Dragon's Lair 3D - Test, Action-Adventure, XBox, GameCube, PC, PlayStation2

Dragon's Lair 3D
07.08.2003, Paul Kautz

Test: Dragon's Lair 3D

Ein Mann, ein Schwert - und natürlich eine entführte Prinzessin. Das sind die Zutaten, die Dragon´s Lair seit genau 20 Jahren am Leben halten. Wie Ritter Dirk in der Neuzeit den Säbel schwingt, und ob man je herausfinden wird, warum Prinzessin Daphne eigentlich verschleppt wurde, erfahrt Ihr aus der ritterlich schimmernden Review.

Ältere PC-Spieler dürften sich problemlos an das Laserdisk-Spiel Dragon´s Lair erinnern: 1983, in Zeitalter von Giganto-Pixeln und Piepstönen steuerte man Ritter Dirk indirekt durch bildschöne und voll animierte Grafiken, und erlebte einen unfairen Bildschirmtod nach dem anderen. Das Spiel brillierte seinerzeit mehr wegen der unglaublichen Optik aus der Meisterhand von Don Bluth (Titan A.E., Feivel der Mauswanderer) und weniger durch ein ausgereiftes Spielprinzip: man gelangte von Bildschirm zu Bildschirm, und musste innerhalb sehr kurzer Zeit den Joystick in die richtige Richtung bewegen bzw. den korrekten Knopf drücken, damit Dirk einer tödlichen Gefahr ausweicht. Ging das in die Hose (und das tat es am laufenden Band), bekam man eine schicke Todesanimation zu Gesicht, und das Spiel war vorbei.

Tausend Mal gestorben..

Heutzutage gilt so etwas zurecht als kaum zumutbarer Anachronismus, weswegen das grundlegende Spielprinzip für Dragon´s Lair 3D generalüberholt wurde. Ihr trabt jetzt in Action-Adventure-Manier durch die Levels, in denen es neben schnellen Reaktionen auch auf Köpfchen ankommt.

Während das Spiel anfangs wie ein »normales« Ich-laufe-durch-die-Levels-und-schlitze-alle-Monster-auf-Abenteuer wirkt, verfällt es schon nach kurzer Zeit in den altbekannten Trott: Ihr geratet in einen Raum, die Tür schließt sich, und Ihr müsst herausfinden, wie Ihr da wieder rauskommt.

Sprungfreudiger Ritter

In jedem der mehr als 250 Abschnitte lauern neue Gefahren, die gleichermaßen graue Masse wie Mausklickfinger beanspruchen: so müsst Ihr entfernte Schalter per Wurfmaschine bedienen, eine scheinbar unüberwindliche Flammenmauer passieren und die unvermeidlichen Hebelspielereien bewältigen. Natürlich kommen auch die Sprungeinlagen nicht zu kurz; die gewinnen im Laufe des Spiels deutlich an Härte, und erfordern teilweise pixelperfektes Sprungtiming. Das bedeutet natürlich auch, dass so was oft daneben geht, und Ihr zusehen dürft wie Dirk verkohlt, ertrinkt, zerquetscht oder zerhackstückt wird - nach einer witzigen Animation werdet Ihr fairerweise jedoch kurz vor den Todespunkt versetzt, um das Problem erneut anzugehen. Netterweise dürft Ihr fast jederzeit speichern, lediglich an bestimmten Stellen verbietet das Programm den Griff zur Quicksave-Taste, außerdem verfügt Ihr über unendlich viele Leben.

Neben all den Puzzles und Hüpfereien erwarten Euch vielerlei Kämpfe: Ihr schwingt Euer Schwert bzw. verschießt Eure Pfeile gegen kleine und große Monster, Bücher, gemeingefährliche Tische, kampfstarke Axtschwinger und vielerlei Endgegner. Diese Mega-Ritter und Giganto-Fledermäuse erfordern spezielle Kampftaktiken, hinterlassen nach ihrem Ableben aber auch so genannte Drachen-Essenzen. Mit diesen kann Dirk besser kämpfen oder kurz fliegen, und damit sein hartes Ritter-Dasein ein wenig erleichtern. Allerdings wird zum Einsatz der Essenzen Mana benötigt, welches sich genau wie Lebensenergie in kleinen Containern aufsammeln lässt.

