computergegner halten sich mit eigenen Aktionen so lange zurück, bis Ihr das Feld mit einem Ausreißversuch oder Sprint in Bewegung bringt. Entscheidet Ihr Euch für ein starkes Team, ist die KI daher oft keine große Herausforderung, obwohl sie Ausreißer meist mit Gegenangriffen kontert. Wer also mehr Abwechslung sucht, findet diese im interessanten Multiplayer-Modus, bei dem bis zu 20 Spieler gleichzeitig übers Internet gegeneinander fahren.

Recht passive Gegner-KI

Den Managementteil könnt Ihr auch optisch getrost vergessen, da er ohnehin fast nur nüchterne Tabellen beinhaltet. Grafischer Höhepunkt des neuen Radsport Managers sind die in 3D-Grafik dargestellten Rennen, die allerdings bisweilen ruckeln und auch nur in Mitteleuropa annähernd ein wirklichkeitsgetreues Bild abliefern. Zu Australien etwa passen die verwaschene Darstellung und die eckigen Bäume wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Die runden Bewegungen der animierten Fahrer, die Ihr aus verschiedenen zoombaren Kameraeinstellungen anschauen könnt, können sich durchaus sehen lassen. Eine Siegerehrung nach dem Rennen entfällt leider ebenso wie Witterungseinflüsse, so dass die Präsentation des Spiels insgesamt etwas schmucklos wirkt.

Renngrafik in 3D

Praktisch - mit dem integrierten MP3-Player lässt sich die gewünschte Musik gleich selbst wählen. Flotte Chillout- und Trance-Stücke sind dem Spiel bereits beigefügt. Wer die oft holpernde Musik lieber abschaltet, wird leider merken, dass in punkto Geräusche Funkstille herrscht, von ein paar jubelnden Zuschauern in den Ortschaften an der Strecke einmal abgesehen. Radsport ist natürlich nicht so laut, aber gleich derart leise?

Wenig Geräusche

Fazit


Freilich, der Radsport Manager 2003-2004 überzeugt nicht vollends, dafür hat Cyanide den Managementteil einfach zu lieblos gestaltet. Managementprofis dürften daher eher enttäuscht sein. Dennoch besitzt die Radrennsimulation genug interessante Aspekte, die vor allem die Radsportfans unter Euch bei der Stange halten werden. Die taktischen Radrennen sind trotz einiger Längen spannend, so dass es einen schließlich doch vom Sitz reißt, wenn der eigene Zögling jubelnd als Erster durchs Ziel radelt. Auch auf längere Sicht weiß das Spiel durchaus zu faszinieren, weil Ihr beim nächsten Rennen natürlich alles viel besser machen wollt. Optisch hätte man hingegen noch weit mehr machen können, wie z.B. Witterungseffekte einfügen. Am meisten Spaß macht es aber, die Tour de France anzuschauen und parallel dazu die jeweilige Etappe nachzuspielen!

Pro

  • <li>viele Rundfahrten und Rennen spielbar</li><li>offizielle Lizenz</li><li>spannende Radrennen</li><li>realistische Vorgaben</li><li>Trainingsmöglichkeiten</li><li>durchdachte Bedienung</li><li>3D-Rennen</li><li>flotte Musik</li><li>Multiplayer-Modus</li>

Kontra

  • <li>liebloser Managerteil</li><li>passive Computergegner</li><li>Zeitfahren langweilig</li><li>immer zu Ende fahren</li><li>ruckelnde Grafik/Sound</li><li>gleichförmige Landschaft</li><li>schmucklose Präsentation</li><li>keine Wettereinflüsse</li><li>kaum Geräusche</li>

Wertung

PC