Evil Dead: A Fistful of Boomstick - Test, Action, PlayStation2, XBox

Evil Dead: A Fistful of Boomstick
16.07.2003, Mathias Oertel

Test: Evil Dead: A Fistful of Boomstick

Obwohl die Evil Dead-Filme von Sam Raimi eigentlich Stoff für gute Spiele-Unterhaltung abgeben würden, blieben bisherige Umsetzungen weit hinter den Erwartungen zurück - man denke nur an den üblen Resident Evil-Klon Evil Dead: Hail to the King. Doch das Team von VIS, das auch schon an State of Emergency gewerkelt hat, haucht dem unfreiwilligen Helden Ash mit Evil Dead: A Fistful of Boomstick (ab 22,00€ bei kaufen) neues Leben ein - das man sogar zum Budget-Preis erwerben kann. Die Frage ist natürlich: Ist das Spiel so billig wie der Preis oder werden Humor und Action der Filme günstig und gut eingefangen? Die Antwort gibt der Test.

Fans der Kino-Filme werden sich sofort wie zu Hause fühlen: der Kaufhausangestellte Ash sitzt nichts ahnend in der Bar und versucht den Feierabend zu genießen. Doch das Böse, das ihn drei Filme hindurch verfolgte, gibt einfach keine Ruhe. Das Necronomicon ex Mortis -das Buch der Toten- hat offensichtlich noch nicht genug Rache an ihm geübt. Denn nicht nur der Barkeeper greift ihn unvermutet an, nachdem er zu einem der so genannten Deadites mutierte - die ganze Stadt wird von den dämonischen Wesen überrannt. Zeit, die Kettensäge und die abgesägte Schrotflinte aus dem Schrank zu holen und den Deadites nahe zu legen, sich eine andere Stadt zu suchen.

Ash: der Held wider Willen

Denn alles, was die Filme zu Kultstreifen gemacht hat, findet sich auch im Spiel: das Necronomicon, Ash, coole Sprüche, unheimliche Dämonen und vor allem Kettensäge und Schrotflinte. Zudem kann die Story, so stereotyp sie auch sein mag, hin und wieder für Spannung sorgen.

Unkompliziert, spaßig, gory

Auch wenn die technische Umsetzung, auf die wir später noch eingehen werden, nur blanker Durchschnitt ist, gehört Evil Dead: A Fistful of Boomstick zu den Film-Umsetzungen, die man getrost als gelungen bezeichnen kann.

Dabei ist das Spielprinzip so einfach wie motivierend: Die Stadt ist voll von Deadites - macht sie fertig! Abwechslung naht in Form levelabhängiger Zusatzaufgaben und kleiner Rätsel, die sich meistens um Schalter oder irgendwelche Schlösser drehen, für die ein passender Schlüssel gefunden werden muss.

Doch ansonsten gilt: Monster metzeln bis der Arzt kommt. Und dazu habt Ihr mehr als genug Gelegenheit. Damit die Monsterhatz, die sich im Übrigen recht angenehm steuern lässt, nicht langweilig wird, habt Ihr im Laufe des Spieles Zugriff auf ein breit gefächertes Waffenarsenal, das natürlich auch die sagenumwobene Kettensäge und diverse Projektilwaffen umfasst.

Da Ihr sowohl eine Nahkampfwaffe wie die Säge als auch ein Gewehr gleichzeitig und vollkommen unabhängig bedienen könnt, findet man während des Spiels auch immer wieder Situationen, die angenehm an den Film erinnern. So etwa, wenn Ash gerade einen vor ihm stehenden Deadite mit der Kettensäge zerlegt, während er lässig ohne zu schauen über die Schulter einen von hinten anstürmenden Gegner abfertigt.

Zusätzlich hat Ash im Laufe des Spiels Zugriff auf verschiedene Zaubersprüche. So könnt Ihr beispielsweise mit einem durch die Reihen ziehenden Blitzschlag zahlreiche Deadites auf einmal ausschalten oder in prekären Situationen in einen Deadite hineinschlüpfen und so die Gegnerschaar quasi von innen heraus ausschalten.