Grafisch war das Ur-Dragon´s Lair seiner Zeit weit voraus, heute sind die Spieler natürlich nicht mehr so leicht zu beeindrucken. Dennoch hinterlässt die Optik einen guten bis sehr guten Eindruck: die einfallsreich gestalteten Feinde sind klasse animiert, Dirk selbst bewegt sich butterweich durch die farbenfrohen, im Comic-Stil designten Szenarien - man merkt sehr deutlich, dass Don Bluth ein Profi ist. Nette Lichteffekte und witzige Rendervideos verstärken den guten Eindruck, der lediglich durch gelegentliche Grafikfehler und etwas leere Umgebungen geschmälert wird.

Cartoon-Optik

Auch in Sachen Akustik haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen: der orchestrale Soundtrack wummert grandios, die englische Sprachausgabe (mit mäßigen deutschen Untertiteln) erinnert an Cartoons. Und zu guter Letzt passen die Soundeffekte wie der Helm auf den Ritterskopf: klirrende Schwerter, schnarrende Feinde, zischende Flammen - alles harmoniert wunderbar mit dem Spiel.Schwert-Krämpfe

Die Steuerung ist auf Tastatur und Maus ausgelegt, und funktioniert problemlos: Ihr habt allerlei Schlagmöglichkeiten inklusive Drachenessenz-Spezialattacken, könnt Gegner blocken oder aus dem Sprung heraus angreifen. Darüber hinaus dürft Ihr Euch auch auf Feinde ausrichten und an Ketten oder Seilen herumturnen.

Die präzise Steuerung wisst Ihr besonders in den Momentan zu schätzen, in denen plötzlich der Boden unter Euch zusammenzubrechen beginnt, Euch die Decke entgegenkommt oder ein Bücherregal auf Euch zu kippen droht. Allerdings müsst Ihr beispielsweise um Leitern oder Seile erklimmen zu können Euer Schwert wegstecken. Das kann Euch am Zielort in Verlegenheit bringen, wenn es dort vor Feinden wimmelt und Ihr eine Sekunde benötigt, um den kalten Stahl wieder zu ziehen. Gelegentlich müsst Ihr auch Gegenstände transportieren, dürft währenddessen aber nicht kämpfen - dazu muss der Gegenstand abgelegt und das Schwert gezogen werden, was etwas umständlich ist.

Fazit

Dragon´s Lair 3D ist unerwartet gut - wer hier ein aufpoliertes Revival der ollen Laserautomaten-Drückspielchen erwartet, liegt vollkommen falsch. Hier habt Ihr ein herausforderndes Action-Adventure, das sowohl nach grauer Masse als auch schnellen Reflexen verlangt. Eine schöne, und eine Zeit lang auch sehr spaßige Mischung, bis dann die Hüpfeinlagen reichlich haarsträubend und die Gegner immer unfairer werden. Ab da erinnert das Spiel doch wieder an den spaßfreien Urvater - wer jedoch die Zähne lang genug zusammenbeißen kann, bekommt mit Dragon´s Lair 3D einen anspruchsvollen Geschicklichkeitstest. Alle anderen erhalten eine coole Grafik- und Sounddemo, die allerdings nicht mehr den Wow!-Effekt früherer Jahre vermitteln kann.

Pro

  • <LI>sehr gute Comic-Atmosphäre<LI>exzellente Animationen<LI>kreativ gestaltete Gegner<LI>anspruchsvolle Sprungeinlagen<LI>intelligente Puzzles<LI>einfache Steuerung<LI>tolle Musik<LI>witzige (englische) Sprachausgabe</LI>

Kontra

  • <LI>teilweise haarsträubend schwer<LI>tausend Tode zu sterben<LI>leere Umgebungen<LI>viele extrem zeitkritische Aufgaben<LI>fiese Gegner<LI>auf Dauer abwechslungsarm<LI>umständliche Schwertaktionen</LI>

Wertung

PC

Wer ist der wahre Geschicklichkeitsexperte? In Dragon`s Lair 3D sind schnelle Reflexe gefragt!