Doch so spaßig das Hack&Slay-Vergnügen auch ist: auch die gut eingebundene Story und die neuen Grafiksets können nicht verheimlichen, dass A Fistful of Boomstick nicht gerade vor spielerischem Tiefgang strotzt. Doch andererseits sind die Filme auch keine intellektuellen Meisterwerke. Und man kommt nicht umhin, auf Grund des Bekanntheitsgrades der Zelluloidwerke und der gut gelungenen Anlehnung an die drei Streifen dem Spiel einen höheren Fun-Faktor zuzusprechen als dem sehr ähnlich gelagerten Hunter - The Reckoning, auch wenn letztgenannter Titel optisch eindrucksvoller war.

Zwar sind die Areale ansprechend groß, doch die Texturen, mit denen die Gebäude tapeziert wurden, sind bis auf wenige Ausnahmen wenig spektakulär. Auch der ständig über der Stadt liegende leichte Grauschleier hilft nicht unbedingt, den Grafik-Gourmet zufrieden zu stellen.

Durchschnittsware grau in grau

So knallbunt das ebenfalls von VIS entwickelte State of Emergency war, so trist wirkt im Vergleich die düstere und teilweise sogar recht magere Umgebung, die Ash in A Fistful of Boomstick durchwandert.

Dafür jedoch schaffen es die Entwickler, zig Gegner gleichzeitig auf den Bildschirm zu bringen, die die Engine nicht einmal dann ins Stocken bringen, wenn Ash sie mit der Kettensäge zerlegt oder mit der Schrotflinte in die Hölle zurück schickt.

Die Animationen der zahlreichen Gegner und der Hauptfigur gehen in Ordnung, kommen aber nicht über Durchschnittswerte hinaus. Einzig die hin und wieder eingesetzten Licht- und sonstigen Spezialeffekte sorgen hin und wieder für optische Freude. Insgesamt bleibt aber eher ein durchwachsener Eindruck, den man jedoch angesichts des Sparpreises gut verdauen kann.

Das große Plus der akustischen Untermalung ist die Mitwirkung von Bruce Campbell, der die zahlreichen Dialogzeilen von Ash eingesprochen hat, wodurch ein hoher Grad von Filmflair ins Spiel kommt. Dass die Schreiberlinge sich nicht gescheut haben, den aus den Filmen typischen Humor einzubringen und Ash teilweise famose Einzeiler als Kommentare gegeben hatten, sorgt ebenfalls für viel Stimmung.

Bruce Campbell spricht

Auch der mit Einschränkungen spannende Musikeinsatz ist hörenswert, krankt aber nach einer gewissen Spielzeit an Abnutzungserscheinungen.

Bei den Soundeffekten hingegen hat die Entwickler offensichtlich die Muse verlassen, denn die sind zum einen mit einem enormen Wiederholungsfaktor versehen und zum anderen nur selten wirklich hörenswert.

Fazit


Nach dem Desaster namens Evil Dead: Hail to the King gibt es endlich ein Spiel, das den Humor, die Action und den Trash-Charakter der Kult-Filme wunderbar einfängt. Vor allem die Mitwirkung von Bruce Campbell hat großen Anteil daran, dass die unkomplizierte Zombie-Action zumindest für Fans das Geld wert sein könnte. Grafisch und akustisch ist A Fistful of Boomstick zwar kein Meisterwerk, bietet aber in beiden Bereichen Kost, deren Durchschnittlichkeit man angesichts des niedrigen Preises verschmerzen kann. Wer eingängige Hack&Slays ohne Schnickschnack zu seinen Favoriten zählt und trotz der opulenteren Grafik von Hunter - The Reckoning enttäuscht war, findet mit Anarcho-Held Ash unterhaltsame Stunden und kurzweilige Unterhaltung.

Pro

  • <li>gelungene Film-Adaption</li><li>unkomplizierte Action</li><li>zahlreiche Waffen</li><li>eingängige Steuerung</li><li>gute Sprachausgabe von Bruce Campbell</li><li>gutes Preis-/Leistungsverhältnis</li><li>Rätselelemente</li>

Kontra

  • <li>grafisch eher schwach</li><li>wenig Abwechslung im Spielverlauf</li><li>durchschnittliche Soundkulisse</li>

Wertung

XBox